>Info zum Stichwort SilvioGesell | >diskutieren | >Permalink 
Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:51:56 Uhr über

SilvioGesell

Hohe Einzelpreise, hoher Preisstand.

Vom Standpunkt eines Kaufmannes, und das ist wohl der einzige Standpunkt, der in dieser Beziehung wirklich relevant ist, ist ein hoher Einzelpreis der Preis eines Gutes, der wesentlich über den aller Kosten liegt, die notwendig sind dieses Gut auf den Markt zu bringen. Ist so ein Preis generell auf dem Markt erzielbar, hat das die wirtschaftliche Folge, daß sich das Angebot so eines Gutes steigert.

Dieses größere Angebot übt nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage einen Druck auf den Preis aus und selbst wenn dann ein niedriger Preis neue Nachfrage bringt, ist früher oder später ein Preis erreicht, der die Kosten kaum mehr deckt und selbst, wenn er es noch tut, findet der Kaufmann dann andere Güter, bei denen im Verhältnis zu den Kosten noch ein höherer Preis erzielbar ist. Er setzt sein Kapital dann lieber dort ein und vermindert seine Nachfrage nach dem Gut, welches ihm keine oder eine zu geringe Gewinnspanne verspricht. Das drückt aber wiederum den Preis dieses Gutes im Vorfeld des Letztverkaufes und da diese Güter durch mangelnden Nachkauf nun am Letztverkäufermarkt weniger angeboten werden, kann wieder ein besserer Preis erzielt werden.

Einen freien Markt vorausgesetzt kann es eigentlich keine dauerhaft hohen Preise geben, weil hohe Preise automatisch neue Anbieter auf den Markt bringt, die auch davon profitieren wollen und weil dann das größere Angebot den Preis drückt.

Der einzige Weg, wie ein Anbieter von Gütern dieser Gesetzmäßigkeit ausweichen kann, ist durch Ausschaltung der Konkurrenz anderer Anbieter und da haben die Menschen eine Unzahl von Methoden entwickelt, es zu tun. Monopole, Kartelle, Zünfte, Gewerkschaften, geschlossene Berufsgruppen mit Monopolcharakter, Gewerbeberechtigungen, die eigentlich Gewerbeverhinderungen genannt werden sollten, Zölle, um die ausländische Konkurrenz auszuschalten und sonstige Gewerbebehinderungen aller Art. Alles natürlich nur, um die breite Masse vor unscrupulosen Anbietern von Substandardwaren zu schützen. Die große Masse der Ungewaschenen muß ja beschützt werden, weil sie sonst nicht merken, wenn ihnen jemand stinkende Fische andrehen will.

Das ganze System ist so gut eingespielt, daß praktisch alle Güter einen derart hohen Preis erzielen, daß aller technischer Fortschritt sich nur in unbedeutenden Teilbereichen als Verbilligung bemerkbar macht. Ja, technisches Spielzeug wird billiger, aber ansonsten hatte ein Bergknappe des Mittelalters denselben oder sogar einen besseren Lebensstandard als ein heutiger Industriearbeiter, von denen in der dritten Welt erst gar nicht zu reden.

Der allgemeine Preisstand ist also im Vergleich zum Arbeitsertrag zu hoch. Nun sind zwar die Arbeitskosten auch ein Bestandteil in den Preisen, aber der Löwenanteil sind andere Kosten und da die Bezieher diese anderen Kostenanteile oft nicht einmal Nachfrage nach den auf dem Markt angebotenen Gütern halten, ergibt sich da ein Nachfrageausfall, der dann verschönigend als Überangebot an Waren und Dienstleistungen bezeichnet wird, wobei das Überangebot an Dienstleistungen Dauerarbeitslosigkeit bedeutet..

Wenn wir also eine Änderung des derzeitigen Systems anstreben, müssen wir unser Augenmerk auf die anderen Kostenanteile in den Preisen richten. Nur dort kann der Ansatzpunkt für eine Veränderung gefunden werden und deshalb wollen wir sie hier ohne Wertung einmal aufzählen. Materialkosten, Steuern, Kapitalkosten, Monopolpreisvorteil (eingeschlossen darin Kartellpreise und andere Preisvorteile durch Ausschaltung oder Behinderung von Konkurrenz) Standortkosten, Transportkosten, Lohnnebenkosten, andere Betriebskosten, Verwaltungskosten und natürlich auch Gewinn.

Bei welchen dieser Kosten angesetzt werden kann und welche verringert oder ausgeschaltet werden können, ist die offene Frage, aber daß es getan werden muß ist keine Frage.

