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prediger schrieb am 2.1. 2007 um 09:25:33 Uhr über

SS

Die Sturmabteilung (kurz SA) war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte als Schlägertruppe eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten. Nach der Machtergreifung kurzzeitig auch als Hilfspolizei eingesetzt, verlor die SA im Sommer 1934 nach der Beseitigung und Ermordung ihrer Führungsspitze zur Abwehr eines angeblichen „Röhm-Putsches“ in der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend an Bedeutung.


SA-Männer flankieren Adolf Hitler während des Reichsparteitages 1934.Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Die Rolle der SA bei Hitlers Machtergreifung
2 Hitlers Doppelspiel
3 „Röhm-Putsch“ 1934
4 Nach 1934
5 Aufbau und Gliederung
6 Dienstränge
7 Uniformierung und Abzeichen
8 Presseorgan
9 Literatur
10 siehe auch
11 Weblinks



Die Rolle der SA bei Hitlers Machtergreifung [Bearbeiten]
Joseph Göbbels (rechts neben der Fahne) umringt von SA-Männern. 1926.Anfangs 1921 von Ernst Röhm als Ordnertruppe gegründet, entwickelte sich die SA zu einem Kampfverband zur Einschüchterung politischer Gegner. Die SA sollte die offiziellen Versammlungen der NSDAP schützen und überwachen. Am 3. August 1921 wurde Hermann Ehrhardt von Röhm als erster Führer des NSDAP-Versammlungsschutzes eingesetzt, Ehrhard beauftragte mit dieser Aufgabe jedoch am 8. August den Leutnant Hans Ulrich Klintzsch. Am 4. November 1921 bekam der NSDAP-Versammlungsschutz den Namen „Sturmabteilung“. 1923 beteiligte sich die zu diesem Zeitpunkt von Hermann Göring geführte SA am Hitler-Ludendorff-Putsch und wurde in der Folge - ebenso wie die NSDAP - verboten. Nach der Neugründung der Partei 1925 wurde die SA unter Franz Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm (nach dessen Rückkehr 1930) zu einer schlagkräftigen und straff organisierten Organisation. Aufmärsche, gewalttätige Übergriffe gegen politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch gegen Juden, Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem auf Initiative der Sozialdemokraten gegründeten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sowie christlichen Gruppierungen wie der Kolping-Jugend häuften sich, während die SA - begünstigt durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP - immer stärkeren Zulauf erhielt (1930 hatte sie 60.000 bis 80.000 Mitglieder, 1932 bereits etwa 220.000 Mitglieder). Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von Brünings Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahlen im Juli 1932 gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit einem nächtlichen Fackelzug vom Großen Stern in Berlin kommend durch das Brandenburger Tor zur Reichskanzlei in der Wilhelmstraße.

Viele SA-Männer erwarteten die sofortige Machtübernahme im Stile eines gewaltsamen Putsches. Bereits im Frühjahr 1932 waren detaillierte Pläne für einen Staatsstreich der SA an die Öffentlichkeit gelangt.

Doch die Führung der Nationalsozialisten scheute die Option eines gewaltsamen Putsch der SA, der zu diesem Zeitpunkt einen Bürgerkrieg gegen den Roten Frontkämpferbund und das Reichsbanner mit unklarem Ausgang bedeutet hätte. Ob die Reichswehr und vor allem die preußische Polizei, die während der Weimarer Republik unter starkem sozialdemokratischen Einfluß gestanden hatte, sich geschlossen den Anweisungen der neuen Regierung fügten, war ebenfalls nicht sicher.

Von einem Stillhalten der SA konnte jedoch keine Rede sein. Unmittelbar nach dem 30. Januar fielen dem Terror der SA - allein in Berlin - mehrere Menschen zum Opfer und viele wurden verletzt. SA-Trupps organisierten auf eigene Faust Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.

Am 22. Februar 1933 wurde durch den kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring die preußische Hilfspolizei gegründet. Sie rekrutierte sich vornehmlich aus den Reihen der SA, die damit in den staatlichen Machtapparat eingebunden wurde. Die SA konnte nun mit staatlicher Autorität und umfassenden Zuständigkeiten operieren, was einerseits ihr Handlungsbedürfnis befriedigte, es andererseits zugleich auch kanalisierte. Zusätzlich wirkte die massive Präsenz der SA einschüchternd auf die reguläre Polizeikräfte, sich den neuen Machthabern anzupassen. Es wird geschätzt, dass allein in Berlin etwa 3000 bis 5000 SA-Männer zu Hilfspolizisten ernannt wurden.

In diesem Zusammenhang trat die SA-Feldpolizei in Erscheinung. Während diese berüchtigte Sondereinheit der SA-Führung anfangs zur Verfolgung und Inhaftierung von Regimegegnern eingesetzt wurde, erhielt sie später zunehmend innerorganisatorische Ordnungsaufgaben, die sie unter ihrer neuen Bezeichnung SA-Feldjägerkorps bis 1935 ausübte. Die preußische Hilfspolizei wurde bereits Anfang August 1933 wieder aufgelöst.

