>Info zum Stichwort netzkritik | >diskutieren | >Permalink 
wugatsga schrieb am 18.5. 2003 um 02:09:57 Uhr über

netzkritik

Katja Diefenbach

gleichzeitig einen Teil der von Arbeitslosigkeit bedrohten Leute in schlecht bezahlten Dienstleistungsiobs der Multimedia-Industrie. 1992 wurde so zum Beispiel Euro-Disney in Marne-la-Vall@e, einem ausgedienten Schwerindustriestandort bei Paris, gebaut. In Bremen entsteht auf dem ehemaligen Werftgelände der AG Weser ein »Space Park«, ein Weltraumvergüngungszentrum mit Raumfahrtsimulation. Im benachbarten Bremerhaven ist ein »Ocean Park» mit Großaquarium und »maritimer Erlebniswelt« in Planung. In Bottrop hat Time Warner dieses Jahr »Warner Bros. Movie World« eröffnet, den größten Themenpark Europas. Und auf dem Gelände einer ehemaligen Thyssen-Stahlhütte - mitten im Arbeitslosengebiet Ruhrpott - liegt das »Centro Oberhausen«, mit 83 Hektar Fläche und 6000 Angestellten die größte Shopping Mall Europas. Freizeitpark und Shopping Mall integrieren eine ganze Reihe historischer Vorläufer der Unterhaltungsindustie, den Rummel, den Vergnügungspark, den Pauschal- und Massentourismus, die Arkade, das Kaufhaus, das Panorama, das Kino, das Fernsehen usw. Das erste Modell des Freizeitparks - »Konsumtion als Großerlebnis« - hat 1955 Walt Disney in Anaheim, Kalifornien errichtet. Disney hat der Unterhaltungsindustrie ihren großkapitalistischen Schliff und ihre konservative Utopie gegeben. »Disneyland« war der Versuch, »begehbare Welten« zu schaffen, die »das Leiden der Gegenwart und den Tod, die wirkliche Welt, vergessen machen« (Walt Disney). Disney hat sein Modell der Narkotisierung in den inszenierten Scheinwelten des »Magic Kingdoms« als Heilsprojekt für die weiße amerikanische Bevölkerung konzipiert, das die reaktionäre Utopie gleich mitliefert: Feenund Zauberwelten, in denen immer das Gute siegt, allgemeines Familienglück, Harmonie und gesunde Hierarchie. Mit Produktionen wie »Pretty Woman" hat jedoch selbst Walt Disney inzwischen das traditionell konservative Feld der Unterhaltung verlassen und mischt seinen puritanischen Nachkriegsstil mit Sex-Appeal auf.
Das Phantasma vom Cyberspace als computervermittelte Konstruktion »virtueller Welten der Freizeit«, in denen sich alle vernetzen und amüsieren sollen, ist die technologische Zusammenfassung verschiedener historischer Stationen und Momente der Unterhaltung. Es ist die Futurologie dieser Entwicklung, mit der zukünftig nicht radikal neue Welten erschlossen werden, sondern Reaktualisierungen des Alten in der Software der Freizeitindustrie. Noch einmal geht es um die Befriedigung, in dem als anders und neu Annoncierten sich selbst wiederzuentdecken. Deshalb sieht der Club Med wie der eigene Garten plus Swimming Pool, Palmen und Animationscrew aus und das World Wide Weh wie ein OttoKatalog für den spätkapitalistischen Info-Citoyen. CAL (Computer aided leisure time) ist ein Zeitraum, der geöffnet wird, um die individuellen Wünsche nach ei-

Kontrolle, Kulturalisierung, Nenliberalismus

nem >wirklichen Leben« abzulenken, die der Kapitalism setzt, wie er vorangegangene ideologische Konstrukte ( Familien- und Ordnungssinn) aufhebt. Seitdem Konservat lismus in den 80er und 90er Jahren stärker werden, laufe logische Bewegungen gleichzeitig ab: die repressive Dis and-order-Formeln und die produktive Aufforderung, sich zeiterlebnissen individuell auszuagieren.

7. Technescience

>,Klick, klick ist das Vokabular der Nervensprache. 1994 ist in den Staaten Out of control. The rise of neo ein Buch von Wired-Chefredakteur Kevin Kelly erschie

Kontrolle, 1997).
Darin feiert er die Biologisierung der Gesellschaft, mit von »Gemachtem und Geborenem" vollziehe und nicht was Lebewesen und was Konstruktionen wie »Robote schaft und Cornputernetze« sind. Am Beispiel des glob klärt er, daß von Menschen geschaffene Systeme die Ko stemen erreicht hätten: neo-biologische Systeme, die üsanfte Evolution, Lernfähigkeit und Selbst-Kontrolle reg trol ist einer der zentralen populären ideologischen Tex ses«, der die Fusion von »kapitalistischer und biologisc tet. Natur ist dabei ein intelligentes System, von dem wir wie wir es neuerfinden und verbessern müssen. Ökono im Gegenzug zu Naturtatsachen, bei denen nicht ihre sondern ihre optimierung von Interesse ist. Der patr tur-Kultur wird aufgehoben, um ihn auf höherem Ni der These, daß ein »logisches Prinzip des Lebens« existi zur Selbstorganisation von komplexen Systemen liege Weltmarkt verallgemeinerbar sei, wird der alte Traum v stanz des Seins reaktualisiert. Die US-amerikanische C verbreitet schon seit langem diese Ideologie eines biote mus und lädt ihn mit gegenkulturellen Ästhetiken auf. wie das Märchen vom »kreativen Cyberkapitalismus«, »außer Rand und Band« geraten ist, in dem nicht mehr 17.-Etage-Firmenchefs herrschen, sondern junge, krea wie du und ich, die an genialen, technischen Lösunge damit die Aufsteigerphantasien von Leuten, die ihren P



   User-Bewertung: /
Trage etwas zum Wissen der gesamten Menschheit bei, indem Du alles was Du über »netzkritik« weisst in das Eingabefeld schreibst. Ganze Sätze sind besonders gefragt.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »netzkritik«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »netzkritik« | Hilfe | Startseite 
0.0185 (0.0111, 0.0061) sek. –– 869465418