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positiv bewertete Texte
Der erste Text am 1.5. 2004 um 14:16:59 Uhr schrieb
mcnep über menschenverachtend
Der neuste Text am 5.10. 2018 um 20:09:08 Uhr schrieb
Christine über menschenverachtend
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(insgesamt: 9)

am 7.3. 2016 um 23:56:53 Uhr schrieb
Yadgar über menschenverachtend

am 12.5. 2009 um 19:43:07 Uhr schrieb
Honey über menschenverachtend

am 3.1. 2016 um 11:10:05 Uhr schrieb
Christine über menschenverachtend

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Menschenverachtend«

Wenkmann schrieb am 19.12. 2004 um 23:07:10 Uhr zu

menschenverachtend

Bewertung: 4 Punkt(e)

»Als Miriam und ich uns an die Hand meiner Mutter klammerten, eilte ein SS-Mann vorbei und rief: «Zwillinge! Zwillinge?" Er blieb stehen und schaute meine Zwillingsschwester und mich an, weil wir gleich gekleidet waren und uns sehr ähnlich sahen.
»Sind das Zwillinge?«, fragte er. »Ist das gut?«, fragte meine Mutter. »Ja«, nickte der SS-Mann.
»Ja, sie sind Zwillinge«, sagte meine Mutter.
Ohne Warnung oder Erklärung riss er Miriam und mich von Mutter weg.
Unser Schreien und Flehen traf auf taube Ohren. Ich erinnere mich daran,
wie ich zurückschaute und sah, dass meine Mutter ihre Arme voller Verzweiflung ausstreckte, während sie von einem SS-Soldaten in die entgegengesetzte Richtung gezerrt wurde.
Ich kam nicht dazu, ihr »Auf Wiedersehen« zu sagen; ich kam nie mehr dazu,
denn dies war das letzte Mal, dass wir sie sahen.
All das dauerte dreißig Minuten. Miriam und ich hatten keine Familie mehr. Wir waren ganz allein. Wir wussten nicht, was mit uns geschehen würde. Das alles wurde uns angetan, weil wir als Jüdinnen geboren waren.
Wir verstanden nicht, warum das ein Verbrechen war.
Wir kamen zu einer Gruppe von etwa acht Zwillingspärchen und warteten unter SS-Bewachung am Rand der Eisenbahngleise. Acht weitere Zwillingspärchen und eine Mutter kamen noch zu unserer Gruppe dazu. Wir wurden zu einem riesigen Gebäude gebracht und erhielten den Befehl, uns nackt auf Bänke zu setzen, während unsere Kleidung weggebracht wurde. Es war spät am Nachmittag, als unsere Kleidung zurückkam. Auf dem Rücken war ein großes rotes Kreuz aufgemalt. Als sie meinen Arm packten, um ihn zu tätowieren, begann ich zu kreischen, zu treten und zu zappeln. Vier Leute - zwei SS-Männer und zwei weibliche Gefangene - hielten mich fest, mit all ihrer Kraft, während sie einen stiftartigen Apparat erhitzten, bis er rotglühend war. Dann tauchten sie ihn in Tinte und brannten Punkt für Punkt in Großbuchstaben die Nummer A-7063 in mein Fleisch. Wir wurden in eine Baracke voller Mädchen gebracht, Zwillinge im Alter von ein bis dreizehn Jahren. Kurz nach unserer Ankunft liefen alle zum Barackeneingang, wo das Abendessen ausgeteilt wurde. Das Essen bestand aus einer sehr dunklen, etwa sechs Zentimeter dicken Scheibe Brot und einer bräunlichen Flüssigkeit, die sie Kaffee nannten. Miriam und ich schauten uns an, und obwohl wir seit vier Tagen nichts zu essen und zu trinken bekommen hatten, bestand bei uns kein Zweifel, dass wir das Brot nicht essen konnten, weil es nicht koscher war. Als wir unsere Portionen den beiden Mädchen anboten, die uns alles zeigten, griffen sie danach, ehe wir unsere Meinung ändern konnten. Sie lachten über unsere Unwissenheit und sagten: »Miriam und Eva, hier könnt ihr keine Ansprüche stellen. Ihr müsst lernen, alles zu essen, wenn ihr überleben wolltNach dem Abendessen erklärten die beiden Mädchen uns alles im Lager.
Damals erfuhren wir von den riesigen rauchenden Kaminen und den lodernden, hoch über sie hinausschlagenden Flammen. Wir hörten von den zwei Gruppen von Leuten, die wir auf der Selektionsrampe gesehen hatten, und was mit ihnen geschehen war. Wir erfuhren, dass wir nur deshalb noch am Leben waren, weil Dr.Mengele uns für seine Experimente verwenden wollte. Es war spät am Abend, als Miriam und ich uns auf die unterste Pritsche im Stockbett zum Schlafen legten. Ich konnte nicht einschlafen, obwohl ich körperlich erschöpft und geistig ausgelaugt war. Miriam und ich gingen zur Latrine am Ende der Baracke. Auf dem schmutzigen Boden lagen die Leichen von drei Kindern. Ihre Körper waren nackt und ausgemergelt, und ihre weit aufgerissenen Augen starrten mich an. Da wurde mit klar, dass dieses Schicksal auch Miriam und mir drohte, wenn ich nichts dagegen unternahm, um es zu verhindern. Also fasste ich einen stummen Entschluss: »Ich werde alles tun, was in meiner Macht liegt, um zu verhindern, dass Miriam und ich auf diesem dreckigen Latrinenboden enden
