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Der erste Text am 8.11. 2005 um 16:35:33 Uhr schrieb
no über Systemadministrator
Der neuste Text am 24.4. 2024 um 13:06:07 Uhr schrieb
Christine über Systemadministrator
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(insgesamt: 3)

am 24.4. 2024 um 13:06:07 Uhr schrieb
Christine über Systemadministrator

am 18.6. 2008 um 15:41:09 Uhr schrieb
DaDa über Systemadministrator

am 24.4. 2024 um 13:05:40 Uhr schrieb
Christine über Systemadministrator

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Systemadministrator«

no schrieb am 8.11. 2005 um 16:35:33 Uhr zu

Systemadministrator

Bewertung: 3 Punkt(e)

Die grinsende Büroklammer war verschwunden, der morgendliche Traffic verursachte mal wieder einen herrlichen Feinstaubfänger auf den Strassen in der Metropolregion Hamburg und ich machte mir mit Bill Gates zusammen Sorgen um das deutsche Schulsystem.
So konnte es nicht weiter gehen. Schnell kramte ich ein Nikotinpflaster heraus und klebte es mir auf die Nase, es sollten ruhig alle wissen, dass Rauchen an den niedersächsischen Schulen nun genauso verpönt war wie damals, die von Bismarck eingeführte Pflicht, diese Erziehungsanstalt zu besuchen. My english was bad, so I don´t really have a chance to immigrate to the great melting-pot of NY. Sinning without a chance and no bachelor. Was konnte meine miserable Situation verbessern? Ich fand nicht mal das richtige Apostroph auf meiner 1999er Tastatur, Windows 2000 wollte ich nicht fragen, das Einsteinjahr bereitete mit katastrophale Kopfscherzen.
Selbstverliebt und mitleidig benutze ich die automatische Fehlerkorrektur, was sofort per neuster Arbeitsschutzverordnung anonymisiert an den Zentralcomputer weitergegeben wurde. Mein Mobile war deaktiviert, sollte ich sie anrufen?
Bis zur großen Lunchbreak in der ich vorhatte mich herzlich zu übergeben war noch reichlich Zeit und mein Schulleiter war schon nervös genug. Also erläuterte ich weiter anhand von bildhaften Bleistiften, warum Graphit doch leitfähig war und sie höchstens eine Weichmachervergiftung vom Lutschen ihrer Griffel bekämen würden.
Es wurde mir kategorisch zuviel, sollten sie denken was sie wollten, ich musste sie anrufen, schob die erste Werbeunterbrechung ein und ging unter dem Vorwand eine Sicherheitslücke in der anonymisierten Fehlerkorrektur gefunden zu haben aus dem Klassenzimmer, die Videokamera im Blick, was dem Schulsicherheitsdienst erhöhte Wachsamkeit signalisieren sollte. Mein Arbeitszeitkonto schien mir diese Aktion übel zu nehmen und stieß auf, 15wurden mir abgezogen. Das war es wert.
Händeringend versuchte ich eine Division durch null durchzuführen, aber es klappte nicht, die Integrale waren einfach zu geschickt verschachtelt. Also ging ich zum Systemadministrator, um mir meinen Kummer von der Seele zu brechen.
Er empfahl mir es mit einem Beruhigungsmittel und einer kalten Dusche zu probieren.
Die Dusche musste warten, die Tablette spülte ich an der Saftbar hinunter und ging erleichtert, aber als hellwacher Koffeinjunkie zurück in die nun nur noch spärlich besetzte Klasse. Meine Magensäure verursachte ein leichtes Kribbeln in der Nase und ich musste Niesen.
Der Beamer lief warm und ich holte einen der noch anwesenden in den Chat, die Ausrede war plausibel und die Überwachungskameras bestätigten seine Vermutung: Mangelnde Disziplin beim Lehrkörper hatte zu Unterrichtsausfall geführt. Meine Vergütung fiel auf null, da hatten wir den Salat, so konnte ich sie nicht schick ausführen und war verdammt nun doch noch lehrreich zu sein. Also ging es weiter mit Silikaten in Babywindeln, was mir zumindest die Aufmerksamkeit der Damen einbrachte, ich musste strukturierter werden, wenn ich doch noch ein paar €-Cent verdienen wollte.
»Kann mal bitte jemand die Schulschwänzer anrufen?«, fragte ich etwas irritiert in den halbleeren Saal.
Keine fünf Minuten später waren alle wieder da, bis auf zwei, ein Männchen und ein Weibchen: »Scheißedachte ich bei mir und hoffte keine Disziplinarstrafe zu bekommen.
»Weiß einer wo die hingegangen sind?« »Ein Eisessen.«, war die demotivierende Antwort. Da hatten wir den zweiten Salat, die Magensäure stieg mir zu Kopf und ich zog das Tempo an, Desoxyribonukleinsäure-Bausteine und ihre Rekombination durch Radikale stand nun auf der Projektionsfläche, ein Stöhnen ging durch den Saal und mein Albtraum wurde plastischer. Also änderte ich die Projektion und ging zur Vulkanisierung von Kautschuk über, die Gesichter wurden freundlicher und mein Lehrgeld hüpfte auf stattliche 30€.

