Strapse
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der anblick ihrer strapse zerstörte augenblicklich den empfindlicheren teil meines kleinhirns, der gleichgewichtssinn löste sich in ein gelbes rauchzeichen auf und klammerte sich am boden fest wie ein heroinsüchtiger. »tilt« erschien wie eine neonreklame auf dem rechten auge, während sie sich mit frechem grinsen den rock wieder über die beine strich, wie eine hornisse, die ihren stachel aus dem fleisch ihres opfers herauszuziehen trachtet.
anbetracht der sich anbahnenden katastrophe bat ich um eine mund-zu-mund-beatmung, denn das gift ihres stachels war längst in meine nervenbahnen eingedrungen und war gerade im Begriff, in Rekordzeit alle wichtigen Paßwörter zum Hauptrechner zu knacken. der gleichgewichtssinn erschien mir plötzlich als geringstes problem.
an ihrer reaktion erkannte ich, daß sie kein erbarmen kannte. sie nahm ihr rotes halstuch und band es sich um das linke knie, ein geradezu lächerlicher vorwand, um noch mehr bein zu zeigen. »kapitulation« schoß mir durch den kopf. ein letzter farbtupfer entschlossenheit glimmte auf und wolle ihr sofort eine knallen, doch, zu spät. mein verstand wurde zum piratensender ihrer zügellosen leidenschaft, ich war nun kein individuum mehr, sondern ein unterdrückter, potentieller triebtäter, dessen ich-bezirk im gehirn auf ein minimum geschrumpft war und der fortan der illusion ewiger glückseligkeit nachjagen sollte.