Busgespräch
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ich saß heute auf dem vordersten rechten Einzelsitz auf der Hinfahrt in die Stadt. Da ist es einfach schöner, man fährt quasi mit, sieht die Straße, ein sehr schöner Platz. Außerdem hat man die beruhigende Gewißheit daß sich niemand auf einen Platz neben dich setzt im Verlauf der Fahrt. Ein beruhigender Platz mit guter Sicht auf das vor einem Liegende, das Kommende. Das hab ich sonst eher nicht. Mein Name ist Matthias Schmidt.
Mein Nachbar der sich kurz nach mir einsteigend auf den mir gegenüberliegenden Zweiersitz direkt hinter dem Fahrer setzt hatte meinen Komfort nicht. Dort kann man, setzt man sich an ziemlich an die Sitzkante, dort ist die Scheibe zum Fahrer hin nicht getönt und man kann in einem senkrechten Streifen hindurchsehen. Anhand allerlei Spiegelungen wegen dieser Scheibe und der Frontscheibe des Busses kann man, wenn man also am Rande sitzt und geradeaus schaut, während der Fahrt ein beständig wechselndes kaleidoskopartiges Spiel von Fahrbahnen und Straßenrändern sehen, ineinander geschachtelt und völlig drogendrei kann man hier eine art optischen Trip erleben. Damit wirbt die Verkehrsgesellschaft wahrscheinlich nicht. dieser Platz kann auch nicht im Voraus zu einem hohen Preis gebucht werden, besonders nicht im Frühling wenn die schönsten Bilder durch sich begrünende Bäume und Blumen entstehen, es ist wirklich ein Erlebnis welches wohl nicht Vielen aufgefallen sein dürfte. Aber dieser Mann, wie gesagt, er hatte nicht mein Glück, einige Haltestellen später steigt ein wirklich sehr großer und unglaublich Dicker ein und macht unmißverständlich Anspruch auf den freien zweiten platz der dünne Mann neben mir erhebt sich läßt ihn hineinrutschen, setzt sich nicht richtig zurück in seinen sitz, weil ein teil dessen auch mit Hinternspeck belegt, sitzt zehn sekunden auf der kante, steigt dann mit einem leichten ausatemgeräusch vom sitz herunter und verschwindet nach hinten.
Man hört ja auch dann so manchen kleinen Dialog hinter sich mit, zwei alte Frauen, eine mit extrem vielen Falten und dünn, wirklich, die waren ja fast zentimetertief, also ein Gemälde von Gesicht, etwas knurrig, nun ja, die steigen kurz nach mir ein, im unterdorf sozusagen, und dort standen recht viele, freitags ins städtchen, und heute fährt der da mit, sogar auf meinem Lieblingsplatz, und daneben hat sich ein ähnlicher Penner gesetzt. Nun ja, die beiden gehen nach hinten. Kurz danach, ich habe extra mein New Yrrk Eclamheftchen und meinen pencil aus der oberen Rucksacktasche um es hinzuschreiben, im fatternden Bus gar beine leichte sache, gespärch zwischen zwei alten frauen im bus „aber wenn er so durcheinander ist“, „dann isses ja auch egal“, „ja, die behandeln das ja auch professionell“, „ja, wenn es mal soweit ist“, Wolfgang Koeppen mit einem autobiographischen Nachwort. Teie des Textes liegen schon in schriftlicher Form auf einem physischen unmittelbar einsehbaren Medium vor. Wenn man augen hat zu sehen. Wenn man Ohren hat zu hören. Ich kann dinge sehen davon kann ich ihnen kein wirkliches bild zeichnen. aber ich habe viele wellenlängen in mir die ich optisch wahrnehme. und diese teils bunten wellenzüge sind äußerst fein ziseliert und schreiten in wellenfronten breit voran diese dinge, pakete, wellenpakete fronten von wellenpaketen rechteckigen breiten soldatenheeren gleich wandern aus verschiedenen richtungen durch das dunkelfeld der geschlossenen ruhig daliegenden augen bei zusätzlicher dunkelheit außen nach oben schauend nicht absichtsvoll nicht unabsichtsvoll voll der ganz gelösten aufmerksamkeit die tatsächlich zu beobachtenden Dinge sind zwar sehr präzise und fein ausgestaltet jedoch von geringer Farbnuance, also lichtschwach, dennoch sehr deutlich.