Miniröcke
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In unserer Berufsschule waren Miniröcke nicht gerne gesehen. Der Direktor machte von seinem Hausrecht gebrauch und verbot sie einfach. Gleich am ersten Tag in der Schule wurden wir darauf hingewiesen.
Nun war es aber nicht so, daß Frauen in Miniröcken einfach wieder nach hause geschickt wurden. Der Hausmeister besorgte einen Satz Einwegoveralls, so wie sie zum Mahlern oder bei der Polizei verwendet werden. Alle die in zu knappen Sachen kamen, mußten sich dann die Schulzeit über diese Overalls überziehen. Das passierte aber eigentlich nie.
Deshalb kam es auch zu dieser blöden Wette und ich erschien wirklich eines Tages mit Minirock und Minitop in der Schule. Noch vor der ersten Stunde durfte ich beim Direktor antanzen. Der ging mit mir ins Lehrerzimmer und bestellte den Hausmeister mit dem Overalls auch dahin. Im Lehrerklo mußte ich dann in den Overall steigen.
Die Größe M war die kleinste die der Hausmeister hatte. Der Overall schlapperte an mir herum, Arme und Beine waren zu lang. So ging das nicht. Eine Lehrerin hatte eine Idee und kam mit einer Rolle braunes Paketklebeband.
Zuerst bekam ich eine paar Runden um die Tallie. Dann um die Hand und Fußgelenke. Der Maleroverall hing aber immer noch komisch. Deshalb wurden entlang der Arme und der Beine in kurzen Abständen Ringe geklebt. Dann sollte ich die Kapuze aufsetzen und die Arme heben. Ich bekam auch noch einen Ring um den Hals, durfte dann die Kapuze aber wieder absetzen. Ich sah aus wie das Michelinmännchen.
Als ich in die Klasse zuückkam jolten alle, als sie mich eingeklebt in dem Overall sahen. Ich setzte mich auf meinen Platz und versuchte den Unterricht zu folgen. Aber in meinem Overall lenkte ich den Lehrer sicher genauso ab, wie im Minirock.
In der Pause wurde ich von den Mitschülern umringt. Alle wolten wissen, wie das ist, »Scheißwarm sagte ich und aufs Klo kann ich auch nicht.« »Und wenn Du mal mußt?« fragte jemand.
»Die haben mir auch eine Windel gegeben« antwortete ich. Alle staunten.
»Aber wenigsten den Kopf und die Hände haben sie dir freigelassen, daß werden wir ändern« meinte Jürgen. Aber ehe ich mich versah, hatte er einen Ärmel des Overalls wieder heruntergekrempelt und hielt ihn unten zu. Dann hatte er plötzlich einen Tacker und tackerte den Ärmel unten einfach zu. Die anderen hielten mich fest und bald war der andere Ärmel auch zugetackert. Die Kaputze setzen sie mir auch auf den Kopf und banden sie fest zu.
In den Händen hatte ich so viel Spielraum, daß ich gerade noch einen Stift halten und ein Buch umblättern konnte.
Nach den sechs Unterrichtsstunden wurden wir aus der Schule entlassen. Obwohl ich mich in der großen Pause erfolgreich, von meinen Klassenkameraden abgeschirmt, in eine Ecke es Pausenhofs verkrümelt habe, hatte sich mein besonderes Outfit schon herumgesprochen.
Nach der Schule hatte sich etliche Berufsschüler versammelt und warteten auf mich. Ich wollte jetzt nicht nur angestarrt werden und vesuchte mir etwas einfallen zu lassen. Wie war das, als ich ein Gipsbein hatte?
»Hat jemand einen Edding und Lust mir ein Autogram auf den Overall zu geben?« fragte ich laut in die Menge. Schon wurde ich umringt und von allen Seiten bekritzelt. Dann holte jemand eine Schere aus seinem Autoverbandskasten und Schnitt mich frei.
Jochen war so nett mich nach hause zu fahren. Den betritzelten Overall habe ich als Andenken behalten.