Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Robert-Steinhäuser-Gymnasium«
Peter K. schrieb am 11.11. 2007 um 23:27:00 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Carl Schmitt hat in einem seiner grandiosen Texte den Begriff des Politischen vom Begriff des Feindes abgeleitet, dem Begriff der äussersten Distanz, dem Maximum an Desintegration.
Könnte es vielleicht sein, daß in einem Amokläufer genau diese maximale Desintegration stattfindet, an deren Ende er sich alleine unter Totfeinden wähnt ? Und ob das dann überhaupt noch als »Wahn« bezeichnet werden kann ? Obschon - der Paranoia ist es eigen, daß die Klarheit des Denkens und Handelns, daß etliche dieser Amokläufer beim Vollzug ihres Vorhabens auszeichnet, erhalten bleibt.
Das Unheimliche an dieser Desintegration ist ihre Diskretion - sie läuft still und heimlich ab, in einem »forum internum«, hinter einer Maske der Unauffälligkeit. Integration wurde also nur geheuchelt ?
Was bedeutet Integration eigentlich ? Die oberflächliche Bejahung gesellschaftlich anerkannter Werte dürfte ja wohl kaum ausreichend sein. Vielmehr dürfte das Verhältnis zu den Arkana des Menschlichen Zusammenlebens eine Rolle spielen, über die kaum gelesen und geschrieben werden kann, über das Spiel von Lüge und Betrug, Macht und Ohnmacht, Nötigung und Erpressung - Mikro-Politik im Sinne Carl Schmitts.
Vielleicht geht es um das, worüber man normalerweise nicht spricht, um »Doppelmoral«, um Tabus - und das, was hinter dem Tabu verborgen bleibt - und sein Verhältnis zu dem, was an der Tafel steht ?
Rage schrieb am 4.11. 2005 um 02:18:39 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Also damals habe ich schon mit zwiegespaltenen Gefühlen zu kämpfen gehabt, weil ich einerseits die Pulverfass-ähnlichen Gefühle kenne, die z.B. verdeckte, zynische sexuelle Erniedrigungen einer Lehrerin oder eines Lehrers bezogen auf einen Schüler auslösen können, schon wenn man nicht der Delinquent ist! Der aufsteigende Hass muss enorm sein, muss sich seine Kanalisation gesucht haben, und die fand er auf schreckliche Art und Weise dadurch, das Steinhäuser einen ganz legalen Zugang hatte zu Waffen... Ich bin mir sicher, es gäbe häufiger diese abscheulichen Entgleisungen von Hass und Wut in Schulen, wäre das Waffengesetz hier das Gleiche wie in den USA. Aber vielleicht hat ja auch gerade die Situation, das Gefühl »Ich bin der Erste der sowas macht« Steinhäuser zu dieser Anzahl von Opfern animiert, denn als alleiniger Attentäter, der er wohl wirklich auch war, hat er mehr Menschen getötet, als es alleine jemals ein Einzeltäter in den USA in einer Schule geschafft hat. Nicht einmal in der Columbine-Highschool gab es pro Täter eine solch immense Anzahl von Opfern.
Bob spielt Peter K. (Stammtisch) schrieb am 9.11. 2007 um 22:59:12 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Es ist unerträglich, nach jedem Schul-Amoklauf dieselben Allgemeinplätze zu hören. Wir wissen inzwischen alle, dass die Täter Einzelgänger und Außenseiter und klein und machtlos waren und sich durch ihre Tat ein Gefühl von Grandiosität usw. usw. verschaffen wollten. Wir wissen es.
Solange das so bleibt, dass zu diesen Taten nicht mehr als das gesagt und gesagt und gesagt und nichts, aber auch gar nichts dagegen getan wird, solange nehmen wir alle solche Taten billigend in Kauf. Sind mit bedingtem Vorsatz einverstanden damit, anders gesagt.
Keiner wagt auszusprechen, dass alle, ausnahmslos ALLE bisherigen Schulattentäter nicht das Recht hatten, sich auf diese Weise, wohl aber allen allen Grund hatten, sich zu rächen. Kurz, dass sie alle ein gut verständliches, subjektiv hoch berechtigtes Motiv für ihre Taten hatten. Rache für das, was ihnen angetan worden war.
Bevor diese Schulattentäter schuldig wurden, wurden andere an ihnen schuldig. Vorsätzlich und in ausnahmslos allen Fällen. Diesen Tätern, Lehrern, Eltern und vor allem Mitschülern, meistens in Kombination mit bequemerweise 'blinden' Erwachsenen, geht es aber nie an den Kragen, niemals. Siehe die Frau Direktorin an o.g. Gymnasium usw. Im Gegenteil, nach jedem neuen Attentat funktioniert der Schulterschluss der armen Täter-Opfer noch ein bisschen besser. Wie bei den 'Eltern' von Jürgen Bartsch: denen wurde ihre Unschuld sogar ungefragt gerichtlich bescheinigt. Und die armen Mitschüler, die ihren Kompagnon vorher jahrelang fertig gemacht haben, werden danach von einer Armada von Krisenheinis abgestreichelt. Die armen Traumatisierten.
Solange es so weiter geht, dass junge Leute zu Schulattentätern gemacht werden, ohne dass jemand auf den Gedanken zu kommen scheint, die könnten aus nur zu verständlichem Wunsch nach Rache nach Jahren schließlich irgendwann zurückschlagen (und dabei leider fast immer die Falschen 'mitnehmen'), und parallel zu den Schulattentäter schaffenden Verhältnissen nicht wenigstens auch Ventile für dieses Rache-Bedürfnis angeboten werden, so lange werde ich mir die unerträglichen Allgemeinplätze irgendwelcher Psycho-Fuzzis nach jedem Attentat von neuem anhören müssen. Es kotzt mich an. Dass niemand als Schulattentäter geboren wird, habe ich noch in keinem dieser unzähligen Statements gehört. Solange sich alle hinter dem schrecklichen Bösen verstecken, der in letzter Instanz schuldig wurde, werden immer neue Täter generiert. Nur das Verständnis für die berechtigten Motive der Täter verhindert neue Opfer - Verständnis ist ja kein Einverständnis. Aber das scheint nur in einer anderen, utopischen Gesellschaft, mit anderen Menschen zu verwirklichen - also nie. Dazu müsste man seine eigenen unterdrückten Rache-Wünsche an sich ranlassen usw. statt sich wohlfeil zu empören oder in genauso wohlfeilem Entsetzen rumzusielen - ach, Schluss.
Einige zufällige Stichwörter |
Assoziationsvermögen
Erstellt am 28.10. 2002 um 08:42:42 Uhr von namensindschallundrauch@der-nachtmensch.de, enthält 13 Texte
Dackelbesitzer
Erstellt am 11.1. 2007 um 17:52:19 Uhr von Tom Jones, enthält 12 Texte
Stalinismus
Erstellt am 27.9. 2001 um 02:15:20 Uhr von Höflichkeitsliga in Aufbruchsstimmung, enthält 10 Texte
Prawda
Erstellt am 1.2. 2008 um 18:27:21 Uhr von Wakki, enthält 12 Texte
Gnatz
Erstellt am 17.8. 2001 um 07:42:31 Uhr von Fickeriki, enthält 12 Texte
|