Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Burroughs«
hei+co schrieb am 17.6. 2001 um 01:59:06 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
In einer berühmten Zeile ((WO ???))) von »Naked Lunch« identifiziert Burroughs sich als Schreiber mit dem Aufschreibesystem, dem Aufzeichnungsgerät, dem Medium, mit dem sich in damaliger Zeit am einfachsten Cut-Ups herstellen ließen - und er geht dabei über die von Arthur Rimbaud immer weider laut verkündete ’Alteration’ (»Ich ist ein Anderer!«) weit hinaus: "Ich bin das ’recording instrument’ (word virus, xx)
er war fasziniert von Kameras und Tonbandgeräten.
Er sieht seine mediale Praxis allerdings keinesfalls nur als eine »Extension of man« (McLuhan), eine affirmative Verlängerung des Nervensystems, sondern als Gegenstrategie gegen die Kontrollmechanismen des ’reality studios’, eben der Realitätskonzepte, an die unsere Wahrnehmungen und unser psychiches System angeschlossen ist. Gegen die Kodierungen ...
Er hat kein rein positiv-affirmatives Verhältnissen zu den Produktionen seines Unbewußten (wie etwa die Surrealisten), sondern er suchte nach Techniker der ’Deprogrammierung’:
Seine Gebrauchsanweisung zur Produktionen eines ’automatischen Gedichts’ oder einer Impression könnte - ganz im Gegensatz etwa zum automatischen Schreiben der Surrealisten, die das Unbewußte ungebrochen als Quelle vergötterten, folgendermaßen aussehen:
»Gehe eine Straße entlang, irgendeine Straße. Fotographiere und nehme mit dem Tonband auf, was du siehst und hörst. Gehe nach Hause, schreibe deine Beobachtungen, gefühle, Assoziationen und Gedanken auf - dann vergleiche die Ergebnisse gegen die (offensichtliche) Evidenz der medialen Aufzeichnungen von Fotographie und Tape-Recorder. Du wirst bemerken, daß dein Verstand (mind) lediglich einen verschwindend geringen Bruchteil der Erfahrung registriert hat. Das, was du ausgelassen hast, ist möglicherweise gerade das, was du eigentlich zu finden wolltest.« (WSB nach Virus, xx)
Bei all diesen Operationen spielt die Sprache die entscheidende Rolle: als Medium der Unterdrückung und Entfremdung ebenso wie als Medium der Befreiung und des De-Programmierung: „language is a virus» gab laurie anderson in ihre vocal-syntheziser ein – und schnitt somit ein entscheidendes stück von burroughs satz ab: „from outer-space« (aber so ist das wohl mit Zitaten, die berühmt werden und in Umlauf kommen – als Beispiel der „Beschneidung» vor verstärkter Zirkulation seien genannt Brechts Radiotheorie und Mc Luhans „Medium is the massage«…
Burroughs schrieb am 17.6. 2001 um 02:02:19 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
»Demonstraten sind aufgefordert, friedlich zu demonstrieren [...]. Zehn Tondbandagenten mit Tonbändern unter der Jacke, Aufnahme und Wiedergabe gesteuert durch Bedienungsknöpfe am Revers. Sie haben Bänder von Aufnahmen von Kravallen in Chikago, Paris, Mexico-City, Kent State/Ohio. Wenn sie den geräuschpegel ihrer Aufnahme dem der jeweiligen Umgebung anpassen, wird man ihnen nicht auf die Spur kommen. Rempelei zwischen Polizisten und Demonstranten. Die Tonbandagenten ziehen sich am Ort des Geschehens zusammen, spielen Chikago ab, nehmen auf, gehen weiter zur nächsten Rempelei, nehmen auf, spielen weiter. Die Sache wird langsam heiß [...]«.
(William Burroughs: Die elektronische Revolution, Expanded Media Edition, S. 28)
Also einfache Umwandlung eines kalten Mediums in ein heißes. Dekonstruktion und Deregulierung aller Sinne einmal ganz platt und wirksam, Medienkritik praktisch durch zerschneiden festgeleger Assoziationsverbindungen. Könnte etwa so geklungen haben:
»Gestern stürmte Präsident Johnson 26 Meilen nördlich von Saigon in ein Nutten-Apartment und hielt drei Mädchen die Knarre vor.« (S. 29)
Das Programm ist ganz klar auch ein politisches, erfrischend anders als die reinen Materialschlachten der Avantgarde oder des Techno:
»Mit einem Tondbandgerät läßt sich das hypnotische Gemurmel der Massenmedien schneiden und in veränderter Form auf die Straße bringen.« (S. 29)
Burroughs schrieb am 17.6. 2001 um 02:06:57 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
technische erklärung der virus-macht (275)
gentlemen, zunächst ist vorgeschlagen, daß wir unser bild nehmen und untersuchen, wie es portabler, übertragbarer gemacht werden kann. Wir haben herausgefunden, daß eine simple binäre codierungs-methode genügt, um das bild gänzlich zu enthalten, obwohl dieses zunächst einen ungeheuren speicherplatz verbraucht – bis wir herausgefunden haben, daß die binäre information direkt auf molekularer ebene geschrieben werden kann, und somit unser vollständiges bild in einigen körnern sand enthalten sein kann. Auperdem wurde herausgefunden, daß diese information-meleküle keineswegs tote materie sind, sondern lebendige organismen, die wir woanders in der form von viren kennen. Unser virus infiziert die menschen und reproduziert unser bild in ihm.
… replicationen, wiederholungen, endlose variationen von formen, permutationen, zufallszusammensetzungen ..
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