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Christiane schrieb am 4.5. 2009 um 20:37:08 Uhr über

Bären

Der Eisbär (Ursus maritimus), auch Polarbär, ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er bewohnt die nördlichen Polarregionen und ist eng mit dem Braunbären verwandt. Er gilt neben dem Kodiakbären als das größte an Land lebende Raubtier der Erde.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Merkmale und Eigenschaften
1.1 Größe und Gewicht
1.2 Fell und Haut
1.3 Körperbau und Gang
1.4 Sinne
2 Verbreitungsgebiet und Lebensraum
3 Lebensweise
3.1 Aktivitätszeiten
3.2 Sozialverhalten
3.3 Fortbewegung
3.4 Ernährung und Jagdverhalten
3.5 Fortpflanzung
4 Eisbären und Menschen
4.1 Bedrohungen und Schutz
4.2 Bedrohung des Menschen
4.3 Eisbären in der Kultur
5 Systematik
5.1 Äußere Systematik
5.2 Hybridbildung zwischen Eis- und Braunbär
6 Literatur
7 Quellen
8 Weblinks



Merkmale und Eigenschaften

Felle gejagter Bären in Ittoqqortoormiit (NE Grönland)
Eisbären am Cape Churchill (Wapusk-Nationalpark, Manitoba, Kanada)
Größe und Gewicht
Erwachsene männliche Eisbären erreichen im Durchschnitt eine Kopf-Rumpf-Länge von 2,40 bis 2,60 Metern, in Einzelfällen sogar von bis zu 3,40 Metern; die Schulterhöhe beträgt bis zu 1,60 Meter. Das Gewicht variiert zwischen 300 und 800 (durchschnittlich 420 bis 500) Kilogramm. Bei Weibchen erreicht die Kopf-Rumpf-Länge im Durchschnitt 1,90 bis 2,10 Meter, doch wurden auch schon 2,50 Meter gemessen; das Körpergewicht liegt bei ihnen zwischen 150 und 300 Kilogramm. Das Gewicht hängt wesentlich vom Ernährungszustand der Tiere ab: im Sommer wiegen ausgehungerte Eisbären deutlich weniger als während der Zeit winterlicher Robbenjagd. Eine Rolle spielen auch regionale Größenunterschiede. Die kleinsten Tiere leben auf Spitzbergen und die größten in der Nähe der Beringstraße. Wie alle Bärenarten besitzen auch Eisbären nur einen Stummelschwanz von 7 bis 13 Zentimetern Länge.


Fell und Haut
Das gelblich-weiße Fell stellt in eisigem Umfeld eine Tarnung dar. Es ist zudem sehr dicht, ölig und Wasser abweisend; unter der bei ausgewachsenen Tieren schwarzen Haut (bei Babys ist sie noch rosa) befindet sich eine 5 bis 10 Zentimeter dicke Fettschicht. Die äußeren Fellhaare des Eisbären sind innen hohl, was zusätzlich zur dicken Fettschicht für eine hervorragende Wärmeisolation sorgt. Außerdem erhöhen die Haare zusammen mit der Speckschicht den Auftrieb beim Schwimmen. Die verringerte Wärmeabstrahlung lässt Infrarotaufnahmen des Eisbären praktisch nicht zu. Da das Fell Ultraviolettstrahlung nicht reflektiert, wurde die These aufgestellt, dass die Haare als Lichtleiter die Strahlung auf die Haut leiten. Diese These wurde jedoch widerlegt, das Fell selbst absorbiert die Strahlung.[1]


Aufgerichteter, auf den Hinterbeinen stehender Eisbär im ZOOM Gelsenkirchen
Körperbau und Gang
Beim Körperbau unterscheiden sich Eisbären von anderen Bärenarten durch einen langen Hals und einen relativ kleinen, flacheren Kopf. Im Gegensatz zu den nahe verwandten Braunbären fehlt ihnen der Muskelberg am Nacken. Die Augen sind verhältnismäßig klein. Die Ohrmuscheln sind nach vorne aufgerichtet und rund geformt. Wie die meisten Bären besitzen Eisbären 42 Zähne, und wie alle Bären sind sie Sohlengänger. Ihre Vorderbeine sind lang und kräftig; die großen Vordertatzen sind paddelförmig ausgebildet und mit Schwimmhäuten versehen, was ein schnelles Schwimmen ermöglicht. Auf den muskulösen Hinterbeinen können sich die Eisbären zu maximaler Höhe erheben (etwa bei Kämpfen oder für besseren Rundblick); die Hintertatzen dienen beim Schwimmen als Steuerruder. Die Fußsohlen sind dicht behaart, was dem Kälteschutz dient und auch das Ausrutschen auf dem Eis verhindert. Alle vier Pfoten sind jeweils mit fünf nicht einziehbaren Krallen bewehrt.


Sinne
Der Geruchssinn der Eisbären istim Vergleich mit anderen Raubtieren – ungewöhnlich gut ausgebildet. Auch das Gehör ist recht empfindlich. So ertasten Eisbären die Dicke der Eisfläche, indem sie auf das Eis schlagen und die Wasserreflektionen hören, um optimale Ansatzpunkte für das Aufbrechen von Wasserlöchern zu finden. Die Sehkraft dürfte dagegen ungefähr der des Menschen entsprechen.

In der Leber speichern Eisbären große Mengen an Vitamin A. Häufiger Verzehr von Eisbärenleber führt beim Menschen deshalb zu A-Hypervitaminosen, schwerwiegenden Gesundheitsstörungen mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und trockener Haut (auch Schleimhäute). Bei andauerndem Verzehr besteht sogar Krebsgefahr durch teratogene Wirkung.


Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des EisbärenEisbären sind ausschließlich in der Arktis verbreitet und zwar zirkumpolar, also in der Polarregion rund um den Nordpol. Die meisten hocharktischen Eisbären halten sich das ganze Jahr über an den Küsten oder auf dem Meereseis auf, um dort Robben zu jagen. Sie bevorzugen dabei Gebiete, in denen das Eis durch Wind und Meeresströmungen in Bewegung bleibt und immer wieder aufgerissen wird, wodurch eisfreie Stellen entstehen (Polynjas). Im Sommer halten sich Eisbären überwiegend an den südlichen Rändern des Treibeises auf. Mit Wintereinbruch wandern sie südwärts, den offenen Stellen folgend. An der Südküste der Hudson Bay (Kanada) sind die Tiere während des Sommers allerdings gezwungen, an Land zurückzukehren. Nach kilometerweiten Wanderungen ins Landesinnere müssen sie sich dann mit dem wenigen begnügen, was ihnen Tundra und Taiga an Fressbarem bieten.

Lange Zeit galt die Auffassung, Eisbären seien ausgesprochene Wanderer, die der Bewegung des Eises großräumig rund um den Nordpol folgen. Neuere Beobachtungen ergaben jedoch, dass es eine größere Anzahl standorttreuer Populationen gibt. Hierzu gehören etwa die Eisbären des Wapusk-Nationalparks und des Ukkusiksalik-Nationalparks.

Eisbären kommen in jeweils meist mehreren Populationen in folgenden sechs Erdregionen vor:

auf Svalbard und dem Franz-Joseph-Land
im nördlichen Sibirien
auf der Wrangelinsel und im westlichen Alaska
im nördlichen Alaska
in Kanada, vor allem auf den arktischen Inseln, aber auch entlang der Hudson Bay und an der Nordküste der Labrador-Halbinsel
auf Grönland
Die nördlichste geographische Breite, auf der Eisbären beobachtet wurden, beträgt 88°, die am weitesten südlich vorkommenden Tiere halten sich entlang der Hudson Bay und der Nordwestküste der sich etwas weiter südöstlich anschließenden James Bay auf. Vereinzelt wurden Eisbären auch auf Neufundland und Island gesichtet.


Lebensweise

Eisbär von vorne, auf dem Bauch liegend und den Kopf auf die rechte Vorderpranke stützend
Aktivitätszeiten
Eisbären sind tagaktiv und vor allem während des ersten Tagesdrittels in Bewegung. Etwa 29 Prozent ihrer Zeit nehmen Wandern und Schwimmen in Anspruch und nur 5 Prozent sind dem Jagen und Fressen zuzurechnen. Etwa 66 Prozent ihrer Zeit verbringen sie jedoch schlafend, ruhend oder auf Beute lauernd. Das Säugen der Jungen erfolgt überwiegend zur Mittagszeit (Sonnenhöchststand).

Die Eisbären an der Südküste der Hudson Bay, die im Grenzbereich von Tundra und Taiga leben, legen sich während des Sommers zuweilen Erdmulden an, um den Permafrostboden zur Kühlung zu nutzen. Im Gegensatz zu anderen Bärenarten halten Eisbären jedoch keine Winterruhe, da der Winter für sie optimale Bedingungen zur Robbenjagd bietet. Bei extremen Wetterverhältnissen lassen sie sich einschneien und trotzen so auch starken Schneestürmen und Blizzards.

Höhlen benutzen nur trächtige Weibchen. Sie ziehen sich von Oktober oder November bis März in eine von ihnen selbst angelegte oder wieder hergerichtete frühere Geburtshöhle zurück. Diese besteht aus einer Vertiefung, die in den womöglich torfigen Boden gegraben und mit Schnee überwölbt wird. Hierdurch ergibt sich ein einen bis drei Meter langer, oft steil nach oben gerichteter Tunnel mit einer ovalen Kammer, die ein Volumen von etwa drei Kubikmetern besitzt. Der Eingang dieser Geburtshöhlen wird gewöhnlich als Kältefalle ausgestaltet. Während des Aufenthalts in der Höhle gehen Atemfrequenz und Herzschlag deutlich zurück. Da die Körpertemperatur dennoch nur leicht sinkt, stellt dieser Zustand keinen echten Winterschlaf sondern nur eine Winterruhe dar. Die Körpertemperatur passt sich somit, anders als bei übrigen Bären, nicht an ein verringertes Nahrungsangebot an, sondern soll den Jungtieren nach der Geburt größtmöglichen Schutz bieten.


Sozialverhalten
Eisbären sind wie alle Bären Einzelgänger, Mütter mit ihren Jungen ausgenommen. Das Jagdrevier eines Eisbären erstreckt sich zwar über einen Radius von rund 150 Kilometern, doch zeigen die Tiere kein ausgeprägtes Territorialverhalten und die Reviere überlappen sich weitgehend. An Stellen mit reichem Nahrungsangebot jagt oft eine größere Zahl von Tieren in verhältnismäßig geringem Abstand. Sogar während des wochenlangen Wartens auf das Zufrieren des Meeres zeigen selbst ausgewachsene männliche Eisbären untereinander oft erstaunlich tolerantes Verhalten, etwa bei ritualisierten Kampfspielen (dem „Sparring“).


Fortbewegung

Tauchender EisbärEisbären sind sehr gute Schwimmer, jagen jedoch üblicherweise nicht im Wasser nach Beute. Schwimmend können sie mehr als fünf Kilometer in der Stunde zurücklegen und als Langstreckenschwimmer Entfernungen von 65 Kilometern und mehr überwinden. Tauchgänge von zwei Minuten bereiten ihnen keinerlei Schwierigkeit; die Tauchtiefe beträgt aber selten mehr als zwei Meter.

An Land wandern Eisbären oft stundenlang über weite Strecken und bringen in der Stunde mehr als sechs Kilometer hinter sich. Kurze Sprints mit 30 Kilometer pro Stunde sind ihnen leicht möglich. Da sie sich dabei jedoch stark erhitzen, sind sie nicht in der Lage, solche Geschwindigkeiten lange durchzuhalten. Rentieren oder Karibus sind Eisbären in dieser Hinsicht unterlegen.


Ernährung und Jagdverhalten

Eisbär beim FressenIm Gegensatz zu allen anderen Bärenarten sind Eisbären am ausgeprägtesten auf Fleischversorgung angewiesen. Sie stehen an der Spitze der natürlichen arktischen Nahrungskette. Den Hauptbestandteil ihrer Nahrung machen Robben aus, vorwiegend Ringelrobben, aber auch Bart- und Sattelrobben, Klappmützen sowie junge oder geschwächte Walrosse.

Im offenen Wasser gelingt es Eisbären kaum, Robben zu erbeuten. Während des Winters bieten sich dagegen auf Packeisfeldern an Eisspalten beste Jagdbedingungen. Eisbären können Robben mit ihrem Geruchssinn in mehr als einem Kilometer Entfernung oder unter ein Meter dicken Eis- oder Schneeschichten aufspüren. Üblicherweise erbeuten sie Robben an deren Atemlöchern. Durch sein helles Fell getarnt ist der Eisbär an die Umgebung angepasst und wird vom Beutetier unter dem Wasserspiegel nur schwer wahrgenommen. An den Eislöchern harren die Jäger oft stundenlang aus, bis eine Robbe zum Luftholen an die Oberfläche kommt, und erlegen dann die Beute durch blitzschnellen Zugriff mit Gebiss und Pranken. Bei einer anderen beobachteten Jagdmethode wittern sie die oft winzigen Luftlöcher, unter denen sich sogenannte Robbenhöhlen befinden, aus enormen Entfernungen. Hier durchbrechen sie dann die Eisschicht unter Verwendung ihrer ungeheueren Kraft und zerren die Beute dank dem kräftigen Hals an die Oberfläche. Allerdings verläuft nur rund einer von zehn Fangversuchen erfolgreich.


Eisbär im Berliner ZooWohlgenährte Eisbären fressen vom frisch erlegten Beutetier nur Haut und Speck, der Rest bleibt liegen. Exakte Zahlen zur Menge der Nahrungsaufnahme lassen sich nicht angeben, da Eisbären sehr unregelmäßig und an ihre arktischen Lebensverhältnisse angepasst fressen. Sie verzehren ein enormes Quantum, wenn sie wochen- oder monatelang gehungert haben. Mit ihrem großvolumigen Magen, der im Vergleich zu anderen Raubtieren überdimensioniert ist, sind sie in der Lage, auch sehr große Nahrungsmengen zu sich zu nehmen und dann wieder wochenlang zu hungern.

Eisbären sind die Raubtiere mit dem größten Fettverzehr. Extremfälle sind bekannt, bei denen sich Eisbären bis zu 150 Kilogramm über ihr Durchschnittsgewicht angefressen haben und so über einen im Körper gespeicherten Vorrat von mehr als einem Jahr verfügten. Generell stellen sich Eisbären in Regionen, wo sie nicht regelmäßig Beute machen können, von normalem Stoffwechsel auf Fasten um und halten dies 4 bis 8, selten sogar 12 Monate durch, in denen sie sich dann meist nur Tang oder Seegras zuführen, um das Verdauungssystem aktiv zu halten. Über die Beutereste machen sich schwächere Bären oder Polarfüchse her, aber auch aasfressende Seevögel wie Möwen. Viele Polarfüchse haben sich regelrecht darauf spezialisiert, Nahrungsreste von Eisbären zu verwerten.

Zur Nahrung von Eisbären zählen außer Robben und jungen Walrossen auch Kleinsäuger, etwa Erdhörnchen, Lemminge und Wühlmäuse, sowie Vögel, Vogeleier und Fische. Gelegentlich erlegen sie laufbehinderte Rentiere und noch seltener kleine Narwale und Weißwale. Vor allem im Sommer, wenn das Nahrungsangebot gering ist, verzehren Eisbären Kadaver oder von Jägern zurückgelassene Fleischreste und pflanzliche Materialien, zum Beispiel Beeren und Seetang, letzteren vor allem, um die Magen-Darm-Passage in Gang zu halten.

Bei ausgewachsenen männlichen Eisbären ist Kannibalismus nicht ungewöhnlich. Junge Eisbären laufen immer wieder Gefahr, von einem älteren männlichen Bären gefressen zu werden. Muttertiere weichen daher mit ihren Jungen den Männchen aus oder verjagen diese mit Drohgebärden.


Fortpflanzung

Eisbär mit zwei Jungen
Nicht ausgewachsene Eisbären
Eisbären im WasserDie rund eine Woche dauernde Paarungszeit fällt, je nach nördlicher Breite, in die Monate März bis Juni. Die Zeit von der Befruchtung bis zur Geburt beträgt etwa acht Monate. Allerdings kommt es erst Ende August, Anfang September zur Einnistung des Eies und damit zu einer zwei bis drei Monate dauernden eigentlichen Tragzeit. Dies ist ein natürlicher Schutzvorgang; falls die werdende Mutter nämlich durch Nahrungsmangel im Sommer zu sehr ausgehungert ist, wird das Ei vor der Einnistung resorbiert und die Trächtigkeit abgebrochen.

Die Geburt der Bären erfolgt dann zwischen November und Januar, also im Winter. Trächtige Weibchen beziehen etwa einen Monat vor der Geburt eine Geburtshöhle, in der sie Winterruhe halten (s. o.). Sie verlassen diese Geburtshöhle mit ihren Jungen erst vier Monate später (im März oder April). Die Gegenden, in denen die Weibchen ihre Jungen gebären, werden als „Denning Areas“ (Höhlengebiete) bezeichnet.

Das in seiner Ausdehnung größte Geburtshöhlengebiet der gesamten Arktis liegt im kanadischen Wapusk-Nationalpark, der sich an der Südküste der Hudson Bay rund 70 Kilometer südöstlich der Stadt Churchill, zwischen dem Nelson River und Cape Churchill ausdehnt („Wapusk“ ist die Bezeichnung der Cree-Indianer für „weißer Bär“). Große kanadische Höhlengebiete erstrecken sich außerdem um die Mündung des Winisk River in die Hudson Bay (südöstlich des Wapusk-Nationalparks), um die Agu Bay an der Westküste der Baffin-Insel nahe dem westlichen Ende der Fury-und-Hecla-Straße und entlang der zum Ukkusiksalik-Nationalpark gehörenden Wager Bay sowie in der Nordwestecke der Hudson Bay. Außerhalb Kanadas befinden sich ausgedehnte Geburtshöhlengebiete in Alaska, auf Grönland, auf Spitzbergen und auf der Wrangelinsel im Nordosten Sibiriens.

Der Wurf besteht aus einem bis (äußerst selten) vier, überwiegend jedoch zwei etwa kaninchengroßen, bei der Geburt sehr fein behaarten, zunächst noch blinden und tauben Jungen von 400 bis 900 Gramm Gewicht. In den ersten beiden Monaten erreichen sie ein Gewicht von 10 bis 15 Kilogramm und ihr weißes Fell wird immer dichter. Die Jungen werden 1½ bis 2½ Jahre gesäugt. Während dieser Zeit lernen sie das Jagdverhalten der Mutter und werden schließlich von ihr verlassen. Unter den harten Bedingungen der Arktis überleben die ersten fünf Jahre nur etwa die Hälfte der Jungtiere.

Eisbären werden mit etwa fünf bis sechs Jahren geschlechtsreif. Ab 20 Jahren geht die Fruchtbarkeit der Weibchen deutlich zurück. Das potentielle Höchstalter von Eisbären in freier Natur wird auf 25 bis 30 Jahre geschätzt, in menschlicher Obhut können sie 45 Jahre alt werden.


Eisbären und Menschen

Bedrohungen und Schutz
Schon vor der Berührung mit Europäern jagten die indigenen Völker Nordasiens und Nordamerikas Eisbären, insbesondere wegen ihres Fells und Specks. Im 20. Jahrhundert intensivierte sich die Bejagung aufgrund der kommerziellen Nutzung aller Körperteile, vor allem aber aus reiner Vergnügung (Trophäenjagd). Die ausgiebige Nutzung von Flugzeugen zur Lokalisierung der Tiere und als Transportmittel führte zur drastischen Schrumpfung der Populationen in den 1950er- und 1960er-Jahren auf weltweit insgesamt 5.000 bis 10.000 Tiere (geschätzt). Im Jahr 1973 beschlossen Kanada, die Vereinigten Staaten, Dänemark (für Grönland), Norwegen (für Svalbard) und die Sowjetunion ein Abkommen, das die Jagd einschränken, die Habitate schützen und die gemeinsame Forschung verstärken sollte. Mit Ausnahme von Sonderregelungen für indigene Völker ist die Eisbärenjagd inzwischen weitgehend verboten. Durch solche Schutzmaßnahmen nahm die Zahl von Eisbären nach Schätzungen der IUCN weltweit auf derzeit etwa 20.000 bis 25.000 Tiere zu.[2]

In jüngerer Zeit sind allerdings zwei weitere Faktoren für die Bedrohung der Eisbären maßgeblich geworden. Zum einen wird durch die verstärkte Förderung von Erdöl und Erdgas in den arktischen Regionen ihr Lebensraum eingeschränkt. Insbesondere die Gebiete, in denen sich die Weibchen zur Winterruhe und zur Geburt zurückziehen, werden hierdurch in Mitleidenschaft gezogen. Zum anderen wird befürchtet, dass die Lebensräume der Eisbären durch die globale Erwärmung generell drastisch zurückgehen werden.

