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Neo-der-Arschficker schrieb am 6.10. 2014 um 00:40:19 Uhr über

Bayern

Das Zen­trum der baye­ri­schen Un­ab­hän­gig­keits­be­we­gung liegt an der Münch­ner Baum­kirch­ner Straße 20 ge­gen­über der Bä­cke­rei Au­mül­ler und dem ne­ben dem Piz­za­ser­vice Pi­kant. Hier schal­tet und wal­tet Flo­rian We­ber, der Lan­des­vor­sit­zende der Bay­ern­par­tei (BP), und der sagt: ”Für Bay­ern hätte die Un­ab­hän­gig­keit viele Vor­teile.” Wel­che, ist auf der Home­page der weiß­blauen Se­pa­ra­tis­ten zu le­sen: Bay­ern sei der Zahl­meis­ter Deutsch­lands ist da zu le­sen und: ”Um Bay­erns Wohl­stand für künf­tige Ge­ne­ra­tio­nen zu si­chern, müs­sen wir den ni­vel­lie­ren­den Ein­fluß der Bun­des­re­pu­blik aus­schal­ten und die EU di­rekt mit­ge­stal­ten.”
Franz Josef Strauß: »Um Bayerns Wohlstand für künftige Generationen zu sichern, müssen wir den nivellierenden Einfluß der Bundesrepublik ausschalten und die EU direkt mitgestalten
Dazu sei es not­wen­dig, den Schul­den­staat Deutsch­land früh ge­nug zu ver­las­sen, ”be­vor uns die Ber­li­ner Re­pu­blik mit ih­rer über­bor­den­den Staats­ver­schul­dung in eine Si­tua­tion führt, aus der wir uns selbst nicht mehr be­freien kön­nen”. Bis­her war die Bay­ern­par­tei so wie die ­nigs­treuen eher ein folk­lo­ris­ti­scher Fle­cken in der weiß­blauen po­li­ti­schen Landschaft. Doch seit­dem klar ist, daß die Schot­ten jetzt über ihre Un­ab­hän­gig­keit ab­stim­men, ist das Was­ser auf die Müh­len der baye­ri­schen Separatisten: ”Wir von der Bay­ern­par­tei wün­schen un­se­ren schot­ti­schen Freun­den von Her­zen ei­nen Sieg beim Re­fe­ren­dum!” So das State­ment der Par­tei auf ih­rer Web­site. Denn einYeswürde sich auch auf an­dere Re­gio­nen in Eu­ropa po­si­tiv auswirken. In den 1970er Jah­ren gab es jene Witze über weiß­blaue Schlag­bäume an der Grenze zum Franz-Josef-Strauß-Land, an dem die da­mals noch kri­ti­schen Ma­ga­zine ”SternundSPIEGELab­ge­fan­gen wür­den. War nicht ganz an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen, hatte sich doch der Baye­ri­sche Rund­funk aus ei­ner ”Scheibenwischer”-Sendung mit dem Ka­ba­ret­tis­ten Die­ter Hil­de­brandt über die Fol­gen von Tscher­no­byl am 22. Mai 1986 völ­lig aus­ge­blen­det. Und so ganz an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen ist auch das se­pa­ra­tis­ti­sche Wir­ken der Bay­ern­par­tei nicht. Hat doch eine Um­frage der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung von 2009 mit dem Ti­tel ”Hei­mat­ge­fühl und Le­ben in Bay­erner­ge­ben, daß im­mer­hin 23 Pro­zent der Be­frag­ten ei­nen ei­gen­stän­di­gen baye­ri­schen Staat be­für­wor­te­ten und 16 Pro­zent mein­ten zu­min­dest teils/teils. Frei­lich, noch lehnt eine deut­li­che Mehr­heit von 56 Pro­zent eine bay­ri­sche Ei­gen­staat­lich­keit ab. Aber die Po­si­tio­nen po­la­ri­sie­ren sich, so je­den­falls die Stu­die: ”Un­ge­ach­tet der im Ver­gleich zu 2003 sta­bi­len Ein­stel­lungs­mus­ter fällt auf, daß die Be­für­wor­tung oder Ab­leh­nung al­ler un­ter­schied­li­chen As­pekte et­was po­la­ri­sier­ter aus­fällt.” Und jen­seits der Frage nach der Ei­gen­staat­lich­keit wünsch­ten sich im­mer­hin 59 Pro­zent mehr all­ge­meine Un­ab­hän­gig­keit für Bay­ern. Da­für plä­die­ren vor al­lem die Be­woh­ner des Groß­raum Mün­chens so­wie die Nie­der­bay­ern und Schwa­ben so­wie die Älteren. Es geht um Geld, Macht und Größe. Die 1946 ge­grün­dete Bay­ern­par­tei – eine ”regionalistisch-separatistische Par­tei mit wert­kon­ser­va­ti­vem Pro­gramm” (Wi­ki­pe­dia) – be­kam bei der Land­tags­wahl 2013 2,1 Pro­zent der Stim­men, hat aber schon bes­sere Zei­ten hin­ter sich. 1950 hatte sie im­mer­hin 