Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Pflichtverletzung«
Stöbers Greif schrieb am 31.1. 2000 um 14:08:42 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
(Ebenso unermüdlich wie unverdrossen um die Gunst des Küchenpersonals bemüht, bringe ich ihm von meiner Mittagspause folgende Lesefrucht mit:)
Aus dem »Vorwärts« vom 27. April 1923:
Die Geschichte vom edlen Gendarmen
In der »Salzburger Zeitung« las ich eine Geschichte, so wunderbar, daß sie nur das Leben erfunden haben kann.
Es ging ein Gendarmeriewachtmeister über Land, ein »Postenführer«, und kam an einem kleinen See vorbei. Ein fünfjähriges Mädchen stand am Ufer und weinte, weil ihr Papierschifflein so weit hinausgeschwommen war.
Da beging der Gendarmeriewachtmeister eine Pflichtverletzung, indem er seinen Dienstweg unterbrach, seine Rüstung ablegte und ins Wasser sprang, um dem Mädchen sein Papierschifflein zu holen.
Ein gütiger Herrgott, dem es furchtbar fatal war, daß in dieser Welt ein Edelmensch Gendarmeriewachtmeister sein mußte, des kargen Brotes wegen, blies ein bißchen in die Wellen, strudelte sie durcheinander, und der Gendarm ertrank, das Papierschifflein in der Hand. Man konnte ihn nicht mehr retten.
Ich kann mir schon denken, daß an jenem Tage ein Wanderer vielleicht beraubt wurde, weil der Weg unbewacht blieb. Aber was bedeutet ein Überfall gegen die Heldentat des Gendarmen?
Er ertrank nicht wegen eines Überseedampfers, nicht einmal eines Menschenlebens wegen. Sondern wegen eines kleinen Schiffleins aus Papier, dem ein kleines Mädchen nachweinte.
Was ist ein Held, der hunderttausend »Feinde« ertränkt, gegen diesen Wachtmeister?
Seine Seele schwamm ins Paradies auf einem wunderbaren Wolkenschiff, ganz aus Weiß und Gold und Nichts. Ja, solche Gendarmeriewachtmeister gibt es. Aber sie ertrinken gewöhnlich.
(Joseph Roth)
biggi schrieb am 29.1. 2001 um 21:35:23 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
hast du schon mal die auferstehung des herrn verpennt? ostern kommt ja alle jahre wieder, aber er wohl nicht mehr. in manchen nächten hast du so eine dumpfe ahnung, gehüllt in lilablaues licht. frierst, bleibst allein, läßt den andern allein und weißt es nicht. ahnst es bloß. Soor-gen. weiß gott, häng bloß nich zu lang an einem einzelnen, dir wächst sonst ein pilz. so ein pilz ist manchmal schwer zu überhören. besonders nachts. dann schreit er im minutentakt: dienstpflichtverletzung. grad wie ein kurzzeitwecker. rem? nie gehört. wer ist das? auf dem schuttabladeplatz der zeit dienst schieben, ist schon manchmal eine pflicht, die verletzen kann. sogar träume. wut kann so blind machen, die wut des andern zu spüren ist das eine, zu sehen, wie er gegen dritte wütet, tut fast noch mehr weh. wahrscheinlich, weil ich mich dann noch hilfloser fühle. aber blitzableiter ist auch kein langzeitjob. manchmal wünsch ich mir als gegenüber eine weiße fläche, die nur drauf wartet, dass ich sie beschreibe. und dann komme ich zu dir. und schreibe. danke.
biggi schrieb am 11.4. 2001 um 23:00:27 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
schweigepflicht. manchmal denke ich, die iatrogenisiert. du irrst durch ein starres gebilde von regeln und richtlinien, sprachlos, wortlos und irgendwann dann auch ohne nachzudenken. ich denke, du kannst auch mit schweigen deine pflicht nachzudenken verletzen. interne arbeitsbesprechungen sind manchmal so intern, dass der kern, der an ihnen teil hat, schon kein kern mehr ist, sondern ne hohle nuß, morsch wie sein regelwerk. mit ner geheimsprache, nem eignen insulanerdialekt, den die eremiten bald selbst nur noch mit mühe an nichtinsulaner vermitteln können. kaspar hausierend. am extremsten erlebe ich diesen inseldialekt bei den softies unter den hardwarern. traust dich kaum noch zu fragen bei so viel kürzel-kauderwelsch. weil du ständig fragen müßtest, um nur einen bruchteil des vokabulars, geschweige denn den inhalt zu erfassen. aber zum glück gibts die softies noch und du bist noch nicht ganz der öden stille ausgeliefert, die ich hier und da bildzeitungsmäßig zu zerschreien versuche. ja, die bildzeitungssprache ist grad noch so zu hören. zwischen tür und angel. sachinformation kannst du emotional unterlegt mit high-speed transferieren. fiel mir zu nem feedback nach der vorlesung ein. ein einziger professor hat uns mal gefragt, wie wir seine vorlesung finden und was wir anders machen würden. da kamen ne menge antworten. unter anderem, dass formales wiederholen den input nicht effektiver macht, dass er frei nach freud auch bedside alle ebenen vermitteln soll. also nich bloß folie, sondern frischfleisch choram frischfleisch am tatort. und da gabs viele folien. manche hatten wir zehnmal pro woche von den unterschiedlichsten fachrichtungen mit minimalen abweichungen aufgelegt gekriegt. zum wegschlafen. wenn dann noch olle overhead vor sich hin summt und das licht ausgeht. praxisnah, wie meine psychoblabla-ratgeberfolianten. eine stunde chat wiegt die fast auf. schweigepflicht. ja, die gibts. wohl bei jeder Corporated Identity. klar isses nich prickelnd vor dritten zuzugeben, dass ich noch nicht alles weiß. aber was ich im patientenzimmer, also mit roten ohren erklärt kriege, merke ich mir um zehnerpotenzen besser und länger, als das was ich im hörsaal verdöse. und es soll tatsächlich patienten geben, die wegen diesem akzidentellen input extra an die uni kommen, ohne nen inflow-syndrom oder ne andre form der zerebralen hydrose zu entwickeln. wenn ich allerdings mit dem anspruch, alles und das vollständig zu wissen, das theater über den bühneneingang betrete, ist der tomaten-ganzkörper-checkup vorprogrammiert. kicher. jaja, die schweigepflicht.
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