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Bettina Beispiel schrieb am 21.6. 2013 um 01:30:08 Uhr über

entzünden

Eine Entzündung (lateinisch-medizinisch Inflammatio, eingedeutscht Inflammation) ist eine charakteristische Antwort von menschlichem sowie allgemein tierischem Gewebe auf einen äußeren oder innerlich ausgelösten, potenziell schädigenden Reiz mit der Funktion, diesen Reiz zu beseitigen, dessen Ausbreitung zu unterbinden und ggf. eingetretene Schäden zu reparieren. Eine Entzündung kann in einem umschriebenen Gebiet oder als systemische Entzündungsreaktion vorliegen.

Entzündungen müssen daher außer bei Autoimmunerkrankungen nicht selbst bekämpft werden, sondern deren Ursache. Die Selbstmedikation mit entzündungshemmenden Medikamenten ist in den vielen Fällen unnötig und verzögert sogar die Heilung.

Das Geschehen wird meist mit einer Kombination des griechischen Begriffs für das betroffenen Organ mit der griechischen Endung -itis gekennzeichnet, z. B.:

Enteritis (Entzündung des Darms), Kolitis (Entzündung des Grimmdarms) und Gastritis (Entzündung des Magens)
Arthritis (Gelenksentzündung)
Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
Dermatitis (Hautentzündung)
Otitis (Ohrenentzündung)

Ausnahme:
Pneumonie = „Lungenentzündung“, obwohl die Endung „-itis“ fehlt (allerdings wird selten auch die Form Pneumonitis verwendet)

Die Entzündungsreaktion wird vom Bindegewebe, den Blutgefäßen und dem Immunsystem getragen.
Inhaltsverzeichnis

1 Ursachen
2 Ablauf lokaler Entzündungsreaktionen
3 Die fünf Entzündungszeichen
4 Allgemeine unspezifische Entzündungszeichen
5 Molekulare Mechanismen
6 Einteilung
7 Siehe auch
8 Weblinks
9 Einzelnachweise

Ursachen

Jeder das physiologische Maß übersteigende Reiz kann eine Entzündung auslösen. Insbesondere gilt dies für folgende Reize (Noxen):

physikalische Reize:
mechanisch (z. B. Druck, Reibung, Verletzung oder Fremdkörper, z. B. krankhafte Stoffwechselprodukte wie Harnsäurekristalle)
thermische (z. B. Wärme, Kälte)
Strahlung (UV, Infrarot, ionisierende Strahlung)
chemische Reize
(z. B. Säuren, Laugen)
Toxine
entgleiste Enzyme, wie z. B. bei der Pankreatitis
Allergene und Autoallergene (z. B. bei rheumatischen Erkrankungen oder Autoimmunkrankheiten)
biologische Reize = Mikroorganismen
Bakterien
Viren
Pilze
Parasiten

Ablauf lokaler Entzündungsreaktionen
Einwanderung von Entzündungszellen bei einer Lungenentzündung (unten), oben normales Lungengewebe

Lokale Durchblutungsstörung:
Diese nur minutenlange Phase wird auchinitiale Ischämie“ genannt. Gemeint ist eine kurzzeitige lokale Durchblutungsstörung durch die Reaktion des Gefäßbindegewebes auf die Adrenalinausschüttung (arterieller Spasmus). Verbunden mit den verengten Arteriolen sind erweiterte Venolen.
Danach folgt eine, vor allem lokale, Hyperämie, die zum einen durch den vom vegetativen Nervensystem ausgelösten Arteriolenspasmus, zum anderen von einer Verengung der Venolen ausgelöst wird. Letztere wird von diversen Mediatoren, z. B. Prostaglandinen, Kininen, ausgelöst. Diese Abflussstörung wiederum führt zur Thrombozytenaggregation, dem Sludge-Phänomen (zähflüssiges Blut), Exsudation und anderen durch Blutstase ausgelösten Folgen.
Die Permeabilität der Gefäßwände wird durch Gefäßmediatoren, hier Histamin, Prostaglandine, Kinine und Serotonin, für wenige Minuten gesteigert, so dass ein Blutstau entsteht.[1]
Durch die erhöhte Permeabilität können nun Plasmaeiweiße (Blutplasmaexsudation) durch Lücken in den Gefäßwänden in das betroffene Gebiet einströmen. Für die Entzündungsreaktion wichtig sind hierbei vor allem neutrophile, basophile und eosinophile Granulozyten, Makrophagen und Lymphozyten. Es kommt zur Phagozytose der Fremdkörper. Außerdem werden vermehrt Mastzellen ins entzündete Gewebe angeschwemmt.

