dauerhaften Mannigfaltigkeiten. Wir machen fast dasselbe, indem wir baumartige Mannigfaltigkeiten und rhizomatische Mannigfaltigkeiten unterscheiden. Makro- und Mikro-Mannigfaltigkeiten. Einerseits extensive, teilbare und molare Mannigfaltigkeiten, die vereinheitlicht, summiert und organisiert werden können, die bewußt oder vorbewußt sind - und andererseits libidinöse, unbewußte, molekulare, intensive und aus Teilchen bestehende Mannigfaltigkeiten, die sich nicht teilen lassen, ohne ihre Gestalt und ihren Abstand zu ändern, die unaufhörlich entstehen und sich auflösen, indem sie diesseits, jenseits oder durch eine Schwelle ineinander übergehen und miteinander kommunizieren. Die Elemente dieser letzteren Mannigfaltigkeiten sind Teilchen; ihre Relationen sind Abstände, ihre Bewegungen sind Brownsche Bewegungen; und ihre Quantität sind Intensitäten und Intensitätsunterschiede.
All das bildet nur die logische Grundlage. Elias Canetti unterscheidet zwei Arten von Mannigfaltigkeit, die manchmal gegensätzlich sind und sich manchmal durchdringen: Masse und Meute. Zu den Eigenschaften der Masse, im Sinne von Canetti, gehören eine große Quantität, Teilbarkeit und Gleichheit ihrer Mitglieder, Konzentration, die Soziabilität des Ganzen, Ein-Weg-Hierarchie, Organisation von Territorialität oder Deterritorialisierung und das Aussenden von Zeichen. Zu den Eigenschaften der Meute gehören die Kleinheit oder Begrenztheit der Zahl, Zerstreut-Sein, unteilbare variable Abstände ' qualitative Metamorphosen, Ungleichheiten als Reste oder Befreiungen, Unmöglichkeit einer dauerhaften Summierung oder Hierarchisierung, Brownsche Richtungsvielfalt, Deterritorialisierungslinien, Projektion von Partikeln.8 Zweifellos gibt es in Meuten nicht mehr Gleichheit und nicht weniger Hierarchie als in Massen, aber sie sind verschieden. Der Anführer der Meute oder des Rudels spielt Zug um Zug, er muß bei jedem Zug immer wieder alles aufs Spiel setzen, während der Führer der Gruppe oder Masse das Gewonnene konsolidiert und kapitalisiert. Die Meute, selbst in ihrem eigenen Bereich, bildet sich an einer Flucht- oder Deterritorialisierungslinie, die Bestandteil der Meute selber ist und der sie einen großen, positiven Wert beilegt, während Massen solche Linien nur integrieren, um sie zu segmentarisieren, zu versperren und ihnen einen negativen Wert beizulegen. Canetti schreibt, daß in einer Meute jeder allein bleibt und trotzdem mit den anderen zusammen ist (so wie Wölfe bei der Jagd), jeder verfolgt seine eigenen Ziele, während er gleichzeitig zum Rudel gehört. "Immer wieder, in den wechselnden Konstellationen der Meute wird er [der einzelne] an ihrem Rande stehen. Er wird darin sein
8. Elias Canetti, Masse id@id Ma(@ht, Frankfurt 1980, S. 25-28 und loiff. Einige dieser
Be.stimmungen stammen von Canetti.
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und gleich wieder am Rande, am Rande und gleich Wenn die Meute einen Ring um ihr Feuer bildet, in Rechten und Linken Nachbarn haben, aber der Rücken Rücken ist nackt der Wildnis ausgelieferte Hier erke Position des Schizos wieder, der sich an der Peripherie sich nur mit einer Hand oder einem Fuß festhält... Dem st noische Position des Massensubjekts gegenüber, mit alle tionen des Individuums mit der Gruppe, der Gruppe mit des Führers mit der Gruppe; von der Masse ergriffen se Mittelpunkt nähern und sich niemals am Rand aufhalt nicht gerade befohlen ist. Warum sollte man (zum Beispie Lorenz) davon ausgehen, daß Rudel und ihre Art von Ku Evolutionsgeschichte einen rudimentäreren Zustand d Gruppen- oder Paar-Gesellschaften? Es gibt nicht nur Rudel, sondern auch solche, die besonders fein entwick »höhere Gesellschaft« unterscheidet sich von der »Gesell sie der Meute viel näher steht, und der Durchschnittsbürg vom Angehörigen der «High Society» ein bestimmtes, ne unzutreffendes Bild, weil er die entsprechenden Position archien, die Kräfteverhältnisse und die ganz besonderen und Projekte nicht richtig erkennt. Die Beziehungen Gesellschaft« decken sich nie mit gesellschaftlichen Bezi stimmen nicht mit ihnen überein. Selbst die "Manierisme allen Rudeln gibt) gehören zu den Mikro-Mannigfalti unterscheiden sich von den allgemeinen gesellschaftliche weisen oder Gebräuchen.
Es geht allerdings nicht darum, die beiden Arten nigfaltigkeit, die molaren und die molekularen Maschin gegenüberzustellen; das wäre nicht mehr wert als der Du scheu dem Einen und dem Mannigfaltigen. Es gibt nur tigkeiten von Mannigfaltigkeiten, die ein einziges Gefüg in ein und demselben Gefüge wirksam sind: Meuten in umgekehrt. Bäume haben rhizomatische Linien, und da baumartige Punkte. Wie könnte man verrückte Teile riesiges Zyklotron produzieren? Wie könnte man Det rungslinien auch außerhalb der Territorialitätskreisläu Wie könnte ein winziger Strom neuer Intensität auf gro und im Zusammenhang mit großen Umwälzungen auf di fließen? Was müßte man tun, damit ein neuer Klang en Werden, Molekular-Werden, Unmenschlich-Werden, all d durch eine molare Extension, eine menschliche Hyperk oder bereitet sie vor. Der Aufbau einer großen paranoi
9. Ebd., S. 1 0 1 .
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