Gummibärchen
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Jeder kennt sie, doch wissen wir so wenig über sie. Für viele ist es erstaunlich, daß diese possierlichen Tierchen noch vor 200 Jahren nur in den Wäldern Südamerikas lebten. Und doch wurden in der kurzen Zeit seit ihrer Domestizierung bereits vielfach verschiedene Rassen gezüchtet. Kaum einer kennt heute noch die wundervoll gezeichnete Wildform des Gummibärchens. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Mensch hat sie an den Rand der Ausrottung gebracht. Aber nun zur allgemeinen Beschreibung dieses Tieres. Das wilde Gummibärchen lebt heute vereinzelt in den weiten Regenwäldern Amazoniens. Früher erstreckte sich sein Verbreitungsgebiet, wie Reliefs an Maya- und Aztekentempeln zeigen, bis weit nach Mittelamerika hinein. Dort wurde es jedoch aufgrund seiner Nahrung, die Blätter und die Rinde des Gummibaumes, von den Plantagenbesitzern erbarmungslos gejagt und getötet. Die domestizierten Gummibären werden heute mit alten Autoreifen, Badewannenstöpseln und ausgedienten Dichtungen gefüttert, um eine schnelle Gewichtszunahme zu erreichen. Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Vermutlich begünstigt diese Fütterungsweise die Verbreitung der gefürchtetsten Krankheit der Gummibärchen, die sogenannte 'weiche Birne'. Ob eine Ansteckung des Menschen allein durch den Verzehr infizierter Tiere möglich ist, ist noch nicht vollständig geklärt, doch sind bereits Humaninfektionen bekannt geworden.
Gummibärchen paaren sich in der Gruppe. Der Jäger bzw. Züchter nennt das 'Rudelbums'. Die Tiere treffen sich zur Paarungszeit an ganz bestimmten Balzplätzen. Dort kämpfen die Männchen um einen Revier möglichst weit in der Mitte des Gebietes. Wenig später treffen die Weibchen ein. Bei der Paarung bevorzugen diese die Männchen im Zentrum, da diese wohl die besten Gene in die Verbindung einbringen werden. Der Paarungsakt wird im Sprung vollzogen. Diese Zusammenrottungen macht sich der Mensch zunutze. Da die gewöhnlichen Gummibären halbwild in großen Gehegen gehalten werden, ist es normalerweise recht schwierig, sie zu fangen. Außer eben zur Balzzeit. An den bekannten Plätzen werden dann Fallen aus durchsichtiger Plastikfolie ausgelegt. Wenn sich dann die Bären versammeln, schnappen diese Fallen zu und falten sich zusammen. Die Tiere sind dann auch gleich versandfertig eingetütet. Diese Fangtechnik hat aber auch Nebenwirkungen. Da die Fallen meist im Zentrum der Paarungsplätze angelegt werden, wird hier eine Art Negativauslese betrieben. Nur die schwachen Exemplare am Rand überleben. Das führte dazu, daß die Durchschnittsgröße der Gummibären kontinuierlich schwand. Während der wilde Gummibär ausgewachsen noch bis zu 20 cm groß wird, kommen heute gezüchtete Tiere gerade auf maximal einen Zentimeter. Die Tüten mit den Bären gehen entweder direkt in den Lebensmittelhandel, um vom Käufer lebend verzehrt zu werden, oder werden weiterverarbeitet, z.B. zu Präservativen. Dabei gehen die gummibärenverarbeitenden Betriebe nicht gerade zimperlich mit den Tieren um. Um beispielsweise ein Kondom herzustellen, wird ein Bärchen in einen Gardinenring gestellt und breitgehämmert. Doch wird man nie einen Schmerzensschrei von ihnen hören. Gummibären haben keine Stimmorgane. Ihre Kommunikation untereinander ist völlig ungeklärt, man vermutet jedoch, daß sie über Zettelchen miteinander 'reden'. Wir kennen das ja aus der Schule. Wenn man Zettelchen hin und her schiebt, kriegt das der Lehrer äußerst selten mit. Die Gummibärchen scheinen diese Kunst perfektioniert zuhaben, was auch erklären würde, warum noch nie ein Mensch so einen Zettel sah.
Und nun noch einige grausige Details zum Abschluß. Es tauchen heutzutage immer mehr Qualzüchtungen auf. Das sind Rassen, denen ein abnormes und grausam entstelltes Aussehen angezüchtet wurde. So haben zum Beispiel die bekannten Lakritzschnecken eine stark deformierte Wirbelsäule. Sie sind nicht mehr zu dem für Gummibären typischen aufrechten Gang fähig. Bleibt nur zu hoffen, daß solche bärenverachtenden Zuchten aufgrund fehlender Nachfrage nicht weiter betrieben wird. Auf das diese possierlichen Tiere uns noch lange erhalten bleiben.