Schulsport

Heute war ein seltsamer Tag.
Die Gesamtschule hatte heute »Schwimmtag« im Freibad, ich sollte dem Hausmeister eigentlich bei irgendwelchen Malerarbeiten helfen, doch dieser wollte den Schülerfreien Tag lieber zum chillen nutzen. Also bin ich ab ins Sekretäriat um nach einer anderen Aufgabe zu fragen. »Ab ins Freibad. Du kannst die Zeiten aufschreiben und die Urkunden aufschreiben!«
Allet klar, also mit der Rektorin, im AMG getunten Benz, ins Freibad. Im Wagen fragte sie mich ob ich ein Autonomer sei, wegen meiner chronisch schwarzen Klamotten. ICH, AUTONOMER? Der war gut.
Im Freibad angekommen dann : Hormoneller Ausnahmezustand!!!
Warum müssen schon Siebtklässlerinnen im knapsten BIKINI auflaufen? Ich kam mir vor wie ein Pädo, Wi-der-lich! Wo man auch hinschaute nackte, wohlgeformte Haut. Das bin ich aus meiner kleinen, autistischen Bibliothekswelt nicht gewohnt. Leider hatte ich keine Badehose dabei, also musste ich fünf Stunden in der Hitze schwitzen...
Am schlimmsten war für mich allerdings diese ausgelassene Fröhlichkeit der Schüler. Mir wurde schmerzlichst mein eigener Gemütszustand vor Augen geführt, wi-der-lich! Ich ekelte mich vor meinem eigenem Zustand.
Ich hörte es wieder leise in meinem Hinterkopf ticken : Tick Tack Tick Tack Tick Tack...

Wir hatten eine zeit lang mit den Jungen zusammen Sport, weil ein Lehrer krank war. Ein beliebtes Spiel von uns war, sich von hinten an einen Jungen heranzuschleichen und ihm mit einem Ruck die Turnhose runterzuziehen. Wir feixten uns dabei immer eins und verspotteten die Jungs. Zurückgeben konnten sie es uns ja nicht, weil wir damals alle diese einteiligen Gymnastikanzüge trugen. Da konnte man keine Hose runterziehen.

Aber irgendwann war Schluß mit dem Spass. Ich schlich mich wie gewohnt von hinten an Heiko ran und zog mit einem Ruck. Die Hose rutschte auch ein Stück nach unten, aber das Turnhemd rutsche mit und stoppte die Hose. Ich war total erstaunt, aber er lachte mich an und zeigte mir, dass er (oder besser seine Mutter) das Turnhemd einfach an der Hose festgenäht hatte. Bei den anderen Jungs war das genauso. Sie hatten sich also so eine Art Gymnastikanzug selbst gebastelt.

Schulsport fand ich schrecklich.
Zumindest in den höheren Klassen, als es dann nur noch um Leistung ging.
Dabei war ich nichteinmal ganz so schlecht,aber das ewige trainieren und Leistung zeigen ging mir schon ganz schön auf den Keks.
Da war es am Anfang doch noch viel lustiger.
Völkerball und andere Spiele in der Grundstufe haben mir immer Spass gemacht.
Wir Buben gegen die Mädchen, aber oft auch gemischt.
Damals hatte die Mädchen fast alle noch so einteilige Gymnastikanzüge zum Turnen an.
Das fand ich schön.
Zu Anfang in der ersten Klasse hatte ich selbst noch so einen Turnanzug.
Den hatte ich noch vom Kinderturnen.
Wie ich dazu kam, weiss ich nicht mehr.
Vermutlich ein »Erbstück« von meiner älteren Cousine, das, wie so Vieles in der Familie weitergegeben wurde.
Damals hat sich niemand etwas dabei gedacht und so war es auch nichts Besonderes, dass ich die erste Zeit noch in so einem »Mädchenturnzeug« mitturnte.
Ich glaube, ich war nicht einmal der Einzige, der anfangs noch die alten Sachen auftrug.
Leider war ich recht bald herausgewachsen und bekam dann auch eine Turnhose nebst Turnhemd.
Die hab ich lange nicht mehr so gerne angezogen, wie meinen alten Turnanzug und vielleicht machte mir seitdem auch der Sportunterricht immer weniger Spass

Ab der Mittelstufe hatten die Mädchen und die Jungen getrennten Sportunterricht. Ab da mußte man sich entscheiden: Turnhose und Turnhemd oder Gymnastikanzug.
Wenn ich damals die Wahl gehabt hätte, sie wäre mir nicht schwer gefallen. Aber so mußte ich Fußball oder Handball spielen. Dabei wäre ich so gerne auf der Gymnastikmatte umher gehopst.