Die Dramaturgie der sogenanntenNationalen Revolutionbekam ihren ersten Höhepunkt mit dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933, eine Woche vor den Reichstagswahlen. Am gleichen Abend wurden in einer gezielten Aktion reichsweit Tausende führende Oppositionelle verhaftet.

Trotz dieser und anderer Repressalien konnte die NSDAP lediglich 43,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen (zum Vergleich die beiden Wahlen von 1932: 37,4% im Juli und 33,1% im November).


Hitlers Doppelspiel [Bearbeiten]Für Hitler war die SA gerade wegen des Terrors, den sie ausübte, in der ersten Phase der Machtübernahme extrem nützlich. Einerseits konnte er mit ihrer Hilfe seine Gegner einschüchtern und terrorisieren, andererseits konnte er sich bei den Konservativen als die einzige Person darstellen, die in der Lage war, die SA zu bändigen. Je nach Umständen drohte er implizit damit, der SA wirklich freie Hand zu lassen, oder versprach, mäßigend auf sie einzuwirken. Mit dieser Taktik brachte er die Konservativen dazu, dem Terror zuzustimmen und ihn auch noch dafür zu bezahlen, dass er den Terror auf einem 'erträglichen Niveau' hielt.


„Röhm-Putsch“ 1934 [Bearbeiten]
Ernst Röhm.Hauptartikel: Röhm-Putsch

Nachdem Hitler im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte (auch dank der SA), entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst. Am 30. Juni 1934 tauchte Hitler an Röhms Urlaubsort Bad Wiessee auf. Er beschuldigte ihn, Putschpläne zu hegen, sowie der Homosexualität. In der Parteiführung war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung homosexuelle Neigungen hatten. Röhm und seine engsten Gefolgsleute (wie auch andere unbequem gewordene Personen) wurden verhaftet und später ermordet. Es gibt bis heute keine Hinweise darauf, dass ein Putsch durch Röhm ernsthaft geplant war oder unmittelbar bevorstand.

Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:

Mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann.
Mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle (Röhm hatte Pläne zur Verschmelzung von SA und Reichswehr zu einer Volksmiliz unter seiner Führung).
Mit der Entmachtung dersozialistisch“ angehauchten SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf.
Durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 4 Millionen Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert.
Außerdem bereitete die Liquidierung den Weg für die mit der SA konkurrierenden Eliteeinheit SS (Schutzstaffel).

Nach 1934 [Bearbeiten]
SA-Männer verhindern, dass Juden die Universität Wien betreten. 1938Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute - nach fundierten Schätzungen gab es etwa 130 Tote - wurde die SA nahezu bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.

Als Viktor Lutze zum neuen Stabschef ernannt wurde, schuf er innerhalb der SA eine SS-ähnliche Elite-Standarte. Diese trug den Namen SA-Standarte „Feldherrnhalle“, war eine stehende und bewaffnete Einheit und galt als SA-Gegenstück zu den Verbänden der SS-Verfügungstruppe.

Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals im November 1938 bei den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind. Auch wurde sie kurz vor Kriegsende als Reservoir für Kämpfer des Volkssturms genutzt, wobei SA-Angehörige häufig durch Gewalttaten an Kriegsgefangenen oder Kapitulationswilligen auffielen.


Aufbau und Gliederung [Bearbeiten]Bis 1926 wurde der Kommandant der SA als „Oberster SA-Führer“ (OSAF) bezeichnet. Bis zu diesem Jahre galt die SA als eine von der NSDAP völlig unabhängige nationalsozialistische Kampforganisation. Ab Herbst 1930 übernahm Adolf Hitler die Führung der SA, wurde also selbst Oberster SA-Führer. Für den bisherigen Amtsinhaber wurde der neue Titel des SA-Reichsführer eingeführt und dieser stand nun auch unter der völligen Kontrolle der Partei. Mit der Schaffung des SA-Reichsführers wurde das Gegenstück des obersten SS-Kommandanten gebildet, der nun ebenfalls den Rang eines Reichsführers trug, aber formal dem SA-Reichsführer unterstellt war.

Mit der Rückkehr Ernst Röhms in die SA wurde nun der Rang des Chef des SA-Stabes - kurz: SA-Stabschef - eingeführt. Ernst Röhm wurde zum bekanntesten Träger dieses Ranges, denn nach seinem Amtsantritt ging er auf direktem Gegenkurs zu Hitler. Röhm wollte die SA-Kampforganisation erneut der Kontrolle der Partei entziehen und nach der Machtergreifung (1933) forderte er die2. Revolutionund die Schaffung einesNS-Volksheeres“, das die Reichswehr ablösen und deren Kader nun die SA bilden sollte.