So berichteten Forscher der US-Wissenschaftsbehörde Geological Survey im Juni 2006 in der Zeitschrift Polar Biology, dass sie seit 2004 wiederholt Überreste von erwachsenen weiblichen Tieren gefunden hätten, die von männlichen Artgenossen getötet und teilweise aufgefressen worden seien. In einem Fall habe man Fußabdrücke eines Jungtieres neben dem toten Weibchen entdeckt. Das Jungtier habe entkommen können, weil das angreifende Männchen ihm nicht gefolgt sei. Die Forscher um Teamleiter Steven Armstrup werteten dieses Verhalten als Anzeichen dafür, dass Hunger die treibende Kraft für den Angriff war und nicht das Töten eines fremden Jungtieres. Alle Fälle ereigneten sich in Gebieten, in denen das Polareis mehr und mehr wegschmilzt. Die Tiere in diesen Regionen seien zudem auffallend dünn.[3]

Auch nach Beobachtungen der Inuit sind die Eisbären wegen der Eisschmelze im Polarmeer gefährdet. Sie ertrinken, weil das Eis auf Grund der Klimaerwärmung nicht dick genug ist. Dabei sind sie durchschnittlich 50 Kilo leichter als vor 20 Jahren. [4]

Die IUCN führt den Eisbär im Status gefährdet (vulnerable) und rechnet mit einem Rückgang der Bestände.[5] Andere Quellen widersprechen dem jedoch und sehen gegenwärtig keine nachhaltigen Belege für einen möglichen Rückgang der Populationen vorliegen.[6] Aussagen zur Gefährdungslage sind jedenfalls nicht einhellig und veröffentlichte Daten über einen prognostizierten Aussterbezeitpunkt des Eisbären rein spekulativ. Unstrittig ist, dass eine objektive Beurteilung eng mit dem Fragenkomplex „globale Erwärmung“ zusammenhängt.


Schlafender Eisbär nahe Cape Churchill (Wapusk-Nationalpark)
Bedrohung des Menschen

Eisbär mit Jungtieren in natürlichem UmfeldMenschen gehören zwar nicht zum Beuteschema des Eisbären; als vorrangiger Fleischfresser ist er dennoch für Menschen potentiell gefährlicher als andere Bärenarten. Wenn es auch wegen der dünnen Besiedlung der Arktis verhältnismäßig selten zur Konfrontation kommt, wird trotzdem von Zeit zu Zeit über für Menschen tödliche Begegnungen berichtet. Überwiegend sind die Angreifer hungrige, kurz zuvor von der Mutter entwöhnte Jungbären. Nicht selten verhalten sich aber auch die betroffenen Menschen sehr unvorsichtig.

In Siedlungen, die im überkommenen Lebensraum von Eisbärpopulationen liegen, werden Eisbären bisweilen als Plage angesehen, gegen die Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Ein Beispiel hierfür ist die für ihre hohe Zahl von lokalen Eisbären bekannte und deswegen von Touristen besuchte kanadische Stadt Churchill an der Hudson Bay mit je nach Jahreszeit 750 bis 1200 Einwohnern. In den überwiegend eisfreien Monaten Mai bis November dringen immer wieder hungrige Bären auf Nahrungssuche ins Stadtgebiet vor, da dieses auf traditioneller Eisbärenregion errichtet wurde. Zum Schutz der Bewohner wurden vor Jahren besondere Eisbärenwarndienste eingerichtet. Hartnäckig vagabundierende Bären werden von der „Eisbärenpolizei“ eingefangen und in ein Bärengefängnis gebracht, wo sie nur Wasser erhalten, damit sie sich nicht an die menschliche Versorgung gewöhnen. Bis zum Überfrieren der Hudson-Bay gefangen gehalten werden die Bären erst freigelassen, wenn sie wieder Robben jagen können und nicht mehr auf andere Nahrungssuche angewiesen sind. Mit dem Hubschrauber werden sie in eine abseits gelegene Gegend ausgeflogen, damit sie Menschen nicht mehr gefährlich werden können.


Eisbären in der Kultur
In der Mythologie der Inuit spielt „Nanuq“ (Inuktitut-Wort für Eisbär, englisch geschrieben: Nanook) generell eine bedeutende Rolle. Regional gab es sogar einen Mythos, wonach ein besonders hervorgehobener EisbärHerr der Eisbären“ sei und entscheiden könne, ob sich die Jäger den Regeln gemäß verhielten; erst danach sei eine erfolgreiche Eisbärenjagd möglich. Auch von anderen arktischen Völkern sind ähnliche Mythen bekannt. Bis heute ziert der Eisbär das Wappen Grönlands und auch andere Wappen und Flaggen nordischer Länder.

In Literatur und Film, vor allem für Kinder, kommen immer wieder Eisbären vor. Die Beliebtheit von Fernsehsendungen und Fotobüchern über Eisbären ist seit Jahren ungebrochen. Recht bekannt ist zum Beispiel die Bilderbuchserie „Der kleine Eisbärvon Hans de Beer.

2007 und 2008 wurden zwei junge Eisbären namens Knut und Flocke ein globales Medienphänomen.


Systematik

Äußere Systematik
Aufgrund der Unterschiede im Körperbau wurde der Eisbär zeitweise in eine eigene Gattung Thalarctos eingeordnet. Jüngere Systematiken ordnen ihn aber generell in die Gattung Ursus ein, zu der unter anderem auch Braunbär und Schwarzbär gezählt werden. Der nächste Verwandte des Eisbären ist der Braunbär. Neuerdings haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass manche Braunbärpopulationen näher mit dem Eisbär verwandt sind als untereinander, so dass der Braunbär eine „paraphyletische Art“ darstellt. Diese Entdeckung wird als Musterbeispiel angeführt, um das traditionelle Artkonzept infrage zu stellen. Eigentlich müsste man nämlich den Eisbär als Unterart des Braunbären führen.


Hybridbildung zwischen Eis- und Braunbär
Eis- und Braunbären sind untereinander kreuzbar und können fruchtbare Nachkommen zeugen. Eine Hybridisation zwischen beiden Arten war bislang nur von Zootieren bekannt. Am 16. April 2006 erlegte jedoch ein Sportjäger, Jim Martell aus dem US-Staat Idaho, in der Nähe von Sachs Harbour auf Banks Island (Nordwest-Territorien, Kanada) einen vermeintlichen Eisbären, dessen Fell nicht richtig weiß oder gelblich war. Das Fell des Bären zeigte eher ein sehr helles Braun, wie es bei hellen Grizzlybären vorkommt. Eine DNA-Analyse durch Experten des Umweltministeriums der Nordwest-Territorien ergab, dass es sich bei dem erlegten Tier überraschenderweise um einen Hybriden aus Eisbär und Grizzlybär (eine Unterart des Braunbären) handelte. Normalerweise verhalten sich beide Bärenarten sehr feindselig, falls sie sich überhaupt in der Arktis begegnen. Außerdem paaren sich Eisbären üblicherweise auf dem Eis und Grizzlys auf dem Festland, weshalb eine Paarung zwischen beiden Arten bislang als unwahrscheinlich galt.[7][8]


Literatur
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.Der Braunbär (Ursus arctos) ist eine Säugetierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er kommt in mehreren Unterarten – darunter Europäischer Braunbär (U. a. arctos), Grizzlybär (U. a. horribilis) und Kodiakbär (U. a. middendorffi) – in Eurasien und Nordamerika vor.

Als eines der größten an Land lebenden Raubtiere der Erde spielt er in zahlreichen Mythen und Sagen eine wichtige Rolle, gleichzeitig wurde er als (zumindest vermeintlicher) Nahrungskonkurrent und potenzieller Gefährder des Menschen vielerorts dezimiert oder ausgerottet. So gibt es in West- und Mitteleuropa nur mehr Reliktpopulationen. Innerhalb des deutschen Sprachraums lebt nur in Österreich dauerhaft eine kleine Gruppe, in anderen Regionen des Alpenraums wandern gelegentlich Exemplare umher.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Beschreibung
1.1 Kopf und Sinne
1.2 Zähne und Verdauungstrakt
1.3 Gliedmaßen
1.4 Fell
1.5 Abmessungen und Gewicht
2 Verbreitung und Lebensraum
2.1 Ursprüngliche Verbreitung
2.2 Heutige Verbreitung und Bestandsentwicklung
2.2.1 Deutschland
2.2.2 Österreich
2.2.3 Schweiz
2.2.4 Übriges Europa
2.2.5 Russland und Asien
2.2.6 Nordamerika
2.2.7 Afrika
2.3 Lebensraum
3 Lebensweise
3.1 Aktivitätszeiten und Fortbewegung
3.2 Winterruhe
3.3 Sozialverhalten und Kommunikation
3.4 Nahrung
3.5 Fortpflanzung
3.5.1 Paarung und Trächtigkeit
3.5.2 Geburt und Jungenaufzucht
3.6 Lebenserwartung und natürliche Bedrohungen
4 Systematik
4.1 Externe Systematik
4.2 Interne Systematik
5 Mensch und Braunbär
5.1 Braunbären in der Kultur
5.1.1 Etymologie und Benennung
5.1.2 Mythologie und Kult
5.1.3 Heraldik
5.1.4 Märchen, Literatur und Film
5.1.5 Sonstiges
5.2 Der Umgang mit realen Braunbären
5.2.1 Braunbären als Objekte der Unterhaltung
5.2.2 Braunbären als Nutztiere
5.2.3 Braunbären als Nahrungskonkurrent
5.2.4 Braunbären als Bedrohung des Menschen
6 Quellen
6.1 Einzelnachweise
6.2 Literatur
7 Weblinks



Beschreibung

Syrischer BraunbärBraunbären haben den stämmigen, kraftvollen Körperbau aller Bären, ihr Skelett ist aber in der Regel stärker gebaut als das anderer Vertreter ihrer Familie. Merkmale, die sie mit den übrigen Vertretern ihrer Familie teilen, sind der Penisknochen (Baculum) und der kurze, stummelartige Schwanz. Ein artspezifisches Merkmal ist der muskulöse Buckel über den Schultern, der den Vorderbeinen zusätzliche Kraft verleiht.


Kopf und Sinne
Braunbären haben wie alle Bären einen schweren, massiven Kopf mit vorstehender Schnauze. Im Gegensatz zum oft ähnlich gefärbten Amerikanischen Schwarzbären ist die Stirn deutlich höher und die Schnauze konkav gewölbt. Die Ohren sind abstehend und abgerundet, die Augen hingegen sehr klein. Dementsprechend ist auch der Gesichtssinn unterentwickelt, der Gehörsinn ist durchschnittlich, der Geruchssinn hingegen sehr gut ausgeprägt. Die Halswirbel weisen eine große Drehbarkeit auf, der Nacken ist allerdings kürzer als beim nahe verwandten Eisbären.


Zähne und Verdauungstrakt
Braunbären haben im bleibenden Gebiss 42 Zähne. Die Zahnformel lautet 3/3-1/1-4/4-2/3; pro Kieferhälfte haben sie also drei Schneide-, einen Eck-, vier Vorbacken- und zwei (Oberkiefer) beziehungsweise drei (Unterkiefer) Backenzähne. Die Tiere weisen die für viele Raubtiere typischen vergrößerten Eckzähne auf, die Backenzähne sind als Anpassung an die Pflanzennahrung mit breiten, flachen Kronen versehen.

Wie bei allen Raubtieren (Carnivora) ist der Verdauungstrakt der Braunbären einfach gebaut. Der Magen ist einhöhlig, der Blinddarm fehlt. Der Darm ist 7 bis 10 Meter lang und somit länger als bei rein fleischfressenden Carnivoren.


Gliedmaßen

Junger Braunbär. Vorder- und Hinterfüße sind hier gut zu erkennen.
Der Abdruck des Vorderfußes weist beim Europäischen Braunbären eine Länge von ca. 16 cm, der des Hinterfußes ca. 26 cm auf.Die Gliedmaßen sind lang und kräftig, wobei die Vorder- und Hinterextremitäten annähernd gleich lang sind. Die Knochen des Unterarms (Elle (Ulna) und Speiche (Radius)) beziehungsweise Unterschenkels (Schien- (Tibia) und Wadenbein (Fibula)) sind getrennt, was zu einer starken Drehbarkeit führt. Die Füße sind groß und haben auf der Unterseite schwere, behaarte Ballen. Vorder- und Hinterfüße haben jeweils fünf Zehen, die in bis zu 8 Zentimeter langen, nicht einziehbaren Krallen enden. Bei der Fortbewegung wird der Fuß jeweils mit der ganzen Sohle aufgesetzt, Braunbären sind also wie alle Bären Sohlengänger.


Fell
Das Fell der Braunbären ist üblicherweise dunkelbraun gefärbt, kann aber eine Vielzahl von Farbschattierungen annehmen. Die Variationen reichen dabei von gelb- und graubraun über verschiedene Brauntöne bis fast schwarz. Tiere in den Rocky Mountains weisen oft ein weißgrau gesprenkeltes Oberfell auf, dieser gräulichen (engl. „grizzly“) Färbung verdankt die Unterart der Grizzlybären ihren Namen. Das Haarkleid der Braunbären ist generell durch ein dichtes Unterhaar charakterisiert, die Deckhaare sind lang. Das Fell ist jahreszeitlichen Veränderungen ausgesetzt, das für die kalten Monate angelegte Winterfell ist dicht und rau und erweckt einen zotteligen Eindruck.


Abmessungen und Gewicht
Die Kopfrumpflänge dieser Tiere liegt zwischen 100 und 280 Zentimetern, die Schulterhöhe beträgt rund 90 bis 150 Zentimeter. Der Schwanz ist nur rund 6 bis 21 Zentimeter lang. Das Gewicht variiert je nach Verbreitungsgebiet sehr stark, wobei aber in allen Populationen die Männchen deutlich schwerer als die Weibchen sind.


Der Kodiakbär ist die größte Unterart des BraunbärenDie schwersten Braunbären sind die Kodiakbären, die an der Südküste Alaskas und auf vorgelagerten Inseln wie Kodiak leben. Sie können ein Gewicht von bis zu 780 Kilogramm erreichen, wobei das Durchschnittsgewicht der Männchen aber nur bei 389 Kilogramm und bei Weibchen 207 Kilogramm liegt. Braunbären im Landesinneren Alaskas sind deutlich leichter, das Durchschnittsgewicht liegt hier bei 243 Kilogramm für Männchen und 117 Kilogramm bei Weibchen. Weiter südlich in Nordamerika (in Kanada und dem nordwestlichen Kerngebiet der USA) beträgt das Gewicht der Männchen 140 bis 190 Kilogramm, das der Weibchen 80 bis 130 Kilogramm. In Nordeuropa und Sibirien wiegen Braunbären durchschnittlich 150 bis 250 Kilogramm, in Südeuropa sind sie deutlich leichter, nur rund 70 Kilogramm. In Asien nimmt ihr Gewicht nach Osten hin zu, die Tiere auf der Halbinsel Kamtschatka erreichen wiederum 140 bis 320 Kilogramm.


Verbreitung und Lebensraum

Ursprüngliche Verbreitung
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Braunbären umfasste weite Teile Nordamerikas, Eurasiens und Nordafrikas. In Nordamerika lebten sie im gesamten westlichen und mittleren Teil des Kontinents bis zur Höhe der Hudson Bay und südwärts bis in das nördliche Mexiko. In Eurasien kamen sie von Westeuropa bis zur sibirischen Ostküste und zum Himalaya vor, sie fehlten lediglich auf dem Indischen Subkontinent und in Südostasien. In Afrika waren sie im Atlasgebirge beheimatet.


Heutige Verbreitung und Bestandsentwicklung

Ungefähres heutiges VerbreitungsgebietDurch Bejagung und die Zerstörung ihres Lebensraumes wurde das Verbreitungsgebiet der Braunbären stark eingeschränkt. In vielen Regionen sind Braunbären ausgestorben, in Großbritannien beispielsweise bereits im 10. Jahrhundert, in Deutschland und dem nordafrikanischen Atlasgebirge im 19. Jahrhundert, in Mexiko und weiten Teilen der USA im 20. Jahrhundert. In West- und Mitteleuropa gibt es nur mehr Reliktpopulationen, ebenso im Kernland der USA, wo sie nur mehr im nordwestlichen Landesteil leben. Auch in Südwestasien und Teilen Nord- und Osteuropas hat ihre Anzahl deutlich abgenommen. Größere Populationen gibt es noch in Alaska, dem westlichen Kanada und in Nordasien. Durch Auswilderung von Bären aus anderen Gebieten wird versucht, besonders gefährdete Gruppen wieder aufzustocken. Die weltweite Gesamtpopulation des Braunbären beläuft sich auf rund 185.000 bis 200.000 Tiere.


Deutschland

Braunbär im Zoo NürnbergIn Deutschland gibt es keine wildlebenden Braunbären mehr. Bereits im Mittelalter wurden sie in waldreiche und schwer zugängliche Gebiete zurückgedrängt. Der letzte Bär im Harz wurde Ende des 17. Jahrhunderts geschossen, in Thüringen Mitte des 18. Jahrhunderts und in Oberschlesien 1770. Im Bayerischen Wald töteten in der Umgebung von Zwiesel die Gebrüder Forster von 1760 bis 1800 noch etwa sechzig Bären. Der letzte deutsche Braunbär soll 1835 in Ruhpolding erlegt worden sein.

Mit der Einwanderung beziehungsweise Wiederansiedlung der Bären in Österreich ist auch die Frage nach der möglichen Etablierung einer Population in Deutschland wieder aktuell geworden. Im Jahr 2005 hatte der Naturschutzbund Deutschland (NABU) den Braunbären zum „Wildtier des Jahreserklärt.

Tatsächlich zeigte sich im Mai und Juni des Jahres 2006 erstmalig seit rund 170 Jahren wieder ein Braunbär in Deutschland: JJ1, später in der PresseBrunogenannt, wanderte wochenlang in der deutsch-österreichischen Grenzregion umher. Er riss einige Haustiere und war öfter in der Nähe menschlicher Siedlungen zu sehen. Daraufhin wurde das Tier zeitweilig zum Abschuss freigegeben, was jedoch auf Druck der Öffentlichkeit zunächst wieder zurückgezogen wurde. Die daraufhin erfolgten Versuche, den Bären lebend zu fangen, wurden nach drei erfolglosen Wochen eingestellt. Am 26. Juni wurde der Bär in der Nähe des Spitzingsees erschossen. (Siehe auch: Bärendenkmal)


Österreich
In Österreich waren die Bären ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Vereinzelt gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren in Kärnten Nachweise von Bären, die aus dem damaligen Jugoslawien zugewandert waren. Im Jahr 1972 ließ sich ein junges männliches Tier in der Ötscher-Region im südwestlichen Niederösterreich nieder, in jener Gegend, in der die letzten Exemplare im 19. Jahrhundert geschossen worden waren. Dieses Tier wurde unter dem Namen „Ötscherbär“ bekannt. 1989 wurde in der Region ein aus Kroatien stammendes Weibchen ausgesetzt, und 1991 kamen drei Jungtiere zur Welt. Mit der Aussetzung zweier weiterer Tiere in den Jahren 1992 und 1993 wurde das Wiederansiedlungsprojekt fortgesetzt.

In jener Zeit kam es zu ersten größeren Schadensmeldungen wie gerissenen Schafen und geplünderten Fischteichen, die bei der lokalen Bevölkerung für Skepsis und Ablehnung des Projektes sorgten; das StichwortProblembär“ geisterte durch die Medien. Eine „Eingreiftruppe“ wurde gegründet, welche die Bären, die sich öfter in der Nähe menschlicher Siedlungen blicken ließen, mit Warnschüssen verjagte.

Seit 1998 wurden jedes Jahr Jungtiere gesichtet, vereinzelt kam es auch zu Zuwanderungen aus Slowenien, sodass bis vor kurzem eine kleine, aber stabile Population von 25 bis 30 Tieren bestand. Die meisten davon lebten im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet, vorwiegend im Naturpark Ötscher-Tormäuer – in den nördlichen Kalkalpen wurden in den letzten 18 Jahren 35 Individuen nachgewiesen, 1999 war ein Maximalbestand von 12 Tieren vorhanden[1] – und eine kleine Gruppe auch im südlichen Kärnten, in den Karnischen und Gailtaler Alpen und den Karawanken. Im Jahr 2002 wurde außerdem ein aus dem Trentino eingewandertes Exemplar in Tirol gesichtet. Ein weiterer Braunbär in Tirol war der oben erwähnte „JJ1“ im Jahr 2006. Im Oktober 2008 wurde der Bär »MJ4« im Stubaital gesichtet - der zuletzt im Südtiroler Sarntal angetroffen wurde [2]

Trotz gelegentlicher Schäden an Haustieren und Bienenstöcken ist die Anwesenheit von Braunbären in Österreich heute von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert. Drei eigens beauftragte Bärenanwälte sollen in Bärenregionen die Akzeptanz der Tiere fördern und bei der Klärung von Schadensfällen helfen.

