Habseligkeiten
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[-keiten, die ich selig hab]
nächtliche ortsbeschreibung:
mein glaubenshäuschen
mein grüner platz im felsenwald
mein liebesbäumchen vorm fenster
und mein hoffnungshimmel im bild über dem bett
meine scherbensammlung
aus glas und glück
und die große klebstoffflasche
die mir großmutter schenkte damals im mai
meine blauen schuhe
die, in denen ich mir jeden herbst blasen reibe
und die albernen heftpflaster
mit den bunten bildchen
mein mondstein
den die katze mir zerkratzt hat
- ganz unverschämt -
meine lippenbekenntnisse
auf schnipseln aus grauem papier
mein alter lenkdrache
bespannt mit brüchigem pergament
ein staubiges schraubglas
voller gefühle und murmeln
der katalog meiner niederlagen
die lügen der kindheit
schlaflosigkeiten und wirre träume
wachheiten und torheiten
wahrheiten, wildheiten
ein gefrorenes lächeln
ganz hinten im kühlschrank
gleich neben dem toten goldfisch des nachbarsjungen
der mich mal küßte
mein ich, mein du, mein wir
mein alles und mein nichts
mein gestern, heute, morgen
mein abgelaufener reisepaß
mein testament und mein ungeschriebenes buch
der letzte vulkanausbruch
und das geräusch eines reißverschlusses
nachts um halb drei
keine libellen