Es ist verständlich, dass dieses nicht auf die Gegenliebe Adolf Hitlers und der Reichswehrführung stieß. Durch bewusst verfälschte Zitate und von Aufrufen Röhms, die verbreitet wurden, wurde der Allgemeinheit der Eindruck vermittelt, Röhm wolle einen Aufstand proben. Und bei 3,5 Millionen SA-Angehörigen hätte die Ordnungsmacht wirklich nicht viel dagegen unternehmen können. Röhm betonte stets in internen Parteikreisen: „Bedenkt, fast vier Millionen Rabauken stehen hinter mir!“… und das war sicherlich nicht im Spaß gesagt. Verbreitet wurden diese „Revolutionsgerüchte“ vor allem durch das einstige SA-Oberhaupt Hermann Göring und dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der damals noch die Dienstgradabzeichen eines SS-Obergruppenführers trug. Letzterer versicherte Röhm schriftlich immer wieder, dass er und die SS Röhm bedingungslos beistehen und folgen würden. Aber dass dies nur Lippenbekenntnisse waren, bewies die brutale Ausschaltung der gesamten SA-Führung durch die SS:

Am 30. Juni/1. Juli 1934 wurde die SA-Führung durch Angehörige des - allgemein durch seine Brutalität gefürchteten - SS-Totenkopfwachsturmbannes „Oberbayernverhaftet und sofort durch Exekutionskommando der Leibstandarte-SS Adolf Hitler erschossen. Diese standen unter dem Befehl JosefSeppDietrichs.

Röhm selbst wurde am 1. Juli durch die Dachauer Kommandeure des Wachsturmbannes „Oberbayern“, Theodor Eicke und dessen Stellvertreter Michel Lippert, in seiner Zelle erschossen.

Röhms Nachfolger als Stabschef wurde Viktor Lutze. Nach dem Unfalltod Lutzes im Jahre 1943 wurde Wilhelm Schepmann Stabschef.


Dienstränge [Bearbeiten]Die SA war ganz ähnlich wie die anderenNS-Kampforganisationen“ (SS, NSKK und NSFK) gegliedert. Auch die Abzeichen und Ränge glichen sich stark, da die SS, das NSKK und NSFK ursprünglich (bis Sommer 1934) Unterorganisationen der SA gewesen waren .


Rangabzeichen der SADie Dienstränge waren:

SA-Anwärter
SA-Mann
SA-Sturmmann
SA-Obersturmmann
SA-Rottenführer
SA-Scharführer
SA-Oberscharführer
SA-Truppführer
SA-Obertruppführer
SA-Haupttruppführer
SA-Sturmführer
SA-Obersturmführer
SA-Sturmhauptführer (bis Oktober 1934)
SA-Hauptsturmführer (ab Oktober 1934)
SA-Sturmbannführer
SA-Obersturmbannführer
SA-Standartenführer
SA-Oberführer
SA-Brigadeführer
SA-Gruppenführer
SA-Obergruppenführer
SA-Chef des Stabes

Uniformierung und Abzeichen [Bearbeiten]Die Angehörigen der SA trugen hellbraune Uniformen und wurden daher auch als „Braunhemden“ bezeichnet. Der braune Stoff soll aus überschüssigen Beständen gestammt haben, die für die Schutztruppe in Afrika vorgesehen war. Noch heute werden Neonazis mit der Farbe braun assoziiert. Am linken Arm wurde die sogenannte „Kampfbinde“, ein rotes Band mit Hakenkreuz, getragen. Weiterhin gehörten zur Uniform die Sturm- und Dienstgradabzeichen, die am Hemdkragen angebracht und je nach Gau (Gebietsgliederung) farblich unterschiedlich gestaltet waren. Die Uniform musste von jedem SA-Mann selbst gekauft werden, weswegen man auf Bildern häufig unvollständig ausgerüstete SA-Mitglieder sieht. Absolventen der SA-Reichsführerschule bekamen die seltene Tyr-Rune verliehen.


Presseorgan [Bearbeiten]Seit März 1928 erschien im Völkischen Beobachter eine monatliche Beilage unter dem TitelDer SA-Mann“, die ab dem 5. Januar 1932 durch die Oberste SA-Führung als selbständiges Wochenblatt herausgegeben wurde. Chefredakteur der Zeitung, die sich in erster Linie mit militärischen Themen sowie internen Angelegenheiten von SA und NSDAP beschäftigte, war Josef Berchtold.


Literatur [Bearbeiten]Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism, Lexington: Univ. Press of Kentucky 1998, ISBN 0-8131-2047-0
Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München: C.H. Beck 1989, ISBN 3-406-33624-8

siehe auch [Bearbeiten]Reichsführerschule der NSDAP
Horst-Wessel-Lied, das Kampflied der SA

Weblinks [Bearbeiten]Die Sturmabteilung (SA) (LeMO)
SA - Die Sturmabteilung im Dritten Reich (Arbeitskreis Shoa.de)
Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926–1934, Diss. Technische Universität Berlin, 2005. Elektronische Ressource 3,8 MB
SA-Feldpolizei Gedenkstätte SA-Gefängnis Papestraße




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