23) Fragen und Antworten zum Thema
Das ist das Gegenstück zu den englischen Fragen und Antworten in English3 Beitrag 16. Englische Fragen werden dort beantwortet und deutsche hier. Der folgende Beitrag stammt aus dem F.D.P. Forum. Weitere Antworten folgen nach Eintreffen weiterer Fragen.
PJ fragt:
/ eine kleine Sache zum Warenkorb:
Wenn z.B. die Steuern steigen, wird dein Warenkorb teuerer.
Wie willst du denn da gegensteuern?
Willst du Geld verknappen, damit der Warenkorb wieder billiger wird, oder wie
willst du diese Herausforderung meistern?
Antwort:
Die Lösung ist aber nicht von der Geldseite aus zu suchen und schon gar nicht so, wie es heute gemacht wird, wenn man die Steuern nicht mehr erhöhen kann, weil die gerupften Gänse zu sehr quaken. Heute wird dann einfach mehr Geld gedruckt und die Leute merken es nicht, daß sie statt Steuern dann Inflation bekommen.
Also ja, wenn aus irgend einem Grund im Allgemeinen die Preise steigen muß das Geld verknappt werden, aber die Steuern als solche machen den Warenkorb nicht teurer, sie verlagern die Nachfrage nur vom steuerzahlenden Publikum auf den Staat. Der Preis der Waren und Dienstleistungen wird nicht von den Kosten bestimmt und für einen Kaufmann sind Steuern nur eine von vielen Kosten. Der Preis bildet sich auf dem Markt durch Angebot und Nachfrage und solange sich die Leute hohe Steuern gefallen lassen, muß man trotzdem von der Nachfrageseite, also vom Geld gegensteuern. Nur eines! Dann sind die Steuern offenkundig und können nicht in Inflation versteckt werden. Ich glaube nicht, daß eine Regierung, welche den jetzigen Staatsanteil von über 50% unter diesen Bedingungen noch erhöhen möchte da lange an der Regierung bleibt.
Aber lieber PJ. Das beantwortet zwar die Frage, was man bei einer indexgesteuerten Währung eines Staates tun muß, nicht aber was man tun soll um alternatives Geld kaufkraftbeständig zu halten? Das ist im Prinzip recht einfach und ich habe es auf meiner Webseite in English3 in den Beiträgen 6, 9 -13, und 16 erklärt, kann es hier aber noch kürzer sagen.: Man hält den Preis dieses Tauschmittels durch Käufe und Verkäufe auf genau dem Wechselkurs auf dem man es haben will. In diesem Fall auf einem stabilen Preisstand..
Vielleicht erleben wir so ein Tauschmittel bald in der Realität und dann brauchen wir nicht mehr darüber theoretisieren.
Die Antwort hätte vielleicht kürzer und richtiger so sein sollen:
»Diese Frage kann nicht beantwortet werden, weil sie auf einer falschen Prämisse aufgebaut ist, denn es sind nicht die Steuern welche den Preisstand bestimmen.«
Da ich aber PJ nicht als unwissend hinstellen wollte, was er ja auch nicht ist, nahm ich den Sinngehalt der Frage wie folgt an:
» Falls Steuern den Warenkorb verteuern, wie willst du dann gegensteuern....«
24)Der Wert des Geldes.
Vor kurzen las ich, daß nur 2% der internationalen Geldbewegungen mit Warenbewegungen verbunden sind. Das bedeutet aber, daß 98% nur spekulative Bewegungen des Geldmarktes sind, die kaum einen Einfluß auf die Warenpreisbildung haben und dadurch natürlich auch nicht auf den realen Wert des Geldes, welcher nur durch die Preise eines möglichst umfangreichen Warenbündels gemessen werden kann. Einfach gesagt: Geld ist das wert, was man dafür kaufen kann.
So bestimmen also 2% den realen Wert der Zahlen, die da mit Papier oder elektronisch auf der ganzen Welt herumschwirren.
Ähnlich ist die Sachlage auch beim Binnenwert einer Währung. Auch hier sind es nur die Geldbewegungen, die mit Warenbewegungen verbunden sind, welche wertbestimmend sind. Es handelt sich auch hier um ähnliche Verhältnisse, wenn vielleicht auch die Prozentzahlen etwas höher sind.
Nun ist auf längere Sicht gesehen eine gewisse gesetzmäßige Verbindung zwischen den einzelnen, durch Wechselkurse getrennten Währungen der Welt, durch den Druck zur Kaufkraftparität gegeben, aber da können auch durch den Überbau von mindestens 95% spekulativer Geldbewegungen Verzerrungen vorkommen.
Wenn ein Faktor, in diesem Fall die Geldmenge, unter Monopolkontrolle steht und niemand die Monopolisten kontrolliert, können diese Verzerrungen recht langfristig sein, aber der Macht der Monopole sind auch Grenzen gesetzt und wenn man bedenkt, daß nur 2% da die Wertgrundlage für die anderen 98% geben, steht die Macht auf tönernen Füßen. Kommen die Leute erst darauf, daß sie das Monopolgeld nicht wirklich brauchen, um Handel zu treiben, bricht das ganze System zusammen.
