Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Schreibmaschine«
hei+co schrieb am 14.9. 2000 um 17:06:11 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Ein typisches Kunstwerk dieser Zeit ist die DRUCKMASCHINE von Beuys- für Lotta Continua im Sinne einer Vernetzung einer Kunst-Aktion mit direkter kultur-politischer Praxis: die künstlerische 'umgewandelte' alte Druckmaschine erzielte auf dem Kunstmakrt einen Preis, der die Anschaffung einer neuen Druckmaschine ermöglichte.. lotta continua.. (die Tapes, auf denen eine Auseinandersetzung zwischen Beuys und der politischen Gruppe über Aktionsformen und Leben stattfand, wurde in der großen Berliner Beuys Ausstellung 1988 leider nicht abgespielt. Das lebendige Werk wurde so aus dem Kontext gelöst und getötet!)
Die Heraufkunft der Informationstechnologien hat dann im Kontext der post-industriellen technologischen Transformationen die Felder des gesellschaftlichen Experimentierens deutlich verschoben:
Ist das Ende des 2. Weltkrieges durch die Experimente Turings und seiner Mitarbeiter mit dem Knacken des Codes der deutschen Wehrmacht als Informationskrieg markiert, so sind möglicherweise ein paar Hacker, die in Datennetze z.B. der Post eindringen, Ende der 70er Jahre die letzten Versprengten, die noch experimentieren...
War doch der revolutionäre Künstler der 60er jahre (neben literarischen Guerilleros mit der Schreibmaschine als Maschinengewehr) der 'Mann mit der Kamera`, der offensiv den Kampf mit dem herrschenden Spektakel antritt, indem er die Aufnahme und Verbreitung von Bildern verschiedener Realitäten (Minderheiten, Wohnungskampf, Demos) vorantreibt...
liegt eine mögliche Sprengkraft heute (im Zeitalter der Simulation, in dem jeder einzelne angeschlossen ist an die Netze der Informationstechnologien, und wie gebannt auf den Bildschirm starrt, von dem er jetzt ein Feed-Back erwartet- ganz anders im Vergleich zu den sozialen, revolutionären, kommunitären.. Netzwerken der 60er Jahre..
...genug der retardierenden Momente..
..liegt eine revolutionäre Sprengkraft im Knacken eben dieses scheinbar universellen Codes des Computers, der als experimentelles Produktionsmittel durchaus geeignet ist:
-Konzepte experimenteller Literatur 'umzusetzen' (Zitat aus dem netz der Systeme!)..
Als Medium, Mittel, Ideen zu prozessieren, zu verarbeiten, zu codieren, zu abstrahieren, zu visualisieren, zu übertragen und zu verbreiten..., spielt die Programmierung und Entwendung des Computers für ästhetische Experimente möglicherweise heute eine änhliche Rolle im Kampf um die freie Zirkulation von Ideen wie ehemals der Kampf gegen die Zensur von Druckwerken..
GPhilipp schrieb am 12.10. 2001 um 23:25:10 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Das Tippen mit allen 10 Fingern habe ich mir selbst bei gebracht mit 14 oder 15 Jahren, vielleicht in den Sommerferien 1968.
Bruder W. besuchte eine Handelsschule und hatte eine kleine, blaue 'Olivetti', auf der ich nach einem Übungsbuch trainierte: jjjj ffff jiji usw.
Stenografie hat mich nicht gereizt oder war zu schwer.
Auch das Gitarre spielen habe ich autodidaktisch erlernt. Hinterm Schrank hatte mein ältester Bruder ein Instrument stehen. Liedertexte und Akkordgriffe waren auf einigen Blättern notiert.
Schließlich hatte ich 2 Vertretungsstunden bei einem Kantor, bei dem W. Akkordeon lernte. Der besorgte mir die Goetze-Schule und brachte mir den Walzer bei (Melodie auf der 1. Saite: er notierte die Bünde). Ich lernte die Tonarten und spielte meine 'Lieblingsstücke'.
Weiter ging es später (erst 1973) mit Teuchert's blauem Renaissance-Heft: also Greensleeves etc. und Gaspar Sanz, dann auch Bach: das (Cm) D-moll-Präludium (immerhin!).
Erst mit 21 hatte ich regulären Unterricht (50 Mark im Monat?) bei Musikstudenten in Bremen.
Auf dem Flohmarkt in Hannover kaufte ich mir in den 70ern eine schwere Schreibmaschine, die ich später verschenkte. Ich hatte mir eine antike Reise-Schreibmaschine zugelegt und dabei an Klaus Mann gedacht;) Benutzte sie aber nie: da stand, nein steht noch dies schwere Geschenk-Ungetüm, dessen Technik ich nicht verstehe. Gott sei Dank konnte ich mir 1998 einen Computer leisten! Schreiben, CD-ROM-Programme, Internet.
mcnep schrieb am 8.12. 2005 um 21:22:20 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Es war nichts weiteres als die Nennung des Ortes Gifhorn, die mich in eine der schlimmsten Heulattacken seit dem Tode Konrads warf. Ausgerechnet Gifhorn, ein bedeutungsloses Nest am Südrand der Lüneburger Heide: Er hatte mich und Ives dort hingefahren, von dort sollte meine zweiwöchige Fußwanderung Richtung Hamburg starten, die dann schon bei Beagle–Belsen an ein jähes Ende kommen sollte. Ich glaube, er war noch keine 60, stand noch im Saft, kein Treppensturz, der ihn gefällt hatte, der Bart meliert, nicht weiß, meine Fresse, er war ein Halbgott für mich. Ich vermisste ihn schon, als wir nach dem Besuch eines Mühlenmuseums voneinander Abschied nahmen und ich mich mit dem Hund auf den Weg nach Norden machte. Wir werden uns nachgewunken haben, bis wir uns nicht mehr sahen, wie wir es immer taten, die ersten zehn Jahre lang. Das Bild stand mir plötzlich, ob aus der Erinnerung oder der Phantasie geborgt, so klar vor Augen, ich hätte sie mir ausreißen wollen. Schlagartig war es wieder, vielleicht sogar erstmalig nach all der Schockanästhesie da, das Gefühl von der Unwiderbringlichkeit von Leben, Liebe, Jungsein. Und das Wissen, dass mir kein Blaster der Welt je helfen könnte, damit klarzukommen, genausogut könnte ich meine Schreibmaschine mit ins Bett nehmen.