Feldherr
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»Mein Vater war ein großer Feldherr im russischen Winterfeldzug«. Franzi strahlte, seine Pausbacken schienen fast zu platzen, so pausbäckig und glasiert von der Zuckerglasur des Glückes waren sie. Die anderen Kinder bewunderten ihn offensichtlicherweise. »SIEG-HEIL-SIEG-HEIL«, schrien sie! Einer in der Runde der jungen Nazigymnasiasten, Paulus, ein scheuer, etwas blutleerer Brillenträger - der aber wegen seinem weit ausgreifenden Wissen in allen Belangen der klassischen Lehrmeinungen in Sachen vorbehaltlosen Rassenhasses durchaus beliebt war im Kreise der hier sich im alten Baumhaus treffenden Clique - machte einen Einwurf. Etwas hatte ihn beschäftigt. »Wie aber, möchte ich fragen, nennen wir nun unseren Club, unsere Bande???«. Kreidler, ein etwas dicklicher Sechstklässer, schrie sofort auf. Er hatte sich darüber bereits den ganzen Tag, wissend, daß jenes Thema zur Sprache kommen würde, Gedanken gemacht, und war so schon zu einem Ergebnis gekommen, das er einer öffentlichen Diskussion für durchaus würdig erachtete. »'SPD-FREUNDE UND NAZIS, FÜRCHTERLICHE RASSISTEN, VORBEHALTLOS BEREIT ZU MESSERSTECHENDER WOHLFAHRT IM NAMEN DES HAKENKREUZES'-Club!!!!«. Die anderen waren sprachlos. Man legte die Hände übereinander zum allgemeinen Schwur. So sollte es sein.
Das Jahr 1997 fing gut an. Jetzt gab es Cola, Chips und Gummibärchen für alle.