2004 wurde das LIFE Nature Co-op Projekt ins Leben gerufen, das, von der EU unterstützt, versucht, im Alpenraum den Braunbären wieder anzusiedeln. Beteiligt sind die Länder Italien mit den Regionen Trentino und Friaul, Österreich mit Kärnten, Nordösterreich, Oberösterreich und Steiermark, sowie Slowenien. Im Rahmen des Projektes sollen die im Alpenraum ansässigen Teilpopulationen des Braunbären zu einer sogenannten Metapopulation vernetzt werden, die es den Tieren ermöglichen soll, sich untereinander zu vermehren und selbstständig zu überleben.[3]

Mit Jahreswechsel 2007/2008 gab der WWF Österreich bekannt, dass nur mehr 4 der etwas über 30 seit 1991 in Österreich geborenen Braunbären auffindbar sind. Mehrere illegale Abschüsse wurden bekannt (zuletzt im Dezember 2007 ein Jungtier, das vom Bundeskriminalamt sichergestellt wurde), der Verbleib der restlichen Tiere ist unklar. Ohne Schutzmaßnahmen ist der Fortbestand des Braunbären in Österreich gefährdet. Das brächte nicht nur Österreich in den zweifelhaften Ruf, dass ein Tier gleich zweimal ausgestorben wäre[4], es würde auch die Wiederansiedlung des Braunbären – zumindest in den österreichischen Ostalpen, in den Kalkalpen leben heute nurmehr zwei Tierelangfristig in Frage stellen: Ein Richtlinie der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) fordert, dass vor einer neuerlichen Aussendung einer Art die „Identifizierung und Beseitigung der ursprünglich für den Niedergang verantwortlichen Faktoren“ notwendig seiund das Verschwinden der österreichischen Bären ist insgesamt ungeklärt.[1]


Schweiz
Der bis vor kurzem letzte Abschuss eines Bären in der Schweiz erfolgte 1904 im Engadin. 1923 gab es noch einmal eine Sichtung. Eine Studie im Anschluss an das österreichische Wiederansiedlungsprojekt aus dem Jahr 1993 zeigte, dass es auch in der Schweiz geeignete Lebensräume für Bären gibt.

Tatsächlich wanderte im Juli 2005 ein Bär aus dem italienischen Trentino ins Val Müstair ein, es war „JJ2“, genannt „Lumpaz“[5]. Dadurch wurden neue Diskussionen über die Möglichkeit einer Etablierung einer Schweizer Braunbärpopulation entfacht. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat einKonzept Bärverfasst. Darin ist eine prinzipiell positive Grundeinstellung zur Wiederansiedlung der Braunbären unter Berücksichtigung aller möglichen Konsequenzen und Risiken (bis hin zum Abschuss besonders aggressiver Tiere) festgeschrieben.[6]

Ein weiterer Bär, der Bruder von JJ1 (alias Bruno) und „JJ2“, „JJ3“ genannt, wurde im April 2008 aufgrund seiner fehlenden Scheu vor Menschen in Graubünden erlegt.[7]. Im Moment (Stand: April 2008) hält sich nur noch der als menschenscheu geltende „MJ4“ im Graubünden auf.


Übriges Europa

Frei laufender Braunbär in den Südkarpaten
Braunbär in den französischen PyrenäenAnmerkung: Da Braunbären wanderfreudig sind und sich dabei nicht an Landesgrenzen halten, handelt es sich bei den folgenden Zahlen um grobe Schätzungen (Stand ist 2006)[8].

In Rumänien lebt die größte europäische Population außerhalb Russlands. Dort gibt es vor allem in den Waldgebieten der Karpaten noch eine vierstellige Zahl von Braunbären: 1988 waren es etwa 7.000 Tiere. Da die Jagd seit 1989 intensiviert wurde, hat sich der Bestand stark verringert, man schätzt den heutigen Bestand auf 6.600 Tiere[9]. Andere Quellen sprechen von einem dramatischeren Rückgang von bis zu 60 Prozent seit dem Ende der 1980er Jahre.
In Italien gibt es zwei kleine Gruppen. Die Population im Naturpark Adamello-Brenta im Trentino ist mit 25 Tieren allerdings hochgradig gefährdet.[10] Um die Bestände aufzustocken, wurden zwischen 1999 und 2002 zehn Tiere aus Slowenien dort ausgesiedelt. Die zweite Gruppe im Abruzzen-Nationalpark umfasst rund 30 bis 50 Tiere.[10] Diese Population unterscheidet sich im Schädelbau von anderen Braunbären und könnte darum eine eigene Unterart, Ursus arctos marsicanus, darstellen.[11]
In Frankreich leben rund 10 bis 20 Braunbären in den Pyrenäen, die dortige Population stammt aber komplett von ausgewilderten Tieren ab, der letzte autochthone französische Bär wurde 2004 erlegt. Früher gab es auch eine Population in den französischen Alpen, diese ist jedoch in den 1930er-Jahren erloschen.
In Spanien gibt es rund 160 Tiere in drei Populationen. Schätzungsweise 140 Tiere leben im Naturpark Somiedo in Asturien, einem Teil des kantabrischen Gebirges unweit der Stadt Oviedo. Eine geringere Population (ca. 25 Tiere) existiert im selben Gebirge im Naturpark Saja-Besaya ca. 200 km weiter östlich zwischen Reinosa und Torrelavega in der Provinz Kantabrien. Der Tierbestand in diesen beiden Regionen gilt als stabil, da es sich um unbewohnte Bergregionen ohne Durchgangsstraßen handelt. Die kleinste Population (etwa ein Dutzend Tiere) lebt in den Pyrenäen in einer Grenzregion zwischen Spanien und Frankreich. Man geht davon aus, das diese Population aussterben wird, da es hier seit längerer Zeit keinen Nachwuchs mehr gibt. Da diese Region auch von Menschen nicht ganz unbewohnt ist gibt es hier eine Forderung, die Tiere umzusiedeln oder gar auszurotten. Näheres siehe unter Kantabrischer Braunbär.
In der Slowakei (vorwiegend in der Hohen Tatra) leben rund 700 Bären, in Polen 80.
In Nordeuropa gibt es noch größere Bestände, so leben in Finnland 450 bis 600 und in Schweden max. 3.000 Tiere [12], in Norwegen leben in vereinzelten Gebieten 30 Bären.
In den Staaten der Balkanhalbinsel gibt es noch größere Populationen, so leben in Slowenien 500 bis 800 Tiere, in Kroatien zwischen 600 und 800 Braunbären. dort vorwiegend im Gorski Kotar und in der Lika. An den Hängen des Velebit-Bergmassives befindet sich das Bärenrefugium von Kuterevo. Kleine Gruppen sind auch aus Albanien (250) und Mazedonien (90) bekannt. Über die jetzige Situation der Braunbären in Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro ist wenig bekannt, laut einer Statistik leben in Bosnien ungefähr 2800 Braunbären, in Serbien etwa 500.
In Griechenland haben sich in den Rhodopen und im Epirus-Gebirge rund 100 Tiere halten können, in Bulgarien leben schätzungsweise 700 Tiere.

Russland und Asien
Der Bestand in den Ländern der früheren Sowjetunion wurde 1989 auf 130.000 Tiere geschätzt, durch illegale Bejagung und die Suche nach Bodenschätzen hat er vermutlich abgenommen. In China leben geschätzte 4000 bis 8000 Tiere, kleine Populationen gibt es auch in der Mongolei und auf der japanischen Insel Hokkaidō. Für viele südwestasiatische Länder (wie Türkei oder Iran) gibt es keine genauen Daten, hier sind die Populationen aber ebenfalls vermutlich im Rückgang begriffen.


Nordamerika

Braunbär aus Alaska beim Verzehr eines FischesIn Mexiko, ursprünglich ihrem südlichsten Verbreitungsgebiet, sind die Braunbären wahrscheinlich in den 1960er Jahren ausgestorben. Im Kernland der USA waren Braunbären ursprünglich über weite Teile verbreitet, Knochenfunde sind sogar aus Ohio und Kentucky bekannt. Der Rückgang der Populationen begann möglicherweise bereits, als die Indianer dank den von den Spaniern eingeführten Pferden ihre Jagdtechniken verfeinerten. Mit der großflächigen Besiedlung des Landes durch Europäer ging dann ein drastischer Rückgang der Bestandszahlen einher. In den 1920er und 1930er Jahren sind sie aus dem Südwesten des Landes (Kalifornien, Arizona, Utah) verschwunden. Heute leben rund 1100 bis 1200 Tiere in sechs isolierten Populationen im nordwestlichen Landesteil, im Glacier-Nationalpark, dem Yellowstone-Nationalpark sowie vereinzelt in den Bundesstaaten Montana, Idaho und Washington.[13]

In Kanada waren Braunbären bis ins 19. Jahrhundert in weiten Teilen des Landes verbreitet, ihr Vorkommen reichte in die Great Plains-Region und sogar bis auf die Halbinsel Labrador. Heute sind sie auf die nördlichen und westlichen Landesteile beschränkt und kommen nur mehr in British Columbia, dem westlichen Alberta und den nördlichen Territorien vor. Im dünn besiedelten Alaska sind Braunbären noch relativ häufig. Die Braunbär-Population in Kanada und Alaska wird auf zusammen rund 55.000 Tiere geschätzt.


Afrika
Die Population im Atlasgebirge ist im 19. Jahrhundert, vermutlich in den 1870er-Jahren ausgestorben, genauere Daten gibt es nicht.


Lebensraum
Braunbären bewohnen eine Vielzahl von Habitaten. In Amerika bevorzugen sie offenes Gelände wie Tundra, Bergwiesen und Küstenregionen, früher waren sie auch in der Great Plains-Region zu finden. Die verbliebenen Tiere Europas leben hauptsächlich in bewaldeten Gebirgsregionen, auch in Sibirien sind sie eher in Wäldern als im offenen Terrain zu finden. Solange genügend Nahrung und Plätze für die Winterruhe vorhanden sind, sind sie nicht allzu wählerisch in Bezug auf ihren Lebensraum. Allerdings benötigen sie auch in offenem Gelände ausreichend dicht mit Vegetation bestandene Gebiete als Ruheplätze.


Lebensweise

Aktivitätszeiten und Fortbewegung

Bären können Geschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde erreichen.Die Aktivitätszeit der Braunbären hängt von den Umweltbedingungen, der Jahreszeit oder der Nähe von Menschen ab. Sie gelten als vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv, insbesondere in von Menschen besiedelten Gebieten. Zur Zeit des größten Nahrungsbedarfs, im Frühling und Herbst, sind sie auch tagsüber auf Nahrungssuche, im Sommer hingegen eher hauptsächlich in der Nacht.

Bären sind Sohlengänger und bewegen sich im Passgang fort, das heißt dass beide Beine einer Körperseite gleichzeitig bewegt werden. Normalerweise sind ihre Bewegungen langsam und schleppend, bei Bedarf können sie aber sehr schnell laufen und Geschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde erreichen. Sie können auch sehr gut schwimmen. Während Jungtiere noch oft auf Bäume klettern, ist dies ausgewachsenen Tieren aufgrund ihres Gewichtes meist nicht mehr möglich.


Winterruhe
Da sie während der Wintermonate nicht genug Nahrung finden, begeben sie sich in eine Winterruhe. Diese Winterruhe ist kein echter Winterschlaf, da sie relativ leicht wieder aufzuwecken sind. Zwar gehen der Herzschlag und die Atemfrequenz deutlich zurück, die Körpertemperatur sinkt hingegen nur leichtvon normalerweise 36,5 bis 38,5 °C geht sie nur um 4 bis 5 °C zurück. Während dieser Zeit nehmen sie weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich, urinieren und defäkieren auch nicht. Um eine Harnvergiftung zu vermeiden, werden Aminosäuren statt in Harnstoff in wiederverwertbare Aminosäuren umgewandelt. Der Beginn und die Dauer der Winterruhe hängen von den Umweltbedingungen ab. Üblicherweise beginnt sie zwischen Oktober und Dezember und endet zwischen März und Mai, in den südlichen Teilen ihres Verbreitungsgebietes halten sie hingegen gar keine oder nur eine verkürzte Winterruhe.

Im Herbst haben Braunbären einen erhöhten Nahrungsbedarf, sie legen Fettgewebe an, um während der Winterruhe nicht zu verhungern. Interessanterweise werden Fette nicht an den Gefäßwänden abgelagert, was ihnen ermöglicht, sich ohne Gesundheitsgefahren einen Vorrat anzufressen, Braunbären erkranken also nicht an Arteriosklerose. Für den Eintritt der Winterruhe spielt auch der Sättigungsgrad eine Rolle, gut genährte Tiere begeben sich früher zur Ruhe, während hungrige Tiere länger auf Nahrungssuche bleiben, bis sie von der Kälte in ihre Winterquartiere getrieben werden. Der Gewichtsverlust während der Wintermonate ist bei Weibchen deutlich höher (40 %) als bei Männchen (22 %), was auf den höheren Energieaufwand während der Trag- und Säugezeit zurückzuführen ist.

Zur Winterruhe ziehen sie sich in einen Bau zurück, der oft selbst gegraben und mit trockenen Pflanzen ausgekleidet wird. Manchmal benutzen sie auch natürliche Höhlen oder Felsspalten. Diese Baue werden an witterungsgeschützten Stellen angelegt und oft mehrere Jahre hintereinander verwendet, allerdings verteidigen sie sie nicht gegenüber anderen Braunbären.


Sozialverhalten und Kommunikation
Braunbären leben in der Regel einzelgängerisch. Während der Paarungszeit kommt es zu kurzzeitigen Verbindungen, die Männchen wollen so verhindern, dass sich die Weibchen mit anderen Tieren fortpflanzen. Die einzige dauerhaftere Bindung ist die der Mutter zu ihrem Nachwuchs. Braunbären zeigen kein ausgeprägtes Territorialverhalten, die Streifgebiete können sich überlappen, sie verteidigen ihr Revier auch nicht gegenüber Artgenossen. Bei üppigen Nahrungsquellen wie fischreichen Gewässern, beerenbestandenen Gebieten oder Mülltonnen kommt es manchmal zu Ansammlungen dutzender Tiere.


Braunbär im Zoo von Bardu (Norwegen)Die Reviergröße ist variabel, sie hängt unter anderem vom Nahrungsangebot, von der Topographie, vom Alter, Gesundheitszustand oder Geschlecht des Tieres ab. Die Reviere der Weibchen sind deutlich kleiner als die der Männchen, vermutlich um die Begegnungsmöglichkeiten mit aggressiven Tieren zu vermindern und so die Jungen zu schützen. Die durchschnittliche Reviergröße auf der Kodiakinsel beträgt 24 km² bei Männchen und 12 km² bei Weibchen, im nördlichen Alaska hingegen wächst dieser Wert auf 700 bis 800 km² für Männchen und 300 km² für Weibchen an. Das Territorium eines Männchens überlappt üblicherweise mit dem mehrerer Weibchen, was zu gesteigerten Chancen führt, bei der Fortpflanzung zum Zug zu kommen.

Braunbären sind nicht standorttreu, sie unternehmen saisonale Wanderungen zu Orten mit großem Nahrungsreichtum. In unberührten Gegenden können diese Wanderungen manchmal hunderte Kilometer lang sein.

Für die Kommunikation der Tiere spielt neben Lauten und Körperhaltungen insbesondere der Geruchssinn die wichtigste Rolle. Individuen, die sich direkt gegenüberstehen, kommunizieren mittels Körperhaltungen: Dominanz wird durch direkte Annäherung mit gestrecktem Nacken, zurückgelegten Ohren und präsentierten Eckzähnen ausgedrückt, Unterwerfung durch das Senken oder Wegdrehen des Kopfes und durch Niedersetzen, Hinlegen oder Weglaufen. Kämpfe zwischen Artgenossen werden mit Prankenhieben auf Brust oder Schultern oder mit Bissen in den Kopf oder Nacken ausgetragen.

Braunbären geben wenig Laute von sich, außer wenn sie verwundet sind oder attackiert werden. Jungtiere heulen, wenn sie hungrig oder von der Mutter getrennt sind oder wenn ihnen kalt ist. Es sind keine Laute bekannt, mit denen die Mutter ihre Kinder ruft. Brummende und knurrende Laute sind ein Zeichen für Aggression. Puffende Laute, die durch intensives, wiederholtes Ausatmen erzeugt werden, dienen der freundlichen Kontaktaufnahme zwischen Tieren, zum Beispiel bei der Paarung.

Um visuelle oder olfaktorische Hinweise zu geben, scheuern sie sich an Bäumen, wälzen sich am Boden, beißen oder kratzen sie Teile der Baumrinde heraus oder urinieren und defäkieren auf den Boden. Diese Zeichen dienen der Kennzeichnung des Reviers, der Signalisierung der Paarungsbereitschaft oder der Markierung von Wanderwegen.


Nahrung

Braunbären beim FischfangBraunbären sind Allesfresser, die aber üblicherweise in erster Linie pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. So stehen Gräser, Kräuter, Schößlinge, Blüten, Wurzeln, Knollen, Nüsse und Pilze auf ihrem Speiseplan, im Sommer und Herbst machen Beeren einen wichtigen Bestandteil ihrer Nahrung aus.

An fleischlicher Nahrung nehmen sie unter anderem Insekten und deren Larven, Vögel und deren Eier sowie Nagetiere, beispielsweise Erdhörnchen (wie Ziesel und Murmeltiere), Lemminge, Taschenratten und Wühlmäuse zu sich. Mit Hilfe ihrer Krallen graben sie diese Beute aus deren Bauen. Insbesondere in den Rocky Mountains fressen sie auch größere Säugetiere wie Elche, Rentiere, Wapitis, Bisons, Weißwedelhirsche und Gabelböcke. Von diesen Tieren fallen ihnen allerdings kaum gesunde erwachsene Tiere zum Opfer, meist töten und fressen sie kranke oder alte Exemplare sowie Jungtiere. Auch das Aas dieser Tiere wird verzehrt, vor allem das von durch den Winter umgekommenen Exemplaren nach der Winterruhe der Bären. Selten greifen sie auch Schwarzbären oder sogar Artgenossen an. Wo sie in ihrer Nähe gehalten werden, fressen Braunbären auch Weidetiere wie Schafe, Ziegen oder junge Rinder.

Braunbären sind keine spezialisierten Jäger größerer Säugetiere, sie verfügen jedoch über erhebliche Kräfte. Huftiere werden meist durch Prankenhiebe auf Kopf oder Nacken getötet, daher ist häufig der Schädel oder die Wirbelsäule des Beutetieres gebrochen. Häufig sind auch Bisse in den Hals- oder Schulterbereich. Bären eröffnen dann meist die Bauch- oder die Brusthöhle und fressen die Innereien, sehr gerne auch das Euter. Diese charakteristische Bearbeitung der Beutetiere wird in Schadensfällen bei Haustieren für die Identifizierung des Verursachers genutzt.[14]

Manchmal vergraben Bären ihre Nahrung, um sie vor Nahrungskonkurrenten zu verbergen oder vor der Verrottung zu bewahren. Oft legen sie sich dann auf oder neben den Erdhaufen, um ihre Beute zu bewachen. Dieses Verhalten kann aber nur bei Nahrungsmangel beobachtet werden und kommt in Gebieten oder Perioden mit reichem Angebot nicht vor. Tiere, die ihre Nahrung solcherart bewachen, gelten als besonders aggressiv und greifen jeden Eindringling, auch Menschen, an.

In den Küstenregionen, insbesondere am Pazifik, zählen Lachse während deren Laichwanderungen in den Sommermonaten zur bevorzugten Nahrung der Braunbären. Die Fangtechniken variieren, so werden die Fische beispielsweise direkt aus dem Wasser gefischt oder in der Luft gefangen, während sie kleine Wasserfälle überspringen. Vermutlich gehen die großen Ausmaße der Bären in Alaska und Kamtschatka auf eine besonders fischreiche Nahrung zurück. Die Bären an den Küsten und Fjorden ernähren sich auch gern von Muscheln, die sie bei Niedrigwasser ohne Probleme mit ihren großen Tatzen aus dem Sand ausgraben. Vom ausgestorbenen Kalifornischen Braunbären ist bekannt, dass er Kadaver von gestrandeten Walen verspeiste.


Fortpflanzung

Grizzlybär-Weibchen mit JungtierenBraunbären sind generell durch eine hohe Lebenserwartung, eine eher langsame Fortpflanzungsrate und ein spätes Eintreten der Geschlechtsreife charakterisiert.


Paarung und Trächtigkeit
Braunbären sind polygam, das heißt ein Männchen kann sich mit mehreren Weibchen paaren. Während der Paarungszeit folgen oft mehrere männliche Tiere einem Weibchen, es kann dabei auch zu Kämpfen unter den Männchen um das Paarungsrecht kommen. Um zu verhindern, dass sich ein befruchtetes Weibchen erneut paart, bleiben die Männchen ein bis drei Wochen bei diesem. Gelingt dieseBewachungnicht, können sich auch weibliche Tiere mit mehreren Partnern paaren.

