HelmutSchmidtSpieltSoulUndFunk
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Helmit Schmidt wurde bei der HJ Kameradschaftsführer, dann Scharführer, dann bekam er die goldene Ehrennadel. Bei der Wehrmacht wurde er Leutnant und schämte sich, weil er »ja noch an keinem Feldzug teilgenommen hatte«, daher auf seiner »Uniform keinen Tapferkeitsorden tragen konnte«. Er wollte »sich nicht vor der Gefahr drücken, weil er nicht als Feigling dastehen« wollte, Hatte aber zugleich - »Die spielen ja mit ihrem Leben« - keinen Mut zum Widerstand und schrieb: »Die Risiken aktiven Widerstandes waren groß und abschreckend.«
Quelle: Helmut Schmidt: »Kindheit und Jugend unter Hitler«; Goldmann-Taschenbuch 1994
»Der Kleinbürger, ausgesetzt den Widersprüchen zwischen seiner objektiven Lage und seiner Aspiration auf Teilnahme und Teilhabe an den dominanten Werten, ist er besessen vom Gedanken daran, welches Bild wohl die anderen von ihm haben, und wie sie es beurteilen. Im Bemühen, zu zeigen oder den Eindruck zu vermitteln, er 'gehöre dazu', sich dabei in seiner Unsicherheit und mit seiner Mühe verratend, muß er zwangsläufig den unteren Schichten« (die nicht Offizier werden konnten oder wollten), »die sich weniger um ihr Sein-für-Andere scheren, als auch den privilegierten Kreisen, die ihres Seins sicher, sich um das Scheinen nicht weiter zu bekümmern brauchen, als der Mensch des Scheins vorkommen, der unablässig von den Blicken der Anderen sich beobachtet fühlt und zugleich auch sich fortwährend in den Augen der Anderen zur Geltung bringen, 'sich zeigen' will. ... Er tendiert zu einem Weltbild, worin Gesellschaft bloßes Theater« (goldene Ehrennadel, Tapferkeitsorden), »Sein immer nur wahrgenommenes Sein ist.«
Pierre Bourdieu: »Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft.« suhrkamp 1983, S. 394