Zwitter
Bewertung: 5 Punkt(e)
Am Ende des 11. Lebensjahres war ich immer noch ein Junge. Die Sache mit dem Pinkeln war mir noch lange nicht klar, das steckst du irgendwann mal weg als unerforschliches Geheimnis des Lebens...
Zunächst konnte ich das Gefühl an der Brust gar nicht einordnen. Dann fiel es mir mal auf: Ich bekam ja Brüste wie ein Mädchen. Mädchen wissen, dass das irgendwann passieren wird. Ein Junge ahnt es nicht. Es trifft ihn vollkommen unvorbereitet: Das gibts nicht. Da brauchst du schon eine gewisse Contenance, um dich nicht heulend in den See zu stürzen...
Die hautengen Tshirts gab es noch nicht, und dass ich nicht zum Baden an den See gehe, war eh schon klar.
Noch war es nicht zu sehen und es wusste niemand ausser mir...
Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, dachte manchmal, es gäbe doch einen Gott und er bestrafe mich für irgendwas, dachte manchmal, dass bei mir halt sowieso alles anders ist, dachte manchmal einfach, ich spinne. Meistens dachte ich, dass ich es nicht heraus finden kann, weil ich zu blöd bin, die Welt und das Leben zu verstehen...
Jedenfalls war es nicht zu leugnen: Oben herum wurde ich immer mehr Mädchen, unten war ich Junge, scheinbar uneingeschränkt, denn was es nun mit dem Pinkeln auf sich hat, hatte ich ja noch nicht heraus gefunden...
Manchmal wurde ich wütend, schlug mit den Fäusten auf die unbeeindruckt wachsenden Brüste ein: Immer passiert mir etwas, was nur mir passiert...