Abitur
Bewertung: 7 Punkt(e)Wenn ich höre, dass Dieter Bohlen eine Klasse übersprungen, mit 17 Jahren Abitur gemacht und dann einen Durchschnitt von 1,8 erworben hat, dann zweifel ich doch sehr an dem Wert unserer gymnasialen Bildung.
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Der erste Text | am 13.2. 2001 um 14:29:37 Uhr schrieb Rüdiger über Abitur |
Der neuste Text | am 2.12. 2022 um 10:46:52 Uhr schrieb schmidt über Abitur |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 31) |
am 3.11. 2005 um 21:23:47 Uhr schrieb
am 12.2. 2006 um 23:47:41 Uhr schrieb
am 9.7. 2004 um 02:56:36 Uhr schrieb |
Wenn ich höre, dass Dieter Bohlen eine Klasse übersprungen, mit 17 Jahren Abitur gemacht und dann einen Durchschnitt von 1,8 erworben hat, dann zweifel ich doch sehr an dem Wert unserer gymnasialen Bildung.
Stuhldrang hat meinen Abitur-Durchschnitt um ein Zehntel gedrückt: in der entscheidenden Englischklausur (1. Leistungskurs) standen mir drei Pausen zu, die ich allesamt innerhalb der ersten Stunden zu Rauchzwecken verbraucht hatte. Leider musste ich kurz darauf so dringend kacken, daß ich mich entschied, die beiden letzten Aufgabenteile nicht zu lösen und vorzeitig den Raum zu verlassen, da die aufsichtsführende Lehrkraft jede Ausnahme von der Drei-Pausen-Regel kategorisch ablehnte. Späteres Nachrechnen ergab, daß ich bei einigermaßen zufriedenstellender Lösung der fehlenden Aufgaben eine glatte 2 statt der erhaltenen 3- bekommen hätte, was in der Endrechnung jenes Zehntel ausmacht. Daher muß ich, wenn die Sprache auf das Abitur kommt, jedesmal an Scheiße denken.
Letztes Jahr gab es an meinem guten alten Werner-Heisenberg-Gymnasium in Chemnitz einen riesen Skandal. Da hatten es doch einige Schüler geschafft, die Abiaufgaben VOR den Prüfungsterminen zu kriegen. Wie haben die das nur gemacht? Wir haben damals stundenlang überlegt, wie wir sowas bewerkstelligen könnten.... naja, die haben es halt geschafft, und dann haben sie Kopien gezogen und die für Hundert Mark auf der Raucherinsel verkauft. Das war wohl etwas zu auffällig, vielleicht hat auch jemand gepetzt, denn schlussendlich ist der Betrug aufgefallen. Die Abis wurden den Betroffenen aberkannt. Aber woher wusste man, wer alles betroffen war? Da hat wohl jemand gewaltig gepetzt... Und es gab noch mehr Probleme: Eine Schülerin, die ihr Abi ehrlich (und wohl ziemlich gut) geschrieben hatte, wurde an einer Universität nicht angenommen, da sie auf dem Heisenberg war.
Ich habe mein Abi ein Jahr davor geschrieben. Was wäre gewesen, wenn der Skandal damals gewesen wäre? Hätte ich mich an dem Betrug beteiligt?
Wahrscheinlich hätte ich mir die 100 Mark lieber gespart. Aber trotzdem.... ich war nie so ganz ehrlich, und ich hab ja bei den schriftlichen Prüfungen auch gespickt.
Hmmm.... naja, wenn ich so recht darüber nachdenke hätte ich wohl zuviel Schiss gehabt..
(Und ich hab ja auch ohne -fast ohne- Betrugsversuch meine 1,5 geschafft. Mit Betrug wäre es vielleicht ne 1,4 geworden, da hat nämlich nur ein Punkt gefehlt... *grummelärgerindenTischbeißargh*)
Wegen meines total inkompetenten und faulen Englisch-Lehrers hab ich im Abitur eine schicke Themaverfehlung hingelegt (nein, Ms. Sowieso ist keine Rassistin sie hat »nur« Vorurteile). Ergebnis: Ich war in meinem besten Fach schlechter als in meinem Schlechtesten ( Englisch 3, Mathematik 4 Punkte).
Super, gell?
