Die Augustiner - Eremiten
Kurze Geschichte eines Bettelordens im Mittelalter
Das insgesamt wohl bekannteste Mitglied dieses Ordens, wurde nicht wegen seines
Wirkens in einer der Kongregationen oder im Verbund, zur religions- und
kulturhistorisch bedeutenden Persönlichkeit, sondern eher umgekehrt, wegen seines
Bruches mit der Ordensregel, wegen seines Austrittes, den größtenteils »radikalen«
Änderungen, die er - wenn nicht beabsichtigte - so doch mit bewirkte und die mit dem
Begriff REFORMATION , umschrieben wird: MARTIN LUTHER! (1)
Die Augustiner - Eremiten im Mittelalter
Die Augustiner - Eremiten standen aber in der Tradition von anderen, m. e.
ebenso bedeutenden Reformbestrebungen im Hochmittelalter, nämlich der
ARMUTSBEWEGUNG, im frühen 13. Jahrhundert, die zum Einen über die
Ketzerbewegung, zum anderen über die Heiligen Franziskus von Assisi und
Dominikus und deren Ordensgründungen, ganz weite Teile der Gesellschaft,
ergriffen hatte. So auch den Hochadel, was zum Beispiel die - aus heutiger
Sicht - tragische Geschichte, der Elisabeth von Thüringen, sehr anschaulich
belegt. (2)
Die Augustiner - Eremiten zählen, neben den Franziskanern, den Dominikanern und
den Karmelitern, zu den vier bedeutenden Bettelorden, die im Hochmittelalter
entstanden sind.
Im Vergleich zu den Franziskanern und den Dominikanern, war die Entstehung und
Entwicklung des Augustiner - Eremiten - Ordens weniger geradlinig und klar:
(Zitat:) "Dieser Orden, durch Zusammenschluss verschiedener italienischer
Eremitenkolonien entstanden, war ganz und gar das Werk der päpstlichen Kurie.
Hier fehlte die große Stiftergestalt!" (3)
Die Geschichte des Ordens begann 1256, als Papst Alexander IV. (4) den
Zusammenschluss mehrerer italienischer Eremitengemeinschaften, »zwangsweise« (5)
durch die päpstliche Bulle »Licet ecclesiae catholicae«, verfügte.
Diese ersten, dazugehörenden Eremitengemeinschaften, lebten seit 1243 nach der
Augustinus - Regel. (6)
Das Eremitentum hatte, im Zuge von reformerischen Erneuerungsbestrebungen, im
10. und 11. Jahrhundert eine »Wiederbelebung« erfahren und hatte zunächst
Einfluss auf die Benediktiner genommen.
Selbstständige Formen des Eremitentums entwickelten sich zunächst in Regionen,
in denen östliche Traditionen aus der Spätantike und dem Frühmittelalter, noch
relativ lebendig waren, wie zum Beispiel in Süditalien.
Wie bereits oben erwähnt, entwickelten sich die Augustiner - Eremiten, wie gesagt, ebenfalls
im Rahmen von Reformbestrebungen, nämlich der hochmittelalterlichen Armutsbewegung
des 12. und 13. Jahrhunderts.
Die Augustiner - Eremiten als mittelalterlicher Bettelorden
Bereits im 13. Jahrhundert galten die Augustiner - Eremiten als BETTELORDEN,
obwohl er erst 1567, von Papst Pius V., als Bettelorden offiziell anerkannt
wurde. (7)
Hier seien kurz die, meines Erachtens wesentlichen, Merkmaler der Bettelorden,
zusammengefasst:
Der Verzicht auf gemeinsamen Besitz
Sie lebten vom Lohn für ihre Arbeit -
oder erbettelten ihren Lebensunterhalt, was zum Bettelordenbegriff, bzw. zum
Begriff Mendicanten - Orden führte
(Mendikant = Bettler, von mendicitas = die Bettelarmut)
weitgehender Verzicht auf die »stabilitas loci« (Ortsgebundenheit), wie sie den
kontemplativen Orden auferlegt war.