Genau so wie es eine langfristige Goldkonstante gibt, ist auch eine langfristige Geldkonstante möglich, nur ist die bisher noch nie eingetreten, weil dauernde Inflation sie seit 60 Jahren verhindert hat und genau so wie die Goldkonstante niemand hilft, der in einer Wirtschaftskrise darauf wartet bis eventuell seine Aktien wieder nach 30 Jahren das wert werden, was er vorher an ihnen beim Börsenkrach verloren hat, ist es beim Versuch einen vergangenen Geldwert wieder herzustellen.
Jeder Versuch das zu tun führt unweigerlich zum Börsenkrach und zur Deflationskrise.
Den Krach wollen aber die Besitzer der Riesenvermögen so lange wie möglich verhindern und wollen deshalb den Balanceakt mit leichter Inflation so lange weiterführen als möglich ist. Andererseits wollen sie aber auch eine Rendite aus ihren Vermögen beziehen und das ist nur möglich, wenn sie dafür mehr Zinsen bekommen, als sie durch Inflation an Wert verlieren. Bei angenommen 5% Inflation und 3% Rendite müssen sie aber nun dauernd jemand finden, der ihnen 8% Zinsen zahlen und genug Sicherheiten bieten kann. Solche Leute werden aber immer rarer und das übt einen Druck auf den Zinssatz aus. Da die 3% Rendite eine Untergrenze für das Geldkapital darstellen, die noch nie in der Geschichte des Geldwesens unterschritten wurden, muß also versucht werden die Inflationsrate zu vermindern. Das bringt aber Stagflation.
Weniger Inflation heißt nämlich, daß im Allgemeinen die Preise nicht mehr so schnell steigen oder sogar teilweise fallen. Fallende Preise senden aber ein starkes Signal an alle Händler nicht mehr zu kaufen und mit Einkäufen zu warten und das hat weitgehende Folgen, selbst wenn es sich dabei nur um einzelne Preisgruppen handelt. Absatzschwierigkeiten und Arbeitslosigkeit, die sich selbst verstärkend immer weiter in die Krise führen.
Das Einzige, was dagegen getan werden kann, ist massive Geldvermehrung. Kleinere Vermehrungen werden, wie das Beispiel der Weltwirtschaftskrise gelehrt hat, ohne Wirkung in den Deflationsstrudel gerissen und massiv wagen die Regierungen und Notenbanken nicht vorzugehen, weil dann ein Umkippen in hohe Inflation nur zu sicher ist.
Wenn nur weitere 2% der vagabundierenden Geldmenge, über die sie keinen Einfluß mehr haben aus den 98% auch wieder in reale Güter umsteigen wollen, ergibt das eine Verdoppelung der Preise. So einen Wertverlust wollen aber die Besitzer der verbleibenden 96% nicht in Kauf nehmen und versuchen auch noch schnell sich in Sachwerte zu flüchten. Was das aber bedeutet, kann sich jedermann selber ausmalen und haben viele in vielen Ländern der Welt schon erlebt.
25)Die Lehre von Wörgl.
In Wörgl wurde für kurze Zeit während der Weltwirtschftskrise ein Geld mit „demurrage» verwendet. Der Grund weshalb wir hier Schlüsse für Terra aus diesem Experiment ziehen wollen, ist der, daß hier ein praktisches Experiment mit „demurrage« gemacht wurde und daß die Zahlen bekannt sind. Es gab allerdings Unterschiede zu Terra, die eingerechnet werden müssen. Erstens war die „demurrage" wesentlich höher als sie bei Terra sein wird. 12% im Jahr anstelle von 4%. Zweitens war das Wörgler Geld durch goldgedecktes Nationalbankgeld gedeckt und nicht durch ein Warenbündel.
Der erste Unterschied spricht für Terra. Wenn Geld mit 12% „demurrage» angenommen wurde und funktionierte, wird sich niemand an nur 4% stören. Der zweite Unterschied ist von noch weniger Bedeutung, weil damals die Deckung des pari gehaltenen Wörgler Geldes durch Deflation mehr wert wurde. Es wurde also de facto auch das Wörgler Geld mehr wert und nur die „demurrage« hielt es im Umlauf. Terra bleibt aber gleich viel wert und wird deshalb auch mit geringerer „demurrage" im Umlauf bleiben.
Wir können daher die Zahlen von Wörgl ohne weiteres zum Vergleich mit Terra nehmen. Welche Zahlen sind das nun?
Zuerst ist da einmal die Größe des Marktes für dieses Geld. Es waren etwa 5,000 Menschen in diesem lokalen Markt. Dann die umlaufende Geldmenge. Es waren durchschnittlich genau 5,293 Schilling. Also etwas mehr als ein Schilling pro Person. Die gesamte „demurrage" war 740 Schilling, 0.25 Schilling pro Person. Der Wert eines Schillings, damals 1932/3 entsprach 1500 Gramm Brot. Der Gesamtumsatz, der durch dieses Geld bewirkt wurde waren 2,5 Millionen Schilling, was einer Umschlaghäufigkeit von etwa 500 mal im Jahr entspricht.
