Nüchternheitsillusion
Bewertung: 3 Punkt(e)
Es ist Freitag nachmittag, ich saufe ... alles ist dahin, die Zeiten erheben sich in ihrem allgegenwärtigen Loop, die Rädchen laufen, die Zähne greifen ineinander ... die Maschine lebt, der Mensch waltet und verwaltet sich, die Augen brennen vom stumpfen Staub, den die eiligen Füße aufwirbeln, Gedanken wie Wasserfälle, Gedankengänge wie der Kältetod, wärmend und ermüdend ... hätte ich einen Rosenstrauß, dann würde ich ihn fressen mit Blüten, Blättern und Dornen, um das erhebende Gefühl zu genießen, wenn warmes Blut im Mund zusammenläuft ... warum zerfleischen sich nicht gerade zwei Staffs auf der Hundewiese da draußen? Todesmutig würde ich dazwischen springen in der Hoffnung, dass dieser Kraftakt der letzte ist ... der Glasring am Munde fühlt sich warm an, die daran hängende Weinflasche wird zunehmend leichter ... ich genieße einen 2003er Raimat Chardonnay aus Südafrika, in letzter Zeit scheine ich ohnehin meinen Wein in Südafrika gefunden zu haben und kann daher, was einen schnellen Flachleg betrifft, wärmstens den CabernétSauvignon GoldenKaan, ebenfalls aus Südafrika empfehlen ... but fuck bitches! Tod und Verderben, Kälte und Finsternis über dies Land, wo ist diese gottverdammte Bong, also echt, Leute, sorry, heute können mich alle mal, die Sonne scheint, die Kinder lachen und ich warte fiebrig auf den Atomblitz am Horizont ... dass DAS nicht »normal« ist, weiß ich selbst, was soll's?
Insofern müssen wir also feststellen, dass mancheiner von uns es gar nicht abwarten kann, mit Höchstgeschwindigkeit in das selige Feuer der spirituellen Reinigung zu rennen, um ihre beschwichtigende Labsal zu empfangen: ihr Name ist Wahnsinn, ihre Streitaxt ... bist Du.