Hauptaufgabe der Bettel- oder Mendikantenorden, war die Seelsorge, die durch
mehrere päpstliche Entscheidungen genehmigt worden war, aber bereits von Anfang
an zu vielen Auseinandersetzungen mit dem Weltklerus geführt hat.
Bettelorden siedelten ihre Konvente ausschließlich in Gemeinden an, meistens
in Städten.
Betrachtet man diese kurzgefassten Merkmale, und führt sich vor Augen, dass der
Auftrag zur öffentlichen Predigt, bereits von Alexander IV., in der oben
erwähnten Bulle gegeben wurde, wird klar ersichtlich, dass (Zitat): "...die
Erinnerung an ihren eremitischen Ursprung, nur noch im Namen ..." (8) bewahrt wurde.
Von Italien breitete sich der Orden schnell aus, so dass (Zitat): "...die deutsche
Ordensprovinzen am Ende des 13. Jahrhunderts, bereits 80 Konvente zählte." (9)
Der weibliche Ordenszweig -
Die Augustiner - Eremitinnen
Wie bei den übrigen Mendikanten - Orden, wird auch bei den Augustiner - Eremiten
zwischen drei Orden unterschieden:
Dem sogenannten ersten Orden, also dem »Männerorden«, der in Priester - und
Laienbrüder unterteilt wird und auf den die oben erwähnten Merkmale explizit
zutreffen.
Der dritte - also der Terziaren - Orden, der »Laienorden«, ist bei den Augustiner -
Eremiten seit dem 13. Jahrhundert bekannt und seit 1400 wurden dort auch Frauen
aufgenommen.
Für den »zweiten«, den weiblichen Zweig der Augustiner - Eremiten, galten völlig
andere Regeln als für den Männerorden!
Er entstand zeitgleich mit dem männlichen Zweig und waren während des
Mittelalters stark verbreitet.
Die Ordensschwestern legten feierliche Gelübde ab und lebten in strenger,
sogenannter »päpstlicher« Klausur (im Unterschied zur leichteren »bischöflichen«
Klausur, die Kongregationen vorgeschrieben ist, die einem Bischof unterstehen
und nur die »einfachen Gelübde« abgelegt haben).
Ab dem 16. Jahrhundert (Trientiner Konzil) wurde die päpstliche Klausur in eine
bischöfliche umgewandelt.
Neben der Kontemplation bestand die Aufgabe der Augustiner - Eremitinnen, im
Mittelalter, in der Krankenpflege.
Die Ordenskleidung im Mittelalter
Die Oberbekleidung war schwarz (Skapulier und Kukulle), bei den Männern mit
spitzer Kapuze versehen, die Frauen trugen eine schwarze Haube und einen
Schleier. Das Untergewand (die langärmelige Tunika) war weiß. Bei den Männern
kam das Cingulum - also der Gürtel hinzu - und der war aus Leder. (10.)
Verbreitung in Deutschland, im Mittelalter
In vielen Städten gab es Augustiner - Eremiten - Konvente. Hier sei nur eine
ganz kleine Auswahl gezeigt:
Erfurt, Gotha, Langensalza, Neustadt a. d. Orla, Freiburg im Breisgau, Würzburg,
Stuttgart, Weilheim usw. .
Die Weiterentwicklung des Augustiner - Eremiten - Ordens
Ab dem vierzehnten Jahrhundert war ein Niedergang zu verzeichnen, Ursachen sind
im »Großen Abendländischen Schisma« (1378 - 1415) und in der Verbreitung der
Pest zu sehen.
Durch massive Reformen, im sechzehnten Jahrhundert, konnte die Reformation
überstanden werden.
In Deutschland gibt es nur noch wenige Kongregationen (vor allem die Würzburger
sei hier genannt). Überhaupt besteht der Orden heute, weltweit, nur noch aus
zwei Provinzen und hat 3600 Angehörige.
Offiziell wird der Orden seit 1969 nur noch als Augustiner - Orden (OSA) - im
Gegensatz zur vorher gültigen Bezeichnung - Augustiner - Eremiten (OESA),
benannt.
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