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mcnep schrieb am 17.5. 2008 um 11:20:11 Uhr über

Quamoclit

Quamoclit ist der Bestandteil des Namens einer Reihe von Kletterpflanzen, wie etwa der Sternwinde Quamoclit lobata oder die Federwinde Ipomoea Quamoclit, die im Englischen auch unter dem hübschen Namen hummingbird vine, Hummelwein, bekannt ist. Allen gemein ist, dass es einjährige, ursprünglich in tropischen Klimaten beheimatete schnellwüchsige Rankpflanzen sind, im Fall der Quamoclit lobata, die auf meiner Terrasse steht, als interessante Doppelhelix-Winden laufend, die dicht an dicht mit kleinen Blüten besetzt sind, die im Verlauf der Reife ein bezauberndes Farbspiel vom Rot über Orange und Gelb ins Weiß durchlaufen. Ja, und die Form der Blüten, und hier nähere ich mich dem Zweck dieses Eintrags und vermutlich auch jener Frage, die den unvertrauten Leser dieses Wortes beim ersten Ansichtigwerden durchzogen haben muss... Die Blüten sind relativ klein, 2, 3 Zentimeter etwa, kein Blütenkelch, eher schlauchartig geblähte schlanke Böhnchen. Diese Bohnenform ist nach Auskunft einiger Garten- und Botanikseiten im Netz auch für die Namensgebung verantwortlich, denn Quamoclit soll der griechische Ausdruck für die Zwergkidneybohne sein. Nein nein, sagen da einige andere Quellen, das Wort setzt sich zusammen aus den Worten für 'klettern' und 'Bohne', behaupten dies jedoch stets mit merkwürdig unvollständigen Belegen, mein mittelprächtiges Griechischwörterbuch hilft mir jedenfalls in keiner dieser Richtungen weiter, die kennen meist auch nur fasolia als Wort für Bohne... Eine dritte Erklärungsmöglichkeit fand ich dann noch in einem 'Wunder der Natur'-Buch für die ganze Familie im amerikanischen Sprachraum, wo schlichtweg gesagt wurde, dass viele Pflanzen griechische oder lateinische Bezeichnungen trügen, nicht so jedoch die Quamoclit, deren Name direkt aus dem Aztekischen stamme... Also was denn nun? Mein Verdacht ist, es gibt eine vierte, ungenannte Wahrheit und die geht ungefähr so: Irgendwo in einem Dschungel entdeckt ein Team von Botanikern eine unbekannte Kletterpflanze, über und über mit kleinen bunten Blüten bedeckt, die an Böhnchen erinnern.... Ja, auch an Böhnchen vielleicht, aber das Team ist seit sechs Monaten im Urwald unterwegs, solange schon vermissen diese robusten, widerstandsfähigen Forscher ihre geliebten Freundinnen und Ehefrauen, vier Heteros in zwei Zelten, das heißt Entsagung pur, und da steht diese Pflanze vor ihnen, mit ihren Blütenwickeln aus leuchtend roten Miniböhnchen und der Expeditionsleiter hat einen Namen für die Pflanze gefunden. Aber ein wenig muss auch an die gestrengen taxonomischen Gesellschaften und die Lehrbuchverlage in der fernen Heimat gedacht werden, und so wird zunächst der ursprünglich angedachte Name Ipomoea quasimodo clitoris (in der Art einer...) camouflierend zu Quamoclit zusammengezogen und anschließend der philologische Ahnenpass gefälscht - doch dazu müssen erst Mitwisser beseitigt, Lexikographen bestochen und Archive gefälscht werden, und da sieht man wieder einmal, was für weitreichende Folgen Hormone in der Wissenschaft haben können.


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