Jeder Gogomeister sollte die unvermeidlichen Folgen der Gogos kennen, damit er sich selber und seine Freunde darauf vorbereiten kann. Diese Folgen sind nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage ganz sicher, hängen aber natürlich davon ab, wie schnell sich die Gogos ausbreiten, wenn sie erst einmal einen Minimalmarkt gebildet haben. Die hier beschriebenen Folgen sind unausbleiblich und nur der Zeitpunkt an denen sie eintreten ist fraglich.
Wir haben da allerdings einen Anhaltspunkt in der Geschichte von Wörgl wo nach einem Jahr eine Ausbreitung des Wörgler Geldes auf das sechzigfache gerade noch durch das Verbot verhindert wurde. Die Gogos könnten sich also in drei Jahren weltweit verbreitet haben.
Untersuchen wir nun, was die erste Folge der Gogos sein wird. Sie werden zur Bezahlung von Waren verwendet werden und damit diese vom Markt als Warenangebot entfernen. Die Gogos bleiben aber nun im Besitz des Verkäufers auf dem Markt und halten weiter Nachfrage nach Waren. Damit bleiben weniger Waren für das andere Geld auf dem Markt. Laut dem Gesetz von Angebot und Nachfrage muß das die Preise der Waren erhöhen. Nicht für die Gogos weil die ja kaufkraftstabil gehalten werden, aber für das andere Geld. Das wird also auf dem Markt weniger wert und das löst früher oder später eine Lawine los, bei der auch das Geld der Guthaben auf den Markt strömt. Seine schon vorher bestehende Wertlosigkeit stellt sich nun heraus.
Ein Gogomeister muß also beim ersten Anzeichen solcher Warenpreissteigerungen das für die Gogos eingenommene Nationalbankgeld durch Gogowechsel ersetzen oder etwas anderes dafür kaufen, denn die Lawine wird nicht aufzuhalten sein, wenn sie erst einmal losgetreten wurde.
Was passiert aber dann mit den Edelmetallen? Ihr Preis bildet sich genau so wie alle anderen Preise nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage und wird auch gegenüber dem wertloser werdenden Nationalbankgeld steigen.
Es ist allerdings fraglich ob die Preissteigerung so hoch sein wird, wie die von lebenswichtigeren Gütern. Sie werden ja nicht mehr als Tauschmittel gebraucht und das vermindert die Nachfrage danach. Auch hier haben wir ein geschichtliches Beispiel. Als 1873 das Silber demonetisiert wurde fiel sein Preis auf etwa 20% des früheren Preises und das obwohl noch Silbermünzen geprägt wurden und einzelne Länder das Silber nicht demonetisierten. China hatte eine Silberwährung noch bis 1931.
Ähnlich wird es dem Gold ergehen, wenn stabile Gogos als Tauschmittel allgemein verwendet werden. Da wird sich herausstellen, daß der Wert des Goldes nur so hoch war, weil es als einziges Tauschmittel angesehen wurde. Fällt diese Nachfrage weg, bleibt sehr wenig des ursprünglichen hohen Preises übrig. Es mag einige Zeit dauern bis es so weit kommt, weil viele Leute in einigen Ländern es als Schatzmittel noch lange gebrauchen werden in der Hoffnung, daß es wieder einmal eine Goldwährung geben wird.
Eine Goldwährung wurde bisher nach eine Inflation immer wieder eingeführt weil kein anderer Weg bekannt war die Währung zu stabilisieren. Deshalb wurde auch in Kauf genommen, daß die Goldwährung immer wieder in Deflation ausartete. Die Gogos kennen aber weder Inflation noch Deflation und eine Goldwährung ist daher überflüssig und wie alles Überflüssige wenig wert.
Das wird die schwerwiegenste Folge der Gogos sein. Gibt es einmal Gogos, braucht man keine Edelmetallwährung mehr und damit keinen Wirtschaftskampf um die knappe Golddecke. Würde die Verknappung der Golddecke in einzelnen Ländern zur Deflation führen, gäbe es viele Freiräume für lokale Gogos. Eine Unterdrückung von Geldexperimenten ist im Zeitalter des Internets bei länger dauernder Deflation kaum mehr möglich und falsch konstruiertes Gesellgeld, wie das von Irving Fisher wird auch keine Chance haben. Den Unsinn kann ein einziger Artikel aufdecken und da kein Kaufmann so ein Geld mit einer jährlichen Gebühr von 104% annehmen wird, ist es überflüssig sich damit zu beschäftigen.