Lunchbreak
Nachdem ich mir den Zyklus von Annika, so hieß die Schulschwänzerin, von Veronika hatte schildern lassen ging ich in den Ruheraum, loggte mich bei ihrem Hausarzt unter dem Pseudonym »Aphrodite« in die Krankenakte ein und erfuhr, dass Veronika nicht gelogen hatte.
Nun noch schnell die Kranken-Akte von Johannes finden, unter »Dalmatiner« wurde ich fündig: Solides Gebiss, Jugend-Akne(das sah ein Blinder), leichte Neurodermitis, keine bekannten ansteckenden Krankheiten. Meiner Aufsichtspflicht war genüge getan und die nächste Stunde konnte beginnen, ich war nur Beisitzer, was einem Chat mit meinem Wochenendflirt sicher behilflich sein konnte. Das Thema war die herannahende Klassenfahrt, eine sogenannte »Verfügungsstunde«, ich klappte also den Laptop zu, deaktivierte die W-Lan-Karte und widmete meine Aufmerksamkeit den Planungen.
Eine Auslandsreise sollte werden, also ging es nun darum herauszubekommen wer VISA-pflichtig war und wer Zuschüsse der Elternschaft bedurfte, sensible Themen also. Ersteres war schnell geklärt, zweiteres würde ein informelles Gespräch mit der Kantinendatei ergeben, natürlich inoffiziell. Die Schüler wurden in ihre »wohl« verdiente verlängerte Lunchbreak entlassen, aber angewiesen auf den Gängen leise zu sein und das Schulgelände nur in 3er-Gruppen zu verlassen.
Ein kurzes Tête-à-Tête mit dem Klassenlehrer und auch ich durfte gehen. Endlich konnte ich für mich eine Lanze brechen und mich auf der geräumigen Lehrertoilette übergeben.
Im Krankenzimmer wurde mir schwummerig und ich beschloss ein kurzes Nickerchen zu machen...

Einschlafphase
Mein Puls raste, mein Blutdruck sank zu meiner Verunsicherung und das Herz begann hektisch zu pumpen, normale Anzeichen einer erhöhten Adrenalinausschüttung? Ich wollte doch Schlafen...
Nach kurzer Zeit bemerkte ich das Nikotinpflaster auf meiner Nase, zog es ab, knüllte es zusammen und warf es im hohen Bogen in den bereitstehenden Brechkübel. Ein 3-Punkte-Wurf wenn ich meinen Zustand in die Highscore mit einbezog.

Alptraumphase I
Auf Phoenix flimmert mal wieder ein Report über den Colgategipfel. Die Bombe am Strassenrand hat leichtes Spiel, sie zerfetzt mich auf dem Krankenbett.
Als ich wieder zu mir komme liege ich zwischen Nixon und Hannelore Kohl im Bauch eines Ufos, die »Beasty Boys« spielen -EGG RAID ON MOJO die mit rüsselartigen Gebilden versehenen Außerirdischen fangen an Pogo zu tanzen, stoßen meinen fest im Boden verankerten Seziertisch um und als -FIGHT FOR YOUR RIGHT TO PARTY im auf dem Bordmonitor mit ein Paar Marionetten verbildlicht wird bekomme ich einen heftigen Stoß in die Magengegend.

Erwischt
Als ich die Augen aufschlage liegt auf meinem Bauch ein dicker Ordner. Meine linke und rechte Hirnhälfte kommen wieder zu Besinnung und blinzeln in das Neonlicht. Ruckartig schnellt mein Oberkörper auf und erkennt den Systemadministrator der Schule. »Die Kantinendateiausdrucke«, murmelt er. Ich nicke und räuspere mich: »Was soll ich jetzt damit?« »Sehen sie es sich an«, brüllt er und knallt die Tür hinter sich zu.
Meine Beine berühren wackelig den Boden, der Wasserhahn spendet mir erst kühles Nass für das Gesicht, dann für die Kehle.



Baumhaus schrieb am 11.10. 2009 um 20:27:55 Uhr zu

Systemadministrator

Bewertung: 1 Punkt(e)

Der Systemadministrator ist die stille Kraft, die den Laden mehr oder minder verzweifelt versucht am Laufen zu halten. Verzweifelt nicht wegen der Technik - die kennt er wie seine Westentasche - sondern ob der immerklagenden User, die zum zweihundertvierundachzigsten Mal nicht raffen, daß sie keine Mails mehr empfangen können, wenn das Postfach voll ist. Der Systemadministrator ist Enthusiast, sonst würde er seinen Job nicht aushalten. Er macht freiwillig unbezahlte Überstunden, läßt sich auch Samstag Nacht von Außendienstlern anrufen, wenn deren Internetverbindung im Hotel natürlich nicht funktioniert, weil es kein WLAN gibt. Der Systemadministrator ist die Ruhe selbst, das ist Voraussetzung. Würde er sich über Dinge aufregen, die jeden normalen Menschen zur Weißglut treiben, hätte er den ersten Herzinfarkt schon wenige Monate nach seiner Einstellung. Der Systemadministrator ist flott mit Maus und Tastatur, er reiht Supportanfragen im Kopf nach flexiblen Prioritäten und switcht Kontexte besser als jeder Prozess-Scheduler von Microsoft. Der Systemadministrator ist einfühlsam. Er weiß selbstverständlich, daß das Problem von Frau N. aus der Buchhaltung das aller-aller-aller wichtigste überhaupt ist und daß Frau N. überhaupt nicht mehr weiterkommt, wenn er ihr nicht sofort zu Hilfe eilt. Wenn der Systemadministrator nichts zutun hat, verkriecht er sich in den Serverraum, experimentiert mit virtuellen Maschinen, wechselt die Bandsicherungsmagazine, erfasst die Portbelegung der Switche oder versucht irgend eine zwanzig Jahre alte Unix-Workstation wieder zum Leben zu erwecken, auf der angeblich noch »sehr wichtige Daten« sind.

Manchmal, manchmal sitzt der Systemadministrator dann im klimatisierten, fensterlosen Zimmer und starrt hinauf zur Decke, wo Rauch- und Bewegungsmelder still vor sich hin blinken. Dann überhört er für ein paar Augenblicke das Rauschen der Maschinen und denkt an die kleine Windsbraut.

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