Nun giebt es aber selbst in unserem aufgeklärten Jahrhundert immer noch gläubige Seelen, welche annehmen, daß die Post Alles wisse, selbst den Namen „nicht genannter“ Briefempfänger. Aufschriften, wie bei jenen Briefenn welche einem spanischen Kloster übergeben zu werden Pflegen, und die Adresse „an’die heilte Jungfrau“ tragen, sind im Grunde weniger unverständlich, als Briefe mit der Adresse: „an meinen lieben Sohn Franz bei der Artillerie in Berlin“, oder an den großen Unbekannten, „Herrn Müller, Friedrichsstraße“, und an „Mr. Smith in London“. Daß hiermit nicht bloße humoristische Einfälle eines guten Provinzialbewohners gemeint sind, beweist die große Zahl unanbringlicher Retourbriefe, welche die Post schließlich den Flammen opfern muß. Im Jahre 1874 wurden in England achtzehntausendsiebenhundert Briefe ohne jede Adresse zur Post gegeben; sie enthielten einnndneunzigtausend Thaler an Wertheinlagen; aller Scharfsinn der Postbeamten des Oauä likttar 6W0S in London (des Retourbriefamts), das alle Sprachen der Welt einschließlich derjenigen der Papuas zu entziffern pflegt, blieb bei ihnen ohne Erfolg. Erwägt man, welche traurigen Folgen der Nichteingang eines Briefes nach sich ziehen kann, so wird man die Nothwendigkeit einer Vorschrift der neuesten deutschen Postordnung begreifen, es solle jeder Brief so adressirt sein, daß der Ungewißheit über die Person des rechtmäßigen Empfängers unbedingt vorgebengt wird.
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