17,9 Pro­zent der Stim­men ein­ge­sam­melt, 1954 noch 13,2 Pro­zent. Dann wurde sie in der so­ge­nann­ten Spiel­ban­ken­af­färe von der CSU in die Zange ge­nom­men. Wäh­rend die Christ­so­zia­len zur Staats­par­tei mit ab­so­lu­ten Mehr­hei­ten auf­stie­gen, be­gann der Nie­der­gang der Bay­ern­par­tei. Frei­lich, auch die CSU lieb­äu­gelte zwi­schen­durch und im­mer wie­der mit ei­ner staat­li­chen Un­ab­hän­gig­keit Bay­erns. So zu­letzt das CSU-Urgestein und ehe­ma­lige ”Bayernkurier”-Chefredakteur Wil­fried Schar­nagl 2012 in sei­nem Buch ”Bay­ern kann es auch allein”:
Im Frei­staat Bay­ern le­ben mehr als 12,5 Mil­lio­nen Men­schen (weit­aus mehr als etwa in Bel­gien). Seit 1871 ge­hört das wi­der­spens­tige ­nig­reich zu Deutsch­landmit Son­der­rech­ten. Die Nach­kriegs­ver­fas­sung von 1946 hat für das baye­ri­sche Volkein­ge­denk ei­ner mehr als tau­send­jäh­ri­gen Ge­schichtebis heute be­son­de­res Ge­wicht. Trotz­dem hat das Land Bay­ern an Kraft und Wirk­sam­keit in der po­li­ti­schen Rea­li­tät ver­lo­ren, ob­wohl es durch den Fleiß und die Tüch­tig­keit der Bay­ern an der Spitze der deut­schen Län­der steht so­wie im eu­ro­päi­schen Ver­gleichbe­zo­gen auf die Wirtschafts- und Fi­nanz­kraftan sieb­ter Stelle auf die Nie­der­lande folgt. Bay­ern ist Dop­pel­mit­glied in ei­ner Trans­fer­union und zahlt für die deut­schen wie für die eu­ro­päi­schen Län­der. »End­lich Schluss da­mit!«, sagt Wil­fried Schar­nagl, einst Al­ter Ego von Franz Jo­sef Strauß und Mit­glied des CSU-Parteivorstands. In sei­ner Streit­schrift führt der­ lang­jäh­rige Chef­re­dak­teur des »Bay­ern­ku­riers« mit Verve und Sach­ver­stand aus, wa­rum Bay­ern für seine Au­to­no­mie kämp­fen sollte.”
Die Ar­gu­mente für eine Ab­tren­nung Bay­erns von Rest-Deutschland sind da­bei de­nen von der Bay­ern­par­tei nicht allzu verschieden: Da ist etwa der dumme Ge­danke des Grund­ge­set­zes, daß die Le­bens­ver­hält­nisse der Men­schen sich in den ver­schie­de­nen Re­gio­nen an­nä­hern sol­len. ”Der Haus­halt der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land speist sich zu über ei­nem Vier­tel aus baye­ri­schen Steu­er­gel­dern. Die baye­ri­schen Steu­er­zah­ler zah­len an den Bund und an an­dere Bun­des­län­der mehr als 16 Mrd. Euro jähr­lich mehr ein, als nach Bay­ern wie­der zu­rück fließt”, be­klagt die Bay­ern­par­tei. Da­bei sei Bay­ern auf Rest-Deutschland gar nicht an­ge­wie­sen: ”We­der fi­nan­zi­ell noch po­li­tisch ist Bay­ern auf die Bun­des­re­pu­blik an­ge­wie­sen. Die Höhe der ge­leis­te­ten So­zi­al­ab­ga­ben, das Steu­er­auf­kom­men, und auch die Wirt­schafts­leis­tung lie­gen weit über dem Bun­des­durch­schnitt.” Und Bay­ern sei wahr­lich kein Klein­staat: ”Bay­ern ist un­ter den 28 EU-Staaten ge­mes­sen an sei­ner Be­völ­ke­rung der neunt­größte und steht mit sei­nem Gesamt-Bruttoinlandsprodukt an sieb­ter Stelle. Wirt­schaft­lich ge­se­hen ist Bay­ern ei­ner der be­deu­tends­ten Staa­ten in Eu­ropa.”
Wie auch im­mer, seit­dem klar ist, daß die Schot­ten ab­stim­men, klin­gelt in der BP-Zentrale an der Baum­gart­ner Straße das Te­le­fon, die in­ter­na­tio­nale Presse will wis­sen, wie es in Bay­ern mit dem Se­pa­ra­tis­mus stehe. ”Ent­schei­dend ist, ob die Be­völ­ke­rung das will”, sagt dann BP-Chef We­ber. Er würde es auch ver­schmer­zen, wenn sich im Fall der Fälle dann auch die Fran­ken selbst­stän­dig mach­ten und sich von Bay­ern lös­ten. Hat sich doch 2009 in Bam­berg be­reits die Par­tei für Fran­ken ge­grün­det, die ge­gen die Vor­herr­schaft Alt­bay­erns rebelliert.
Und wer weiß noch, daß Co­burg von 1918 bis 1920 ein ei­gen­stän­di­ger Frei­staat war?




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