Die fünf Entzündungszeichen

Rötung = lat. rubor
Überwärmung = lat. calor
Schwellung = lat. tumor
Schmerz = lat. dolor
eingeschränkte Funktion = lat. functio laesa

Diese fünf Zeichen sind nicht immer direkt erkennbar oder auch nur teilweise nachweisbar. Eine Magenschleimhautentzündung beispielsweise macht vor allem Schmerzen nach dem Essen. Sie ist meist durch eine massive Übelkeit gekennzeichnet.
Allgemeine unspezifische Entzündungszeichen

Neben den fünf direkten Entzündungszeichen am Ort der Entzündung kann man eine Entzündung ab einem bestimmten Schweregrad an allgemeinen Reaktionen des Gesamtorganismus erkennen. Zu diesen Allgemeinreaktionen gehören:

Fieber: beschleunigter Stoffwechsel mit schnellerer Synthese u.a. von Antikörpern
allgemeines Krankheitsgefühl
Leukozytenanstieg oder -abfall (Weiße Blutkörperchen)
CRP-Anstieg (immunologisch wirksames Akute-Phase-Protein)
beschleunigte Blutkörperchensenkung (BKS bzw. BSG für -senkungsgeschwindigkeit)
Procalcitonin-Anstieg (Hormon-Vorstufe)

Molekulare Mechanismen

Eine Entzündung geht einher mit charakteristischen Veränderungen auf molekularer Ebene. Zunächst kommt es durch die auslösenden Stimuli zu Aktivitätsänderungen in bestimmten zellulären Signalwegen, die wiederum zu spezifischen Änderungen des Genexpressionsmusters führen. Einer der wichtigsten intrazellulären Regulatoren von Entzündungsreaktionen ist beispielsweise der Transkriptionsfaktor NF-κB, der durch bakterielle und virale Antigene, Zytokine und durch chemisch-physikalische Noxen aktiviert wird und die Genexpression in betroffenen Zellen schnell und umfassend ändern kann. Unter den hochregulierten Genen befinden sich insbesondere Zytokine und Zelladhäsionsmoleküle, die für eine Verbreitung der Entzündung auf andere Zellen und deren Verstärkung, oft im Sinne einer positiven Rückkopplung, sorgen. Ein Beispiel für eine molekular gut charakterisierte Entzündungsreaktion ist die sogenannte Akute-Phase-Reaktion.
Einteilung

Entzündungen können eingeteilt werden nach dem zeitlichen Krankheitsverlauf:

perakut = plötzlich einsetzende sehr schwere Entzündung, die nach wenigen Tagen tödlich endet
akut = plötzlich einsetzende Entzündungen
subakut = zw. akut und chronisch - keine nähere Definition
primär-chronisch = langsam, schleichend ablaufende Entzündung
rezidivierende = wiederholt auftretende Entzündungen
progredient = fortschreitende Entzündung (ohne Besserung)
sekundär-chronisch = aus nicht-heilenden akuten oder rezidivierenden Entzündungen

nach der Ausdehnung:

systemische/generalisierte/metastatische Entzündung (gesamter Körpermeist mit Fieber)
lokale Entzündung (nur auf eine Stelle beschränkt)

nach der Flüssigkeit:

seröse Entzündung (große Mengen von eiweißhaltiger Flüssigkeit)
fibrinöse Entzündung (große Mengen von fibrinhaltiger Flüssigkeit)
eitrige Entzündung

Siehe auch

Akute-Phase-Reaktion
Entzündungsaltern
Entzündungshemmer (Antiphlogistikum)
Heilung von Entzündungen durch Immunmodulation mit DCA

Weblinks
Commons: Inflammation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Kurze Zusammenfassung
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Einzelnachweise

Pathologie-Online: Entzündung. eingesehen am 5. Dezember 2012



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