Von diesem Augenblick an konzentrierte ich alle meine Anstrengungen, alle meine Fähigkeiten und mein ganzes Dasein auf eine Sache: Überleben. In unserer Baracke kuschelten wir uns, alles Kinder, in unsere schmutzigen Betten, in denen es von Läusen und Ratten wimmelte. Wir hungerten nach Essen, hungerten nach menschlicher Zuwendung und hungerten nach der Liebe unserer Mütter, die wir einmal hatten. Wir besaßen keine Rechte, aber wir waren wild entschlossen, noch einen weiteren Tag zu leben, noch ein weiteres Experiment zu überleben.
Nichts auf der Welt kann einen Menschen auf einen Ort wie Auschwitz vorbereiten. Als Zehnjährige wurde ich einer besonderen Gruppe von Kindern zugeteilt, die von Dr.Josef Mengele als menschliche Versuchskaninchen verwendet wurden.
Ungefähr 1500 Zwillingspärchen wurden von Mengele für seine tödlichen Experimente eingesetzt. Es wird geschätzt, dass weniger als 200 Einzelpersonen überlebten. In Auschwitz lebten wir ein emotional isoliertes Dasein. Wir weinten nicht, weil wir wussten, dass es nichts nützte.
Das hatten wir schon in den ersten paar Tagen gelernt.
Nach einer Injektion in Mengeles Labor wurde ich sehr krank. Ich versuchte diese Tatsache zu verheimlichen,
denn es ging das Gerücht um, dass keiner, der in die Krankenabteilung gebracht wurde, je zurückkehrte. Bei meinem nächsten Besuch im Labor wurde bei mir Fieber gemessen, und man brachte mich in die Krankenabteilung. Am nächsten Tag schaute ein Team, bestehend aus Dr.Mengele und vier anderen Ärzten, meine Fieberkurve an und erklärte dann:
»Schade, dass sie noch so jung ist. Sie hat nur noch zwei Wochen zu leben
Ich weigerte mich zu sterben!!
Und fasste meinen zweiten stummen Entschluss: »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um gesund und wieder mit meiner Schwester Miriam vereint zu werden
Nach zwei Wochen war mein Fieber überwunden und ich begann mich kräftiger zu fühlen. Ich beschloss, mir einen Plan auszudenken, der eine allmähliche Besserung meines Zustands bringen sollte. Wenn also die so genannte Krankenschwester hereinkam, das Thermometer unter meinen Arm steckte und den Raum wieder verließ, nahm ich es jedes Mal heraus, las es ab, und wenn die Temperatur zu hoch war, schüttelte ich das Thermometer ein bisschen herunter. Dann steckte ich es wieder unter meinen Arm und ließ das Ende herausstehen. Nach drei Wochen zeigte ich normale Temperatur und konnte wieder zu Miriam. Was für ein glücklicher Tag! Wäre ich gestorben, dann hätte Mengele Miriam mit einer Injektion ins Herz getötet und hätte an unseren Körpern vergleichende Autopsien vorgenommen. Auf diese Art starben die meisten der Zwillinge.
Dreimal in der Woche gingen wir in das Hauptlager von Auschwitz zu Experimenten. Diese dauerten sechs bis acht Stunden. Wir mussten nackt in einem Raum sitzen. Jeder Teil unseres Körpers wurde vermessen, betastet, mit Tabellen verglichen und fotografiert. Auf jede Bewegung wurde geachtet. Ich fühlte mich wie ein Tier in einem Käfig. Dreimal in der Woche gingen wir ins Blutlabor. Dort wurden uns Keime und Chemikalien injiziert, und sie nahmen uns viel Blut ab. Ich habe gesehen, wie einige Zwillinge ohnmächtig wurden, weil sie so große Mengen Blut verloren. Ich glaube, die Nazis wollten wissen, wie viel Blut ein Mensch verlieren kann, ehe er daran stirbt. Die Experimente befanden sich in verschiedenen Stadien,
und Mengele hatte einen unbegrenzten Vorrat an menschlichen Versuchskaninchen im Lager.
An einem verschneiten Tag, dem 27. Januar 1945, vier Tage vor meinem 11. Geburtstag, wurde Auschwitz von den Sowjets befreit, und wir waren frei. Wir waren am Leben. Wir hatten überlebt. Wir hatten über unglaublich Böses triumphiert."

