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Stoner schrieb am 16.10. 2004 um 12:35:13 Uhr über

Hostienschändung

Ein besonderes Brot

Wie schmeckt und riecht eine Hostie überhaupt? Hier eine Einführung für Nicht-Katholiken.

Von Markus Brauck


Cees Nooteboom hat in Rituale sehr plastisch beschrieben, wie es ist, eine Hostie zu bekommen:

"Er kniete nieder, sah die Hand des Priesters sich nähern (Kalbfleisch), bekam Lust, ordentlich hineinzubeißen, streckte dann aber die Zunge aus. Die trockene, leichte Substanz haftete einen Augenblick lang an dem weichen, feuchten Fleisch der Zunge, dann schluckte er. Gott war im Begriff, sich einen Weg in seine Eingeweide zu bahnen, wo er - das schien jetzt ganz unausweichlich -
sich in Samen verwandeln würdeEin Gedanke, auf den der Junge nur kommt, weil er kurz zuvor auf der Zunge des Mädchens, die ihm ein paar Tage vorher einen geblasen hat, «die Hostie schimmern" sah wie zuvor eben sein Sperma. Das führt dann auch gleich mitten in die Theologie hinein. Denn schließlich ist für Katholiken die dünne Oblate, die leicht nach Mehl und Wasser schmeckt, tatsächlich der Leib Christi. Und nicht nur symbolisch. Das ist theologisch etwas kompliziert, aber durchaus stimmig und soll hier nicht weiter aufhalten. Es ist indes genau der Grund, warum Katholiken der Hostie so viel Ehrfurcht
entgegenbringen, Prozessionen abhalten, sich niederknien und nächtelang betend vor dem Leib Christi verharren. Nur ein Tor könnte sich darüber lustig machen.

Katholiken glauben, dass sich die Hostie in der Messe zu etwas ganz anderem verwandelt. Was durchaus seine Parallele darin hat, dass sich die Welt durch Jesus auch in etwas ganz anderes verwandelt hat. Im weitesten Sinn könnte man
das Erlösung nennen. Katholiken nehmen die Hostie sehr ernst. Was ihr gutes Recht ist. Deshalb sind sie auch die Einzigen, die ihre Scherze machen
dürfen. Als in einer Messe ein paar Hostien auf den Boden fielen und ein paar Nonnen sehr erschraken, beruhigte der Frankfurter Jesuit und Sozialethiker Oswald von Nell-Breuning: "Keine Sorge, meine Damen, in dieser Form ist der Herr
nicht mehr leidensfähigUnd Frank McCourt, als Ire außerhalb jeden Verdachts kein Katholik zu sein, schrieb in Die Asche meiner Mutter den Satz: «Gott blieb mir am Gaumen kleben."



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