Schweinezüchter
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Kein Sommerloch in der Sauenhaltung!
Vorbeugende Tipps bei Fruchtbarkeitsproblemen im Schweinestall.
Die Wirtschaftlichkeit der Sauenhaltung leidet, wenn im Sommer und Frühherbst, etwa von Juni bis September, die Fruchtbarkeitsleistung der Sauen und Deckeber spürbar nachlässt und im Anschluss daran weniger Ferkel als üblich geboren werden. Mit einigen Maßnahmen können Sauenhalter diesem Problem effektiv vorbeugen.
1. Vermeidung zu großer Hitze!
Zum Aufheizen der Stallungen und anschließendem Hitzestress bei den Tieren können schon Außenlufttemperaturen über 20°C führen. Die Spermabildung (Volumen und Gesamtzahl) bei den Ebern wird gestört, Sauen und ganz besonders Jungsauen reagieren mit allgemeiner Mattigkeit. Sie nehmen weniger Futter auf und zehren von ihrer Körpersubstanz. Das wird besonders kritisch im besamungsnahen Zeitraum, in den ersten Wochen nach dem Belegen während der Einnistung der Früchte in die Gebärmutterschleimhaut) und in der zweiten Hälfte der Säugezeit. Der Brunsteintritt verzögert sich, Konzeptionschance und Wurfgröße sinken und das allgemeine Infektionsrisiko steigt. Wenn die Sauen versuchen, sich selbst Abkühlung zu verschaffen, indem sie ihre Liegeflächen mit Tränkwasser bespritzen, sollte der Sauenhalter sollte alarmiert sein und spätestens dann für eine Senkung der Stalltemperatur sorgen. Dazu tragen oft relativ einfache Maßnahmen bei:
— Schatten spendende Anpflanzungen in der Umgebung des Stallgebäudes,
— Abdunkeln der Fensterfronten mit dunkler Folie, die die direkte Sonneneinstrahlung in den Stall verhindert,
— eine zumindest teilweise Überdachung des Außenauslaufs zur Verringerung der Sonnenbrandgefahr,
— Befeuchtung des Stallganges im Inneren des Stalles (optimale Luftfeuchte 60 – 80 %),
— der Einbau von Sommertüren im Stall,
— Lüften in der zweiten Nachthälfte,
— höhere Luftgeschwindigkeiten, die das „Temperaturempfinden“ der Sauen, für die bei 0,4 bis 0,5 m/s Luftgeschwindigkeit auch 26°C noch angenehm sind, verbessern. (Dies gilt freilich nur im Sommer, im Winter besteht bei Werte von mehr als 0,2 m/s für die Ferkel Infektionsgefahr.)
2. Vermehrte Zufuhr von Licht!
Erwiesenermaßen beeinflussen Lichtintensität und Lichtdauer ebenfalls das Fortpflanzungsverhalten der Schweine, weil bei abnehmender Tageslichtlänge ohne künstliche Lichtzufuhr weniger fruchtbarkeitsfördernde Hormone gebildet werden. Zu dunkle Deck- und Besamungsställe sind hier besonders problematisch. Bewährt haben sich über den Sauen angebrachte Lichtbänder, mit denen in Augenhöhe der Tiere mindestens 100 Lux, besser 200 bis 300 Lux an Lichtintensität erreicht werden. Eine Lichtdauer von 8 bis 10 Stunden versetzt die Sauen dann in eine regelrechte „Paarungslaune“.
3. Einwandfreie Hygiene
Gerade in den problematischen Sommer- und Frühherbstmonaten sind eine gute Stallhygiene, ein straffes Impfmanagement und eine sichere Parasitenbekämpfung von großer Bedeutung. Bei einem strikten Rein – Raus – Verfahren in den Abferkelställen lässt sich gründlich reinigen und desinfizieren. Bevor das Abferkelabteil neu belegt wird, sollten die hochtragenden Sauen gründlich gewaschen bzw. geduscht werden, damit diese die Keime aus dem Wartestall nicht mit in den Abferkelbereich bringen. Neugeborene Ferkel brauchen für einen optimalen Start eine möglichst saubere Geburtsumgebung.
4. Optimale Fütterung
Darüber hinaus sind Fruchtbarkeitsprobleme häufig auf nicht einwandfreies Futter oder eine falsche Fütterung zurückzuführen. Im Sommer ist zunächst der deutlich höhere Flüssigkeitsbedarf säugender Sauen zu beachten: 35 l Wasser je Sau und Tag sind hier normal (mindestens 15 l plus 1,5 l je Saugferkel). Tragende Tiere benötigen 10 bis 15 l/Tag. Die Durchflussrate bei Selbsttränken sollte zwischen 2 und 4 l / Minute liegen.
Viel Ärger und medizinische Behandlungskosten lassen sich zudem vermeiden, wenn der Ferkelerzeuger insbesondere im Sommer darauf achtet, ob seine Sauen genügend und normal Harn absetzen.