Wir, als einer von insgesamt nur zwei Mathematikkolloquiumsteilnehmern (der Rest hatte bei Mathematikpflicht im hiesigen, d.h. dortigen Bundesland die Klausur vorgezogen), mussten im Sommer vor vier Jahren im Filzbodenzimmer bei einem Prüfer und zwei Beisitzern (alle Klassenzimmer waren bei uns mit Filzboden, grünnblau, glaube ich) in der letzten Abiturveranstaltung lustige Kurven diskutieren, sehr modisch waren wir nicht gekleidet, wir hatten Nikesegeltuchschuhe an, eine relativ gesehen zu enge Hose und ein lächerliches Hawaiihemd oder das T-Shirt mit dem berühmten Jazzpianisten in konzentriertem Halbprofil vor dem Tastenschlag drauf, man weiß es nicht mehr, die Vorbereitung im Vorbereitungszimmer mit der dort ausgeteilten stöchastischen Aufgabe hatten wir, aufregungshalber, komplett versaut, und mussten dann nach den fünfzehn Minuten ohne recht schlüssiges Ergebniss in die Prüfung trotten, und verlegen zugeben, daß das gar nichts war nämlich, weil man, wie sich später herausstellte, das dumme Kästchendiagramm, die Vierfeldertafel, falsch gezeichnet hatte, aber wir durften noch erklären wie es theoretisch funktioniert hätte, im zweiten Prüfungsteil war dann nämlich Kurvendiskussion dran, und das war schon lustiger, trotzdem hatte der Prüfer noch recht oft Gelegnheit seinen Lieblingssatz mit knarziger Stimme in den Raum zu drechseln, nämlich »Gehns, schauns, des is doch ein Unsinn was sie da mochn...«, letztendlich gab es doch noch vier Punkte, was gut war, weil alle die an der Klausur teilgenommen hatten in der Regel nicht mehr als zwei Punkte hatten, weil die nämlich 98 in Zentralabiturbavaria sakrisch schwer war, und wir sind dann rausgetreten auf den Flur, durchs Treppenhaus, im gemächlichen Schlendern die Stockwerke runter, durch den ein paar Stufen höher liegenden Seitengang an der riesigen Aula und an den Sitzrondells vorbei, schließlich die Treppen, runter, auf Aulanullniveau, zum Hauptausgang, Türe auf, zwei Schritte weiter, zweite Türe auf, Zack, Sommerwind, leichte Brise, das Barometer neben dem Eingang aus dem ich gerade Heraustrete zeigt etwas an, aber ich kann es nicht deuten weil ich nicht weis was das denn ist, das das anzeigt, aber ich denke mir »so so so«, »schön, schön, schön«, und stehe schon auf dem mit Treppen und Pflanzen zerstückelten Betonvorplatz, mein Blick schweift zum Supermarkt, und von der Müllverbrennungsanlage hundert Meter weiter weht ein süsslicher duft her. Im Supermarkt kaufe ich mir dann eine Cola, gehe auf den Parkplatz, stelle mich neben den Pizzastand, und kucke am Geländer auf die große Ausfallstraße, die gerade die Pendler aus der Arbeit nach Hause, von der Stadt in die umliegenden Gemeinden bringt... In ihren Windschutzscheiben werden sie Strahlen der Maisonne reflektiert, so daß ich manchmal woanders hinschauen muss, hinter mir schlendern gerade fünf Asylbewerber mit einem Einkaufswagen vom Parkplatz in richtung naheliegender Aufnahmestätte. Ich kucke hin, und einer lähelt mich an, und ich lächele zurück...
Hab ich auch. Super. Und wenn ich mir jetzt so die Erstsemester anschaue, frage ich mich: War ich auch mal so naiv? Wahrscheinlich... Meine Güte, lernt man denn gar nichts mehr an der Schule? »Was ist denn eine Bibliographie?« Autsch. Also ein bisschen Vorbildung soll man ja schon mitbringen, oder? Manchmal ist es zum heulen, was heute an die Uni gelassen wird - und dann wundert man sich über die hohen Abbrecherquoten. Üäh... »Wie, ich muss mir selber einen Stundenplan machen?!« Schon blöd, wenn man immer alles in den Hintern geschoben bekommen hat. Pech, such dir was anderes, wenn du nicht für dich selber denken kannst.
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