Die Paarungszeit fällt in die Monate Mai bis Juli. Nach dem Geschlechtsakt nistet sich die befruchtete Eizelle allerdings nicht gleich ein, sondern bleibt frei im Uterus. Dieses Stadium kann fünf Monate dauern, erst zu Beginn der Winterruhe erfolgt die Nidation und somit der eigentliche Beginn der Tragzeit. Aus diesem Grund beträgt die Zeitspanne zwischen Fortpflanzung und Geburt 180 bis 270 Tage, während die eigentliche Trächtigkeit mit sechs bis acht Wochen relativ kurz ist.


Geburt und Jungenaufzucht

Jungtier mit deutlich sichtbarem weißlichen Nackenmuster
Spielende JungbärenDie Geburt fällt in die Zeit der Winterruhe, in die Monate Januar bis März. Die Wurfgröße beträgt eins bis vier, meist jedoch zwei oder drei Jungtiere. Wie alle Bären zählen die Braunbären zu den Plazentatieren mit dem größten Gewichtsunterschied zwischen dem Weibchen und ihrem Wurf. Neugeborene sind 23 bis 28 Zentimeter lang und wiegen 340 bis 680 Gramm. Ihre Augen sind geschlossen und sie erscheinen nackt, obwohl sie mit kurzen grauen Haaren bedeckt sind. Jungtiere sind durch einen rundlichen Schädel gekennzeichnet, der erst im Wachstum die langgestreckte Form des Erwachsenenschädels annimmt, ein Prozess, der sich über ihr ganzes Leben erstrecken kann.

Weibchen haben ein Paar Zitzen an der Brust und zwei weitere am Bauch. Ihre Milch zeichnet sich durch einen hohen Protein- (6 bis 17 %), und Fettgehalt (20 %) aus. Darum wachsen die Jungtiere sehr schnell, mit drei Monaten wiegen sie bereits 15 Kilogramm, mit 6 Monaten 25 Kilogramm. Im ersten Sommer haben die jungen Braunbären oft ein weißliches, V-förmiges Nackenmuster, das im zweiten Lebensjahr verblasst.

Die Aufzucht der Jungen ist alleinige Aufgabe des Weibchens, während dieser Zeit ist es ausgesprochen aggressiv. Viele Attacken gegen Menschen gehen auf das Konto von Müttern mit Jungtieren, auch männliche Artgenossen werden gelegentlich angegriffen und getötet, wenn sie sich dem Wurf zu sehr nähern.

Mit rund fünf Monaten nehmen die jungen Braunbären erstmals feste Nahrung zu sich, endgültig abgesetzt werden sie mit 1,5 bis 2,5 Jahren. Mindestens bis zum zweiten Frühling, meist aber bis zum dritten oder vierten, bleiben die Jungen bei ihrer Mutter. Diese verjagt sie, sobald sie wieder empfängnisbereit wird, was rund zwei bis vier Jahre nach der Paarung eintritt. Im Anschluss bleiben Geschwister manchmal noch für zwei bis vier Jahre zusammen, sie spielen miteinander und gehen gemeinsam auf Nahrungssuche.

Männliche Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit rund 4,5 Jahren, Weibchen in der Regel etwas später, mit rund vier bis sechs Jahren, in Ausnahmefällen auch erst mit sieben oder acht. Ihr Wachstum setzt sich aber danach noch fort, ausgewachsen sind Braunbären erst mit 10 oder 11 Jahren.


Lebenserwartung und natürliche Bedrohungen

Braunbär aus AlaskaEine Untersuchung im Yellowstone-Nationalpark hat die durchschnittliche Lebenserwartung der Braunbären auf sechs Jahre berechnet. Das mögliche Höchstalter von Tieren in freier Natur wird auf 20 bis 30 Jahre geschätzt, wie viele andere Tiere können Braunbären in menschlicher Obhut aber ein deutlich höheres Alter erreichen. Das älteste bislang bekannte Exemplar starb mit 47 Jahren, das potentielle Höchstalter von Tieren in Gefangenschaft wird auf 50 Jahre geschätzt.

Viele Tiere sterben an Mangelernährung oder Krankheiten. Insbesondere während der Paarungszeit kommt es zum Infantizid, wenn Jungtiere von erwachsenen Männchen attackiert werden. Auch Fälle von Kannibalismus, das heißt, dass Braunbären Artgenossen fressen, sind bekannt. Zum Tod können auch Verletzungen, die ihnen von den Hörnern der Beutetiere zugefügt werden, führen. In Gebieten, wo sich die Verbreitungsgebiete überlappen, sind Pumas, Luchse, Wölfe oder Vielfraße Nahrungskonkurrenten der Braunbären. Erwachsene Tiere haben aber kaum natürliche Feinde, lediglich aus Sibirien gibt es Berichte, wonach sie manchmal dem Sibirischen Tiger zum Opfer fallen. Allerdings sind einige Parasiten bekannt: Zu den Ektoparasiten der Braunbären zählen Flöhe der Gattung Chaetopsylla und Zecken der Gattung Dermacenter. An Endoparasiten sind unter anderem Fadenwürmer (Baylisascaris transfuga) und Trichinen verbreitet.


Systematik

Externe Systematik

Der Eisbär gilt als der nächste Verwandte des Braunbären, die Abgrenzung beider Arten ist jedoch umstrittenDer Braunbär ist einer der vier bis sechs lebenden Vertreter der Gattung Ursus, zu welcher auch der Eisbär, der Amerikanische Schwarzbär, der Asiatische Schwarzbär, meist der Malaienbär und manchmal der Lippenbär gezählt werden. Der älteste bekannte Vertreter dieser Gattung ist Ursus minimus, ein relativ kleiner Bär, der im Pliozän lebte. Als Vorfahre des Braunbären gilt Ursus etruscus, der den heutigen Tieren bis auf eine etwas urtümlichere Form der Zähne ähnelte. Die ältesten Fossilienfunde des Braunbären selbst sind rund 500.000 Jahre alt und stammen aus dem Zhoukoudian-Höhlensystem in China. Vor rund 250.000 Jahren kam die Art nach Europa, wo sie in mehreren Gebieten zusammen mit dem Höhlenbären (Ursus spelaeus) koexistierte. Während der Weichseleiszeit wanderte die Art über die damals trockene Beringstraße nach Nordamerika ein und erreichte, bevor sie vom Menschen zurückgedrängt wurde, Gebiete bis zur Höhe von Ontario, Kentucky oder Nordmexiko. Möglicherweise ist dort das Aussterben der riesigen Kurznasenbären durch die Nahrungskonkurrenz des Braunbären begünstigt worden.

Der Eisbär gilt als der nächste Verwandte des Braunbären und hat sich erst vor relativ kurzer Zeit, vermutlich im mittleren Pleistozän, aus ihm entwickelt. Jüngere Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass manche Braunbärpopulationen genetisch näher mit dem Eisbären verwandt sind als mit anderen Braunbären. Nach kladistischen Gesichtspunkten ist der Braunbär somit eine „paraphyletische Artund wird als Musterbeispiel verwendet, um das gängige Artkonzept in Frage zu stellen. In traditioneller Sichtweise werden die beiden allerdings als getrennte Arten geführt.

Untermauert wird diese Sichtweise damit, dass Braun- und Eisbären kreuzbar sind und sogar fertile Nachkommen produzieren können. Bis vor kurzem fehlten entsprechende Berichte aus der Natur, im April 2006 erlegte jedoch ein Sportjäger auf der Banksinsel (Nordwest-Territorien, Kanada) einen vermeintlichen Eisbären. Dessen Fell war nicht richtig weiß oder gelblich, sondern zeigte eher ein sehr helles Braun. Eine DNA-Analyse durch Experten des Umweltministeriums der Nordwest-Territorien ergab, dass es sich bei dem erlegten Tier überraschenderweise um einen Hybriden aus Eisbär und Grizzlybär handelte.

In menschlicher Obhut sind auch Hybride zwischen Braun- und Amerikanischem Schwarzbär gezüchtet worden, die Jungtiere starben jedoch innerhalb weniger Wochen.


Interne Systematik
Innerhalb des großen Verbreitungsgebietes der Braunbären gibt es beträchtliche Unterschiede hinsichtlich der Größe und des Gewichtes, der Schädelform, der Fellfärbung und anderer morphologischer Merkmale. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, über deren Anzahl große Meinungsunterschiede bestehen. Im Lauf der Forschungsgeschichte wurden dutzende Unterarten beschrieben, eine Zahl, die heute wieder nach unten korrigiert wurde. In modernen Systematiken werden meist folgende Unterarten unterschieden:

Der Europäische Braunbär (Ursus arctos arctos) umfasst die Bestände in den Alpen, den Pyrenäen, in Ost- und Südeuropa sowie in Skandinavien. Zu dieser Unterart gehört auch der Kantabrische Braunbär.
Der Syrische Braunbär (U. a. syriacus) ist relativ kleinwüchsig und hat eine hellbraune Färbung. Ob es sich bei diesem in der Kaukasusregion und Vorderasien heimischen Vertreter um eine eigenständige Unterart oder um eine lokale Variante des Europäischen Braunbären handelt, ist umstritten.
Der Sibirische Braunbär (U. a. beringianus) lebt im asiatischen Teil Russlands und ist ein großgewachsener Vertreter.
Der Kamtschatkabär (U. a. piscator) ist ein auf der Halbinsel Kamtschatka beheimateter besonders großgewachsener Vertreter des Sibirischen Braunbären. Er wird manchmal als eigene Unterart aufgeführt. Er ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 2,5 Meter und einem Gewicht von 600 Kilogramm der zweitgrößte heute lebende Großbär.
Der Atlasbär (U. a. crowtheri) umfasste die Bestände im nordafrikanischen Atlasgebirge, die im 19. Jahrhundert ausgerottet wurden. Manchmal wird er als eigenständige Art (Ursus crowtheri) geführt.
Der Grizzlybär (U. a. horribilis) bewohnt Nordamerika. Er ist kräftiger und schwerer als europäische Braunbären und gilt als aggressiver. „Grizzlystammt aus dem Englischen und bedeutetgräulich“.
Der Kalifornische Braun- oder Grizzlybär (U. a. californicus) ist ausgestorben. Er wurde aufgrund seiner Fellfärbung im Englischen alsGolden Bear“ bezeichnet und lebte im US-Bundesstaat Kalifornien sowie auf der Halbinsel Niederkalifornien.
Der Mexikanische Braun- oder Grizzlybär (U. a. nelsoni) war im nördlichen Mexiko beheimatet. Er ist vermutlich in den 1960er Jahren ausgestorben.
Der Isabellbär (U. a. isabellinus) ist nach seinem isabellfarbenen Fell benannt, er ist in Nordindien, im Himalaya und in Zentralasien beheimatet.
Der Mandschurische Braunbär (U. a. manchuricus) kommt im Nordosten Chinas und in der Mongolei vor.
Der Kodiakbär (U. a. middendorffi), lebt auf der Insel Kodiak und benachbarten Inseln vor der Südküste Alaskas. Er ist mit einem Gewicht von bis zu 750 Kilogramm und einer Körperlänge (KopfRumpf) von bis zu 2,70 Metern der größte der heute lebenden Großbären.
Der Tibetische Braunbär (U. a. pruinosus) ist in Tibet und Sichuan beheimatet und durch sein blaugraues Fell gekennzeichnet. Vermutlich sind zahlreiche vermeintliche Sichtungen des Yetis auf Verwechslungen mit diesem Tier zurückzuführen.
Der Hokkaido-Braunbär (U. a. yesoensis) lebt auf der japanischen Insel Hokkaidō.
Genetische Untersuchungen unterstützen diese Einteilung jedoch nicht. Mittels Vergleichs der mitochondrialen DNA (mtDNA) wurden mehrere Abstammungslinien (Kladen) der Braunbären festgestellt, mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen: So gibt es in Europa zwei Abstammungslinien - eine umfasst die Tiere in Skandinavien und in Südeuropa, die zweite die Tiere in Osteuropa und Sibirien. Die Kodiakbären gehören zur selben Linie wie die weit kleineren Exemplare im Landesinneren Alaskas, und die Population auf dem Alexanderarchipel vor der Südostküste Alaskas repräsentiert eine gänzlich eigene Linie, die genetisch den Eisbären nähersteht als den Tieren auf dem Festland.


Mensch und Braunbär

Braunbären in der Kultur
Der Braunbär spielt, vermutlich aufgrund seiner Größe und Kraft, in der Kulturgeschichte eine bedeutende Rolle. Er hat Eingang in zahlreiche Mythen gefunden, ist ein häufiges Motiv in der Heraldik und kehrt auch in vielen Märchen, literarischen Werken und Filmen wieder. Auch einige Vornamen leiten sich von ihm ab. Allerdings wird nahezu überall nicht explizit vom Braunbären, sondern nur vomBärengesprochen. Da er aber in Europa die einzige in geschichtlicher Zeit lebende Bärenart war, lassen sich zumindest auf diesem Kontinent die Verweise als auf den Braunbären bezogen betrachten.


Etymologie und Benennung
Das eigentliche Wort für „(Braun-)Bärim Urindogermanischen muss die Wortwurzel *arkt- oder *art- gehabt haben, wie aus Wörtern wie griechisch arktos und lateinisch ursus (< *urcsus < *urctus) zu schließen ist. Auch in einigen keltischen Sprachen ist die Wurzel erhalten, so im Altirischen (art), im Walisischen (arth) und im Bretonischen (arz). Die Wurzel taucht auch in den Namen der keltischen Gottheiten Artaios und Artio auf sowie bei den Griechen in den Namen der mythologischen Figuren Artemis und Arkas. Auch im Altindischen lässt sich diese Wurzel nachweisen.

Die Wortwurzel Bär kommt nur in germanischen Sprachen vor (Althochdeutsch bero, englisch bear, niederländisch beer, skandinavisch björn) und wird von einigen Sprachwissenschaftlern von einem alten Wort für braun abgeleitet. Aufgrund dieser Sonderstellung der germanischen Sprachen wird vermutet, dass das Wort bei den Germanen als eine Art von Tabuwort („Brauner“ stattBär“) entstanden ist, mit dessen Hilfe aus magischen Gründen die Verwendung des eigentlichen Bärenwortes vermieden werden sollte, um das mächtige Raubtier nicht beschwörend „herbeizurufen“.

Auch der germanische Heldenname Beowulf (neuhochdeutsch: „Bienenwolf“) ist eine Umschreibung (Kenning) für den Bären.

Ein ähnlicher Effekt ist in den slawischen Sprachen zu beobachten, wo der Bär regelmäßig mit einem Wort für Honigfresser (russisch медведь, polnisch niedźwiedź, tschechisch medvěd, slowenisch medved) benannt wird.

Der wissenschaftliche Name des Braunbären, Ursus arctos, geht auf Carl von Linné zurück und verbindet den lateinischen Namen des Bären, ursus, als Gattungsnamen und die griechische Bezeichnung arktos als Artepitheton.


Mythologie und Kult
Höhlenmalereien von Bären und Hinweise auf einen möglichen „Bärenkult“ finden sich bereits im Jungpaläolithikum, unklar ist aber, inwieweit es sich dabei eher um den ausgestorbenen Höhlenbären und nicht um den Braunbären gehandelt hat.


Das Sternbild Ursa majorIn der griechischen Mythologie wird die Nymphe Kallisto, eine Begleiterin von Artemis, mit der sie manchmal gleichgesetzt wird, von Zeus verführt. Nach der Geburt ihres Sohnes Arkas wird sie entweder von Zeus’ eifersüchtiger Gattin Hera oder von Artemis, die über den Verlust von Kallistos Jungfräulichkeit entsetzt war, in einen Bären verwandelt. Jahre später tötete Arkas seine Mutter beinahe, als er auf der Jagd war und sie für einen gewöhnlichen Bären hielt. Doch Zeus hielt ihn davon ab, verwandelte ihn auch in einen Bären und setzte beide als Großer Bär und Kleiner Bär an den Sternenhimmel. Beide sind an ihrem Schwanz in den Himmel geschleudert worden, wodurch sie ihren untypischen Schweif bekamen. Die Bezeichnung Arktis leitet sich davon ab und bedeutet Land unter dem (Sternbild des) Großen Bären.

Die Kelten kannten Bärengottheiten. So wurde bei den Helvetiern die Bärengöttin Artio verehrt, wobei diese möglicherweise die Herkunft des Wappentiers der Stadt Bern ist. Andere keltische Bärengottheiten waren Artaios und Matunus. In keltischen Erzählungen nimmt der Bär alsKönig der Tiereeine ähnliche Rolle ein wie später der Löwe. In welcher Beziehung der Name des sagenhaften Königs Artus zum keltischen Wort für Bärartsteht, ist umstritten.

Aus der Nordischen Mythologie stammt die Vorstellung, bestimmte Menschen können sich in Bären verwandeln oder deren Eigenschaften annehmen. Bekannt sind die Berserker, die als Inbegriff des entfesselten Kämpfers gelten. Der Name Beowulf aus dem bekannten angelsächsischen Epos ist eine Kenning für Bär und steht möglicherweise in dieser Tradition. Das Motiv von Menschen, die Bärengestalt annehmen können, taucht beispielsweise auch in der Gestalt des Beorn in Tolkiens Der kleine Hobbit auf.

Auch von anderen eurasischen Völkern sind mythische oder kultische Vorstellungen überliefert. Im finnischen Nationalepos Kalevala gibt es Hinweise auf eine Bärenverehrung. Es war verboten, den eigentlichen Namen des Bären, karhu, auszusprechen, sodass Umschreibungen wie otso oder metsän kuningas (König des Waldes) gebraucht wurden. Nachdem ein Bär erlegt worden war, gab es Zeremonien, um den Geist des Bären zu besänftigen. Auch die Samen kannten einen Bärenkult, eine eigene Jagdzeremonie für Bären. Bei den Ainu ist bis ins 20. Jahrhundert ein Bärenopfer bezeugt: Ein junger Bär wurde gefangen, über Monate hinweg ernährt und in einem Ritual geopfert.

Manche tengristische Völker Zentral- und Nordasiens wie zum Beispiel die Ewenken sehen den Bären als heiligen Ahnen. Er gilt in Sibirien als der Herrscher der Wildnis. Seinen Namen auszusprechen gilt als Tabu, daher wird er mit anderen Worten beschrieben.

In indianischen Mythen und im Kult finden sich ebenfalls zahlreiche Bezüge zum Bären, es gab Bären-Klans, Bärentänze, der Bär fand als Totemtier Verwendung und auch bei der Namensgebung, zum Beispiel Big Bear oder Sun Bear. Anzumerken ist aber, dass es in Nordamerika neben dem Braunbären auch noch den Schwarzbären gibt, die äußerlich manchmal nur schwer zu unterscheiden sind und im mythisch-kultischen Bereich meist auch nicht getrennt wurden.


Heraldik

Wappen Berlins mit dem Berliner BärenIn der Heraldik ist der Bär ein häufiges Motiv, das Macht und Stärke widerspiegelt. Oft kommt er in sogenannten „redenden Wappenvor, in Wappen für Personen oder Orte, in deren Namen ein wieBär“ klingender Bestandteil vorkommt, unabhängig von der Etymologie. Bekanntes Beispiel ist derBerliner Bärim Wappen Berlins. Im Alpenraum sind das Wappen der Schweizer Hauptstadt und des Kantons Bern sowie die der österreichischen Ortschaften Petzenkirchen und den beiden Orten Berndorf in Salzburg oder Berndorf in Niederösterreich weitere Beispiele.


Wappen von Papst Benedikt XVI.In verschiedenen Heiligenlegenden der Spätantike bzw. des frühen Mittelaltersauch hier vor allem aus dem Alpenraum – werden Begegnungen von christlichen Missionaren mit Bären geschildert, in denen der Heilige zeigt, dass er Macht über das stärkste Raubtier ausüben kann, was zur Demonstration der Macht Gottes verwendet wurde. Diese Geschichten werden dem Hl. Gallus und dem Hl. Korbinian zugeschrieben. So kommt es vor, dass Orte, die von diesen Heiligen gegründet oder nach ihnen benannt wurden, später den Bären als Wappentier angenommen haben. Im Fall des Hl. Gallus ist dies beispielsweise im Wappen der Abtei und der Stadt St. Gallen der Fall. Der Korbiniansbär ist unter anderem im Wappen der Stadt Freising und im Wappen des Erzbistums München-Freising zu sehen. Der heutige Papst Benedikt XVI. war hier eine Zeit lang Erzbischof und hat das Motiv in sein Papstwappen übernommen.

Allgemein gilt der Alpenraum als Rückzugsgebiet der Bären, so dass hier auch zum Zeitpunkt der Wappenentstehung noch häufig Bären anzutreffen waren, die dann als Wappentiere angenommen wurden. Dies ist bei den beiden Halbkantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden sowie bei der Ortschaft Mannenbach der Fall.

