Gestern war in einem zweistelligen Sender ein holprig gemachter Beitrag zum Thema Gewaltprävention: In drei Einspielfilmen wurde je eine typische Situation gezeigt, die Zivilcourage, aber eben auch bedachtes Handeln erfordert hätte. Der erste Fall ähnelte dem, der vor einiger Zeit für Aufregung sorgte: Ein alter Mann keift zwei ausländische Halbstarke in der U-Bahn an und wird anschließend beim gemeinsamen Aussteigen nachdrücklich verletzt. Das zweite Filmchen zeigte einen Ein-Strich-kein-Strich-Jacken–Twen mit Goatee, Freundin und Umhängetasche (die Freundin hatte man ihm bestimmt an den Arm gegeben, damit, was dann kam, nicht wie antischwule Gewalt aussehen sollte, denn:), er mahnte ganz freundlich, 'was das denn solle', Einsicht von zwei Skinheads an, die gerade mit Mahnmalschändung befasst waren. Als daraufhin der eine der Skins auf den garantiert Studenten zuschritt und ihm diskursideosynkratisch ordentlich eine aufs Maul gab, fiel Umhängetäschchen sofort in reflexhafte Gandhistarre und ward darauf noch viel übler verdroschen. Fall drei war besonders einprägsam: Zwei von ungefähr wie Russlanddeutsche aussehende Männer urinieren am Straßenrand, die Bierflaschen noch in der Hand und werden von einem jungen Einfamilienhausherrn dafür während der Verrichtung hinter ihrem Rücken gescholten. Die beiden strullen zu Ende, schließen den Reißverschluss, drehen sich um und zerscherben ihre Flaschen im Gesicht des Tadlers, der, so der gesprochene Kommentar, 'mit schwersten Verletzungen in Gesicht- und Halsbereich' zurückbleibt; der Darsteller im Film war noch bemüht, den maladen Eindruck durch ein langgezogenes schwächliches Klagen zu verstärken, was insgesamt sehr unmännlich wirkte. Mein Fazit dieser kurzen Minidramen, die zusammen keine zwei Minuten gedauert haben mögen: Auch in Zeiten von HappySlapping und Seniorenkriminalität gilt: Kultur ist Beißhemmung minus x.
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