Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »NotierehiereinschönesGedicht«
mcnep schrieb am 14.11. 2002 um 21:22:13 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Nein, reimen muß sich so ein Gedicht nicht.
Es ist auch kein starres Metrum vonnöten
(vers libre)
Und es gibt sogar das Phänomen der Streckverse, die ziehen und ziehen sich manchmal hin, daß du dich fragst, wo das denn noch Lyrik ist.
Aber halt, hier war ja ein schönes Gedicht gefordert.
Bißchen Mondschein vielleicht.
Oder den Liebsten mit einem sanften Tier vergleichen
rumtrakeln von blauen Schwestern mit mohnigen Lidern.
Wird langsam Zeit, daß dies Gedicht in die Pötte kommt,
das ist ja bislang nicht mal ein schwacher Leslie Meier
wenn es an Atmosphäre fehlt, rettet ja manchmal ein pointierter Schlußsatz.
Ganz aus der Welt ist das Lehrhafte ja immer noch nicht
Aber Kind der 70er, das ich bin, ende ich hier einfach ohne erfüllte Erwartungen nach 14 Zeilen, ohne dich, Leser hier noch weiter zu quälen:
So nett kann ich sein.
red river schrieb am 22.1. 2002 um 21:07:29 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Friedrich Nietzsche
Mädchen-Lied
Gestern, Mädchen, ward ich weise,
gestern ward ich siebzehn Jahr:-
und dem gräulichsten der Greise
gleich' ich nun - doch nicht auf's Haar!
Gestern kam mir ein Gedanke,
- ein Gedanke? Spott und Hohn!
Kam euch jemals ein Gedanke?
Ein Gefühlchen eher schon!
Selten, daß ein Weib zu denken wagt,
denn alte Weisheit spricht:
„Folgen soll das Weib, nicht lenken;
denkt sie, nun, dann folgt sie nicht.“
Was sie noch sagt, glaubt' ich nimmer;
wie ein Floh, so springt's, so sticht's!
„Selten denkt das Frauenzimmer,
denkt es aber, taugt es nichts!“
Alter hergebrachter Weisheit
meine schönste Reverenz!
Hört jetzt meiner neuen Weisheit
allerneuste Quintessenz!
Gestern sprach's in mir, wie's immer
in mir sprach - nun hört mich an:
Schöner ist das Frauenzimmer,
interessanter ist - der Mann!“
(1882)
Ben schrieb am 22.1. 2002 um 16:33:50 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Die dicke Margot
Da regen sich die Menschen auf, weil ich
mit einem Mädchen geh, das sich vom Strich
ernährt und meine Wenigkeit dazu.
Ich aber hab die Kleine doch so schrecklich gern,
ich bürste ihr die Kleider, putz ihr auch die Schuh,
damit die Offiziers und Kammerherrn
sich wie im Himmel fühlen,
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Ich bleibe immer vornehm und diskret
und warte, bis die Kundschaft wieder geht,
und zähle schnell die Taler nach,
und wenn es weniger sind,
als der geehrte Herr versprach,
dann gibt es leider etwas Wind
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Mitunter nage ich auch an dem Hungertuch
bei meinem schwarzen Schwan, wenn der Besuch
ins Stocken kam.
Mein Gott, die schönste Huld
hört auf und macht den Menschen weniger zahm,
der Teufel hole die Geduld.
Und so läuft mir die Galle eben über
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Dann hat mich die Margot so lieb wie nie
und schnurrt und putzt sich wie ein Katzenvieh:
»Sei wieder nett zu mir und gut!«
Und ich bin auch kein hölzernes Gestell,
das gibt uns beiden einen frischen Mut.
Bald ist es wieder flott, das Karussell,
und dreht die kunterbuntesten Figuren
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
Anhängsel zur freundlichen Aufmunterung:
Sehnt ihr in dieser tristen Zeit euch sterbenskrank
nach einer warmen, weichen Ruhebank,
dann, meine Herren, seid ihr uns willkommen
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.
johnny schrieb am 26.1. 2002 um 23:33:05 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Die Ballade von den Vogelfreien
Autor: François Villon
Klaus Kinski rezitierte die Ballade unter dem Titel Verehrt und angespien
Vor vollen Schüsseln muss ich Hungers sterben,
am heissen Ofen frier ich mich zu Tod,
wohin ich greife fallen nichts als Scherben,
bis zu den Zähnen geht mir schon der Kot.
Und wenn ich lache, habe ich geweint,
und wenn ich weine, bin ich froh,
dass mir zuweilen auch die Sonne scheint,
als könnte ich im Leben ebenso
zerknirscht wie in der Kirche niederknien...
ich, überall verehrt und angespien.
Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse,
nichts sonnenklarer als die schwarze Nacht.
Nur das ist mein, was ich betrübt vermisse,
und was ich liebte, hab ich umgebracht.
Selbst wenn ich denk, dass ich schon gestern war,
bin ich erst heute abend zugereist.
Von meinem Schädel ist das letzte Haar
zu einem blanken Mond vereist.
Ich habe kaum ein Feigenblatt, es anzuziehn...
ich, überall verehrt und angespien.
Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen,
dass mir sehr bald die ganze Welt gehört,
und stehn mir wirklich alle Türen offen,
schlag ich sie wieder zu, weil es mich stört,
dass ich aus goldnen Schüsseln fressen soll.
Die Würmer sind schon toll nach meinem Bauch,
ich bin mit Unglück bis zum Halse voll
und bleibe unter dem Holunderstrauch,
auf den noch nie ein Stern herunterschien,
François Villon, verehrt und angespien.
Höflichkeitsliga schrieb am 16.7. 2002 um 20:25:58 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Als ich noch in Nürnberg lebte
sah ich das die Erde bebte
alles hat nur noch gewackelt
aber die Stadt nicht abgefackelt
traurig bin ich wieder heim
lebe immer noch allein
O.R.P.Heus schrieb am 3.8. 2002 um 12:03:40 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Es sei notiert, dies schöne Gedicht,
es trete vor Euer Angesicht,
im Blaster sei es wohlverlinkt,
im Google es jedem ins Auge springt,
denn seine Worte sind indiziert,
bald wird es weltweit gern zitiert,
hat es doch Klasse und Gefühl,
von Geistesblitzen äußerst viel,
wird Philosophen tief bewegen,
ja selbst den Pfarrer noch erregen,
dem zarten Gemüt greift es ans Herz;
Ihr lacht, ich sag Euch, das ist kein Scherz.
Nun ist des Vorwortes wirklich genug,
jetzt ist die Macht des Muse am Zug,
den Anfang zu machen wär angemessen...
...was wollt ich noch schreiben, jetzt hab ichs vergessen.
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