Selbstwertgefühl

Komm zu Oma Dorothee und lass dir dein Selbstwertgefühl blasten! Zieh dir die Schlappen ab, weil sie den Teppich frisch gesaugt hat und man mit alten Ladies sowas nicht machen kann, und lass dir eine heiße Milch mit Honig mit anständig Whisky drin einschenken. Oma macht das gern für dich. Schütt ihr dein armes Herzlein aus, denn Oma hat dich lieb. Außerdem ist sie schwerhörig. Nach der dritten Honigmilch wird die Milch im Whisky immer weniger, und Honig war sowieso immer was für Sitzpinkler und noch schlimmere Mimosen. Und dir wird das Herze leicht und der Schädel schwer. Macht aber nix. Verabschiede dich von Oma, bevor du besoffen bist, schnapp dir deine Schlappen und geh barfuß auf die Straße. Das rockt nämlich wie Sau. Barfußlaufen ist schiere Reflexzonenmassage, macht also von Natur aus euphorisch, und jetzt traust du dich endlich. Ja, Omas Honigmilch mit Whisky drin wirkt Wunder. Nur schade, dass es immer noch Tag ist. Tageslicht ist der Feind angeknabberter Sauftouren. Und ein halber Rausch ist bekanntlich rausgeschmissenes Geld. Darum verlauf dich in eine möglichst finstere Kneipe, du kennst sie ja alle, und vielleicht hat dir Oma einen Tip aus ihrer Jugend mitgegeben. Ist nicht gesund, so viel Tageslicht, wenn du gerade so schön angestochen bist. Nur der erste Blick auf deine Füße tut ein bisschen weh, weil unbedarfte Nachmittagsgäste, die schlimmstenfalls Cappuccino gewohnt sind, sich nie an Leute mit geblstetem Selbstwertgefühl gewöhnen werden. Wenn sie aber sehen, dass es dir ansonsten, bis eben auf die Schlappen, die dir auf halb acht von den Fingern baumeln, ganz danke geht, beruhigen sie sich schon, bevor sie überhaupt aufgemüpft haben. Vorsicht mit den Zehen: Es hat sich schon mehr als ein früher Gast, der von seiner Oma verwöhnt wurde, im Gestänge eines Barhockers verhakt. Das gibt kein schönes Bild am sonnigen Nachmittag. Die Bedienung wischt mit einem speckigen Spüllumpen ebensolche Gläser aus. »Eine heiße Milch mit Honig!« lallst du sie so freundlich wie möglich an. »Mit Whisky?« lächelt sie engelgleich. Dann ist der Tag gerettet. Und dein malträtiertes Selbstwertgefühl sowieso. Es lebe Oma Dorothee! Und die Bedienung, die weiß, dass man für Honigmilch mindestens Jack Daniels zu verwenden hat.

Es scheint immer das Gleiche zu sein: als Kind lernt man, daß man etwas dafür tun muß geliebt
zu werden. Man tut es und entfernt sich dadurch vom eigenen Herzen; und irgendwie
spürt man: Hier stimmt etwas nicht! Aber anstatt zu seinem Herzen zurückzukehren,
folgt man der Bedürftigkeit und tut noch mehr dafür geliebt zu werden. Und das Gefühl
der Unstimmigkeit wächst je mehr man sich anstrengt. Und das einzige was man zu tun
weiss, ist sich noch mehr anzustrengen........ und tief, tief in uns wächst die Überzeugung,
daß egal was wir tun, wir es nie schaffen werden, zu genügen, geliebt zu werden.

ein Wort, das es gar nicht gibt und das auch keinen Sinn macht.
Es gibt selbstvertrauen - ok
Was aber ist ein Selbstwert? Gibt es objektive Maßstäbe, mich selbst zu bewerten? Wenn ja, dann weiß ich es und hab nicht nur ein Gefühl.
Also, absoluter Kokolores - ein Scheiß-Modewort, das nicht einmal von der Beschreibung her stimmt.

Welchen Wert misst du dir denn zu? Es gibt die Aufgeblähten und die Tiefstapler. Ich neige dazu, auf die Aufgeblähten hereinzufallen. Hochstaper schmücken gerne ihre vermeintlichen Heldentaten aus, bis sich ihr Gegenüber unzulänglich und lebensuntauglich vorkommt: das Maß der Rückenkrümmung multipliziert mit dem Quadrat der Gesichtslänge ist direkt proportional zum gefühlten Selbstwert des Hochstaplers. Wenn er so toll ist, warum rettet er denn nicht die Welt?

Bei den Tiefstaplern ist auch alles Masche: ich kann nix, ich bin nix, bitte bedauere mich! Das Maß an Aufmerksamkeit, das er erheischt, entspricht seinem gefühlten Selbstwert.

Ich möchte nicht mehr jedem zuhören, nur, weil es die Höflichkeit gebietet.

SICH SELBST SO VIEL WERT ZU SEIN WIE ANDERE UND DEREN BELANGE EINEM WICHTIG SIND.so dass niemand zu kurz kommt.