nicht »die Subjektivität«, es gab nur die Einkleidungen der über das soziale Feld der Ausbeutungsordnung gelegten Spannung. Die Analyse derartiger Romantisierungsformen und -mythen soll uns unten noch beschäftigen.
Und die Erzeugung der »Seele« durch die Intelligenz der Fabrik? Wessen Seele? Die der sich als neue liegemoniale Macht setzenden Funktionseliten aus Management, Bürokratie und Technokratie, die ihre »Subjektivität« erst aus dem gewaltsamen und blutigen Prozess der Zerlegung und Zurichtung der Seelenformen des unter dem Fließbanddiktat geknechteten Fabrikproletariats herstellten - unter Hinzuziehung der Arbeitspsychologen als Seelenkundler? Oder die Seele der mit den barbarischen tayloristischen Offensiven konfrontierten »Massenarbeiter«, die mit Schwüren auf ihren christlichen und jüdisclien Gott die Seelenlosigkeit der Maschinerie bekämpften?
Die Klasse i-nanifestierte in ihren Kämpfen, dass die Fabrik jie Folie nicht erzeugen, sün£Jern aJJenfaJJs zu s@,arrer Objekli vilit enteignen konnte. Sie war es, die sich im Kampf gegen die Fabrik und die Unterwerfungsstrategien zur Fabrikisierung aller gesellschaftlichen Bereiche selbst erzeugte.
Marx sah schon zu seiner Zeit des Mascliinendiktats die Arbeiter zu Anhängsein reduziert, ihre Subjektivität fremd gegen die Fabrik und »in der Arbeit außer sich«.
Als Antwort auf die Klassenkämpfe der »großen Depression« trieb dertaylorismus seine technische Unterwerfungslogik als neue Formen der »reellen Subsumtion« nicht nur in tiefere motorische, kommunikative und psychische Dimensionen der Arbeit. Er trieb sie zugleich in tiefere soziale Dimensionen der Zirkulation und Reproduktion mit der Folge, dass die »Subjekte« in ihrem Leben zunehmend außer sich waren. Er trieb sie in die »Seelen«, um ihre Subjektivität in einer Art innerer Landnahme zu Sachkapital zu objektivieren und ihr Leben in das produktive Arsenal des toten Kapitals einzuverleiben.
Die enteignete, objektivierte, kapitalisierte, technisch zugerichtete Subjektivität wurde dadurch nicht einfach zu einer in die Seelen gesenkten Produktivkraft. Sie blieb Ausdruck und Produkt von Angriff und innerer Landnahme, die ihre Rationalisierungsstrate-
zialen Revolution« und die darin angegebene Literatur;auch: A. Meyer,
Die Logik der Revolten, Berliii , Hamburg 1999.
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gien in einem blutigen Prozess globalisierte. Die Träger der aggressiven kapitalistischen Energien waren jetzt nicht mehr in die Cliarakteri-nasken des Handelskapitals und der unternelimerisclien Avantgarden gründerzeitliclier Ingenieure gekleidet. Sie personifizierten sich - entsprechend der Verwissenscliaftlichung der inneren Landnahme - in neuen kleinbürgerlich-jakobiiiisclien Funktionseliten des Rationalisierungszugriffs: den Kadern der wissenscliaftlichen Betriebsfüliruiig in Arbeitsorganisation und Management, den Rationalisierern der Haus- und Reproduktionsarbeit, den Infrastruktur-, Stadt- und Verkelirsplanern, den Technokraten geopolitischer Bevölkerungsrationalisierung in der Reorganisation des nationalen Imperialismus zum Imperialismus der Großraumerschließung.
Die Verobjektivierung von Subjektivität zu Kapital, im Zugriff der »reellen Subsumtion«, begegnet uns in der Begriftlichkeit der politischen Ökonoi-nie als »Sozial-«, »Human-«, »B io-«, »Kuli
Itsamkeit und Aggressivität der ihnen zugrundeliegenden Prozesse. Sie verschleiern auch die Existenz der unbesetzten Subjektivität, die die Potentiale ihres lebendigen Widerspruchs gegen die Zugriffe in immer neuen Formen (Kai-npfformen, moralische Ökonomie, Gesellschaftliclikeit, Freiheit, Solidarität) im Antagonismus zur Geltung und zur historischen Entfaltung bringt.
Natürlicli ist die »unbesetzte« Subjektivität nicht als unberührter Bereich eines Reservoirs ursprüngliclier Autonomie, Milieu, Substanz, Essenz zu begreifen. H/N tun so, als gäbe es noch irgendjemanden, der sich in einem derartigen philosophischen Kindergarten authielte, ein plumpes rhetorisches Manöver. Subjektivität ist lebendiger prozessierender Widerspruch gegen die toten Strukturen, prozessierende Subjektivität gegen Verobjektivierung. Sie bringt sich in der Auseinandersetzung mit den Kapitalisierungszugriffen erst hervor, sie »produziert« sich im Antagonisi-nus und ist darin geschichtlich,
In ihrem Begriff von Subjektivität bringen Hardt und Negri allein die Position ihrer Zurichtung und Kapitalisierung zur Geltung, nur die Institutionen ihrer Enteignung zu erstarrten Gerippen.
Im Abschnitt zur »Entstehung und Korruption von Subjektivität« wenden sie sich gegen die Annahme einer vorgesellschaftlichen Subjektivität - eine Banalität. Nicht banal, sondern Ausdruck ei-
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