Die staatliche Einführung so eines Geldes, selbst mit einer geringeren Umlaufgebühr von 52 oder 48% Gebühr im Jahr wird genau so unmöglich sein, wie eine alternative Einführung mit derart hohen „Umlaufsicherungen“. 12% könnte in einer Situation, wie sie in Wörgl war, für kurze Zeit toleriert werden, aber auch hier wird es schwer sein, so ein Geld in Umlauf zu halten, wenn das Nationalbankgeld wieder reinflationiert wird, was eine ganz automatische Folge der Einführung alternativen Geldes sein muß, wenn es sich ausbreitet. Auch das Geld von Wörgl hätte sich ohne Reduzierung der Umlaufsicherung und Einführung eines Wechselkurses nicht lange halten können.
5% Inflation UND 12% Umlaufsicherung hätten dazu geführt, daß es niemand mehr angenommen hätte. 12% wurden für kurze Zeit toleriert, weil dieses Geld während der Zeit seines Gebrauches, wie das Nationalbankgeld etwa 7% mehr wert wurde. Die „echte“ Umlaufsicherung waren also nur 5%. Außerdem war das mit 7% mehr wert werdende Nationalbankgeld fast völlig vom Markt verschwunden.
Das Experiment von Wörgl und die Umlaufsicherung von 12% muß in diesem Rahmen gesehen werden. Zu seiner Zeit und für kurze Zeit bewies es, daß 5% Umlaufsicherung toleriert werden und bei einem Überangebot von Waren genügen, diese in Bewegung zu setzen.
Es ist falsch, das Geld von Wörgl als Freigeld im Sinne Silvio Gesells zu sehen. Es hatte keinen Kaufkraftstandard und eine viel zu hohe Umlaufsicherung, um so einen zu halten. Dasselbe gilt auch für Wära und über die nordamerikanischen Versuche während der Wirtschaftskrise wollen wir lieber den Schleier des Vergessens legen.
Diese Versuche waren unbezahlbar, denn sie zeigten, was auf gar keinen Fall funktioniert. Die Teilerfolge von Wära und Wörgl für kurze Zeit, sollten aber nicht die Meinung aufkommen lassen, daß dies Experimente keine Fehler hatten. Auch 12% sind zu viel für die freiwillige Akzeptanz alternativen Geldes, solange die wirtschaftliche Situation noch keine höhere Deflationsrate als etwa 7% hat.
Bei Stagflation mit Inflationsraten unter 3% ist so ein Geld noch nicht konkurrenzfähig. Mit Inflationsraten um 0% ebenfalls nicht. In so einer Situation wäre die Ausbreitungsgeschwindigkeit so eines Geldes viel zu langsam, um einen merkbaren wirtschaftlichen Erfolg zu haben.
Theoretische Geldreformer vergessen dabei immer, daß Geld ja nicht nur ausgegeben werden soll, was bei einer höheren Gebühr leicht geschehen würde, genau so als bei einer höheren Inflationsrate, sondern auch angenommen werden muß.
Geld mit 104% Gebühr wurde jedenfalls nicht angenommen und auch das Sozial Credit Geld 1936 in Alberta, Canada mit 52% wurde nicht akzeptiert und seit der Weltwirtschaftskrise, wurde ein weiteres Experiment mit umlaufgesichertem Geld nicht einmal mehr versucht.
Inflationiertes Geld hat die Inflation als Umlaufsicherung. Nur, wenn man ein stabiles Geld haben will, braucht man eine andere Umlaufsicherung und natürlich erst recht bei deflationiertem Geld. Deflation will je eigentlich niemand, nicht einmal die Besitzer großer Geldvermögen aber leider ist es eben so, daß es eine stabile Währung nicht ohne Umlaufsicherung geben kann. Stabil heißt stabil und Geld welches mehr wert wird, ist auch nicht stabil.