Der Fürst Bernhard III. von Anhalt-Bernburg führte im Jahre 1323 ein heraldisches Bärenmotiv in seinem Reitersiegel. Dieses Bärenmotiv wurde zum Wappen der Linie Anhalt-Bernburg des Fürstenhauses der Askanier, dessen berühmtester Vertreter der später so genannte Albrecht der Bär war. In dieser Linie gab es von 1252 bis 1468 sechs Herzöge mit Namen Bernhard. Das Wappen mit dem Bären wurde zum Wappen des Herzogtums und späteren Freistaates Anhalt und ist heute im Wappen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt vertreten: Im weißen Feld ein schwarzer, schreitender Bär auf einer schwarzgefugten, roten Zinnenmauer mit geöffnetem Tor.


Wappen der Samtgemeinde Grafschaft HoyaDurch die Heirat einer Erbtochter kam das Bärenwappen der westfälischen Grafen von Rietberg in das bis heute verwendete Wappen von Ostfriesland.

Besonders originell ist das Wappen der historischen Grafschaft Hoya, das bis heute von der Samtgemeinde Grafschaft Hoya geführt wird; es zeigt zwei abgewendete, durch einen Hautfetzen verbundene Bärentatzen. Einzelne abgehackte Bärentatzen bilden ein vergleichsweise häufiges Motiv in den Wappen deutscher Adelsfamilien. Das rührt vermutlich daher, dass die Tatzen als einzige Teile eines erlegten Bären gelten, die für den menschlichen Genuss geeignet sind und deshalb als Jagdbeute mit nach Hause gebracht wurden.

Bären weisen unter anderem auch das Wappen der russischen Republik Karelien und Flagge und Siegel des US-Bundesstaates Kalifornien auf. Letztere zeigen die ausgestorbene Unterart Kalifornischer Braunbär (Ursus arctos californicus).

Meist sind die Braunbären nicht in ihrer natürlichen Farbe abgebildet, sondern in schwarz, rot oder gold. Das rührt daher, dass Braun keine heraldische Farbe ist und daher oft auf die nächstliegenden Farben zurückgegriffen wurde.

Weitere Wappenabbildungen: Bären in der Heraldik

Märchen, Literatur und Film
In Märchen und Fabeln spielt der Braunbär, alsMeister PetzoderBraunbezeichnet, eine in der Regel gutmütige, manchmal etwas tollpatschige Figur. In der Literatur, insbesondere in der Kinderliteratur sowie im Zeichentrickfilm finden sich zahlreiche Ableger dieses Motivs, darunter „Balou der Bäraus dem Dschungelbuch, Käpt’n Blaubär, Pu der Bär, Petzi und viele andere. Bei Schneeweißchen und Rosenrot schließlich erweist sich der hilfreiche Bär als ein verwandelter Mensch.

Der Spielfilm Der Bär (L’ours) von Jean-Jacques Annaud beschreibt die Geschichte eines verwaisten Bärenjungen, das in der kanadischen Wildnis von einem männlichen Bärenadoptiertwird. Der Film ist aus Sicht der Bären erzählt und enthält kaum herkömmliche Dialoge.


Sonstiges

Bulle und Bär vor der Frankfurter WertpapierbörseIn der Börse steht der BegriffBärenmarktim Gegensatz zum „Bullenmarkt“ für sinkende Kurse (Baisse). Diese Bezeichnung geht auf Tierkämpfe zurück, die im 19. Jahrhundert in den USA abgehalten wurden.

Eine Reihe von Vornamen leiten sich vom Bären ab, darunter die deutschen Namen Bernhard und Bernward, das aus dem Nordgermanischen stammende Björn, aus dem Keltischen Artur, oder die auf die lateinische Bezeichnung Ursus zurückgehenden Namen Urs und Ursula. Auch Sportmannschaften und andere Vereine tragen zu BezeichnungBärenoder englisch „Bears“ in ihrem Namen, beispielsweise die Bergkamener Bären oder die Chicago Bears. Erwähnt seien an dieser Stelle noch zahlreiche Markennamen, die an den Bären angelehnt sind, wie der Likör Bärenfang, die Kaffeesahne Bärenmarke und das Bärenpils von Berliner Kindl.

Auch für den Teddybären stand der Braunbär Pate. Richard Steiff wurde durch die Braunbären im Stuttgarter Zoo dazu inspiriert, auch wenn es sich bei der legendenhaften Erzählung der Entstehung des Namens um ein Schwarzbärbaby gehandelt hat, das von TheodoreTeddyRoosevelt verschont wurde.

Ein schlechter Dienst, den man jemandem leistet, heißt redensartlich Bärendienst.


Der Umgang mit realen Braunbären

Braunbären als Objekte der Unterhaltung

Kampf mit einem Bären, römisches GefäßDie Verwendung von Braunbären als Objekten der Unterhaltung hat eine weitreichende Geschichte. Mit Netzen und Fallgruben gefangene Bärenin den Legionen des Römischen Reiches gab es speziell ausgebildete „ursarii“ – wurden ab etwa 169 v. Chr. in großer Zahl nach Rom transportiert. Seit Caesars Regierungszeit wurden Bären zu Tausenden in Zirkusspielen getötet.

Gaston Phébus, der Graf von Foix verfasste in den 1380er Jahren sein vielfach kopiertes und zitiertes Livre de Chasse (deutsch:„Jagdbuch“), in dem er auch Einzelheiten über die Lebensweise der Bären mitteilte und Empfehlungen zur Jagd auf den Bären aussprach. So sollte man zur Jagd auf den Bären Bogen- oder Armbrustschützen mitnehmen. Wenn die Hunde den Bären gestellt hätten, seien mindesten zwei Männer zum Abfangen des Bären mit Spießen (Bärenspieß oder Bärenfeder, ähnlich der Saufeder) notwendig, wobei einer den Bären verletzen und auf sich lenken solle, der zweite dann den Bären gezielt von hinten abfangen könne. Ein Schwert, wie bei Wildschweinen häufig verwendet, eigne sich zum Abfangen des Bären nicht, vermutlich weil der Jäger dann in die Reichweite der tödlichen Pranken des Bären kommt. Das Fleisch sei nicht sehr schmackhaft, eine Delikatesse seien dagegen die Bärentatzen.


Bärenhatz, Augustin Hirschvogel
Tanzbär (Schulbuchillustration von 1810)Die Bärenhatz, also die öffentliche Tötung von Bären, blieb bis in die frühe Neuzeit hinein eine beliebte Vergnügungsveranstaltung.

Bärenkämpfe, bei denen man Bären gegeneinander oder gegen Hunde kämpfen lässt, waren ebenfalls früher verbreitet. Heute finden solche Darbietungen noch in Teilen Asiens statt, allerdings mit Asiatischen Schwarzbären.

Gefangene und abgerichtete Bären waren in Europa als Tanzbären bis in das 20. Jahrhundert hinein eine Jahrmarktsattraktion. Auch in der Zirkusdressur spielten Bären eine wichtige Rolle. Sie gelten für den Tierbändiger als die gefährlichsten Raubtiere. Durch das Erstarken des Tierschutzes im öffentlichen Bewusstsein sind diese Erscheinungen seit etwa einem halben Jahrhundert rückläufig.

Heute noch immer verbreitet ist die Jagd auf Braunbären, die im Gegensatz zur früheren wirtschaftlichen Nutzung als reine Trophäenjagd durchgeführt und auch von heimischen Reiseveranstaltern angeboten wird. Dabei wird ein Bär durch regelmäßige Fütterung an einen Platz gebunden. Der Jagdgast wird eingeladen, sobald der Bär täglich oder fast täglich am sogenannten Luder erscheint, und dann geschossen.

Vielerorts werden bis heute Braunbären gehalten. Während sich Zoos heutzutage vermehrt um eine artgerechte Haltung bemühen, ist die Situation für viele in Bärengräben oder Käfigen gehaltene Tiere unter Aspekten des Tierschutzes katastrophal.


Braunbären als Nutztiere
Neben dem Aspekt der Unterhaltung wurden Braunbären vielfach auch gejagt, um ihre Körperteile zu nutzen. Diese Bejagung ist von vielen Völkern Eurasiens und Nordamerikas bekannt und war oft mit rituellen Zeremonien verbunden. Das Fleisch der Bären wurde gegessen, das Fell für Kleidung oder Decken verwendet, Krallen und Zähne wurden zu Schmuckstücken verarbeitet. Auch (vermeintlich) medizinische oder abergläubische Gründe waren ausschlaggebend: In römischer Zeit wurden beispielsweise Fett, Galle, Blut und Hoden teils gegen verschiedene Krankheiten, teils in der Landwirtschaft gegen Raupen, Läuse und Frostschäden angewandt. In der traditionellen Chinesischen Medizin spielt die Gallenflüssigkeit der Bären bis heute eine wichtige Rolle. Zwar werden vorrangig Asiatische Schwarzbären dafür erlegt oder sogar gehalten, diese Art wird aber immer seltener. Die Gewinnung der Galle ist einer der Gründe, weswegen heute auch zahlreiche Braunbären, insbesondere in Asien, gewildert werden.


Braunbären als Nahrungskonkurrent

Ludwig Pietzsch (1824–1911): Russische BärenjagdEin weiterer Grund für die Bejagung der Braunbären war die Sicht als Nahrungskonkurrent, der Weidetiere wie Schafe, Ziegen und Rinder reißt, Fischteiche plündert und Bienenstöcke aufbricht. Während unbestritten ist, dass solche Vorfälle passieren, ist das Ausmaß der tatsächlichen Schäden ungewiss und dürfte oft übertrieben dargestellt werden. Häufig war auch der Mensch die Hauptursache dafür, indem er massiv in den natürlichen Lebensraum der Bären eingriff und sie so zwang, sich neue Nahrungsquellen zu erschließen.


Braunbären als Bedrohung des Menschen
Aufgrund seiner großen Kraft kann ein einziger Biss oder Prankenhieb eines Bären beim Menschen schwere Verletzungen oder sogar den Tod verursachen. Für gewöhnlich greifen sie Menschen jedoch selten an; sie fliehen, wenn sie Menschen nahen hören. Es gibt allerdings Situationen, in denen sie gefährlich werden können. Dazu zählen die Begegnung mit verletzten Tieren, mit Müttern, die Jungtiere bei sich haben, mit Tieren, die an Kadavern fressen oder wenn der Mensch einen Hund bei sich hat.

Es gibt eine Reihe von Verhaltensregeln, die beispielsweise von den Nationalparkverwaltungen in Nordamerika herausgegeben werden. Durch Lärm wie Sprechen, Singen oder ein Glöckchen am Fußgelenk soll verhindert werden, dass der Bär überrascht und erschreckt wird. Provokatives oder bedrohendes Verhalten sollte vermieden werden, dazu zählen auch Versuche, das Tier zu verscheuchen. Im Fall eines Angriffes soll man nicht weglaufen, sondern sich tot stellen.

Trotzdem kommt es nahezu jedes Jahr in Nordamerika und Asien, selten auch in Europa, zu vereinzelten Todesfällen, die allerdings meist auf Provokationen oder unvorsichtiges Verhalten der Menschen zurückzuführen sind

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Der Amerikanische Schwarzbär (Ursus americanus), auch Baribal genannt, ist eine in Nordamerika lebende Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). In seiner Heimat wird er meistens als black bear bezeichnet oder als Baribal. Im Gegensatz zum eher gefürchteten Grizzlybären gilt der Schwarzbär als ungefährlicher.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Merkmale
2 Verbreitung und Lebensraum
3 Lebensweise
3.1 Fortbewegung
3.2 Aktivitätszeiten
3.3 Sozial- und Territorialverhalten
3.4 Nahrung
3.5 Fortpflanzung
3.6 Feinde
4 Amerikanische Schwarzbären und Menschen
5 Unterarten
6 Literatur
7 Weblinks



Merkmale [Bearbeiten]
Amerikanische Schwarzbären haben den typischen Körperbau der Bären. Der Rumpf ist massiv, die Gliedmaßen kräftig. Die Pfoten haben je fünf starke Krallen, welche die Bären zum Reißen, Graben und Klettern einsetzen. Der Schwanz ist wie bei allen Bären nur ein kurzer Stummel. Der große Kopf ist durch die eher lange, unbehaarte Schnauze, die kleinen Augen und die runden, aufgerichteten Ohren charakterisiert.

Mit einer Kopfrumpflänge von 1,5 bis 1,8 Metern, einer Schulterhöhe von bis zu 91 Zentimetern und einem Gewicht von durchschnittlich etwa 100 Kilogramm ist der Schwarzbär deutlich kleiner und leichter als der Grizzly. Allerdings besteht zwischen den Geschlechtern ein deutlicher Gewichtsunterschied: Während Weibchen zwischen 40 und 230 Kilogramm (Durchschnitt: 80 kg) wiegen, sind Männchen mit 50 bis 400 Kilogramm (Durchschnitt: 120 kg) deutlich schwerer.

Trotz ihres Namens sind nicht alle Amerikanischen Schwarzbären schwarz gefärbt, es gibt auch silbergraue und rötlichbraune Varianten, und manche Baribals haben eine mit Grizzlys nahezu identische Fellfarbe. Die Färbung des Fells hängt mit dem Lebensraum zusammen: während Tiere, die in dichten Wäldern mit kühlerem Klima (im Norden und Osten des Verbreitungsgebietes) leben, eher schwarz sind, haben die Schwarzbären im südlichen und westlichen Teil des Verbreitungsgebietes, die in offenem, trockenerem Terrain wohnen, eine eher bräunliche Färbung. Eine Besonderheit sind die Kermodebären, die an der kanadischen Westküste leben und durch ihr weißliches Fell charakterisiert sind. Es handelt sich dabei aber nicht um Albinos.

Kennzeichen, die den Amerikanischen Schwarzbären vom Braunbären unterscheiden, sind neben der geringeren Größe der fehlende muskulöse Nackenbuckel, die flachere Stirn, die kürzeren Krallen der Vorderpfoten und die kürzeren Hinterbeine.


Verbreitung und Lebensraum [Bearbeiten]

Schwarzbär in den Smokey Mountains beim Fressen von EichelnDas Verbreitungsgebiet der Amerikanischen Schwarzbären umfasst große Teile Nordamerikas. Sie leben in nahezu ganz Alaska und Kanada mit Ausnahme des äußersten Nordens, im Kerngebiet der Vereinigten Staaten (den 48 zusammenhängenden Staaten) sind sie ebenfalls weit verbreitet und fehlten ursprünglich nur im südwestlichen, trockenen Landesteil. In Mexiko kommen sie vor allem im Bereich der Gebirgszüge Sierra Madre Oriental und Sierra Madre Occidental vor.

Durch die Besiedlung des Kontinents durch die Weißen hat sich ihr Verbreitungsgebiet etwas geändert. Einerseits ist ihre Anzahl im dichtbesiedelten östlichen und südlichen Teil der Vereinigten Staaten deutlich zurückgegangen, dort gibt es oft nur mehr Reliktpopulationen. Andererseits haben sie durch die großflächige Ausrottung des Grizzlybären, die dem Baribal überlegene Nahrungskonkurrenten und auch Fressfeinde waren, einen Vorteil errungen und sind in neue Lebensräume eingewandert. Heute sind sie in sämtlichen Provinzen Kanadas, in 39 US-amerikanischen Bundesstaaten und in Mexiko verbreitet. Die American Bear Association schätzt ihre heutige Population allein in den Vereinigten Staaten auf 286.600 bis 328.000 und im gesamten Nordamerika auf über 600.000 Tiere.

Schwarzbären bewohnen eine Reihe von Habitaten, benötigen aber dabei ausreichendes Nahrungsangebot und Vegetation als Sichtschutz. Sie leben vorrangig in Wäldern mit einem sehr dichten Unterwuchs, bewohnen aber manchmal offenes Gelände wie Grasländer und Tundren, besonders dort, wo es keine Grizzlybären (mehr) gibt.


Lebensweise [Bearbeiten]

Kopf eines Amerikanischen Schwarzbären
Schwarzbär im Sequoia-Nationalpark
Fortbewegung [Bearbeiten]
Die übliche Fortbewegung der Schwarzbären ist ein gemächlicher Passgang, wobei sie stets die ganze Fußsohle aufsetzen; sie sind wie alle Bären Sohlengänger. Im Bedarfsfall können sie sehr schnell laufen. Manchmal richten sie sich auf die Hinterbeine auf, vor allem zur besseren Übersicht. Bei Gefahr klettern sie auf Bäume, außerdem können sie gut schwimmen.


Aktivitätszeiten [Bearbeiten]
Amerikanische Schwarzbären sind in freier Wildbahn vorwiegend dämmerungsaktiv. Die Aktivitätszeiten sind jedoch saisonal unterschiedlich, in Zeiten erhöhten Nahrungsbedarfes gehen sie auch tagsüber auf Nahrungssuche. Die Interaktion mit Menschen kann ihren Rhythmus ändern, wo sie Futter erbetteln können, sind sie oft tagaktiv, wo sie Mülltonnen oder Vorratslager plündern können, sind sie oft in der Nacht unterwegs.

Wie andere Bären halten sie während der kalten Monate eine Winterruhe in einem selbstgegrabenen Bau, in einer Höhle oder manchmal in einer Erdgrube. Ihre Atemfrequenz und ihr Herzschlag gehen deutlich zurück, dafür sinkt ihre Körpertemperatur nur um etwa 4 bis 7 °C, außerdem sind sie relativ leicht aufzuwecken, darum spricht man nicht von einem echten Winterschlaf. Zeitpunkt und Dauer der Winterruhe hängen vom Lebensraum ab, in kalten Regionen kann sie von September bis Mai dauern. Während der Ruhezeit nehmen sie keine Nahrung und Flüssigkeit zu sich, sie urinieren und defäkieren auch nicht. Da sie während dieser Zeit rund 23 bis 30 % des Körpergewichts verlieren (bei säugenden Weibchen ist dieser Prozentsatz noch etwas höher), fressen sie sich im Spätsommer und Herbst einen Fettvorrat an.


Sozial- und Territorialverhalten [Bearbeiten]
Wie alle Bären leben Amerikanische Schwarzbären einzelgängerisch. In Gebieten mit reichem Nahrungsangebot kommen aber manchmal dutzende Tiere zusammen. Die Reviergröße hängt u.a. vom Nahrungsangebot, vom Geschlecht und vom Lebensraum ab. Die Territorien von Weibchen sind generell kleiner. So sind die Reviere im US-amerikanischen Bundesstaat Washington nur 500 Hektar (Männchen) beziehungsweise 200 Hektar (Weibchen) groß, in anderen Teilen der Vereinigten Staaten 10.000 bis 20.000 beziehungsweise 2000 bis 4000 Hektar und im nördlichen Kanada bis zu 100.000 Hektar. Die Territorien können sich überlappen, besonders das eines Männchens mit denen von mehreren Weibchen, trotzdem gehen sich die Tiere außerhalb der Paarungszeit aus dem Weg. Außerdem unternehmen Schwarzbären in unberührten Gegenden oft ausgedehnte Wanderungen.


Nahrung [Bearbeiten]
Wie die meisten Bären sind Amerikanische Schwarzbären Allesfresser. Allerdings machen Pflanzen mehr als 75 Prozent ihrer Nahrung aus, darunter Früchte, Beeren, Nüsse, Gräser und Wurzeln. Wenn er tierische Nahrung zu sich nimmt, dann besteht diese meistens aus Insekten wie Ameisen, Kurzkopfwespen, Bienen oder Termiten sowie Insektenlarven, daneben auch Aas. Kleine Säugetiere, Vögel und Echsen ergänzen den Speiseplan. Es gibt vereinzelte Berichte, wonach sie größere Säugetiere, darunter auch Weidetiere erlegen; meistens handelt es sich dabei um junge oder kranke Exemplare.


Fortpflanzung [Bearbeiten]


Bärin mit Jungem im Yoho-Nationalpark?Die Paarungszeit fällt in der Regel in die Monate Juni bis Juli. Zu diesem Zweck finden sich die einzelgängerischen Tiere zu kurzlebigen Paaren zusammen, die öfters die Begattung vollziehen. Wie bei den anderen Bären kommt es bei Amerikanischen Schwarzbären zu einer verzögerten Einnistung (Nidation), das heißt die befruchtete Eizelle bleibt für einige Zeit frei im Uterus. Die Nidation erfolgt erst zu Beginn der Winterruhe, meist im November oder Dezember. So beträgt die Zeitdauer zwischen Paarung und Geburt rund 220 Tage, die eigentliche Tragzeit dauert aber nur 60 bis 70 Tage.

Während der Winterruhe, meist im Januar oder Februar, kommen ein bis fünf, meist aber zwei oder drei Jungtiere zur Welt. Neugeborene sind blind und wirken nackt, obwohl sie von einem dünnen Fell bedeckt sind. Sie wiegen nur rund 225 bis 330 Gramm, und zählen, wie alle Bären, zu den höheren Säugetieren mit dem größten Gewichtsunterschied zwischen der Mutter und ihrem Wurf. Mit sechs bis acht Monaten werden sie entwöhnt, bleiben aber zumindest bis zum zweiten Frühling bei ihrer Mutter. Diese kann sich rund ein bis vier Jahre nach der Geburt erneut fortpflanzen.

