Indem der Herr so seine Pflicht erfüllt und Maria und Johannes aneinander weist, die einsame Mutter dem einsamen Jünger, den einsamen Jünger der einsamen Frau zuteilt, hat er ein königliches Recht ausgerichtet. Das ist das Letzte. Vergeßt es nicht, unter dem Kreuz stand neben Maria auch ihre Schwester Salome, die Mutter des Johannes. Und mit der königlichen Majestät, mit der er Verhältnisse knüpft, löst er sie auch. „Johannes, das ist deine Mutter!“ Er löst ihn von der irdischen Mutter, er löst seine Beziehungen, die ausschließlichen, von Salome und weist ihn an Maria. Was ist das für ein wundersam königliches Werk: Jesus geht an der leiblichen Mutter vorüber und heißt sie Weib; Jesus führt den Johannes an seiner leiblichen Mutter vorbei und geleitet ihn zu Maria und legt die Hand der Maria in die des Johannes, die er eben aus der Hand seiner Mutter gelöst hat. „Siehe, das ist deine Mutter!“ Nun muß Salome zurücktreten, muß es lernen, daß der erwachsene Sohn einer andern sich ganz zuwendet, muß ohne Eifersucht und ohne Neid erfahren und täglich die große Aufgabe lösen, wie Johannes die ihm vermachte und gewordene Mutter der von Natur ihm gegebenen und gewordenen Mutter vorzieht. All die heimlichen und heiligen Gespräche des Johannes mit Maria, all die Erlebnisse, all die wundersamen Unterredungen im Austausch von Geben und Nehmen, von Haben und Empfangen, von Selbsterlebtem und anderwärts Empfangenem gehen allein zwischen diesen beiden vor. Seht, das ist das Recht des Herrn: er löst manch einen aus gesegneten und gesicherten Verhältnissen und weist ihn an ganz fremde Persönlichkeiten, weil er für seine Seele in dieser Persönlichkeit Gabe und Aufgabe entdeckt. Er weist manchen aus natürlichen Verhältnissen, weil er merkt, daß er aus ihnen gelernt hat, was aus ihnen zu lernen ist, und weist ihn in neue, scheinbar ungereimte, damit er an ihnen wachse. Wer will ihm auch wehren, wenn er im Laufe der Jahre nicht die gebahnten Wege uns weiter gehen und nicht die geordnete Beziehung uns weiter pflegen heißt. Wer will ihn nicht vielmehr allein darum bitten: Tue an meiner Seele, was dir wohlgefällt, aber hilf, daß ich unter deiner Führung stark werde und an deinem Wege Wohlgefallen habe.
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