Die beiden letzten Zahlen sind allerdings Schätzwerte, welche aber gemäß Beobachtungen und Zeugenaussagen annähernd richtig sein werden. Keinesfalls gibt es aber eine mögliche Abweichung von mehr als 25% und es ist anzunehmen, daß Terra mit einen größeren Markt diese Zahlen übertreffen wird.
Es gibt dann noch eine andere relevante Zahl und das ist die Zahl der Menschen, welche nach einem Jahr bereit waren dem Beispiel von Wörgl zu folgen. Es waren 200 bis 400,000, welche nur durch Verbot der Regierung daran gehindert wurden. Das wäre also eine 40 bis 80 fache Ausbreitung dieser Währung in einem Jahr gewesen.
Alle diese Zahlen sind auf Terra anwendbar und das stellt Terra in ein völlig neues Licht.
Es stellt aber auch lokales alternatives Geld in ein anderes Licht und was für Terra gesagt werden kann, gilt genau so für alternatives Geld, welches kaufkraftbeständig und durch „demurrage», was so viel wie Standgeld bedeutet, umlaufgesichert ist. Man braucht unwahrscheinlich wenig von diesem Geld und es ist daher leicht zu „decken«. Tatsache ist, daß man es im Wesentlichen als zinsfreien Kredit in den Umlauf bringen könnte und nur dafür sorgen muß, daß rücklaufendes Geld anstandslos umgetauscht werden kann und daß bei Rückzahlung der Kredite wieder neue ausgegeben werden, was bei Zinsfreiheit sicher kein Problem ist.
Es wäre wahrscheinlich psychologisch vorteilhaft, gleich anfangs einen doppelten Wert als den des zu wechselnden Geldes anzusetzen. Man kann so alternatives Geld mit gleicher Summe aber doppeltem Wert ausgeben, wobei die Hälfte als zinsfreier Kredit ausgegeben wird. Wer sich also so ein alternatives Geld eintauscht, kann das doppelte an Waren kaufen und wird so gerne die Verpflichtung auf sich nehmen in einem Jahr den Kredit zurückzuzahlen.
Die Ausgabestelle hat aber nun genug Geld um alle eventuellen Rückläufe und Rücktäusche zu finanzieren. Der Großteil des alternativen Geldes bleibt ja im Umlauf. Nach einem Jahr laufen dann auch die Kreditrückzahlungen an und es ist gleichgültig, ob die in alternativen oder alten Geld gemacht werden und wie immer sich der Wert des alten Geldes verändert hat, wird durch einen Wechselkurs ausgeglichen. Das alternative Freigeld auf den der Kredit lautet, ist kaufkraftstabil gehalten worden.
Da es einen Wechselkurs früher oder später sowieso geben muß, wenn Freigeld stabil ist und das alte Geld nach wie vor entweder im Wert steigt oder an Wert verliert, ist es besser, man fängt gleich mit einem an.
Die „demurrage", das Standgeld oder die Umlaufsicherung, kann wie in Wörgl durch Aufkleben von Marken gemacht werden - und es wäre zu empfehlen 1% des Nennwertes alle zwei Monate zu verwenden - oder kann auch durch gebührenplichtigen Umtausch der mit Ablaufdaten versehenen Geldscheine erfolgen. Beides würde funktionieren und in beiden Fällen sollte die Gebühr 6% im Jahr nicht überschreiten.
Die Ausgabestelle des alternativen Freigeldes muß verpflichtet werden das Freigeld kaufkraftstabil zu halten und sollte dieses auch auf dem Freigeldschein vermerken. Sie kann das auch sehr einfach tun indem sie Freigeld zum entsprechenden Wechselkurs ausgibt und auch wieder zurück nimmt. Nichts ist einfacher als das. Wir wissen ja nun, um wie wenig Geld es sich dabei handelt. Etwa 2 bis 3 Euro oder Dollar wert pro beteiligten Marktteilnehmer.
Da muß man noch dazu bedenken, daß dieses Geld ja im Umlauf bleibt und nur geringfügige Beträge davon umgetauscht werden. In Wörgl waren die Umtäusche jedenfalls minimal, weil niemand die 2% Umtauschgebühr zahlen wollte.
Da wir aber auch wissen wie wenig Geld man braucht, wenn die gesamte ausgegebene Geldmenge als Tausch und Zahlungsmittel gebraucht wird, muß die Ausgabestelle sehr vorsichtig sein und nicht zu viel dieses Geldes in Umlauf bringen. Darum die Verpflichtung dieses Geld kaufkraftstabil zu halten. Tut sie das nicht, fällt das sofort auf und die Verantwortlichen können zur Rechenschaft gezogen werden, bevor eine höhere Inflation entsteht.
Auch hier ist die Geringfügigkeit der Summen, um die es sich dreht und die Tatsache, daß durch die Umlaufsicherung das Geld umläuft und damit Preissteigerungen sofort festgestellt werden können ein Pluspunkt. Man kann eingreifen bevor etwas Ernstliches passieren kann.
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