Weibliche Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit rund vier bis fünf Jahren, männliche Tiere ein Jahr später.


Feinde [Bearbeiten]
Theoretisch haben Schwarzbären eine Lebenserwartung von 30 Jahren, doch werden die meisten Tiere nicht älter als zehn Jahre. Mehr als 90 Prozent aller Todesfälle von Tieren über 18 Monaten gehen auf die Begegnung mit Menschen (Jagd oder Verkehrsunfälle) zurück.

Neben dem Menschen ist der Grizzlybär der größte Feind des Amerikanischen Schwarzbären. Pumas und Koyoten reißen gelegentlich Jungtiere.


Amerikanische Schwarzbären und Menschen [Bearbeiten]

Die Bärenfellmützen, die von mehreren Regimentern der Britischen Armee getragen werden, stammen von kanadischen SchwarzbärenAmerikanische Schwarzbären wurden und werden vom Menschen aus verschiedensten Gründen gejagt. Dazu zählen die potenzielle Gefährdung des Menschen, die Angst vor gerissenen Weidetieren und zerstörten Agrarflächen und Bienenstöcken, der Bedarf an Fell und Fleisch sowie die Sportjagd. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Schaden bei Weidetieren vernachlässigbar ist, dass sie aber wohl auf landwirtschaftlich genutzten Feldern Schäden anrichten können. Die Sportjagd ist weit verbreitet, nach einer Schätzung aus dem Jahr 1995 werden jedes Jahr rund 40.000 Tiere erlegt. Die Verwendung des Bärenfells und des Fleisches ist heute weitgehend zurückgegangen; bei den Indianern war dies der wichtigste Grund für die Bejagung. Die Bärenfellmützen, die zur Paradeuniform verschiedener britischer Regimenter gehören, werden aber bis heute aus dem Fell kanadischer Schwarzbären hergestellt.

Ein relativ neuer Aspekt der Bejagung ist der Export der Gallenflüssigkeit in ostasiatische Länder, wo dieser Heilwirkung zugesprochen wird. In der Regel werden dort Asiatische Schwarzbären zu diesem Zweck erlegt oder sogar gehalten, durch den dadurch verbundenen Populationsrückgang wird aber immer mehr auf nordamerikanische Tiere zurückgegriffen. So sind die Vereinigten Staaten der zweitgrößte Exporteur von Bärengallenflüssigkeit nach Südkorea, auch China, Japan und die asiatischen Bevölkerungsgruppen in Nordamerika selbst werden beliefert.

Außer wenn sie verwundet sind oder ein Weibchen seine Jungen bewacht, sind Amerikanische Schwarzbären für Menschen weitgehend harmlos. Berichte über Menschen, die von diesen Tieren getötet werden, sind selten.

In amerikanischen Nationalparks sind Schwarzbären teilweise zu einem Problem geworden. Ihr ausgeprägter Geruchssinn führt sie auf der Suche nach Nahrung an die Zelte und Autos der Besucher, die sie dann oft in falsch verstandener Tierliebe füttern. Dies hat dazu geführt, dass manche Baribals eine regelrechte Abhängigkeit von solchen Fütterungen entwickelt haben. Die Tiere sind dabei gelegentlich so zudringlich geworden, dass es schon zu Unfällen gekommen ist. Derart an Menschen gewöhnte Bären werden aus Sicherheitsgründen oft getötet, so dass man den Tieren mit Futtergaben keinen Gefallen tut.

Der bei Kindern beliebte Teddybär wurde nach dem einstigen US-amerikanischen Präsidenten TheodoreTeddyRoosevelt benannt, der sich bei der Jagd geweigert haben soll, ein Schwarzbärbaby zu erschießen. Über den genauen Hergang der Namensgebung ranken sich allerdings verschiedene Geschichten.


Unterarten [Bearbeiten]

Der Louisiana-Schwarzbär zählt zu den bedrohten UnterartenDerzeit sind folgende Unterarten mit dem angegebenen Vorkommensgebiet anerkannt:

U. a. altifrontalis ist von der Pazifikküste British Columbias bis nach Nordkalifornien und im Inland von der Nordgrenze British-Columbias bis nach Idaho verbreitet.
U. a. amblyceps lebt in Colorado, New Mexico, West-Texas und der östlichen Hälfte Arizonas bis in den Norden Mexikos sowie in Südost-Utah.
U. a. americanus ist die am weitesten verbreitete Unterart. Sie ist von Ost-Montana bis an die Atlantikküste und von Alaska südlich und östlich durch Kanada, bis zum Atlantik und nach Texas verbreitet.
U. a. californiensis bewohnt das Central Valley Kaliforniens, nach Norden reicht sein Verbreitungsgebiet bis nach Süd-Oregon.
U. a. carlottae lebt auf den Queen Charlotte Islands und in Alaska.
U. a. cinnamomum ist in Idaho, West-Montana, Wyoming, Ost-Washington, Oregon und Nordost-Utah beheimatet.
U. a. emmonsii lebt im südöstlichen Alaska.
U. a. eremicus bewohnt den Nordosten Mexikos.
U. a. floridanus lebt in Florida, im südöstlichen Georgia und im südlichen Alabama. Durch den zunehmenden Verlust des Lebensraum ist die Art bedroht, die Gesamtpopulation wird auf 500 bis 1000 Tiere geschätzt.
U. a. hamiltoni bewohnt die Insel Neufundland.
Der Kermodebär (U. a. kermodei), der durch sein oft weißes Fell charakterisiert ist, lebt in der mittleren Küstenregion British-Columbias.
Der Louisiana-Schwarzbär (U. a. luteolus) ist im östlichen Texas, in Louisiana und im südlichen Mississippi beheimatet. Die Unterart wurde 1992 vom U.S. Fish and Wildlife Service auf die Liste der bedrohten Tiere gesetzt und steht somit unter völligem Schutz.
U. a. machetes lebt im nördlichen und mittleren Mexiko.
U. a. perniger bewohnt die Kenai-Halbinsel in Alaska.
U. a. pugnax ist auf dem Alexander-Archipel endemisch.
U. a. vancouveri lebt auf der zu British-Columbia gehörenden Vancouver Island.
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Der Koala (Phascolarctos cinereus), auch Aschgrauer Beutelbär genannt, ist ein baumbewohnender Beutelsäuger in Australien. Er wurde von dem Zoologen Georg August Goldfuß im Jahre 1817 beschrieben. Er ist neben dem Känguru das am weitesten verbreitete Symbol Australiens.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Aussehen
2 Sinnesleistungen
3 Verbreitung
4 Lebensraum
5 Lebensweise
5.1 Ernährung
5.2 Leben in Bäumen
5.3 Sozialverhalten
5.3.1 Reviere
5.3.2 Abwanderung und Ausbreitung
5.3.3 Verständigung
5.4 Krankheiten
5.5 Fortpflanzung
5.6 Paarung und Befruchtung
5.7 Trächtigkeit, Geburt und Jungenaufzucht
6 Systematik und Evolution
7 Koalas und Menschen
7.1 Aborigines
7.2 Nach Ankunft der Europäer
7.3 Heutige Bedeutung
7.4 Heutige Gefährdung
7.5 Haltung in Gefangenschaft
8 Literatur
8.1 Zootierhaltung von Koalas in Deutschland
9 Weblinks



Aussehen

Weiblicher KoalaDer Koala wird 61 bis 85 cm groß und wiegt zwischen 4 und 14 kg. Körpergröße und Proportionen eines erwachsenen Tieres hängen von Alter, Geschlecht, Ernährung und Region ab. Im kühleren Klima lebende Koalas sind im Allgemeinen größer und haben ein dunkleres und dichteres Fell als das von Tieren in wärmeren Regionen. Trotz dieser Anpassungen gibt es auch Ausnahmen. Im fruchtbaren Victoria können ausgewachsene Koalamännchen bis zu 14 kg, Weibchen bis 11 kg wiegen. Das Durchschnittsgewicht der nördlich lebenden Tiere ist niedriger: Männchen erreichen 12 kg, Weibchen 8 kg. Die Koalas im niederschlagsarmen Queensland sind generell kleiner, das Durchschnittsgewicht der Männchen beträgt 8 kg, das der Weibchen 6 kg.


Männlicher KoalaDer Koala hat bräunlich-silbergraues, wolliges Fell, an dem bei regelmäßiger Pflege Regenwasser wie am Gefieder einer Ente abperlt, und eine mit spitzen, scharfen Krallen versehene Greifhand mit zwei Daumen und drei entgegengesetzten Fingern, die sich gut zum Klettern und Ergreifen von Zweigen eignet. Ihre Füße tragen einen krallenlosen Daumen und die zweiten und dritten Zehen sind miteinander verwachsen, so dass sie mit den verschmolzenen Krallen Zecken entfernen können, unter denen sie häufig leiden. Charakteristische Merkmale sind eine vorstehende, dunkle Nase und große Ohren, woran man sieht, dass Riechen und Hören in seinem Leben eine wichtige Rolle spielen. Der Koala hat einen im Verhältnis zu seinem Körper großen Kopf, dessen Gehirnmasse relativ gering ist. Das Fell wildlebender Koalas ist verwitterter als das von Koalas in Menschenhand.

Männchen unterscheiden sich durch Hodensack und Duftdrüsen an der Brust von den Weibchen, die durch ihren Beutel auf der Bauchseite gekennzeichnet sind. Der Beutel ist wie bei den Wombats (im Gegensatz zu den Kängurus) mit nach unten gerichteter Öffnung ausgestattet. Erwachsene Männchen können bis zu 50 % größer als erwachsene Weibchen sein und haben neben einer hakigen Krümmung der Nase eine etwas andere Kopfform. Aufgrund des besonderen Ablaufs der Trächtigkeit, Geburt und Jungenaufzucht von Beutelsäugern besitzen Koalas keinen Bauchnabel.


Sinnesleistungen
Als nachtaktive Tiere besitzen Koalas ein gutes Hörvermögen, das Sehvermögen ist jedoch eher mäßig. Die große Nase der Koalas ist außerordentlich empfindlich. Sie informiert den Koala über alles, was das Überleben, die Territorien und die Paarung betrifft. Dazu gehören die Wahl geeigneter Eukalyptusblätter, die nicht zu viel Toxine enthalten sollten, das rechtzeitige Feststellen, dass Feinde in der Nähe sind, das Erkennen und die Bestimmung fremder Geruchsmarkierungen nach dem Geschlecht und das Erriechen der Mutter beziehungsweise des Kindes.


Verbreitung
Koalas waren ursprünglich in Australien weit verbreitet, wurden aber wegen ihres Fells gejagt und dadurch in vielen Gebieten ausgerottet. Sie konnten teilweise wieder angesiedelt werden. Ein Reservat ist beispielsweise Kangaroo Island vor Adelaide, wo der Koala ursprünglich nicht beheimatet war. Größere Populationen sind entlang der australischen Ostküste in Queensland, New South Wales und Victoria und in Gegenden im Hinterland, in denen es genügend Futterbäume gibt, zu finden. Die gesamte Population wird auf 45.00080.000 Tiere geschätzt. Im Bundesstaat Tasmanien gibt es keine Koalas.


Lebensraum
Koalapopulationen können sich nur in Lebensräumen verbreiten, die bestimmte Bedingungen erfüllen. Ein geeigneter Lebensraum enthält von Koalas bevorzugte Bäume (hauptsächlich Eukalyptusarten, aber auch einige andere) in bestimmten Vergesellschaftungen auf geeigneten Böden sowie ausreichenden Niederschlag. Ein weiteres Kriterium ist, dass andere Koalas in der Nähe leben müssen. Solche Lebensräume sind lichte Eukalyptuswälder, in denen andere Baumarten nur vereinzelt vertreten sind.

Häufig leben Koalas jedoch aufgrund von Waldrodungen in einer Steppenlandschaft mit eher verstreuten Bäumen, die schlimmstenfalls in der Nähe einer Straße liegen. In diesem Fall sind die Reviere größer, da nur so gewährleistet ist, dass sie genügend Futterbäume enthalten. Man findet sie auch auf Grünflächen mit Eukalyptusbäumen in Städten, die für sie allerdings keinen geeigneten Lebensraum darstellen. Solche Tiere werden in der Regel Opfer von Autos, Hunden, Schwimmbecken und anderen von Menschen geschaffenen Gefahren.

Die Größe von Koalapopulationen ist direkt abhängig von der Größe des Lebensraumes und von der Anzahl der darin wachsenden ernährungsrelevanten Eukalyptusarten und ihrer Bewuchsdichte. Wird ein Lebensraum verkleinert oder zerschnitten, verringert sich die ökologische Tragfähigkeit des Lebensraumes proportional zu seiner Fläche. Durch Rodungen oder Waldbrände unterschreiten heute viele ehemalige Verbreitungsgebiete der Koalas die für eine stabile Population notwendige Minimalgröße.


Lebensweise
Koalas sind Baumbewohner und überwiegend nachtaktiv. Sie halten sich nur ungern am Boden auf und bewegen sich dann auf allen vieren vorwärts. Um Energie zu sparen, schlafen sie bis zu 20 Stunden am Tag und damit noch länger als die Faultiere, die (zumindest in Gefangenschaft) etwa 16 Stunden täglich schlafen. Ihre natürlichen Feinde sind Dingos, große Eulen, Adler, Warane, und Pythons. Außerdem können ihnen Trockenzeiten und vor allem Buschfeuer gefährlich werden. Die menschliche Besiedelung liefert zusätzliche Gefahrenquellen, wie Autos, streunende Hunde, ein gestiegenes Brandrisiko, Insektizide und Schwimmbecken; wird eine Straße mitten durch ein Revier gebaut, so verbleibt der Koala in der Hälfte in der er sich gerade befindet. Der Lebensraum wird zudem durch Rodung, Entwässerungsmaßnahmen und den Bau von Zäunen eingeschränkt.


Ernährung

Koalas leben fast ausschließlich von Eukalyptusblättern und -rindeKoalas ernähren sich fast ausschließlich von Blättern und Rinde sowie Früchten ganz bestimmter Eukalyptusarten. In ganz Australien nutzen sie nur etwa 70 von den über 500 bekannten Eukalyptusarten, lokal sogar nur 510 Arten. Innerhalb eines begrenzten Gebietes werden in der Regel nicht mehr als zwei bis drei Eukalyptus-Sorten zur Nahrungsaufnahme genutzt (primäre Nahrungsbäume). Eine Vielzahl anderer Bäume, eingeschlossen einige Nicht-Eukalyptus-Arten, werden gelegentlich zur Futteraufnahme oder für andere Zwecke (z. B. Ausruhen, Schlafen) aufgesucht. Gelegentlich aufgenommene Erde liefert zusätzliche Mineralien.

Ein erwachsener Koala benötigt pro Tag rund 200 bis 400 Gramm Blätter. Bei der Nahrungsaufnahme sind Koalas gezwungenermaßen äußerst wählerisch, denn Eukalyptus enthält Giftstoffe, die der Koala zwar in gewissen Maßen tolerieren kann, aber zu hohe Konzentrationen sind auch für ihn giftig. Zuerst strecken sie einen Arm aus und pflücken mit großer Sorgfalt einige, ausgewählte Blätter, bevorzugt ältere, in denen die Giftstoffe nicht mehr so konzentriert vorliegen. Danach beschnuppern sie sie sorgfältig, bevor sie einen Bissen nehmen. Zuletzt werden sie zu einem Brei zerkaut und geschluckt. Koalas trinken äußerst selten. Sie decken ihren Wasserbedarf hauptsächlich durch die sehr wasserreichen Eukalyptus-Blätter. Von geringerer Bedeutung sind Tau und Regentropfen. In Trockenzeiten gehen sie allerdings trotz aller Gefahren an Wasserstellen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der NameKoalaaus einer Sprache der Aborigines stammt und soviel wieohne Wasserbzw. „ohne zu trinkenbedeutet. (Siehe auch den AbschnittAboriginesweiter unten.)

Die Zähne der Koalas sind gut an die Eukalyptusnahrung angepasst. Mit den oberen und unteren Schneidezähnen pflücken die Tiere die Blätter. Ein Spalt zwischen Schneide- und Backenzähnen ermöglichst es, mit der Zunge die Blattmasse wirkungsvoll hin und her zu schieben ohne sich zu beißen. Die Backenzähne sind so geformt, dass sie die Blätter schneiden und zerreißen und nicht nur zermalmen. So entziehen die Zähne den Blättern die Feuchtigkeit und zerstören die Zellwände, was die Verdauung erleichtert.

Koalas entnehmen dem Eukalyptus Energie in Form von Zuckern, Stärken, Fetten und Eiweißen. In einem relativ langen Verdauungsprozess werden alle verwertbaren Nährstoffe und das Wasser entzogen. Entsprechend der schwerverdaulichen, wenig energiereichen und sogar toxischen Pflanzennahrung ist der Blinddarm der Koalas ungewöhnlich lang (bis 2,5 m). Dort helfen Bakterien bei der Aufarbeitung der Zellwände und lassen eine Art Gärung stattfinden. Zudem ermöglicht ein sehr langsamer Stoffwechsel, den Eukalyptus über ziemlich lange Zeit zu speichern, in der ihm das Maximum an Energie entzogen wird. Gleichzeitig folgt aus dem langsamen Stoffwechsel ein geringer Energieverbrauch, so dass dieser niedriger ist als der anderer Pflanzenfresser.


Leben in Bäumen


Ein Koala bewegt sich auf BäumenKoalas verbringen den größten Teil ihres Lebens auf Eukalyptusbäumen. Diese Baumbewohner sind kräftige Kletterer mit schlanken, muskulösen Körpern. Sie haben kurze, gedrungene Körper, aber relativ lange Gliedmaßen. Ihre Hände, Füße und Krallen eignen sich zum Packen von Zweigen, zum Festhalten im Geäst und zum Balancieren. Bei Gefahr versuchen Koalas instinktiv, in den Zweigen eines Baumes Schutz zu suchen. In menschlichen Siedlungen erklettern sie Wände, Zäune, Lichtmasten und Straßenschilder.

Wollen Koalas einen Baum ersteigen, springen sie vom Boden hoch und schlagen ihre Krallen in die Rinde. Dann klettern sie jeweils gleichzeitig mit beiden Armen und Beinen in fließenden Bewegungen nach oben. Koalas klettern Stämme immer mit dem Kopf nach oben hinauf und hinunter. Der Abstieg ist normalerweise bedächtiger. Hier wird immer nur ein Bein versetzt.

Koalas kommen regelmäßig auf den Boden herunter, um den Baum zu wechseln. Hier lauern die meisten Gefahren. Sie gehen, indem sie erst den rechten Vorderfuß, dann den linken Hinterfuß, danach den linken Vorderfuß und schließlich den rechten Hinterfuß nach vorne setzen. Beim Rennen setzen sie beide Vorder- und beide Hinterbeine gleichzeitig.

Manche Koalas verweilen länger als andere am Boden. Dieses Verhalten hängt von der Größe ihrer Reviere und von den Entfernungen zwischen den Bäumen ab. In der Nähe menschlicher Siedlungen müssen oft größere Strecken am Boden zurückgelegt werden als in ungestörter Umgebung.

Auf ihren sicheren und bequemen Wohnbäumen zeigen Koalas eine Vielfalt von Ruhehaltungen, die von der Beschaffenheit der Astgabeln, von Wetterbedingungen und von der Tageszeit abhängen. Da sich das Wetter im australischen Busch mit der Tageszeit ändert, suchen sich die Koalas immer neue Stellen im Baum, mal in der Sonne, mal im Schatten, mal im kühlenden Wind, mal im Windschatten oder im Regenschutz.

Koalas können stundenlang bequem auf einem Ast rasten. Sie klemmen sich zwischen Astgabeln, um von diesem sicheren Schlafplatz nicht herunterzufallen. Ihr besonders dichtes Fell am Hinterteil stellt eine weiche Unterlage für die harten und winkligen Äste dar. Bei kaltem, nassem und windigen Wetter neigen sie dazu, sich wie eine Kugel zusammenzurollen, um ihre Oberfläche zu verringern und möglichst wenig Wärme abzugeben. Dann läuft das Wasser vom Rücken des Koalas wie vom Rücken einer Ente ab. An heißen, trockenen oder feuchtwarmen Tagen bevorzugen sie eine offene Haltung, so dass ihr helles und langes Brustfell die Hitze reflektieren und im Wind ein wenig flattern und somit kühlen kann.


Sozialverhalten
Koalapopulationen verfügen über ein kompliziertes System der Kommunikation und Organisation, das den sozialen Zusammenhalt gewährleistet. Obwohl sie außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger sind, ordnen sie sich in stabilen Populationen einer Sozialhierarchie unter, indem sie überschneidende Reviere gründen und sich entsprechend ihrer Position verhalten. Wird diese Ordnung destabilisiert, leidet die Gruppe darunter.


Reviere
Jeder Koala gründet sein eigenes Revier. Dessen Größe hängt von mehreren Faktoren wie Qualität des Habitats, Geschlecht, Alter, sozialer Status und Tragfähigkeit des Lebensraumes ab.

