GIGANT
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Widerschein vergangener Feuer dimmert
hinter den Klagemauern, knarzt funkenlos
in den Fugen der ungekitteten Fassdauben,
ein Schwarzer Mann bringt den gebratenen Storch.
Im Haus der Giganten trauern Kinder schwerreicher
Eltern um Pedro, den Gerupften. Es ist Tradition
zum Wechsel der Jahre tote Tiere zu verschlingen,
Heil dir, der du vorbei kommst, eine Tastatur
unterm Arm und den Sand der verlassenen Strände
im Schuh...
Virtueller Wind weht, Veränderungen schleichen
ums Haus der Versammelten, Selbstgedrehtes
macht die Runde. Gab es nicht Öl, pures schwarzes
Gold auf den staubigen Feldern der Explorer?
Ein dichtes Werk vernetzter Grüße windet sich
durch den virtuellen Globus, hier ein Handkuss,
dort ein lässiges 'wie gehts', sabbatshalom
und Schofar vor Jom Kippur, Regeln aus Zeiten
die Regeln schufen, neun kurze und ein langer
zum Schluß.
Die Giganten schlafen in getrennten Betten,
elektrisches Licht hat die Kerzen ersetzt,
Romantik der Gewöhnung Raum gewährt,
draussen umzingeln Bohrtürme in Reih und Glied
die verstaubten Gehirnwindungen, noch geht alles
gut, es ist noch nicht an der Zeit.
Ein Giggolo mischt sich unter die Träumenden,
zwinkert der Brunnenoma zu, sie liest. Einen
Roman, den der Romantik, den geschriebenen Film
der ersetzten Gefühle. Kopfkino, Eintrittskarten
umsonst und nur für Eingeweihte.
Achtlos nicken die Pumpenköpfe der Türme rund um
sie her, Tag und Nacht strömt der scharze Reichtum
in die Kassen der Lizensierten, Macht wird machbar, die besten Filme aller Zeiten von Versicherungen benutzt, es riecht nach Krieg, die Kinder fast schon erwachsen, Futter künftiger Kanonen.
Stramm steht eine Uniform im Raum, der erste Soldat der Giganten, im Herz ein Mann, der Hut noch ein wenig zu groß, sie werden wachsen, alles zu seiner Zeit. Aus einem Farmer kann ein großer Krieger entstehen, ein Arzt, ein Politiker, ein Verräter oder ein Literat, die Zeit der Veränderungen läßt zur Weihnachtszeit alle Möglichkeiten offen.
Alkohol, die Sprache der Verdammten, arme Leute in
armseligen Hütten. Ernste Gespräche und Streit
steht am Horizont, Allianzen, Einfluß, jeder wird mit jedem, mit allen Mitteln, Musterung, Einzug.
Noch löscht ein Kuß der Tochter die väterlichen
Falten, noch schlichtet ein flüchtiges Lächeln
was draussen die drohenden Türme verkünden,
Tag um Tag, Nacht um Nacht, Barrel um Barrel.
Und sie sind reich, unermesslich reich, der den sie Gott nennen, wirft ihnen Kohlenwasserstoffe, Petrol und damit verbunden flaggengezierte Särge vor die Füße, die Giganten säen unter den armseligen Hütten ihre bittere Wahrheit. Tränen, billige Tränen zieren für einen kurzen Moment was ein Leben war.
Und sie beginnen zu fliegen, den Traum frei über die Prärie galoppierender Wildpferde im Nacken, größer, mehr, viel mehr davon. Sie beginnen ihr Imperium zu begreifen, raffen, schwärmen, Frauen sind Besitz Maschinen mit Telefonanschluß, kaum einer nimmt sich Zeit obwohl sie alle stillstehen im rasenden Wirbel der freigelegten Geister aus ölgetränkten Putzlappen in Gottes eigener Landschaft. Ein kleiner Junge blitzt aus den Augen eines Giganten, ein Heiratsantrag in
einem Hotel, Blumen, grün, und sie will nicht, später, sagt sie, die Rollen sind schon längst verteilt, der Krieg ist noch so weit entfernt, Tsunamis unbekannte Monster ungelesener
Literaten. Braune Haut ein Makel, Giganten verharren, ziehen sich um fürs große Fest. Sie sind alle betrunken, werfen halbleere Flaschen in grooße funkelnde Kristallspiegel, Wind kommt auf, ein Feuerwerk? Schnitten schneiden auf, eine Rede soll Kongressabgeordnete beeindrucken, was ist falsch an der Begeisterung der Massen. Noch regeln Fäuste, was nicht zu regeln ist, Alkohol und Blut verbinden was trennt. Und doch, Die Feier findet nicht ihren unverdienten Höhepunkt, der Gigant ist sturzbesoffen, der Kongress bestürzt, die Reden so hohl und Krieg hallt in den Köpfen. Amor hat kein Interesse an Gottes Irdischen Spielereien, wendet sich armseligen Hütten zu findet Aufmerksamkeit, gigantenfreie Beachtung. Es ist so leicht, Gigant zu sein, Gott belohnt die Seeligen.