Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Melancholie«
RoadwayRona schrieb am 1.7. 2001 um 01:53:23 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Gegenteil: Sinnlose Fröhlichkeit. Grundloses Lächeln, unmotivierter Optimismus wird als positiv bewertet. Jegliche »dunklere« Empfindung gilt als negativ, wird schnellstmöglich durch irgendeine hohle Allerweltsaussage beiseitegeschoben. Unmöglich, aus Verlusten oder Misserfolgen einen Genuss zu ziehen. Nicht denken! Wird auch gern als »Grübeln« bezeichnet, gilt als böse, schädlich. Lachen, Singen, hohles Zeug schwätzen, keine Höhen, keine Tiefen: keine Gefahr, das wirkliche Leben zu erleben.
BlackSoul schrieb am 3.3. 2002 um 19:54:27 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Vielleicht lieber morgen...
Auf einem gelben Stück Papier, grün liniert,
schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Chops“
Denn das war der Name seinem Hundes
Und nur darum ging es.
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
Und einen goldenen Stern
Und seine Mutter klebte es an die Küchentür
Und las es seinen Tanten vor
Das war das Jahr, als alle Kinder
Mit Father Tracy in den Zoo fuhren
Und sie sangen mit ihm im Bus
Und seine Schwester kam auf die Welt
Mit winzigen Zehennägeln und kahl
Und seine Eltern küssten sich oft
Und das Mädchen um die Ecke schickte ihm
Eine Valentinskarte mit vielen „X“-en
Und er fragte seinen Vater, was diese zu bedeuten hätten
Und sein Vater brachte ihn am Abend ins Bett
Und war immer da, um das zu tun.
Auf einem weißen Stück Papier, blau liniert,
schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Herbst“
Denn es war gerade Herbst
Und nur darum ging es
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
Und sagt, er solle präziser schreiben
Und seine Mutter klebte es nicht an die Küchentür
Denn die war gerade frisch gestrichen
Und die anderen sagten ihm,
dass Father Tracy Zigaretten rauchte
Und sie in der Kirche fallen ließ
Und manchmal brannten sie Löcher in die Bänke
Das war das Jahr, als seine Schwester eine Brille bekam,
mit dicken Gläsern und schwarzem Gestell
Und das Mädchen um die Ecke lachte ihn aus,
als er mit ihr auf den Weihnachtsmann warten wollte
Und die anderen sagten ihm,
warum seine Eltern sich so oft küssten
Und sein Vater brachte ihn abends nicht mehr ins Bett
Und sein Vater wurde wütend,
als er ihn weinend darum bat
Auf einem Blatt aus seinem Notizbuch
Schrieb er ein Gedicht
Und er nannte es „Unschuld : Eine Frage“
Denn das war die Frage, die seine Freundin betraf
Und sein Lehrer gab ihm eine Eins
Und sah ihn lange und seltsam an
Und seine Mutter klebte es nicht an die Küchentür,
denn er zeigte es ihr nicht
Das war das Jahr, als Father Tracy starb
Und er vergaß, wie das Glaubensbekenntnis ging
Und er erwischte seine Schwester,
wie sie hinterm Haus herumknutschte
Und seine Eltern küssten sich nicht mehr
Und schwiegen sich an
Und das Mädchen um die Ecke trug zu viel Make – Up
Sodass er husten musste, wenn er sie küsste,
aber er tat es trotzdem,
weil es das war, was man halt tat
Und um drei Uhr morgens brachte er sich ins Bett,
während sein Vater nebenan schnarchte
Auf einem Stück brauner Papiertüte
Versuchte er sich an einem Gedicht
Und er nannte es „Absolut nichts“,
denn nur darum ging es wirklich
Und er verpasste sich selbst eine Eins
Und einen Schnitt in jedes Handgelenk
Und er klebte es an die Badezimmertür,
denn er glaubte nicht, dass er es noch
bis zur Küche schaffen würde
KIA schrieb am 21.3. 2002 um 21:17:38 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Damals, als dieses Rekreationswort noch wie ein Pendel ausschlug, dieses Wort habe ich seinem Inhalt nach jetzt nahezu vergessen, damals auf jeden Fall hatte ich mich auch schon wieder an die Verschliessenheit der alten Buchstaben auf der alten Schreibmaschine gewöhnt, nur haben sich diese alten Buchstaben dann irgendwann wieder erschöpft, ohne daß ich je ihren Geruch vergessen hätte, der mich unweigerlich an alte Dampflokomotiven erinnerte. Das einzige noch vorhandene Bewußtsein von jener Zeit bricht den Zauber der Verwirrung, die damals vorherrschte, hat ihn vielleicht auch schon gebrochen, zu Erinnerungsresten wie Eierschalen, hilflos, noch hilfloser dann der Wunsch, die Bücher endlich zu zertreten wie Ameisen, aber nachts krümmte sich doch das Gespenst aus schwarzen Buchstaben in die Augen, und wann immer es Menschen zuließen, meine Mutter zählt natürlich nicht dazu, habe ich von Krankheit und Tod gesprochen, wobei diejenigen, die es zuließen, trotz akribisch genauer Schilderung meines in der Tat bedrohlichen Zustandes nicht auf die leise Idee kamen, daß zwischen Krankheit und Tod und mir wirklich ein dämonisches Bündnis herrschen könnte, sozusagen eine hypochondrische Dreifaltigkeit.
Ich war vergiftet von Kopf bis Fuß, mit einem Ariadnefaden als einzigem mich am Leben haltenden Gegenstand in der Hand, der mir mein schizophrenes Labyrinth offenhielt. Manchmal, was ich natürlich zugebe, hat mich diese boden- und kopflose Schwäche auch erregt, damals, als mein Vater im Bett lag und ich mit der größten, meinen schwachen Körper wie ein Stromschlag durchzuckenden Anstrengung sinnlose, mich quälende Notizen auf sinnlose Blätter schrieb, und trotz der Krankheit lag auf dem Gesicht meines Vaters die braune Farbe wie ein Stück gefärbter Seide.
Bettina Galvagni
Heynz Hyrnrysz schrieb am 7.11. 2000 um 22:47:06 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Im Schatten des Entsetzens und der Verzweiflung, ein schwarzer See aus Tränen in dessen Mitte eine, im Mondlicht silberblau leuchtende, Seerose schwimmt - - - - .
Shariya schrieb am 1.7. 2001 um 00:42:32 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Warum sehen alle Menschen
Melancholie
als etwas Schlechtes an?
Für mich ist es intensive Zeit,
die ich ganz allein mit mir
und meiner Seele verbringe.
(Damaris Wieser (*1977),
deutsche Lyrikerin und Dichterin )
Einige zufällige Stichwörter |
Volksfront
Erstellt am 14.9. 2001 um 15:22:26 Uhr von Gaddhafi, enthält 17 Texte
Turnsocken
Erstellt am 14.12. 2006 um 21:18:11 Uhr von SandraL, enthält 8 Texte
maximalschock
Erstellt am 28.10. 2001 um 19:50:38 Uhr von lulalie@ibjc.zzn.com, enthält 19 Texte
Pornofotze
Erstellt am 18.3. 2008 um 01:50:56 Uhr von Der Ficker, enthält 3 Texte
Eingangsnachricht
Erstellt am 24.8. 2019 um 14:25:26 Uhr von Christine, enthält 1 Texte
|