An heißen Tagen verringert sich insbesondere bei säugenden Sauen die tägliche Futteraufnahme. Als Faustzahl gilt, dass mit jedem Temperaturgrad über 25°C der tägliche Verzehr der Tiere um rund 100 g abnimmt. Darunter leidet natürlich die bedarfsgerechte Versorgung. Der Landwirt kann hier jedoch mit einigen „Kunstgriffen“ reagieren:
— Um den Stoffwechsel der Tiere nicht unnötig zu belasten, sollte eine „leichtere“ Ration zusammengestellt werden, die nicht mehr als 16 % Rohprotein enthält. Das Futter sollte rund 4 % Rohfaser, nicht mehr als 8 g Calcium (Ca) und maximal 20.000 Internationale Einheiten (I.E.) Vitamin A/kg enthalten. Darüber hinaus kann das Futter mit organischen Säuren angesäuert werden, um einen pH-Wert zwischen 4,5 und 5 zu erhalten.
— Geschmacksbeeinträchtigende Futterbestandteile wie Ackerbohnen, Erbsen oder Rapsextraktionsschrot sollten in dieser Phase vermieden werden.
— Außerdem hat es sich bewährt, die Fütterungszeiten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden zu verlegen.
5. Rauscheförderung durch Eberkontakt
Die Hormontätigkeit der Sauen wird angeregt und gefördert durch gezielten Eberkontakt zur vorherigen Stimulation und während der Besamung. Auf diesen Helfer sollte der Landwirt auf keinen Fall verzichten. Im Rahmen des Belegungsmanagements hat es sich als vorteilhaft erwiesen, den Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Besamungen in der gleichen Brunst auf höchstens 16 Stunden bei Jung- und 18 Stunden bei Altsauen zu bemessen. Für eine erfolgreiche Gruppenbesamung ohne Stress stehen verschiedene Besamungshilfen wie Besamungsgurte, -säcke oder –bügel zur Verfügung, welche die Sauen zudem intensiv stimulieren. Bei sehr niedrigen oder hohen Stalltemperaturen (über 30°C) verschlechtert sich die Befruchtungsfähigkeit von Deckebern innerhalb kurzer Zeit. Gerade im Deckzentrum sollten zu hohe Temperaturen deshalb vermieden werden. Wer seine Sauen im Natursprung belegt, sollte außerdem darauf achten, die Eber in der heißen Jahreszeit nicht zu überlasten. Ein wohldosierter Einsatz der Tiere bringt erfahrungsgemäß größere Würfe als ein Eber im Dauereinsatz.
Sofern möglich, sollte man den Sauen nach dem Absetzen Bewegung an frischer Luft auf einem befestigten, schattigen Auslauf anbieten. Die Erfahrung zeigt, dass dies eine schnelle und intensive Rausche fördert. Auch ein Temperaturunterschied von etwa 2°C zwischen Abferkelstall und Deckzentrum fördert die Rausche. Um die Hormontätigkeit der Sauen anzuregen, hat sich ein wiederholter Eberkontakt „von Schnauze zu Schnauze“ bewährt. Problembetriebe sollten zudem gemeinsam mit ihrem Tierarzt überprüfen, ob und wo der Einsatz zyklusunterstützender Hormonpräparate Sinn machen. Allerdings gilt es zunächst die übrigen Ursachen für die Fruchtbarkeitsprobleme zu ermitteln und zu beseitigen
Fazit:
Der Sommerstress in der Ferkelerzeugung hat viele Ursachen, die selten für sich allein wirken. Problemfelder sind Hitze, Tageslichtlänge und –intensität, Hygieneprobleme, Fütterungsmängel, Futter- und Nährstoffdefizite sowie Veränderungen bzw. Fehler im Besamungsmanagement. Für jedes Problemfeld gibt es Lösungen, die sich in der Praxis bewährt haben, so dass sich jahreszeitliche Schwankungen in der Fruchtbarkeitsleistung ausgleichen lassen. Allerdings gilt es, die einzelbetrieblichen Ursachen zu erkennen und tatsächlich etwas dagegen zu tun – sonst kann es zu empfindlichen Leistungseinbußen kommen.
Stress und Stimulanz
Wichtig ist es, in den problematischen heißen Sommermonaten mögliche Stressfaktoren der Tiere zu minimieren und ihre Fruchtbarkeit zu fördern. Hierzu gibt es einige Praxistipps:
— Unabwendbarer Stress, zum Beispiel durch notwendiges Umstallen und Zusammenstellen neuer Sauengruppen, Impfungen oder das Absetzen der Ferkel lässt sich verringern, wenn diese Arbeiten in den kühleren Tageszeiten vorgenommen werden.
— Bei Erstlingssauen und stärker abgesäugten Tieren kann es hilfreich sein, die Sauen eine Woche vor dem regulären Absetztermin zu entlasten, indem einige Ferkel vorzeitig abgesetzt werden. Allerdings müssen bis zum Ende der Säugezeit mindestens acht Ferkel an der Sau verbleiben, um den Hormonhaushalt der Tiere nicht durcheinander zu bringen.
— Wenn es sich im Betrieb einrichten lässt, ist es von Vorteil, die Besamungen auf kühlere Tageszeiten zu verlagern. Damit trotz höherer Umrauschquoten stets komplette Sauengruppen zur Verfügung stehen, sind von Juni bis September Zusatzbelegungen von Jungsauen in der Größenordnung von 10 – 15 % erforderlich.