Zusammenschließend muß aber noch bemerkt werden, daß höhere Einzelpreise, selbst wenn es sich bei ihnen um bedeutende Preise wie Öl oder Weizen handelt keinesfalls einen höheren Preisstand bedeuten müssen und da ein höherer Preis bei einem Gut wegen der Begrenzung der Einkommen Einsparnisse bei anderen Gütern und damit wegen mangelnder Nachfrage einen sinkenden Preis bei denen erzwingt, ist auch meist ein Ausgleich gegeben, solange nicht durch Vermehrung des Tauschmittels ein allgemein steigender Preisstand, also Inflation, gemacht wird.

Welche psychologischen allgemein steigende Preise auf das Kaufverhalten der Menschen und damit auf die Nachfrage haben, ist schon in anderen Beiträgen behandelt worden

.





21) Fallende Einzelpreise, sinkender Preisstand.

Ähnlich wie bei steigenden Preisen ist das Fallen einzelner Preise, solange es durch höhere Preise bei anderen Gütern aufgewogen ist, von keiner Bedeutung auf den allgemeinen Preisstand. Wenn jemand etwas billiger bekommt, verwendet er das verbleibende Geld meisten zum Kauf anderer Güter, deren Nachfrage dadurch erhöht wird und dem Verkäufer einen höheren Preis erlaubt. Es steigen also diese Preise. Der einzige Grund für allgemein sinkende Preise ist ein Rückzug des Tauschmittels Geld vom Markt. Ob nun die Regierung oder die Nationalbank Geld einzieht, um dieInflation" zu bekämpfen , oder der Grund dafür ist, daß nicht genug Gold zur vermeintlich notwendigen Deckung vorhanden ist, ist an sich bedeutungslos.

Genau dasselbe Resultat wird erreicht, wenn viele Leute einfach ihr Geld zurückhalten. Das ist aus psychologischen Gründen oft der Fall, wenn die Preise im Allgemeinen fallen. Da wartet man lieber bis nicht unbedingt notwendige Güter noch billiger werden. Fallen die Preise im Allgemeinen erst einmal, ergibt sich so ein Verstärkungseffekt und die Nachfrage sinkt. Dieser Verstärkungseffekt ist übrigens im umgekehrten Fall, bei steigenden Preisen, auch gegeben. Nur kauft dann jeder noch schnell, bevor die Sachen noch teurer werden und erhöht damit die Nachfrage. Das kann er natürlich nur im Rahmen seines Einkommens auf die Dauer tun, denn auch Kredit muß eines Tages aus diesem Einkommen zurück bezahlt werden.

An sich sind das derartige Binsenweisheiten, daß es unverständlich ist, warum unsere Wirtschaftswissenschaft nicht zugeben will, daß Vermehrung der Geldmenge Inflation oder allgemein steigende Preise bringt und Verminderung der Geldmenge (auf dem Markt) sinkende Preise und Deflation. Da drucken sie im einen Fall Geld auf Teufel komm raus, weil die Wirtschaft bei steigenden Preisen ja mehr Geld braucht und ziehen im gegenteiligen Fall Geld ein, weil ja bei sinkenden Preisen weniger gebraucht wird und wollen nicht zugeben, daß diese Maßnahmen ja gerade diese Auswirkungen haben.

Manchmal muß man wirklich daran zweifeln ob homo sapiens die richtige Bezeichnung für solche Leute ist. Anscheinend glauben sie, daß Geld (oder Gold) ein von jeglichen Sachzwängen losgelöster Preismaßstab ist, der nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt, andererseits sehen sie aber doch, daß der Geldwert sinkt, wenn zu viel davon gedruckt wird um aber sofort darauf ein Steigen des Geldwertes als Folge von Geldrückzug abzuleugnen.

Die einfache Tatsache, daß eine Erhöhung der Geldmenge höheren allgemeinen Preisstand, also Inflation bedeutet und daß eine Verringerung der Geldmenge sinkende Preise und Deflation verursacht, darf auf keinen Fall zugegeben werden. Warum wohl nicht?

Die Antwort darauf ist eigentlich recht einfach. Weil die Nationalbanken und die sie beratenden Wirtschaftsfachleute dann keine Ausrede mehr dafür hätten für ihre Unfähigkeit Geld mit einem festen Preisstand herauszugeben.









   User-Bewertung: +2
Du willst einen englischen Text schreiben? Nehme den englischen Assoziations-Blaster!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »SilvioGesell«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »SilvioGesell« | Hilfe | Startseite 
0.0212 (0.0094, 0.0101) sek. –– 870385456