Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Geborgenheit«
Bettina Beispiel schrieb am 6.6. 2006 um 21:55:38 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
Wenn du in einer größeren Stadt (wirklich ein wenig größer sollte sie schon sein, sonst wird's alles recht albern) ziemlich hoch klettern kannst und dann so abends, nicht so spät, daß alle bereits weggedröhnt sind, sondern so in der Mitte, wenn die meisten noch hoffen, das noch was kommt, wenn du dann also oben irgendwo stehst und runter guckst und Bewegungen sehen kannst (Autoscheinwerfer sind ganz prima, Leute mir hellen Klamotten tun's auch) und dann wartest, bis du denkst, du hättest doch irgend was gemein mit denen da unten (sie sind gar nicht so schlimme wie befürchtet usw.) und außerdem siehst du ja, daß sie an sich auch nirgendwo hin kommen - dann könnte es sein, daß du dich für einen MOMENT ganz geborgen fühlst.
In Dörfern und kleineren Städten fällt mir im Moment bloß das Saufen ein oder irgendein Ersat, je nach Geldbeutel und Risikobereitschaft)
Udo schrieb am 2.7. 2006 um 20:20:04 Uhr zu
Bewertung: 9 Punkt(e)
Die Tür zuziehen. Durch den Flur hindurch, noch dunkel, aber du kennst jeden Schritt. Der Geruch des frühen Kaffees hängt noch in der Luft. Dahinter der Staub der Bücher, du solltest sie mal wieder umdrehen, macht einen gelesenen Eindruck. Dss Radio läuft noch immer, die Skala nur halb beleuchtet, an die winzige Lampe kommst du im Leben nicht mehr ran. Die Tür klemmt, soll der Hausbesitzer sich drum kümmern, der Gierschlund. Licht anmachen? Warum? Du fühlst dich wohl. Von der Straße kommt genug Licht herein. Deine Möbel warten schon auf dich. Und im Kühlschrank geht das Licht von selber an, wenn du nach der Flasche suchst. Musik, gut. Vertraut die Linie deiner Schallplattten, du fährst mit den Fingern drüber hinweg, ziehst eine heraus, traumwandlerische Sicherheit, erworben in langen Abenden einsamer Konzerte. Das Vinyl fühlt sich gut an, vorsichtig zwischen den Händen balancieren, die Abdeckhaube kurz ankicken, die Platte auflegen, Tonarmlift ab. Deine Musik. Exklusiv nur für dich.
Du lehnst dich zurück, behütet von den Millionen um dich herum. Sie halten die Mikroben von dir fern. Sie lassen Äonen an Erdgeschichte verglühen, um deine Musik zu versorgen. Sie sperren das Böse weg. Das Wilde. Sie holen deinen Müll. Sie regeln den Kraft der Pferdestörken auf deinem Weg durch dein Leben. Und sie geben dir Mut. Mut für den nächsten Tag, für diesen Abend, diese Nacht. Sie stellen sie her. Die Geborgenheit des Rebellen auf der Seite der Gewinner.
Udo schrieb am 24.6. 2006 um 19:39:18 Uhr zu
Bewertung: 7 Punkt(e)
Das Original meiner Lebensversicherungspolice befindet sich in einem Bankschließfach, dessen Schlüssel in einer kleinen Metallschatulle liegt, die auf meinem Schreibtisch stets sichtbar steht. Eine Kopie ist im Ordner »Versicherungen« unter dem Stichwort »Leben/Gesundheit«, eine Kopie des Schlüssels hatte früher einmal meine Freundin, die mich aber inzwischen verlassen hat, ohne mir diesen Schlüssel zurückzugeben. Sie weigert sich auch, mir mitzuteilen, ob sie den Schlüssel noch besitzt, ich vermute jedoch, sie hat ihn einfach gedankenlos fortgeworfen (einer der Gründe, die zu unserer Trennung führten) oder vielleicht sogar ihren neuen Freund (ein anderer Trennungsgrund) geschenkt, um ihm ihre Liebe oder was auch immer damit zu beweisen. Meine Bank hat kein Verständnis für meine Ängste, ich werde also nicht umhin kommen, mir ein neues Schließfach anzumieten, meint jedenfalls meine neue Freundin (kein Trennungsgrund, sondern ein Trennungsresultat), die diese ganze Sorge leider nicht in dem Maße teilt, das ich mir von ihr wünschte, und obendrein ist sie auch noch ......
Shariya schrieb am 1.7. 2001 um 01:22:23 Uhr zu
Bewertung: 12 Punkt(e)
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
(Joseph von Eichendorff)
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