Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Rotkäppchen«
hga schrieb am 13.3. 2002 um 15:48:00 Uhr zu
Bewertung: 9 Punkt(e)
Warum muss Rotkäppchens Großmutter, eine alte Frau, obendrein noch krank, eigentlich allein in einem abseits liegenden Haus wohnen. Da scheint doch was in der Familienstruktur nicht zu stimmen.
Und: Ist sie die Mutter von Rotkäppchens Mutter oder deren Schwiegermutter?
Rotkäppchens Mutter zumindest verhält sich ausgesprochen sonderbar: Wenn sie ihrer kranken Mutter oder Schwiegermutter etwas Gutes tun will, warum nimmt sie die alte Frau nicht zu sich? Es ist wohl Sonntag, da Rotkäppchen vormittags auf den Weg geschickt wird.
Kuchen und Wein! Schön und gut! Aber wäre es nicht besser, die Alte würde gepflegt werden und man würde auf sie achten!
In der Familie stimmt also irgend etwas nicht.
Es könnte sein, dass es zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter nicht funktioniert, weil womöglich beide Ansprüche auf den Sohn-Mann stellen. Dies aber ist offensichtlich nicht Thema des Märchens. Auch ist nicht Thema, in dem Fall, dass es die Mutter der Mutter ist, dass der Vater etwas gegen das Dasein der Schwiegermutter habe.
Am wahrscheinlich ist es, dass zwischen Großmutter und Mutter (also zwischen Mutter und Tochter) irgend etwas vorgefallen ist, das die Beziehung belastet.
Ein Hinweis darauf ist darin zu sehen, dass die Großmutter die Enkelin benutzt, um selbst als große Mutter dazustehen, eine Omama, die ihrem Liebling alles gibt. Ja, Rotkäppchen hat sogar seinen Namen durch ein Geschenk der Großmutter. Versucht die Großmutter mit dieser Übermutterung gutzumachen, was sie an ihrer eigenen Tochter einst versäumt hat? Ist das Tischtuch zwischen beiden geradezu durchschnitten, wie sich an der doppelten Haushaltsführung ablesen lassen könnte.
Nun ist das arme Rotkäppchen die Leidtragende, da sie von der eigenen Mutter als Mittlerin gebraucht wird und dabei einen Auftrag bekommt, der die Selbständigkeit fordert, sie aber im gleichen Atemzug zurücknimmt: Geh zur Oma, aber pass ja auf, dass ...
Der Wolf ist nun geradezu Ausdruck der misslungenen Mütterbeziehungen, ein Verschlingdämon (wie man es in der Fachsprache sagt), dessen Organ der Bauch ist (nicht die Zähne).
Rotkäppchen, abgelenkt durch den Wolf, aber eigentlich schon durch den langweiligen Vorsichtskatalog der Mama, kommt nun zur Großmutter und bemerkt, dass die Oma doch sehr krank sein muss. In einem bemerkenswerten Frage-und-Antwort-Dialog stellt die 7-12-Jährige fest, dass Kuchen und Wein zumindest an diesem Tag kein gefundenes Essen für die Alte ist. Auf die Frage, warum sie so einen großen Mund habe, lässt die Großmutter den Wolf heraus und verschlingt die eigene Enkelin.
Bei so vielen Beziehungsproblemen benötigt man Hilfe von außen. Natürlich denkt die zu Hause sitzende Mutter nicht daran, einen Sonntagsspaziergang zum ominösen Elternhaus zu machen, sondern vergnügt sich möglicherweise lieber zu Hause beim Sonntagsbraten oder einem Schläfchen mit dem möglichen Gatten.
Ein Jäger, der mit dem Beziehungsstress der Familie nichts zu tun hat, bemerkt die Lautstärke im Haus der wohl bekannten abseits wohnenden älteren Dame. Statt Peng zu machen handelt er bedacht und macht einen Schnitt: Bis hierhin und nicht weiter! Großmutter und Rotkäppchen kommen wieder zu sich.
Mr. Mac Gyver schrieb am 17.8. 2001 um 00:13:11 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Rotkäppchen
Wie es der Informatiker seinen Kindern erzählt
Es war einmal ein kleines, süsses Mädchen, das immer ein Käppchen aus rotem
Samt trug. Aufgrund dieses Attributes erhielt es ein Assign unter dem symbo-
lischen Namen »Rotkäppchen«. Eines Tages sprach die Mutter: Rotkäppchen, die
Gesundheit deiner Grossmutter hat einen Interrupt bekommen. Wir müssen ein
Pflegeprogramm entwickeln und zur Grossmutter bringen, um das Problem zu
lösen. Verirre Dich jedoch nicht im Wald der alten Sprachen, sondern gehe nur
strukturierte Wege. Nutze dabei immer eine Hochsprache der vierten Generation,
dann geht es der Grossmutter schnell wieder gut. Und achte darauf, dass dein
Pflegeprogramm transaktionsorientiert ist, damit es die Grossmutter nicht noch
mehr belastet.
Da der Weg zum Haus der Grossmutter entrent war, traf Rotkäppchen den bösen
Wolf. Er tat sehr benutzerfreundlich, hatte im Background jedoch schon einen
Abbruch programmiert.
Während Rotkäppchen einen Goto ins Blumenfeld machte, ging der Wolf im
Direktzugriff zur Grossmutter und vereinnahmte sie durch einen Delete. Ohne zu
zögern, gab er sich den Anschein kompatibel zu sein und nahm die Gestalt der
Grossmutter an. Dann legte er sich in ihren Speicherplatz.
Kurz darauf lokalisierte auch Rotkäppchen die Adresse der Grossmutter und trat
in den Speicherraum. Vor der Installation des Pflegeprogramms machte Rotkäpp-
chen sicherheitshalber einen Verify und fragte: "Ei Grossmutter, warum hast du
so grosse Augen ? - Weil ich zufriedene Endbenutzer habe. - Ei Grossmutter,
warum hast du so grosse Ohren ? - Damit ich die Wünsche der User besser
verstehen kann. - Ei Grossmutter warum hast du so ein entsetzlich grosses
Maul ? - Damit ich dich besser Canceln kann ! Sprachs und nahm das arme Ding
als Input. Nach einem Logoff begab sich der Wolf zur Ruhe, schlief ein und
begann laut zu schnarchen. Als der Jäger auf seinem Loop durch den Wald am
Haus der Grossmutter vorbei kam, sah er durch ein Window den Wolf im Bett
liegen. Finde ich dich hier, du alter Sünder, sprach er, und ich habe dich
lange gesucht. Als Kenner der Scene analysierte er sofort, dass nach den Regeln
der Boolschen Algebra die Grossmutter nur im Bauch des Wolfes sein konnte. Er
nahm sein Messer, teilte den Bauch des Wolfes in mehrere Sektoren und machte,
welche Freude, Grossmutter und Rotkäppchen wieder zu selbständigen Modulen.
Als Input für den leeren Bauch des Wolfes nahmen sie viele Kilobyte Steine und
beendeten die Operation mit einem Close.
Als der Wolf erwachte, verursachte ihm sein dermassen aufgeblähter Haupt-
speicher solche Schmerzen, dass er an einer Storage Violation jämmerlich
zugrunde ging.
Da waren alle vergnügt. Das Pflege-Programm aktivierte die Grossmutter.
Rotkäppchen aber dachte: Du willst nie wieder einen Goto machen, sondern nur
noch strukturierte Wege gehen, wie dirs die Mutter geboten hat.
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