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schmidt schrieb am 19.7. 2024 um 09:35:13 Uhr über

Tomatenstockhütte

es gibt ein Photo von Anne und mir in St. Dominique, dem Hof in der Provence, wo wir beide eine Hütte aus Tomatenstöcken bauen. Annes Opa baute süße Melonen (Charantais) und Tomaten an, auf länglichen Feldern die mit hohen schlanken Reihen von Zypressen vor dem häufigen Mistral geschützt waren und die mit Hilfe des Kanals bewässert wurden indem man Schieber hochschob und das Wasser in breite Rillen zwischen die Fruchtreihen floß. Ich schätze das Alter der beiden Kinder auf neun und zwölf und es ist ein friedliches Bild. Die Hütte hat zwei Räume und ist aus einer Unzahl von Stöcken gebaut, die den Tomaten als Rankhilfe dienten. Auf dem Hof standen diese knorrigen einen guten Meter langen Stöcke in ganzen Bündeln herum. Bisher hatte ich immer nur zu Hause Hüttchen gebaut, im Feld mit Ästen und Zweigen, im Kinderzimmer, mit Stühlen und Decken, hier nun baute ich mit einem Mädchen eine Hütte. Mir war dieses Bild ganz entfallen zu dem Zeitpunkt als ich, achtzehnjährig die fünfzehnjährige Anne wiedertraf, sie war mir fremd, aber als sie meine Hand einfach nahm als aus dem Casettenrecorder ein Rock nRoll erklang und mich vor und zurück schubste, mit einer gewissen lebendigen Energie, noch nie hatte mich ein Mädchen an die Hand genommen, da war es um mich geschehen. Ich habe das Bild irgendwann später wieder gefunden und es hat mir die Tränen in die Augen treiben können. Scheinbar hatten wir uns viel früher gefunden als es mir bewußt war. Der Hof mit dem alten Bauernhaus und den riesigen zwei Platanen in denen der Mistral sein Lied singt während man von hochschiebbaren Fliegengitterfenstern von Fliegendem Stechenden geschützt doch die ganzen Geräusche des Draußen in der früh aufwachend mitbekommt gibt es nicht mehr. Auch der hauseigene Brunnen, mit eiserner Pumpe vor dem haus, die vielen Katzen, das alte pferd im Stall mit den großen schwarzen Spinnen, die dicke Nudelsuppe von Annes Oma mit einem Suppenwürfel und einer zehe Knoblauch, all das gibt es nicht mehr. Einst träumte ich davon, dort zu leben, doch jeder riet mir ab davon. wie schade daß ich darauf gehört habe. ich bemerke, diese heißen tage, diese kühle sonnige Licht früh am Morgen, das ist meine Zeit, da bin ich wach, da will ich sein, hier, dieses land, dieses ewig unklare wetter, das ist nicht mein Land, da würde ich verkümmern, ich wußte das innerlich, ich war nicht sehr mutig wohl.


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