Aus:

»Ich habe den Nazis vergeben«

Die Rede der Auschwitz-Überlebenden Eva Mozes Kor vor dem Symposium »Biowissenschaften und Menschenversuche« in Berlin



Wenkmann schrieb am 19.12. 2004 um 23:25:22 Uhr zu

menschenverachtend

Bewertung: 3 Punkt(e)

»Im Beisein von SS-Sturmbannführer Dr. Ding-Schuler, Herrn Dr. Wimann und dem Unterzeichneten wurden am 9.11.44 an fünf zum Tode Verurteilten Versuche mit Akonitinnitrat-Geschossen durchgeführt. Es handelte sich um Geschosse vom Kaliber 7,65mm, welche mit dem Gift in kristalliner Form gefüllt waren. Die Versuchspersonen erhielten im Liegen je einen Schuss in den linken Oberschenkel. Bei 2 Personen wurde der Oberschenkel glatt durchschossen. Es war auch später keine Gifteinwirkung zu erkennen. Diese beiden Versuchspersonen scheiden daher aus. Der Einschuss zeigte keine Besonderheiten. Die drei Verurteilten wiesen in ihren Erscheinungen eine überraschende Übereinstimmung auf. Zunächst zeigten sich keine Besonderheiten. Nach 20 bis 25 Minuten traten motorische Unruhe und ein leichter Speichelfluss ein. Die Vergifteten schluckten häufig, später ist der Speichelfluss so stark, dass er durch Hinunterschlucken nicht mehr bewältigt werden kann. Schaumiger Speichel entfließt dem Mund. Dann setzten Würgreiz und Erbrechen ein. Nach ungefähr 90 Minuten setzte bei einer der Versuchspersonen wiedereine tiefe Atmung ein, begleitet von einer zunehmenden motorischen Unruhe. Die Atmung ging dann in eine oberflächliche, jagende über. Gleichzeitig bestand ein starker Brechreiz. Der eine Vergiftete versuchte vergebens zu erbrechen. Um dies zu erreichen, steckte er 4 Finger der Hand bis zu den Grundgelenken tief in den Mund. Trotzdem setzte kein Erbrechen ein. Das Gesicht war dabei gerötet. Die anderen Versuchspersonen zeigten schon früh ein blasses Gesicht. Die übrigen Erscheinungen waren dieselben. Die motorische Unruhe wuchs später so stark, dass sich die Personen  aufbäumten, wieder hinwarfen, die Augen verdrehten, sinnlose Bewegungen mit den Händen und den Armen ausführten. Schließlich ließ die Unruhe nach, die Pupillen erweiterten sich maximal, die Verurteilten lagen still. Bei einem von ihnen wurde Masseter-Krampf (Kaumuskelkrampf) und Urinabgang beobachtet. Der Tod trat 121, 123 und 129 Minuten nach Erhalt des Schusses ein


Quellen:

»Ärzte im Dritten Reich« von Robert Jay Lifton 

»Die Ärzte der Nazis« von Hans-Henning Scharsach

Wenkmann schrieb am 19.12. 2004 um 23:34:54 Uhr zu

menschenverachtend

Bewertung: 2 Punkt(e)

"Zu den Forschern, deren wissenschaftliche Kompetenz mit ihrem Ehrgeiz nicht Schritt hält, zählt Johannes Paul Kremer, ein Anatomieprofessor, der sich mit einer Arbeit über die Veränderung des Muskelgewebes im Hungerzustand habilitiert hat. Die Universität Münster verweigert dem Außenseiter Lehrstuhl und Labor. Eine Veröffentlichung über einen bemerkenswerten Fall zur Frage der Vererbung traumatischer Verstümmelungen ist derart unsinnig, dass sie ihm Vorhaltungen des Direktors einträgt. Kremer fühlt sich ungerecht beurteilt. Er ist neunundfünfzig, als er nach Auschwitz kommt, um seine ehrgeizigen Ziele doch noch zu erreichen. Als einziger Universitätsprofessor unter den Lagerärzten beginnt er sofort mit unsinnigen Experimenten. Sein Interesse gilt immer noch den Hungernden. Kremer lässt Muselmänner, wie die völlig ausgehungerten menschlichen Skelette im Lagerjargon heißen, lebendig auf den Seziertisch legen. Nach Eintragung von Name, Alter, Einlieferungszeitpunkt und Gewichtsverlust erfolgt die tödliche Phenol-Injektion direkt ins Herz. Unmittelbar darauf erfolgt die Obduktion, bei der lebendfrische Proben aller möglichen Organe zur Untersuchung entnommen werden. Berühmt-berüchtigt wird Kremer nicht durch wissenschaftliche Ergebnisse seiner Arbeit, sondern durch die Veröffentlichung seines Tagebuchs, das ein makabres Dokument fanatischer NS-Gläubigkeit, krankhaften Ehrgeizes, grenzenloser Verrohung und Abstumpfung ist. In ihm notiert der Arzt seine Versuche neben Speiseplänen:

'Lebendfrisches Material von Leber, Milz und Pankreas entnommen und fixiert. Zum Mittagessen Hasenbraten, eine ganze dicke Keule, mit Mehlklößen und Rotkohl für 1,25 RM.' "

Quellen:

»Ärzte im Dritten Reich« von Robert Jay Lifton 

»Die Ärzte der Nazis« von Hans-Henning Scharsach

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