Die Größe des Reviers gewährleistet in einer sozial stabilen Population eine ausreichende Anzahl von geeigneten Bäumen, um dem Koala genügend Nahrung und Schutz zu bieten. Er kann abgesehen von Katastrophen und Störungen des Habitats seinem Revier ein Leben lang treu bleiben. Um zu fressen, Schutz zu suchen oder soziale Kontakte zu pflegen, wechseln Koalas regelmäßig die Bäume innerhalb ihres Reviers. Dabei setzen sie auch Duftmarken, um ihren Bereich abzugrenzen.

In einer stabilen Population überlappen sich die Reviere der Nachbarn. Männchen bevorzugen Reviere, welche sich mit einem oder mehreren Revieren von Weibchen überlappen. Bei Überlappung von Männchenrevieren wird Kontakt gemieden. Das Revier eines Weibchens überschneidet sich mit Revieren beiderlei Geschlechts. Bevor die Jungen abwandern, sehen sie das Revier ihrer Mutter als ihr eigenes an. Reviere männlicher Koalas sind im Allgemeinen größer als die der Weibchen.

Die an einer Vielzahl von Kratzspuren und gehäuftem Kot erkennbaren Grenzbäume eines Koalareviers werden regelmäßig besucht. Manche von ihnen dienen auch als Begegnungsstätten, die für die Stabilität der Population eine entscheidende Rolle spielen. Während Koalamännchen ihre Reviere mit dem Duft ihrer Brustdrüsen markieren, nutzen Weibchen den Geruch ihres Urins.

Innerhalb eines Reviers wird aus Selbstbeschränkung nicht jeder Nahrungsbaum benutzt. Diese ungenutzten Nahrungsbäume werden ebenso wie die genutzten verteidigt, so dass sie für andere Koalas unerreichbar sind. Auf Grund dieses Verhaltens wird die Population im Gleichgewicht gehalten, da eine unkontrollierte Vermehrung vermieden wird, die den Lebensraum zu stark belasten würde. Aus diesem Grund müssen die Jungen ihre Mütter verlassen. Wenn sie blieben, wären sie Nahrungskonkurrenten ihrer Mutter beziehungsweise anderer Tiere. Junge Koalas müssen sich in den Randbereichen einer Gemeinschaft ansiedeln.

Stirbt ein Koala, wird sein Revier von einem Artgenossen übernommen, wobei die Grenzen nahezu gleich bleiben. Junge Koalas wandern oft monatelang am Rande einer Kolonie herum, bevor sie ein dauerhaftes Revier gründen. Diese übernehmen dann häufig verwaiste Reviere. In der Wildnis finden besonders zur Paarungszeit Revierkämpfe statt.


Abwanderung und Ausbreitung
Junge Koalas sind einige Zeit nach der Entwöhnung gezwungen, das Revier ihrer Mutter zu verlassen. Dies geschieht normalerweise im Alter von 18 Monaten. Da sich nicht alle Weibchen jährlich fortpflanzen, kann es aber auch erst nach zwei oder gar drei Jahren geschehen. Abwandernde Koalas suchen ein sowohl unbesetztes als auch in der Nähe anderer Koalas liegendes Habitat.

Reviersuchende Koalas sind manchmal gezwungen, große Strecken zurückzulegen, um ein geeignetes Gebiet zu finden. Diese Abwanderungen sorgen für den genetischen Austausch zwischen benachbarten Fortpflanzungsgruppen und gewährleisten somit die genetische Vielfalt von Populationen.

Abwanderung und Ausbreitung sind heutzutage in vielen von Koalas besiedelten Gebieten durch menschliche Eingriffe behindert. Verfügbare Lebensräume sind häufig eingeschränkt oder zersplittert, so dass junge Koalas keine geeigneten Reviere finden. Daran gehen sie entweder zugrunde oder sie müssen ständig umherwandern. Das kann allerdings zur Übernutzung der Nahrungsgrundlagen, zum Absterben von Bäumen und zum Niedergang der Population führen.


Verständigung
Koalas verfügen über eine Reihe von Lautäußerungen, mit denen sie sich über relativ große Entfernungen verständigen können. Sowohl weibliche als auch männliche Koalas gebrauchen den Angstruf. Dieser klingt wie ein beängstigender Schrei, wie der eines Säuglings. Er wird unter Stress ausgestoßen und ist oft von Zittern begeleitet.

Männchen geben ein tief grunzendes Bellen von sich, wenn sie sowohl ihre Gegenwart als auch ihre soziale Stellung kundtun. Oft klingt es wie ein fernes Rumpeln, wie ein startendes Motorrad oder wie ein grunzendes Schwein. Die Männchen ersparen sich mit diesem Hinausbellen ihrer dominanten Stellung den Energieaufwand eines Kampfes. Während der Fortpflanzungszeit wird viel gebellt, um anderen Tieren die Möglichkeit zu geben, die Position des Rufers genau festzustellen.

Weibchen bellen nicht so oft wie Männchen. Aber ihre Rufe dienen ebenso der Mitteilung von Aggression als auch sexueller Stimmung. Mit ihren Jungen tauschen Mütter sanfte Klick- und Quietschgeräusche untereinander aus, aber auch leichte Grunztöne, die Unwohlsein und Ärger ausdrücken. Manchmal ist ein leises Summen oder Murmeln zu hören.


Krankheiten
Koalas können sich wegen ihres schlechten Immunsystems leicht verschiedene Krankheiten und Beschwerden einfangen. Dazu gehören Urogenital-Krankheiten, Erkrankungen der Atemwege und des Verdauungstrakts, Magengeschwüre, Krebs, Austrocknung und Muskelschwund. Koalas sind besonders empfindlich gegenüber Lebensraum- und körperlichem Stress. Nach außen kann Stress bei Koalas zum Beispiel durch ein Wackeln mit den Ohren oder sogar durch Schluckauf deutlich werden. Wegen der erhöhten Aktivität und des Stresses sind sie in der Fortpflanzungszeit besonders anfällig für Krankheiten. Oft treten dann Chlamydia-Infektionen auf. Nur kranke Koalas zeigen nach einem Regenschauer ein nasses Fell, da sie nicht mehr genügend Energie aufbringen es regelmäßig zu pflegen, so dass der Perleffekt verloren geht. Sie haben auch oft ungewöhnlich viele Zecken. Bei alten Koalas kann die Abnutzung ihrer Zähne zum Tod führen, da sie die Blätter dann nicht mehr kauen können und folglich verhungern müssen.


Fortpflanzung
Koalas erreichen mit etwa zwei Jahren die Geschlechtsreife. Erfolgreiche Begattungen finden jedoch meist erst ein bis zwei Jahre später statt. Die Weibchen pflanzen sich zum ersten Mal meist schon früher fort, da die älteren dominanten Männchen die jüngeren vom Geschehen fernhalten. Es ist umstritten, ob die Männchen auf die Suche nach Weibchen gehen oder umgekehrt. Möglicherweise hängt dies vom Status des Tieres in der sozialen Hierarchie ab. Die dominanten Männchen müssen ihre Position gegenüber anderen Männchen aufrechterhalten und ihre Weibchen überblicken. Dennoch kommt es vor, dass ein läufiges Weibchen auf die Suche nach einem dominanten Männchen geht.


Paarung und Befruchtung
Während der Fortpflanzungszeit sind Koalas aktiver als sonst. Während dieser Zeit geben männliche Koalas oft ein weitreichendes, heiseres Bellen von sich. Dieses Geräusch dient der Reviermarkierung, aber auch zur Information für die paarungsbereiten Weibchen. Bei den Koalas bestimmen grundsätzlich die Weibchen, wann die Paarung vollzogen wird. Meist versorgt das Koalaweibchen noch ein Jungtier vom Vorjahr. Eine Aufzucht eines neuen Koalababys kann jedoch erst erfolgen, wenn das vorhergehende Jungtier entwöhnt ist. Dies dauert meist ca. 12 Monate. So kann sich der Zeitpunkt der Paarung, je nach Region, von Oktober bis April hinziehen. Fast erwachsene Jungen werden meist aus den Territorien ihrer Mütter vertrieben, so dass sie eigene Reviere gründen müssen.

Die Männchen sind während der Paarungszeit sehr aggressiv und verletzen sich oft gegenseitig mit ihren scharfen Krallen. Dominante Männchen paaren sich während der Paarungszeit mit allen erreichbaren Weibchen, dies geht meist mit Kratzen und Beißen einher. Andere Männchen versuchen ebenso, Weibchen zu begatten. Im Falle eines Erfolges paart sich das dominante Männchen auch, wenn das Weibchen sich zuvor bereits mit einem anderen Männchen gepaart hat und schwemmt den Samen seines Vorgängers durch seinen Samen weitgehend aus, um seine Chancen für eine Fortpflanzung zu steigern.


Trächtigkeit, Geburt und Jungenaufzucht

Koala mit JungemDie Tragzeit beträgt 35 Tage. Bei der Geburt krabbelt das Junge selbständig aus der Kloake in den Beutel. Es wiegt dann weniger als ein Gramm und ist etwa 2 cm lang, blind und nackt. Im Beutel hindert ein kräftiger Schließmuskel das gänzlich umhüllte Junge am Herausfallen. Es wird meist nur ein Junges im Sommer geboren, welches sechs bis sieben Monate im Beutel heranreift und gesäugt wird. Nach etwa 22 Wochen öffnet es die Augen und beginnt aus dem Beutel zu schauen. Im Alter von 22 bis 30 Wochen bekommt es eine als „Papp“ bezeichnete Zusatznahrung, die seine Mutter neben der Milch produziert. Papp ist eine besondere Art von Kot, die dem Jungen die Umstellung von der Milch- auf die Blattnahrung, eine entscheidende Veränderung, erleichtert und zunehmend zur Hauptnahrung des Jungen wird, das mit wachsender Körpergröße den Beutel häufiger verlässt und beim Fressen auf dem Bauch der Mutter liegt. In dieser Zeit lernt es, Blätter mit den Händen zu greifen und sie sorgfältig zu beschnuppern, bevor es sie frisst. Trotzdem nimmt das Junge noch bis zum Alter von einem Jahr Muttermilch. Auf Grund der Größe der Jungen verlängert sich die Zitze der Mutter nun so, dass sie aus der Öffnung des Beutels herausragt. Mit Beginn der Blattnahrung wachsen die Jungen viel schneller und ihr Körperbau wird gedrungener. Nun wird das Junge von der Mutter auf dem Rücken herumgetragen, sucht aber noch im Beutel der Mutter Schutz. Ist es größer, macht es im Umkreis der Mutter erste Ausflüge.

Nach rund 12 Monaten ist das Junge selbständig genug, so dass das Muttertier erneut trächtig werden kann. Stellt sich erneuter Nachwuchs ein, lässt die Mutter ihr vorjähriges Junges nicht mehr saugen und auf sich reiten, duldet es weiterhin in ihrer Nähe, bis das jüngere erste Ausflüge macht. Normalerweise werden die Jungtiere etwa im Alter von 18 Monaten von der Mutter vertrieben. Wird die Mutter allerdings nicht erneut trächtig, kann das Junge den mütterlichen Schutz bis zu drei Jahre genießen. Nach der Vertreibung wandert es aus und gründet sein eigenes Revier.

Wildlebende Männchen haben mit durchschnittlich 10 Jahren im allgemeinen eine geringere Lebenserwartung als Weibchen mit 15 Jahren, weil sie sich oft bei Kämpfen verletzen, normalerweise weiter wandern und oft in mäßigen Habitaten leben. Koalas in freier Natur leben generell kürzer als in Gefangenschaft (Weibchen bis 19 Jahre). Besonders kurz leben Koalas in städtischen Vororten oder in der Nähe einer Autobahn. Hier liegt die mittlere Lebenserwartung eines Männchens bei zwei oder drei Jahren.


Systematik und Evolution
Koalas gehören innerhalb der Beuteltierordnung Diprotodontia zur Unterordnung der Vombatoidea, die unter anderem auch die Wombats umfasst (Näheres siehe Systematik der Diprotodontia). Die Koalas bilden als einzig lebende Vertreter die Familie der Phascolarctidae.

Die frühesten Fossilien aus der Familie der Koalas sind rund 25 Millionen Jahre alt. Sie sind allerdings selten und bestehen meist nur aus Zähnen und Knochen. Es wird angenommen, dass die Vertreter aller drei Gattungen (Perikoala, Madakoala, Litokoala) baumbewohnende Laubfresser waren, die sich nicht wesentlich von den heutigen Koalas (Phascolarctos cinereus) unterschieden.

Eine Erklärung für die auffallende Seltenheit von Fossilienfunden wäre, dass die frühen Koalas selbst selten waren. Wahrscheinlich hatten sie sich auf die Blätter von Vorläufern heutiger Eukalyptusbäume spezialisiert, die in den damaligen Regenwäldern Australiens nur verstreut vorkamen. Das Land trocknete später in Folge einer Eiszeit und wegen der langsamen Annäherung des Kontinents an den Äquator aus. Dadurch breitete sich der Eukalyptus aus und beherrschte zunehmend die offenen Waldgebiete Australiens. Nun konnten sich die Koalas besser entfalten. Man nimmt an, dass sich der Eukalyptus und die Koalas über viele Millionen Jahre gemeinsam entwickelten und dass die Koalas zur Zeit der Aborigines häufiger und weiter verbreitet waren als ihre Vorfahren.


Koalas und Menschen
Die Beziehungen der Menschen zu den Koalas unterliegen im Lauf der Jahre großen Schwankungen. Den Ureinwohnern galt der Koala nicht mehr oder weniger als andere Tiere ihrer Umgebung. Die frühen Siedler Australiens sahen ihn als Kuriosität und begannen bald, ihn wegen seines Pelzes zu jagen. Heutzutage gilt er international als Symbol Australiens.


Aborigines
Die Aborigines jagten Koalas wegen ihres Fleisches und ihres Fells. Es gab einige mündlich überlieferte Traumzeit-Legenden über den Koala, die seine körperlichen Besonderheiten erklären. Er war ein häufig gebrauchtes Totemsymbol. Wer den Koala als Totem hatte, durfte ihn nicht töten. Der Koala wurde als Teil der Traumzeitschöpfung betrachtet.

Das WortKoala“ entstammt einer der vielen Aborigine-Sprachen und wird gewöhnlich mittrinkt nichtübersetzt. Andere Namen der Aborigines für das Tier sind: Kallwein, Kuhlewong, Kolo, Kola, Kuhla, Kaola, Karbor, Burabie und Goribun.


Nach Ankunft der Europäer

Darstellung von Anfang des 19. JahrhundertsKoalas wurden von den europäischen Siedlern als Merkwürdigkeit des australischen Kontinents angesehen. Seit 1788 wurde die Umwelt Australiens zerstört und ausgebeutet. Nachdem die Europäer bald nach ihrer Ankunft erfahren hatten, wie leicht die Aborigines Koalas fangen, erlegten sie Hunderttausende. Koalapelze wurden auf dem Weltmarkt zum begehrten Artikel.

1919 wurde von der australische Regierung eine sechsmonatige Jagdzeit für Koalas (und Baumkängurus) beschlossen, welcher eine Million Koalas zum Opfer fielen. Dieser massenhafte Abschuss führte jedoch zu öffentlichen Protesten, weshalb die Koalas noch im selben Jahr wieder unter Jagdschutz gestellt wurden. Allerdings wurde dem Koala weiterhin ganzjährig illegal nachgestellt. Um 1924 waren die Koalas in Südaustralien ausgerottet, in New South Wales massiv dezimiert und in Victoria schätzte man den Bestand auf 500 Tiere. Damit verlagerte sich der Pelzhandel nach Queensland.

Im August 1927 gab die Regierung in der Hoffnung auf Wählerstimmen die Jagd auf Koalas wieder frei. In der kurzen Zeit von 31 Tagen wurden schätzungsweise 800.000 Koalas getötet, was zu einem kolossalen Aufstand in der Öffentlichkeit führte. Zu dieser Zeit waren 80 % ihrer ehemaligen Lebensräume zerstört. Die nun vorhandene Bereitschaft, die Koalas zu unterstützen, ebnete den Weg für die Unterschutzstellung der Koalas in den späten 1930er Jahren. So wurde der Koala im Jahre 1937 in ganz Australien zur geschützten Art erklärt.


Heutige Bedeutung
Der Koala ist heutzutage ein öffentlichkeitswirksames Tier, ein Symbol der Schutzbemühungen um Australiens Flora und Fauna. Aufgrund seines Niedlichkeitswertes hat er eine hohe Popularität auf allen Kontinenten erlangt. Neben seinen flauschigen Ohren und der großen Nase tragen seine friedliche Art und seine Ähnlichkeit mit dem Teddybär dazu bei.

Während der Koala in der frühen Zeit der australischen Besiedlung nur als Pelzträger galt, avancierte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zeiten des Nationalismus zum anerkannten Symbol Australiens. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich Koalafiguren wie Blinky Bill und Bunyip Bluegum. Diese waren mit menschlichen Eigenschaften wie ein wenig Respektlosigkeit mit deutlichen Moralvorstellungen ausgestattet. Ebenso wurde er als nicht zugeknöpfter, spaßvoller Charakter beschrieben. Figuren wie Blinky Bill sollten Schwächen und Widersprüche individueller Personen aufzeigen. Der Koala gilt seitdem als Personifizierung des australischen Charakters. Viele Koala-Zeichnungen und -Karikaturen dienten der Darstellung ganz allgemeiner Eigenschaften wie Nationalstolz, Mutterschaft, Mut und Demut. Dies reicht bis in unsere heutige Zeit.


Heutige Gefährdung
Früher waren die weichen, dauerhaften Felle der Koalas sehr begehrt, so dass sie durch die Bejagung stark dezimiert wurden. Mittlerweile sind sie unter Schutz gestellt. Trotzdem sterben jährlich etwa 4000 städtische Koalas durch menschliche Ursachen. Dabei kommen auf jeden erfassten verunglückten Koala drei bis vier Tiere, die unbemerkt durch Unfälle umkommen.

Folgende Tabelle zeigt die Gefährdung der Koalas in den australischen Bundesstaaten:

Bundesland Offizieller Status (1994) Tatsächliche Gefährdung
Queensland Häufig Stückweise Vernichtung der Lebensräume, kein gesetzlicher Schutz, faktischer Status: Selten und bedroht
New South Wales Selten und bedroht Vereinzelte inselartige Kolonien, fortschreitende Vernichtung der Lebensräume, Koala-Initiativen
Victoria Ohne So genannte „Überbevölkerungsprobleme“, im gesamten übrigen Gebiet abnehmende Populationen
South Australia Selten und bedroht Kleine auf Kangaroo Island und die Adelaide Hills beschränkte Populationen

Die Aussiedlung von Koalas auf Kangaroo Island hat zu einer so starken Vermehrung geführt, dass nun die Eukalyptusbäume und damit eine Reihe von anderen Tieren bedroht sind. Dies liegt an den Ernährungsgewohnheiten: Koalas bewegen sich nur wenig und fressen daher die Äste, auf denen sie sitzen, regelrecht kahl. Ein Umsiedlungsprogramm schlug auf Grund mangelnder Rücksichtsnahme auf die Bedürfnisse der Koalapopulation fehl, weshalb Koalas auf Kangaroo Island sogar wieder zum Abschuss freigegeben sind.

Ab einem bestimmten Punkt können sich Koalapopulationen nicht mehr selbst erhalten. Jede Population ist an ihren Lebensraum angepasst und jedes Revier ist einmalig. Für Koalapopulationen vorgesehene Gebiete müssen geeignet und groß genug sein. Dies wird jedoch bei vielen Umsiedlungversuchen nicht beachtet. Ein weiteres Problem ist, dass etwa 80 % der Koalas auf privatem Land leben. Dies trifft vor allem auf die Ostküste Australiens zu. Besonders Waldrodungen führen zum Rückgang von Lebensräumen für Koalas. Wenn keine wirksamen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, werden die Koalas nach Berechnungen der „Australian Koala Foundation“ im Jahre 2080 kritisch gefährdet und damit vom Aussterben bedroht sein.


Koalas im Duisburger Zoo
Haltung in Gefangenschaft
Die ersten in Gefangenschaft gehaltenen Koalas wurden um 1920 im Koala Park in Sydney dem Publikum zur Schau gestellt. Seitdem werden sie in Schaugehegen immer häufiger gezeigt.

In Zoologischen Gärten werden Koalas außerhalb Australiens nur sehr selten gezeigt, was vor allem mit der Schwierigkeit zusammenhängt, genügend geeigneten Eukalyptus für die Tiere bereitzustellen. Erstmalig für Deutschland zeigte der Tierpark Berlin im Jahr 1994 Koalas, bevor die Tiere in den Duisburger Zoo überführt wurden. Der Duisburger Zoo ist derzeit der einzige deutsche Zoo, der Koalas zeigt. Darüber hinaus gelingt dort auch regelmäßig die Nachzucht. Im Wiener Tiergarten Schönbrunn werden ebenfalls Koalas gehalten.