Die Gogos haben so eine ausreichende Umlaufsicherung mit ihrer Gebrauchsgebühr. Leider ist es aber nicht mehr möglich, die großen existierenden Geldmengen nun einfach einer Gebrauchsgebühr zu unterwerfen. Mehr als 60 Jahre dauernder Geldmengenvermehrung haben einen derartigen Überhang von Geldmenge zu der Warenmenge auf dem Markt gechaffen, daß dieses Geld praktisch nichts mehr wert ist.
Eine Bereinigung ist nicht mehr zu vermeiden und danach muß man von Grund auf neu beginnen. Das heutige Geld ist nicht zu retten. Die Gogos müssen von Grund auf neu beginnen. Sie können es und es wird nicht der Untergang der Welt sein. Das Realkapital verschwindet ja nicht, selbst wenn es keine hohen Renditen mehr abwerfen kann. Weil es so viel Realkapital gibt, erlaubt die Konkurrenz keine ausreichende Rendite mehr. Das ist der Grund von Arbeitslosigkeit und Investitionsverweigerung des Geldkapitals.
Die kaufkraftbeständigen Gogos werden eine Wirtschaftsblüte ermöglichen, die alle scheinbaren Geldverluste schnell ausgleichen wird. Geld zu verlieren, das nichts wert ist, wird niemand erschüttern außer denjenigen, die große Geldmengen für Spekulation und als Machtmittel gebrauchen. Man darf diese Leute nicht unterschätzen, weil sie sicher wieder die Macht des Staates gebrauchen werden, wie in Wörgl um die Konkurrenz auszuschalten, falls es ihnen möglich ist. Man darf aber auch die Gogos nicht unterschätzen. Das Wörgler Geld in der Höhe von nur 5000 Schilling ersetzte 250,000 Schillinge des Nationalbankgeldes als Tauschmittel und die Nationalbank konnte von sich selber aus gar nichts dagegen tun. Sie mußte den Staat und seine Gerichte einschalten.
Wäre damals das Wörgler Geld nicht von einem weisungsgebundenen örtlichen Amt ausgegeben worden und die kurz bevorstehende Ausweitung auf etwa 300,000 wäre erfolgt, hätte das 15 Millionen des Nationalbankgeldes als Tauschmittel ersetzt. Das hätte sicherlich die Gesamtmenge dieses Geldes in Bewegung gesetzt und seine Wertlosigkeit geoffenbart.
So wurde aber der uralte Weg der Sachkapitalzerstörung durch einen Krieg wieder gegangen, damit das verbleibende Sachkapital wieder genug Rendite abwerfen konnte, um das Zinsverlangen des Geldkapitals zu befriedigen. Diesmal ist zwar die Situation eine etwas andere, weil das Sachkapital der vorher größten Wirtschaftsmacht der Welt, der USA, durch lang andauernde Überbewertung des Dollars langsam unbrauchbar und unmodern gemacht wurde. Es stehen also hinter dem Geld nicht mehr ausreichende Werte und die Inflation, die sonst erst nach einer Zerstörung von Sachwerten durch einen Krieg gemacht wurde, kann schon vorher gemacht werden.
Sie ist praktisch schon gemacht worden, nur erreichten die großen Geldmengen nicht den Gütermarkt. Güter für den Binnenmarkt der USA kamen aus allen Teilen der Welt sehr billig und hielten dort die Inflation im Rahmen. Das Geld für diese Güter landete auf dem Kapitalmarkt und verblieb dort. Die Waren, die in der ganzen Welt erzeugt wurden flossen nach der USA, konkurrierten dort die Erzeugerbetriebe nieder und machten die Arbeiter arbeitslos und jagten die mittelständigen Unternehmer in die Pleite.
Die Arbeiter in den Niedriglohnländern können sich ihre eigenen Erzeugnisse nicht leisten und daher werden die Preise der Waren auf dem Weltmarkt trotzdem gedrückt, was natürlich die Situation selbst in den Industrieländern immer schlechter macht. Die wirtschaftliche Situation treibt unaufhaltsam einem Zusammenbruch aller Währungen entgegen. Das ist die größte Angst der Herren des Geldes, denn sie haben das Meiste zu verlieren.
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