Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Schlafgemach«
Das Gift schrieb am 7.3. 2002 um 23:22:55 Uhr zu
Bewertung: 10 Punkt(e)
Im Kleiderschrank steht ein schwarzer Mann. Er steht ganz still, klein wie er ist, doch hält das Messer fest in seiner kleinen, faltigen Hand gekrallt. Sein grauer Bart ist spitz, wie seine schwarze Zipfelmütze. Er grinst die ganze Zeit und verzieht doch keine Mine. Weiß er denn, was da vor sich geht, das alberne Pärchen, wie es da turtelt und schwitzt? Es spielt keine Rolle, denn er ist der schwarze Mann, findet Platz in jedem Raum und sei's hinter der Gardine.
Wenn es dunkel ist in deinem Schlafgemach und selbst die Vögel verstummen, dann lausche, ob du ihn hören kannst, seinen schweren Atem, ganz gleichmäßig. Das Rascheln der Kleider im Kleiderschrank, das Wehen der Gardinen, wenn das Fenster geschlossen ist.
Schau stets unter dein Bett ...
lorenz schrieb am 9.3. 2002 um 09:19:26 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
BRAUTNACHT
Im Schlafgemach, entfernt vom Feste,
Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
Daß nicht die List mutwilliger Gäste
Des Brautbetts Frieden untergräbt.
Es blinkt mit mystisch heilgem Schimmer
Von ihm der Flammen blasses Gold;
Ein Weihrauchswirbel füllt das Zimmer,
Damit ihr recht genießen sollt.
Wie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
Der deiner Gäste Lärm verjagt!
Wie glühst du nach dem schönen Munde,
Der bald verstummt und nichts versagt!
Du eilst, um alles zu vollenden,
Mit ihr ins Heiligtum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.
Wie bebt vor deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht!
Zum Zittern wird nun ihre Strenge
Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht
Schnell hilft dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als du
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.