Schwellenangst
Bewertung: 1 Punkt(e)
Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Videokunst, Film
Dinge zum Anfassen, endlose Reihen ähnlicher Dinge, Materialhaufen, ausgestelltes Chaos (das Atelier, die Heimatlosigkeit, autistische Befunde, kaum Gestaltetes), Sammlertypen, nutzloses Zeug, von der Poesie einer Rumpelkammer, ernste Themen: der Genozid in Rwanda, Einblicke in die japanische Kultur: ein Mensch erzählt von sich, eine Art stummes Theater mit Musik: ich denke an die Opfer im Iran
Ballett, Pantomimik, Theater, Oper, Film
schweigen, schreien, sprechen, flüstern, singen
Roman, Film, Roman
ICH erzählt eine Geschichte, beschreibt seine Gefühle, teilt Gedanken mit, erinnert sich an Gespräche, spinnt den Faden und stellt Beziehungen her, ordnet das innerliche Chaos, bringt Logik ins Leben, webt ein möglichst dichtes Texttuch, bindet Seiten zu einem Buch. ICH ist nicht der Autor.
Der allwissende Erzähler hält Fäden in der Hand, an denen ER und SIE in ihrer Welt als Puppen hängen.
Gedicht, Lied, Kammermusik, Orchesterkonzert
Ein Film hätte womöglich rhythmische, tänzerische und bildnerische Elemente, Theaterspiel und Tanz, Gesang, verbindende, akzentuierende Musik oder trennende, verschiedenen Ebenen zugeordnet, einen Erzähler im Hintergrund, Musik als Tapete.
ER erzählt eine Geschichte mit Bildern, mit einer Hauptfigur, mit Sprache: erzählt Geschichten und Geschichte, weckt Gefühle, wühlt auf, klagt an, nervt oder langweilt, provoziert und agitiert, regt dich auf, bringt dich zum Nachdenken, erinnert dich an längst Vergessenes, amüsiert und unterhält dich.
Heute ist jeder ein Künstler, und niemand ist ein Künstler. Kunst ist ernst und Spiel, ein ernstes Spiel. Jeder spielt es nach eigenen Regeln, und die Gesellschaft wundert sich. »Schaut hin!«, sagt die Kunst und wendet sich ab. »Liebe deinen Nächsten!«, sagt sie und bleibt allein. Sie zeigt uns das Fremde, und wir gehen weiter. Und auch die Kunst geht weiter und sucht die Wahrheit in der Welt, die uns SO gar nicht gefällt.