Datenträger
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Mein Kopf ist ein Datenträger, der täglich neue Informationen bekommt. Was mache ich, wenn ich das Gefühl habe, sie nicht mehr verarbeiten zu können? Leider habe ich keinen Reset-Knopf, den ich drücken kann. Ich kann die Daten nicht mehr an die richtige Stelle schieben, kann sie nicht mehr analysieren.
Für die normalen Daten ist das vielleicht noch unproblematisch, aber was ist mit den Daten meiner Beziehung. Ich finde die richtigen Cluster nicht mehr, taste verzweifelt meine Erinnerung ab, und finde doch die »Lesezeichen« nicht mehr, die ich brauchte, um strukturiert zu sein. Ich erlebe bziarre Situationen, die mich an Szenen aus dem Baader-Meinhof-Komplex erinnern. Wortwechsel, denen ich nicht mehr folgen kann, den Faden verliere und das Gefühl habe, mein Kopf sei anschliessend leer. Langsam taste ich dann die Cluster ab und das Gespräch kommt fetzenweise wieder, habe ich alles richtig verstanden, setze ich die Bausteine richtig zusammen?
Mein Datenträger streikt, ob ich morgen wieder einen meiner Migräneanfälle habe? Datenlöschung über »Not-Aus«? Ich weiss es nicht. Was mache ich nur, was schreibe ich hier, ach, könnte ich meinen Datenträger aus Fleisch und Blut doch beeinflussen. Noch schlimmer sind die Datenverschiebungen, die die grosse Festplatte U wie Unterbewusstsein vornimmt. Ein Cluster Segufix taucht taumelnd auf, legt sich über mehrere Cluster, obwohl er da nicht hingehört. Taumelnd sind die Erinnerungen an den September 2008. Langsam taste ich auch diese Erinnerungs-Cluster ab ... langsam dämmert mir, das auch Datenträger nur begrenzt arbeiten können. Lieber Gott, sei meinem Datenträger gnädig, gib ihm morgen eine Migräne. Und lasse keine Datenverschiebungen von U zu.