Kurzgeschichte
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Ich betrete den Wohnwagen, während mir Susanne aus dem Vorzelt noch zuraunt: » Bevor du den Wagen enterst, säubere deine Füsse, von diesem beschissenen Sand. Ich kriege hier noch die Krise. Überall dieser verdammte Sand. Der Wagen ist gerade erst gesäub...« Den Rest kriege ich schon gar nicht mehr mit. Seit wir vor ein paar Tagen den Caravan am Strand abgestellt haben, bietet sie mir beständig die selbe Leier. Sand, Sand und zur Abwechslung auch noch Sand. Sand an den Füssen, im Vorzelt, im Wagen, Sand im Essen, Sand der sich in der Badehose und im Bikini-Slip in kleinen feuchten Häufchen sammelt, und Sand in ihrer Schmuckdose. So nennt sie ihre Muschi. Würde ich nicht genau wissen, wie gut ihr dieser Urlaub abseits jeglicher Zivilisation tut, hätte ich wohl schon längst den Wohnwagen wieder an unseren altersschwachen VW-Bus gehangen und wäre mit Vollgas ( So ungefähr mit 75 Kmh. ) nach Hause gedüst.Nur damit sie sich im heimischen Garten beschweren kann, dass ich noch immer nichts gegen die Ameisenplage unternommen hätte. Ameisen auf dem Tisch, Ameisen auf den Füssen, Ameisen... Ach lassen wir das. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, stehe ich vor dem Propangasherd und schaue dem Inhalt einer Dose Erbsensuppe beim erwärmen zu. Die Schränke sind gefüllt mit Konserven und Fertiggerichten.
Während ich so vor dem Herd stehe und stoisch an den Überresten eines Joints ziehe, höre ich sie im Vorzelt herumwuseln. Sie wischt den Campingtisch und die dazu passenden Stühle wohl schon zum fünften Mal heute ab. In unseren gemeinsamen Wohnung, würde ich ohne zu zögern von der Toilette essen. Als ich sie vor drei Jahren auf einem Punkkonzert getroffen habe und von ihrem gut und gerne vierzig Zentimeter langem Iro fasziniert war, hätte ich mir nie träumen lassen, das sie der Putzteufel in Person ist.
»Tom?«, tönt es aus dem Zelt. Ich grinse noch eine Weile breit die Erbsenpampe an, bevor ich antworte. »TOM!«, diesmal ist sie lauter und leicht verärgert. »Ja, Schatz?« »Du sollst mich nicht Schatz nennen, das ist so spiessig!« Sprach die perfekte Hausfrau. Sie steht plötzlich hinter mir, zwickt mir in den Hintern und steckt mir ihren angelullten Zeigefinger ins rechte Ohr. Uääh! Wi-der-lich! »Es gibt doch nicht schon wieder diese eklige Dosensuppe?« »Sorry, Schatz...« »Ich sagte du sollst mich nicht...« »Ja, Zecke!« Sie zieht mir die Shorts bis zu den Knien runter und klatscht mir mit der Fliegenklatsche auf den nackten Arsch. »Mach mich nicht scharf, ich koche gerade.« »Du und kochen? Der Sternekoch im Dosen erhitzen meinst du wohl eher«, neckt sie mich. »Was hälst du von einem kleinen Ausflug in die nächste Kneipe?« Ich stelle mir sie und ihren auch im Urlaub perfekt gestylten Irokesen, in einer portugiesischen Dorfkneipe vor. Ich habe keine Lust mich schon wieder, wegen ihr, mit irgendwelchen Rednecks schlagen zu müsse. Das hatten wir auf der Hinfahrt durch das spanische Inland schon. Irgend so ein besoffener südländischer Macho, hat sie in einer Dorfdikothek, puta / Schlampe genannt und ihr an die wohlgeformten Titten und den ebenso ausladenden Arsch gegrapscht. Als ich die Situation entspannen wollte, began sie in ihrem gebrochenem Schulspanisch, die Männlichkeit des Typen anzuzweifeln. Keine gute Idee. Ehe ich mich versah, donnerte er »mir« auch schon seine Faust ins Gesicht. Das ist bei uns schon immer so gewesen. Sie hat die grosse Fresse und ich muss es dann ausbaden. Wir sind ein tolles Team. Mein Kiefer schmerzt noch immer. Sie hat mein zögern bemerkt und deutet es natürlich richtig. »Du schämst dich doch nicht schon wieder wegen deiner Zecken-Freundin?« »Ich habe mich nur gefragt, wo das Glas mit den Knackwürstchen steht.« »Schatz!« »Spiesserin. Du FDP-Punkerin, du!« Erneutes klatschen auf meinen noch immer entblössten Hintern. »Tom.Kneipe.Bier.Red mit mir!« »Sanne. Grosses Maul. Ärger. Ich die Wange hinhalten!« Sie lächelt mich so unschuldig an, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte. »Ich will nur ein / zwei Bier trinken, den Männern auf ihr knackigen Hintern glotzen und werde mein vorlautes Mundwerk halten. Versprochen!« Wer kann solchen stichhaltigen Argumenten und diesen vor Liebe strahlenden grünen Augen schon widerstehen? Ich nicht. »Na gut, aber erst wird gegessen.« »Ja, Papa!« »Das heisst: Jawohl, Herr Vater!«
Nach dem Essen und der akribischen Säuberung jedes benutzten Gegenstandes, stylt sie sich auf. Sie trägt einen Leopardenfell gemusterten Minirock, der ihren Hintern gerade so bedeckt, schwarze Strapse, ihre neongrünen DocMartens und ein äusserst enges schwarzes Top, mit einem blutroten Anarchiezeichen drauf, um das kreisförmig Blutstropfen verteilt sind. Den rosafarbenen Iro hat sie grosszügig mit Haarlack bearbeitet. Ein Funke, und wir wären nur noch eine Schlagzeile in der hiesigen Provinzzeitung. Dazu Piercings in Lippe, Nase,Zunge, und an Stellen die nur mir zugänglich sind. Soll heissen, beide Nippel sind gepierct, sowie je ein Ring in der linken und rechten Schamlippe. Ein Glück sind wir mit dem Auto unterwegs und nicht mit dem Flugzeug. Bei dem Gedanken mich wegen ihr mit dem Flughafensicherheitspersonal zu schlagen, bekomme ich spontan einen kleinen Schweissausbruch. Mein Auftritt ist dagen eher dezent. Ich trage meine Woodland-Camouflage-Shorts, ein neongelbes T-Shirt mit dem Konterfei des guten alten Barzi-Gottes Strauss, und meine von Salzkrusten durchzogenen Chuck-Taylors. Ruhiger Abend in der Dorfkneipe, wir kommen. Den Wohnwagen lassen wir in Vertrauen auf die Abgeschiedenheit des Strandes und die Anständigkeit der hiesigen Bevölkerung, in der Dämmerung zurück, als wir mit tuckerndem Motor die mit Schlaglöchern übersähte Strasse Richtung Inland befahren. Aus den Boxen dröhnt in Ohrenbetäubender Lautstärke, Räubertochters Punkversion des Neue Deutsche Welle Klassikers » Major Tom«.
Wird Fortgesetzt.