In dieser einen Nacht lerne ich dich nicht kennen. In dieser Nacht verliere ich mich an dich und bekomme nichts von dir als eine Erinnerung, die noch immer an meinen Knochen nagt.
In dieser Nacht setzen sich dein Gesicht, dein Mund, deine Worte in meinem Kopf zu einer Mauer zusammen, hinter der ich immer noch gefangen bin.
In dieser Nacht nimmst du mir meine scheinbar glückliche Welt und zerschlägst sie in tausend splitternde Scherben, die sich in meine Haut bohren.
In dieser Nacht träume ich einen Alptraum aus dem ich noch immer nicht erwacht bin. In dieser Nacht, wenn meine Fingerkuppen dir meinen Namen auf die Haut geschrieben haben, hast du ihn ganz leicht wieder fort gewischt, vielleicht hast du am nächsten Morgen geduscht, sehr heiß vielleicht, und dann den Kopf geschüttelt und ein bißchen über dich selbst gelacht, oder über mich.
Und gedacht na, damit hätte ich jetzt aber nicht gerechnet, aber was soll’s vergessen wir’s.
Nach solchen Nächten gibt es kein Morgen.
Es sind diese Nächte, nach denen man weit weg gehen und vergessen sollte, aber ich bin gegangen und habe nur mich selbst vergessen.
Ich renne, renne, renne vor dir davon.
Ganz weit weg, damit du mich nicht siehst.
Und dann will ich mich verstecken, doch ich finde kein passendes Versteck mehr, kein Versteck, in das ich noch hinein passe.
Ich bin aus meinen Verstecken heraus gewachsen.
Ich stampfe zornig auf den Boden.
Ich will, will, will das nicht.
Ich will nicht schwach sein.
Ich will nicht verletzbar sein.
Ich will kein Mensch sein.
Ich will kein Opfer sein.
Ich habe höllische Angst vor dir.
Du fährst mich am Morgen nach Hause.
Das Schweigen ist nicht unbehaglich, aber banal.
So was kann vorkommen.
Ich gehe hinauf und lasse mich auf mein Bett fallen.
Gib mir mein Puppenleben wieder. Mein Puppenhaus, meine Puppenkindheit, meinen Puppenfrieden.
Und dann sehe ich mich im Spiegel an, die Stelle an meinem Hals, wo deine Zähne eine dunkelrote Spur hinterlassen haben, die noch geschwollen ist und empfindlich gegen den Druck meiner Finger.
Du trinkst nicht mein Blut, Menschvampir, aber dennoch bin ich leer.
Meine Mauern gegen dich sind brüchig, aber ich muß dich sehen, ich muß dich sehen, ich kann meinen Kopf hoch halten und eine Maske tragen, die du nicht durchschaust.
Meinem Gesicht sind meine Gedanken nicht anzusehen, wenn du vor mir stehst.
Ich kann einfach so tun, als ob du für mich ein belangloses Abenteuer gewesen bist.
Das mache ich richtig gut, nicht wahr ? Ich wollte doch auch nur ein wenig meinen Spaß haben, mich amüsieren, das hat doch alles keinerlei Bedeutung, nicht wahr ?
Doch wenn ich gesagt hätte, komm, sieh meine Angst, sieh die Angst in meinen Augen, sieh hinter meine Mauern aus falschem Stolz, wenn ich ein einziges Mal den Mut gehabt hätte ehrlich zu sein, hättest du mich verstanden ?
Würdest du verstehen, wenn ich sage, du warst mir näher als irgend jemand sonst ?
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