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Prof schrieb am 15.12. 2015 um 21:42:22 Uhr über

Heimchen

Das Heimchen, wie die Hausgrille (Acheta domesticus) volkstümlich genannt wird, ist ein etwa zwei Zentimeter großer, hellbraun gefärbter Vertreter der echten Grillen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Art dürfte in Nordafrika und Vorderasien zu suchen sein, doch sind die Tiere durch den Menschen schon früh in der Geschichte nahezu weltweit verbreitet worden. Die kalten Winter in Europa bewirkten jedoch, dass sich die Art eng an den Menschen anschloss und zum Kulturfolger wurde. Denn anders als Feld-, Wald- und Maulwurfsgrillen vermag die Hausgrille einen Winter im Freien hierzulande nicht zu überstehen. Innerhalb von Gebäuden jedoch ist die Art das ganze Jahr über aktiv. Ihre bevorzugten Aufenthaltsorte sind warme Gebäudebereiche wie beispielsweise Heizungskeller, zweifellos ein Erbe aus der subtropischen Heimat der allesfressenden Tiere. Auch auf Müllkippen hat diese Grillenart infolge der Fäulniswärme eine neue Heimat gefunden, die ihr inzwischen sogar das ganzjährige Überleben außerhalb von Gebäuden ermöglicht. Die Idividualentwicklung verläuft in der für Grillen typischen Weise und unterscheidet sich nicht von der anderer Heuschrecken. Die Larven ähneln also bereits den Erwachsenen und das Puppenstadium so vieler anderer Insektengruppen entfällt. Heimchen führen eine außerordentlich verborgene und nächtliche Lebensweise. Die Tiere verstecken sich in Mauerlöchern und Spalten, ihr Vorkommen würde also vermutlich nur ausnahmsweise bemerkt werden, gäbe es nicht die für Grillen so typischen Zirpkonzerte der Männchen. Dieses nächtliche Zirpen ist es, welche die Hausgrille, anders als die Schaben, eher zu Lästlingen als zu Schädlingen macht. Andererseits ist die Hausgrille aufgrund ihrer leichten Züchtbarkeit als nicht mehr weg zu denkendes Futtertier in der Terraristik von unschätzbarem Nutzen. Ferner kann die Hausgrille, wenn sie gemeinsam mit Schaben in einer Örtlichkeit vorkommt, deren Population beträchtlich eindämmen, denn die Heimchen fressen die in Form von Paketen abgelegten Eier der Schaben mit Vorliebe. Eine verwandte Grillenart wurde in einigen Zoos daher bereits erfolgreich zur biologischen Schabenbekämpfung eingesetzt. In früheren Zeiten galt das Heimchen überdies als Glücksbringer, denn wo selbst im Winter das Zirpen dieser Tierchen zu vernehmen war, dort gab es Nahrung und Wärme. „Das Heimchen am Herd“, das ist nicht nur eine übliche Bezeichnung für eine außerordentlich häusliche Frau, sondern auch eine bekannte Geschichte von Charles Dickens, welche uns Kunde darüber gibt, dass der Glaube an die glückbringende Grille früher auch in England recht verbreitet gewesen sein musste. Denn bei armen Leuten lebten keine Heimchen.


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