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Kilian Guse und Anna Rosenberg schrieb am 13.10. 2000 um 20:22:21 Uhr über

Schlankheitswahn

Schlank sein ist schön sein. Dieses Bild wird sowohl in den Medien als auch in der Gesellschaft mit Eifer verbreitet. In der Modebranche beispielsweise wandeln Models berühmter Designer teilweise völlig abgemagert über den Laufsteg und präsentieren so die neuesten Kreationen. Besonders Mädchen und Frauen nehmen sich das neue Schönheitsideal zum Vorbild und versuchen mit verschiedensten Mitteln einen extrem mageren Körper zu bekommen. Dazu macht man z.B. eine von den in der Werbung ständig angepriesenen Diäten, die meist nicht gerade sehr billig sind (aber bei berühmten, ehemals dicken Leuten haben sie ja auch geholfen), man läßt sich einen speziellen Eßplan aufstellen, der den genauen Kalorienkonsum bei jeder Mahlzeit vorschreibt oder man nimmt Appetitzügler in Form von Tabletten ein. In jedem Fall aber wird die Nahrungsaufnahme stark verringert. Dies kann sich steigern bis zur Magersucht: eine immer häufiger auftretende Eßstörung, die gerade bei Mädchen in der Pubertät verbreitet ist. Mit übertriebenem Hungern versuchen sie die ersehnte Schlankheit zu erreichen und sehen in ihrer gestörten Selbstwahrnehmung nicht die verheerenden Folgen. Weibliche Formen wie Busen, Po und Hüften werden bedenkenlos geopfert. Das Zählen der Kalorien wird zur Manie, die Gedanken kreisen nur noch darum, wie man das Essen möglichst kalorienarm gestalten kann.
Die Betroffenen erkennen ihre Krankheit nicht als solche an, sondern empfinden sich immer noch als zu dick. Die Ursachen der Magersucht liegen häufig auch in gestörtem Selbstwertgefühl und Problemen bei der Identitätsfindung. Sie tritt ebenfalls in Verbindung mit übermäßigen Sportaktivitäten auf, ist also auch verbreitet unter Leistungssportlern.
Im fortgeschrittenen Stadium der Magersucht gibt es sogenannte Triebdurchbrüche, bei denen der Betroffene in unkontrollierten Mengen Nahrung zu sich nimmt und dann aufgrund eines Schamgefühls das Gegessene wieder erbricht. Hier liegt oftmals der Übergang zur Eß-Brech-Sucht (Bulimie). Bei dieser Krankheit werden anfallartig bis zu 30.000 Kalorien zu sich genommen und anschließend wieder auf selbem Wege von sich gegeben. Die Essensphase stellt den einzigen Ruhepol im Leben dieser Menschen dar.
Während die Magersucht äußerliche Veränderungen mit sich bringt (extreme Abmagerung), sind Eß-Brech-Süchtige kaum von Gesunden zu unterscheiden, weshalb diese Krankheit auch oft im Verborgenen bleibt. Der eigentlich harmlose Wille, eine Figur haben zu wollen, wie sie angeblich »in« ist, kann also bei Übertreibung verheerende, im Extremfall sogar tödliche Folgen haben.
Hätten die Medien und die Modeindustrien nicht so viel Einfluß auf uns, hätten wir einige Probleme weniger. Ziel sollte es eigentlich sein, so viel Selbstbewußtsein im wahrsten Sinne des Wortes zu entwickeln, daß man zu sich selber stehen kann - egal, was einem die Hochglanzzeitschriften vorgaukeln!


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