Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Schlaganfall«
mcnep schrieb am 27.5. 2003 um 20:59:58 Uhr zu
Bewertung: 17 Punkt(e)
Seinen ersten Schlaganfall hatte Vater noch ganz gut überstanden. Nachdem die Taubheit im Körper abgeklungen war, blieb ihm nur ein irgendwie verqueres Sehen, daß ich, der ich nicht durch seine Augen schauen konnte, mir immer als vierdimensional vorgestellte habe. Vielleicht kann ablaufende Zeit auch räumlich sichtbar werden. Traurig der Anblick, als er deshalb seinen Führerschein abgeben mußte, und ich ihn zum Straßenverkehrsamt fuhr: als ich ihn abholte, war er fast ein wenig grau, die verlorene Freiheit seiner Sonntagnachmittage drückte seine Schultern nach unten. Der zweite Schlaganfall kam unbemerkt in all dem Chaos des Herzinfarktes, und als sie ihn nach vier Tagen des Komas endlich röntgen konnten, war das halbe Hirn ein schwarzer Fleck. Und dann: eine Maschine nach der anderen ausgeschaltet, nur Wasser träufelte bis zuletzt, Anfang und Ende allen Lebens. Komischer Zufall, daß ausgerechnet ich allein mit ihm war, als er in die Nulllinie tauchte. Früher wollte er so oft was mit mir unternehmen, aber ich ließ ihn alleine losziehen. Diesmal bin ich wenigstens mit zur Tür gegangen, um ihm nachzuwinken.
Zabuda schrieb am 27.5. 2003 um 20:16:04 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
In jüngeren Jahren,ich weiß es noch genau,überfielen meine beste Freundin und ich einem Schlaganfall von eingebildeter Vorstadt/Krisenzentrum-Gewaltbereitschaft einen Drahtkorb-Mülleimer auf dem (kinderleeren,wohlgemerkt)Spielplatz ihres Heimatdorfes.Oh,welch ein Rausch,welch flirrende Gemeinschaftsveranstaltung vom sonst so ungenutzten Adrenalin,von den altersbedingten Stauhormonen,von der Wut,die wir damals hatten,wenn wir darüber nachdachten,wieviel uns damals versagt wurde und was man nicht alles begönne,wenn man erst achtzehn wäre...wir haben ihn geschlagen,getreten und wünschten uns nichts sehnlicher,als den stilechten Ghetto-Baseballschläger und ein paar Leute(gutangezogene Großstädter männlichen Geschlechts,ohne Pickel,aber mit ungehöriger Coolness und natürlich künstlerischer Ambition,die sich im perfekten Graffiti zu unseren Ehren zeigen würde),die nach Beendigung des Drahtrausches aus dem Gebüsch oder über das hinter den Büschen gelegene Kartoffelfeld gestürmt kämen,um uns zu unserer für´s Landleben ja so ungewöhnlichen Explosivität und Ausdruckskraft und Angepisstheit zu beglückwünschen.Mehr wollten wir ja gar nicht.Dann fing es an zu regnen und der Dialog war wortgetreu(es scheint mir wie gestern):»Mir tun die Füße weh«-»Ja,mir auch«.Dann gingen wir peinlichberührt noch Zigaretten kaufen und dann zu meiner besten Freundin nach Hause.Ich glaube, wir lasen dann bis Abends Calvin und Hobbes und die Familienzeitschriften ihrer Eltern.
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