In Gehegen können Koalas kein ausgeprägtes Wanderverhalten zeigen, da sie dort unter engeren Bedingungen und viel höherer Dichte leben als in der Wildnis. Trotzdem zeigen sie auch hier noch gewisse soziale Verhaltensweisen von Wildtieren. Dazu gehören das Revierverhalten und die Rangordnung der Männchen. Koalas lassen sich in den meisten Fällen ohne Probleme wieder auswildern.
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Lippenbär
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Lippenbär

Lippenbär

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Bären (Ursidae)
Gattung: Lippenbären (Melursus)
Art: Lippenbär

Wissenschaftlicher Name
Melursus ursinus
(Shaw, 1791)
Der Lippenbär (Melursus ursinus) ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er weist im Bau der Schnauze einige Anpassungen an eine vorwiegend aus Insekten bestehende Nahrung auf und ist in Südasien beheimatet.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Merkmale
2 Verbreitungsgebiet und Lebensraum
3 Lebensweise
4 Nahrung
5 Fortpflanzung
6 Lippenbären und Menschen
7 Systematik
8 Weblinks
9 Literatur



Merkmale [Bearbeiten]
Lippenbären sehen äußerlich den Kragenbären ähnlich, sind aber mit diesen nicht nahe verwandt. Sie weisen insbesondere im Gesicht einige Merkmale auf, die sie von allen anderen Bären unterscheidet. Die unbehaarten Lippen sind verlängert, sehr beweglich und können ausgefahren werden. Ebenfalls verlängert ist die schmale Zunge, die weit herausgestreckt werden kann. Die Nasenlöcher können bei Bedarf geschlossen werden. Dies sind alles Anpassungen an die Ernährungsgewohnheiten. Auch die Zähne sind einzigartig innerhalb der Bären: das innerste Paar der oberen Schneidezähne fehlt, wodurch eine Lücke entsteht, die Backenzähne sind außergewöhnlich breit und flach.

Das Fell der Lippenbären ist lang und zottelig, am längsten sind die Haare im Nackenbereich. Es ist meist schwarz gefärbt und oft mit braunen oder grauen Haaren durchsetzt, es gibt aber auch rotbraune Exemplare. Auf der Brust haben sie eine helle, meist weiß oder gelb gefärbte Zeichnung in Form eines Y oder V. Die Füße sind groß und tragen außerordentlich lange, sichelförmige Krallen. Sie erinnern an die Krallen eines Faultiers und haben diesem Bären im Englischen den Namen Sloth Bear („Faultierbär“) gegeben.

Lippenbären erreichen eine Kopfrumpflänge von 140 bis 180 Zentimeter und eine Schulterhöhe von 61 bis 91 Zentimeter. Der Schwanz ist wie bei allen Bären ein Stummel von 10 bis 12 Zentimeter Länge. Weibchen erreichen ein Gewicht von 55 bis 95 Kilogramm, während Männchen deutlich schwerer sind und zwischen 80 und 145 Kilogramm wiegen.


Verbreitungsgebiet und Lebensraum [Bearbeiten]
Lippenbären leben in Indien und Sri Lanka sowie vereinzelt in Bangladesch, Bhutan und Nepal. Sie bewohnen sowohl Wälder als auch Grasländer, finden sich aber am häufigsten in trockenen, oft felsigen Wäldern.


Lebensweise [Bearbeiten]
Diese Tiere können zu jeder Tageszeit aktiv sein, meist jedoch in der Nacht. Tagsüber verbergen sie sich in Höhlen oder in dichter Vegetation. Im Gegensatz zu vielen anderen Bären halten sie keine Winterruhe, fallen aber während der Regenzeit in eine Phase verhältnismäßiger Inaktivität. Lippenbären leben wie alle Bären einzelgängerisch. Sie gelten als scheue, im Allgemeinen nicht aggressive Tiere .


Nahrung [Bearbeiten]

Kopf des LippenbärenLippenbären sind spezialisiert auf Insektennahrung, wobei Termiten den Hauptbestandteil ausmachen. Um an ihre Beute zu gelangen, reißen sie den Termitenhügel mit den kräftigen Krallen auf, blasen den Staub weg und stecken die Schnauze hinein. Durch kräftiges Einziehen der Luft saugen sie ähnlich einem Staubsauger ihre Beutetiere heraus. Auch die lange Zunge hilft ihnen beim Auflecken ihrer Nahrung.

Daneben fressen Lippenbären auch andere Insekten wie Ameisen und Bienen, außerdem stehen auch Früchte, Blüten und Honig auf ihrem Speiseplan. Um ihrer habhaft zu werden, steigen sie auch in die Bäume hinauf.


Fortpflanzung [Bearbeiten]
In Indien erfolgt die Paarung hauptsächlich in den Monaten Mai bis Juli, während sie in Sri Lanka das ganze Jahr über stattfinden kann. Um sich fortzupflanzen, finden sich die sonst einzelgängerischen Tiere zu Paaren zusammen. Sie bleiben für ein paar Tage beieinander und paaren sich in dieser Zeit häufig, was als sehr laut beschrieben wird. Zwischen Fortpflanzung und Geburt vergehen rund sechs bis sieben Monate, vermutlich kommt es aber bei ihnen wie bei anderen Bären auch zu einer verzögerten Einnistung der befruchteten Eizelle in den Uterus der Mutter.

Die ein bis zwei, selten drei Jungtiere kommen in einer Erdhöhle zur Welt. Sie sind blind und hilflos, die Augen öffnen sich nach rund drei Wochen. Nach vier bis fünf weiteren Wochen verlassen sie erstmals den Geburtsbau, oft sieht man sie auf dem Rücken der Mutter reiten. Sie bleiben bei ihr, bis sie zwei oder drei Jahre alt und ausgewachsen sind. In Gefangenschaft können Lippenbären 40 Jahre alt werden.


Lippenbären und Menschen [Bearbeiten]
Obwohl Lippenbären eher scheue Tiere sind, gelten sie manchmal als aggressiv. Das rührt daher, dass sie aufgrund ihres sehr schlechten Gesichts- und Gehörsinnes einen näher kommenden Menschen erst im letzten Moment bemerken und dann erschrocken reagieren. Manchmal verwüsten sie auch Plantagen und werden deswegen verfolgt. Ein weiterer Grund für die Bejagung ist die Verwendung ihrer Körperteile als Nahrung oder zu medizinisches Zwecken. Der Gallenflüssigkeit werden ähnliche heilende Kräfte zugeschrieben wie der des Kragenbären. Hauptbedrohung ist aber heute die Zerstörung ihres Lebensraums durch Waldrodungen, durch die Einebnung von Termitenhügeln werden sie zusätzlich ihrer Nahrung beraubt.

Die Gesamtpopulation der Lippenbären wird auf rund 7000 bis 10.000 Tiere geschätzt, die IUCN listet sie als gefährdet („vulnerable“).


Systematik [Bearbeiten]
Der Lippenbär wird manchmal in einer eigenen Gattung Melursus eingeordnet, dann wieder in der Gattung Ursus. Molekulargenetische Analysen sprechen laut O'Brien 1993 für die Einordnung in Ursus; zudem gibt es fortpflanzungsfähige Nachkommen bei Kreuzungen zwischen Lippenbären und Braunbären. Allerdings hielten Wilson und Reeder 1993 die anatomischen Unterschiede zwischen Melursus und Ursus für gravierend genug, die Eigenständigkeit des Lippenbären fortzuführen.

Es werden zwei Unterarten unterschieden: Melursus ursinus ursinus in Indien und Melursus ursinus inornatus auf Sri Lanka.
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Großer Panda

Großer Panda (Ailuropoda melanoleuca)

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Bären (Ursidae)
Gattung: Ailuropoda
Art: Großer Panda

Wissenschaftlicher Name
Ailuropoda melanoleuca
(David, 1869)
Der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca), oft auch einfach als Pandabär bezeichnet, ist eine Säugetierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Als Symbol des WWF und manchmal auch des Artenschutzes allgemein hat er trotz seines sehr beschränkten Verbreitungsgebiets weltweite Bekanntheit erlangt. In älterer deutscher Literatur wird der Große Panda auch „Bambusbär“ oder „Prankenbär“ genannt; diese Begriffe sind aber heute kaum noch verbreitet.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Merkmale
1.1 Fellfärbung
1.2 Weitere Merkmale
2 Verbreitung und Lebensraum
3 Lebensweise
4 Fortpflanzung
5 Mensch und Großer Panda
6 Parasiten
7 Systematik
8 Literatur
9 Weblinks
10 Fußnoten



Merkmale
Große Pandas erreichen eine Kopfrumpflänge von 120 bis 150 Zentimetern, der Schwanz ist wie bei allen Bären nur ein Stummel von rund 12 Zentimetern Länge. Das Gewicht erwachsener Tiere variiert von 75 bis 160 Kilogramm. Große Pandas entsprechen in ihrem Körperbau weitgehend den anderen Bären, stechen jedoch durch ihre kontrastreiche schwarz-weiße Färbung hervor.


Großer Panda im Ocean Park in Hongkong
Fellfärbung
Die Grundfarbe ihres dichten, wolligen Fells ist weiß, die Beine sind schwarz. Das Schwarz der Vorderbeine zieht sich weiter über die Schultern und bildet einen Gürtel, der meist den Vorderkörper umschließt. Schwarz sind außerdem die Ohren, die Umgebung der Augen und manchmal die Schwanzspitze.

Die Gründe für die auffällige Färbung sind nicht genau bekannt. Diskutiert werden die Abschreckung von Feinden, die bessere Thermoregulation oder die Tarnung.


Weitere Merkmale
Der Kopf wirkt massiver als der anderer Bären, was an den verlängerten Jochbeinbögen und an den stärkeren Kaumuskeln liegt. Wie die meisten Bären haben sie 42 Zähne, die hinteren Vorbackenzähne und die Backenzähne sind größer und breiter als die der anderen Vertreter ihrer Familie, eine Anpassung an die spezielle Ernährung. Ein weiteres artspezifisches Merkmal ist der verlängerte Handwurzelknochen der Vorderpfoten, der einenPseudo-Daumenbildet und dem besseren Ergreifen der Nahrung dient.


Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des Großen PandaDas Verbreitungsgebiet der Großen Pandas, in dem noch rund 1600 Wildtiere leben, ist nur 5900 km2 groß. Es umfasst eine gebirgige Gegend auf den Territorien der chinesischen Provinzen Sichuan, Gansu und Shanxi. Habitat der Pandas sind subtropische Berghänge mit dichter Bewaldung. Hier leben sie im Sommer in Höhen von 2700 bis 4000 Metern, im Winter wandern sie in tiefergelegene, oft rund 800 Meter hohe Gebiete ab. Das Klima in ihrem Lebensraum ist generell feucht und niederschlagsreich, die Sommer sind kühl und die Winter kalt.


Lebensweise
Große Pandas sind in erster Linie Bodenbewohner, die allerdings gut klettern und schwimmen können. Im Gegensatz zu anderen Bären können sie sich nicht auf die Hinterbeine aufrichten, das Fressen geschieht meist in einer sitzenden Haltung, so dass die Vorderpfoten frei sind, um nach Nahrung zu greifen. Die Tiere sind dämmerungs- oder nachtaktiv und schlafen bei Tage in hohlen Baumstämmen, Felsspalten oder Höhlen. In den Bambusdickichten legt der Panda tunnelförmige Wechsel an, die seine Futterplätze mit den Schlafplätzen verbinden.

Große Pandas sind Einzelgänger, die ein Revier von rund 4 bis 6 Quadratkilometern bewohnen. Die Territorien von Weibchen haben ein rund 30 bis 40 Hektar großes Kerngebiet, das gegen Artgenossinnen verteidigt wird. Männchen sind flexibler und zeigen kein Territorialverhalten, ihre Reviere haben kein Kerngebiet und überlappen sich oft mit denen anderer Männchen. Trotzdem gehen sie Artgenossen aber meist aus dem Weg. Während ihrer Wanderungen markieren sie ihre Route, indem sie Bäume zerkratzen oder sich daran reiben und durch Urin.

Im Gegensatz zu anderen Bärenarten halten Große Pandas keine Winterruhe, sie wandern während der kalten Jahreszeit lediglich in tiefergelegene Regionen.

Große Pandas sind unter den Bären die ausgeprägtesten Pflanzenfresser; sie ernähren sich gegen landläufige Meinung aber nicht ausschließlich von Bambus. Freilich ist dies ihre Hauptnahrungsquelle, wobei sie die Bambusschösslinge bevorzugen und ältere Halme seltener fressen. Da Bambus jedoch sehr nährstoffarm und die Verdauung der Pandas nicht ideal dafür ausgerüstet ist, müssen sie große Mengen davon zu sich nehmen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken: der Tagesbedarf liegt bei rund 10 bis 20 Kilogramm Bambus. Zu den Pflanzen, die sie darüber hinaus verzehren, gehören Enziane, Schwertlilien, Krokusse und Bocksdorn. In geringem Ausmaß nehmen sie auch Raupen sowie kleine Wirbeltiere zu sich.

In ihrem Verdauungstrakt zeigen Große Pandas einige Anpassungen an die vorwiegend pflanzliche Ernährungsweise. Die Speiseröhre ist mit einer Hornschicht ausgekleidet, der Magen ist dickwandig und erinnert an den Muskelmagen der Vögel. Die Oberfläche des Dickdarms ist im Vergleich mit anderen Bärenarten vergrößert, ein Blinddarm fehlt.


Fortpflanzung

Rund einwöchiges Jungtier in einer chinesischen ZuchtstationDie Paarungszeit der Großen Pandas fällt in die Monate März bis Mai - dann finden sich die sonst einzelgängerischen Tiere zu Paaren zusammen. Es kann dabei zu Kämpfen zwischen den Männchen um das Paarungsvorrecht kommen. Wie bei anderen Bären kommt es auch bei ihnen zur verzögerten Einnistung. Die befruchtete Eizelle bleibt für rund 45 bis 120 Tage im Uterus, bevor es zur Nidation kommt.

Die meisten Geburten fallen in die Monate August oder September; die Wurfgröße beträgt eins oder zwei, selten drei. Neugeborene Pandabären sind winzig. Sie wiegen nur rund 90 bis 130 Gramm und sind mit schütterem weißen Fell bedeckt. Auffällig ist, dass neugeborene Pandas noch einen Schwanz haben, der rund ein Drittel der Körperlänge ausmacht. Der Gewichtsunterschied zwischen der Mutter und ihrem Wurf dürfte bei Großen Pandas größer sein als bei allen anderen Plazentatieren.

Im Falle einer Mehrlingsgeburt entscheidet sich die Mutter schon bald nach der Geburt für ein Jungtier und verstößt die anderen. Nach welchen Kriterien das geschieht, ist noch unerforscht. Mit rund einem Monat haben Jungtiere die typische Fellzeichnung, mit 40 bis 60 Tagen öffnen sie die Augen, und mit fünf bis sechs Monaten nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Mit acht bis neun Monaten werden die Jungtiere endgültig entwöhnt; sie verlassen die Mutter mit rund 18 Monaten. Die Geschlechtsreife tritt üblicherweise mit fünf bis sieben Jahren ein.

Die Lebenserwartung eines Pandas in freier Wildbahn ist nicht bekannt.[1] Ein Exemplar im San Diego Zoo erreichte ein Alter von etwa 34 Jahren,[2] derzeit ist der 1978 geborene und seit 1980 im Berliner Zoo lebende Bao Bao der weltweit älteste in einem Zoologischen Garten lebende Panda.


Mensch und Großer Panda

Großer Panda in einem Forschungszentrum in Chengdu
Weiblicher Panda mit zehn Monate altem Jungem im Tiergarten Schönbrunn WienDas ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Großen Pandas umfasste weite Teile Ostchinas und Myanmars. Im späten Pleistozän setzte der Rückgang ein, wofür sowohl klimatische Veränderungen als auch die Ausbreitung des Menschen verantwortlich gemacht werden. Die Jagd um des Felles willen und für Zoobestände dezimierte die Populationen weiterhin, bis sie 1939 unter Schutz gestellt wurden. Wilderei und Pelzhandel stehen in China unter drakonischen Strafen, es gab aufgrund dieser Delikte sogar Todesurteile. Gründe für den Rückgang der Populationen waren auch die fortschreitende Besiedlung ihres Lebensraums, die das Verbreitungsgebiet in drei Teile zersplitterte, und die damit einhergehende genetische Verengung. Seit 1998 sind die Verbreitungsgebiete der Großen Pandas allerdings geschützt. Ein weiterer Grund ist die langsame Fortpflanzungsrate, auch gelingen Nachzuchten in menschlicher Obhut nur selten.

Nach einer vierjährigen Studie der chinesischen Regierung und des WWF wurde im Jahr 2004 die Gesamtpopulation in freier Natur auf rund 1600 Exemplare geschätzt. Etwa 10% davon leben im Wolong-Naturreservat in Sichuan.[3] Im CITES-Abkommen wird die Art in Anhang I geführt und von der IUCN wird sie alsstark gefährdet“ (endangered) eingestuft.

Aufgrund eines Geschenks des damaligen chinesischen Regierungschefs Hua Guofeng an Bundeskanzler Helmut Schmidt pflegt der Berliner Zoo seit dem 5. November 1980 Große Pandas. Das Weibchen Tjen Tjen erlag bereits am 8. Februar 1984 einer Virusinfektion.[4] Das 1997 eingetroffene Weibchen Yan Yan starb am 27. März 2007 aus ungeklärter Ursache.[5]. Der 30 Jahre alte Bao Bao ist derzeit der letzte in einem deutschen Zoo lebende Große Panda. Seit 2003 können Große Pandas im Tiergarten Schönbrunn in Wien besichtigt werden. Hier wurden am 23. August 2007 zwei Jungtiere geboren, von denen nur eins, das Männchen Fu Long (= „Glücksdrache“), überlebte.[6] In Europa zeigt darüber hinaus nur noch der Zoo Madrid ein Paar der Großen Pandas.
Weltweit leben im Januar 2009 außerhalb der Volksrepublik China 21 Große Pandas in sieben wissenschaftlich geleiteten zoologischen Gärten, davon sechs in Europa. Der einzige Zuchterfolg im Jahr 2008 gelang im Zoo von Atlanta.[7]

Im Jahre 2006 wurde zum ersten Mal ein in menschlicher Obhut geborener Großer Panda (Xiang Xiang) ausgewildert.[8] Das Tier wurde 3 Jahre lang darauf vorbereitet. Doch schon im Februar 2007 wurde Xiang Xiang tot aufgefunden.[9]

Der Große Panda Jīngjing (晶晶) war eines der fünf Maskottchen der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking.


Parasiten
Die Einengung des Lebensraumes durch den Menschen (seit den 1970er Jahren ging die Hälfte des Lebensraumes verloren) begünstigt aber auch die Ausbreitung von Parasiten. Die Tiere rücken enger zusammen, wodurch sich Parasiten leichter von Tier zu Tier verbreiten können. Auch die größere Nähe zu Tieren anderer Arten unterstützt dies, da die Übertragung zwischen den Arten gefördert wird.

Auf diese Art und Weise (wohl durch Katzen, Hunde oder Füchse) wurde wahrscheinlich auch Baylisascaris schroederi auf den Großen Panda übertragen. Dieser Wurm macht den Großen Pandas besonders zu schaffen. Waren 1990 noch 10 % der Tiere befallen, so sind es heute 50 %. B. schroederi ist inzwischen die häufigste Todesursache bei wild lebenden Großen Pandas. Der Wurm verursacht schwere Blutungen in Leber, Lunge und Darm. Warum er für den Großen Panda so gefährlich ist, ist bis jetzt noch unbekannt.[10]


Systematik

Großer Panda im Zoo von Washington, D.C.Molekulargenetische Untersuchungen der jüngsten Forschung zur korrekten taxonomischen Einordnung dieser Art belegen nun, dass sich die Vorfahren des Großen Panda vor rund 15 Millionen Jahren von der Entwicklungslinie der Bären entfernten, während sich die Entwicklungslinien der Bären (Ursidae) und Kleinbären (Procyonidae) bereits vor rund 30 bis 35 Millionen Jahren trennten. Damit ist der Große Panda nunmehr eindeutig in die Familie der Bären einzuordnen, und zwar als einziger bekannter lebender Vertreter der Unterfamilie Ailuropodinae.

Die damit verworfene, von der älteren Forschung vertretene Einordnung des Großen Panda in die damals so genannte Familie der Katzenbären beruhte vor allem darauf, dass sowohl Großer als auch Kleiner Panda (Ailurus fulgens) herbivor leben. Ihre zahlreichen gemeinsamen Merkmale, die ebenfalls zu dieser Einordnung führten, wie zum Beispiel die Mahlzähne, der massive Schädel oder der Pseudodaumen sind aber allein auf eine konvergente Evolution der beiden Arten zurückzuführen, die durch die ähnliche Ernährungsweise bedingt ist.
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WIR MÜSSEN DIESE WUNDERBAREN TIERE SCHÜTZEN!!!






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