Wahn
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Eine falsche Gewissheit, die mit Überzeugung aufrechterhalten wird, auch wenn sie im Widerspruch zur Realität steht.Man kann
Wahn definieren als krankhaft entstandene Fehlbeurteilungen der Realität, die mit apriorischer Evidenz (erfahrungsunabhängiger
Gewißheit) auftreten und an denen mit subjektiver Gewißheit festgehalten wird, auch wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit und
zur Erfahrung der gesunden Mitmenschen sowie zu ihrem kollektiven Meinen und Glauben stehen. Wahn gibt es bei verschiedenen
Psychosen, er ist nicht spezifisch fur die Schizophrenie Der Kranke hat im allgemeinen nicht das Bedürfnis nach einer Begründung
seiner wahnhaften Meinung, ihre Richtigkeit ist ihm unmittelbar evident. Ein Wahn ist allgemein eine objektiv falsche Überzeugung,
die aus einer krankhaften Ursache heraus entsteht und trotz vernünftiger Gegengründe aufrecht erhalten wird. Beispielsweise haben
manche Patienten das Gefühl, bestimmte Vorgänge in ihrer Umgebung hätten speziell etwas mit ihnen zu tun, auch wenn dies
objektiv nicht der Fall ist. So können sie z. B. annehmen, daß andere Menschen über sie reden, daß sich Radio- oder
Fernsehsendungen oder Zeitungsberichte auf sie beziehen oder daß Gegenstände oder Ereignisse in ihrer Umgebung ihnen
bestimmte Zeichen geben. Andere Betroffene fühlen sich verfolgt und beeinflußt durch andere Menschen oder außerirdische Mächte,
oder sie befürchten, daß bestimmte Strahlen oder Gifte auf ihren Körper einwirken.Der Wahn kann sich in zahlreichen Formen
zeigen und verschiedene Bereiche betreffen. So unterscheidet man z. B. Beziehungswahn, Beeinträchtigungswahn,
Verfolgungswahn, Vernichtungswahn, religiösen Wahn, Eifersuchtswahn, Liebeswahn, Größenwahn und Kleinheitswahn. Während
der akuten Krankheitsepisode halten die Patienten diese Gedanken oder Erlebnisse für völlig realistisch und können nicht verstehen,
daß z. B. die Angehörigen oder der Arzt anderer Meinung sind. Nach Beendigung der akuten Krankheitsepisode können die meisten
Betroffenen aber erkennen, daß es sich nur um krankheitsbedingte »Einbildungen« gehandelt hatte. Systematisierter Wahn: Liegt
vor, wenn ein Wahn in der sogenannten Wahnarbeit durch Verknüpfungen, Beziehungseetzungen, ,,Begründungen» und ,,Beweise«,
Bestätigungen, Ableitungen und dergleichen zusammenhängend ausgestaltet wird. Zu diesem Ausbau können neue
Wahnwahrnehmungen und Wahneinfälle, reale Wahrnehmungen und Erfahrungen sowie auch sekundäre Wahnerscheinungen (z. B.
der Erklärungswahn) herangezogen werden. Es gibt aber auch Wahnsysteme, bei denen offenbar nur die allererste Voraussetzung
eindeutig wahnhaft ist. Die Wahnformung vollzieht sich am häufigsten erst im längeren Verlauf der Psychose und ist weitgehend von
der Gesamtverfassung des Kranken abhängig. Es gibt chronische Psychosen mit sehr gut erhaltener Persönlichkeit, bei denen ein
systematisierter Wahn das einzige offenkundige Symptom zu sein scheint. Bei der Paranoia ist immer ein Wahnsystem entwickelt.